John Scalzi - Schicksal / The Last Emperox

  • Kurzmeinung

    Wann
    originelle Ideen, leicht lesbar, humorvoll, aber teils schlimme Personenzeichnung und Storyentwicklung.
  • Kurzmeinung

    Sushan
    Leider ein mäßiger Abschluss und viel verschenktes Potential. Da wäre wesentlich mehr drin gewesen.
  • Inhalt:


    "Der Kollaps der Ströme macht mittlerweile auch den Köpfen der mächtigen Handelshäusern große Sorgen. Allen ist klar, dass allein auf dem Planten Ende ein Leben nach der Interdependenz möglich ist. Ihr Plan: Ende in ein Habitat für die Reichen und Mächtigen zu verwandeln, während der Rest der Interdependenz seinem Schicksal überlassen wird.
    Die Imperatox Grayland II. möchte weiterhin einen Großteil ihrer Untertanen vor dem drohenden Kollaps retten. Unter Führung von Nadashe Nohamapetan proben die Handelshäuser deshalb den Aufstand: In einem Coup soll die Imperatox entthront werden.
    Doch auch Grayland sammelt ihre Kräfte: Der geniale Physiker Marce Claremont macht überraschende Fortschritte, was die Analyse der Strom-Dynamik angeht. Und Lady Kiva Lagos hat nicht die geringste Lust, sich von ihrer Erzfeindin Nadeshe aufs Kreuz legen zu lassen und geht zum Gegenangriff über …"


    Quelle: Amazon


    Meine Meinung:


    Mit „Schicksal“ beendet John Scalzi nach einiger Wartezeit, nun endlich sein Imperium der Ströme – und lässt wiederum viel Potential liegen.


    Drei Jahre hat es gedauert, bis der abschließende Band endlich erschien und das stellte mich vor ein kleines Dilemma. Ich konnte mich zwar noch sehr gut an die Rahmenhandlung erinnern und die spannende Zukunftsvision einer Menschheit, die trotz aller Technologie weiterhin von der Natur abhängig ist - nicht aber an einzelne Personen oder die Interessen und Verquickungen der großen Handelshäuser.

    Kurz hatte ich überlegt, die beiden Vorgänger nochmal zu lesen, dann aber beschlossen, es einfach mal zu versuchen.

    Scalzi war sich dieser Problematik offenbar auch bewusst und löst sie durch kleinere Rückblenden, die er sehr geschickt einbaut, ohne langatmig oder redundant zu wirken.

    Ich war erstaunt, wie viel mir beim Lesen dann doch wieder eingefallen ist, was mich sehr gefreut hat. Das ist ein dicker Pluspunkt gewesen, zumal es sich wunderbar in die Leichtigkeit seines Schreibstils eingefügt hat. Dieser wird leider an einer anderen Stelle zum Problem und trübt den Gesamteindruck der kompletten Reihe.


    Scalzi`s Welt ist episch, voller Handels,- und Herrscherhäuser, Monopolkämpfe und Intrigen. Das übersieht man leicht, weil sein Schreibstil so unterhaltsam ist, mit einem Hang zu cooler Action und einer gewissen Flapsigkeit. Nicht umsonst gilt er, als einer der zugänglichsten SciFi Autoren, unserer Zeit.

    Im Nachhinein frage ich mich aber, ob er sich bewusst ist, wie viel Potential er verschenkt oder ob er sich Plot-technisch einfach übernommen hat. Das Imperium der Ströme hätte locker das Zeug zu einem Game of Thrones im Weltall, inklusive Verfilmung/Serie gehabt. Ich hatte eigentlich erwartet, dass er den politischen Teil seiner Handlung ausbaut und mehr in die Tiefe geht.

    Zu viele Aspekte der großen Herrscherhäuser und ihrer verschiedenen Gesellschaften bleiben unbeleuchtet, ganze Planeten unentdeckt und mancher Charakter fristet sein oberflächliches Dasein, degradiert zu funktionellen Plot Vehikeln. Das ist so schade!

    Stattdessen zoomt Scalzi in kleinteilige Begebenheiten, so dass „Schicksal“ eher wie ein Buch gewordener Action Film anmutet.

    Bisweilen habe ich mich sogar gefragt, ob er überhaupt Lust hatte, dieses Buch zu schreiben oder ob es sich nur um eine Vertragstechnische Angelegenheit nach dem „Fire and forget“ Prinzip handelte.

    Vielleicht lag es aber auch an mir, die einfach zu viel erwartet hatte - ich habe manchmal einfach zu hohe Ansprüche, wenn ich mir etwas in den Kopf gesetzt habe.


    All das hätte ich Scalzi aber noch nachsehen können, nur kam dann eben das Ende, welches mich richtig geärgert hat.

    Bis kurz vor Schluss wusste ich nämlich nicht, wie er alle diese Stränge zusammenführen und auflösen möchte, ich fing bereits an zu überlegen, ob ich doch noch weitere Bücher geplant sind. Leider lauerte hier die größte Enttäuschung überhaupt, denn obwohl Scalzi alle Fragen beantwortet, zieht er sich doch nur mit unbefriedigenden und regelrecht billig wirkenden Zusammenfassungen aus der Affäre. Darüber habe ich mich hinterher noch lange geärgert und es verstärkte den Eindruck der Lustlosigkeit.

    Gleichzeitig hat es mir auch gezeigt, wie investiert ich in diesen Stoff gewesen bin, was eigentlich ein tolles Kompliment für den Autor ist.


    Fazit:

    Aller Kritik zum Trotz möchte ich dennoch ein recht positives Fazit ziehen und finde, man sollte diese Reihe in ihrer Gesamtheit betrachten. Hier überwiegen dann eindeutig die positiven Aspekte und es bleibt eine kurzweilige SciFi Geschichte übrig, mit tollem Worldbuilding, frischen Ideen, guten Dialogen und sympathischen, teils skurrilen, Charakteren. Wer in diesem Genre gute und leichte Unterhaltung sucht, der wird hier auf jeden Fall fündig.

    Leider bleiben die LeserInnen etwas auf der Strecke, die von den politischen Machtspielen gefesselt werden oder sich mehr Tiefe wünschen. In dieser Hinsicht schafft es der Autor einfach nicht, seinem Stoff gerecht zu werden.

    Trotzdem würde ich die Bücher weiterempfehlen, vielleicht auch gerade an Leser und Leserinnen, die mit SciFi nicht so viel anfangen können oder in die Thematik einsteigen möchten. Cixin Liu bleibt, mit seiner Trisolaris Reihe, in dieser Hinsicht sicherlich die absolute Messlatte, dafür kann Scalzi wiederum mit seiner Zugänglichkeit punkten, die wirklich Spaß macht.


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    "Ich bin eitel, hochmütig, tyrannisch, blasphemisch, stolz, undankbar, herablassend - bewahre aber das Aussehen einer Rose" Pita Amor

  • K.-G. Beck-Ewe

    Hat den Titel des Themas von „John Scalzi - Schicksal“ zu „John Scalzi - Schicksal / The Last Emperox“ geändert.