Jay Strongman - Steampunk: The Art of Victorian Futurism

  • Über den Autor

    Jay Strongman war schon immer in der popkulturellen Szene involviert, sowohl als Journalist als auch als Beteiligter. Er schrieb für mehrere Zeitungen u.a. "The Sunday Times", "Vogue" als auch für "New Musical Express".

    Vor über 40 Jahren eröffnete er in London seinen ersten Neo-Rockabilly Store bevor er einen legendären Start als DJ hinlegte und in den 80er und 90er Jahren als gefragter Star tourte, sogar als erster westlicher DJ in der ehemaligen Sowjetunion.


    Über das Buch

    Das Buch hier ist ein wunderschönes kunsthistorisches Gesamtwerk über die Entwicklung und Einfluss des "Steampunk" in den Medien aber insbesonders der Literatur - ob es jetzt die fin de siécle Novellen von H. G. Wells sind oder die Voyages Extraordinaires von Jules Verne. Beide werden herangezogen, genau so wie auch Edward S. Ellies 'Edisonades' (nach Thomas Edison) von 1868 und anderen Werken. Auch Kunstobjekte aus der Neuzeit, die im Einfluss des Steampunks entstanden, bekommen so ihren Glanz.


    Damals war der neo-viktorianische Einfluss noch geprägt vom Schmutz und Ruß, dem Elend und dem Chaos der "dunklen, satanischen Mühlen" der Industriellen Revolution. Nicht umsonst gab es die Ludditen (nach Ned Ludd benannt), welche versuchten den industrielle Revolution anzuhalten aber von der britischen Polizei aufgehalten worden sind.

    Es war eine naive Zeit, in der noch keine Angst von nuklearen und biologischen Waffen bestand. In dieser Ära hätte niemand geglaubt, dass das Ende der Welt mit diesen Waffen eingeleitet werden kann. Es war auch vor der Zeit der mechanisierten und organisierten Gewalt, also ich rede vom technisierten Genozid die Hitler, Stalin, Mao und Pol Pot praktizierten.


    Während Steampunk sich oftmals fragt "Was wäre wenn...", ist der neo-viktorianische Ansatz der hoffnungsvolle Blick in die Zukunft, mit Fragen, wie die Zukunft mit Dampfbooten und Flugschiffen (also Zeppeline) aussähe. Es war eine Zeit, als die Denker ein Verlangen nach Abenteuern hatten, als die Welt noch nicht vollständig erforscht und Erkundung eine ruhmreiche Tätigkeit war.


    Über die Bilder

    Natürlich gibt es in diesem Kunstbuch wunderschöne Bilder von aktuellen Künstlern; keine Seite ist vollständig mit Text bedeckt, es zieren überall alte wie auch moderne Bilder die das (Neo-)Viktorianischem Zeitalter darstellen. Etwa zwei Drittel des Buches sind so gefüllt. Auch die Seiten sind ein wenig auf alt getrimmt und bekommen so einen Papyrus-Flair, obwohl es. hochwertiges Papier ist.


    So beginnt die Einleitung mit den offensichtlichen Vorreitern u.a. die Hetzel-Ausgabe von "20,000 Lieues Sous les Mers" (1871) von Jules Verne, mit den Illustrationen von Alphonse de Neuville und Édouard Riou.

    Auch Quellen zu dem Werdegang werden zitiert, großmundig natürlich die erste Sci-Fi-Kreatur Frankenstein von Mary Shelley - und damit die maßgebende Illustration der dritten Ausgabe von 1831.


    Alles ist durchspickt mit Ansätzen des (modernen) Steampunks, der auf seine Vordenker und literarische Vorlagen zurückgreift und auch erklärt, wie sich vieles in der Kunst wiederholt.

    Ein großer Teil des Buches befasst sich mit Kunstobjekten, welche ihre Anleihen aus (Neo-)Viktorianischer Zeit und dem Steampunk entlehnt.


    Fazit

    Für mich kann ich nur sagen: Ich liebe dieses Buch, ich kann es nicht anders sagen. Aber ich muss auch sagen, ich bin sehr eigen, was das angeht. Ich habe für Kunstbücher meine Baumwollhandschuhe, die ich beim Blättern trage, damit bloß kein Fettfleck reinkommt.


    Ich sehe das Kunstbuch als gelungene Komposition zwischen Kunst und Historik, in dem beide Facetten angemessen beleuchtet werden. Wer Steampunk liebt, wird hier seine Freude daran haben - aber auch Kunstliebhaber werden bestimmt auch auf ihre Kosten kommen, überschneiden sich doch die Interessen in diesem Buch besonders gut.


    Und selbst wenn man kein oder kaum Englisch kann, den belohnt das Buch mit wunderschönen Illustrationen aus den letzten 200 Jahren. Es sind einige aktuelle Render- und Digitalbilder dabei, welche die Atmosphäre des Buches aufgreifen und anreichern.

    Wer Kunstbücher (Artbooks) liebt, der sollte hier auf jeden Fall zugreifen.


    Ich vergebe die volle Punktzahl von 5 Sternen. :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5:


    PS: Solche Kunstbücher sind einfach zu selten und wenn irgendwer noch andere ähnliche Bücher kennt, her damit - für sowas bin ich IMMER zu haben und begeistern mich.