Johanna Adorján - Ciao

  • Kurzmeinung

    Marie
    Ironische Erzählung über Leben und Scheitern erfolgreicher Großstädter. Sämtliche Klischees bedient und überhöht
  • Über die Autorin:
    Johanna Adorján, geboren 1971 in Stockholm, wuchs in München auf und studierte Theater- und Opernregie. Sie arbeitet als Journalistin, inzwischen hauptsächlich für die Süddeutsche Zeitung. Ihr Bestseller „Eine exklusive Liebe“ (2009) wurde in 16 Sprachen übersetzt. Es folgten „Meine 500 besten Freunde“ (2013), „Geteiltes Vergnügen“ (2016) und „Männer“ (2019).
    (Quelle: Klappentext)


    Buchinhalt:
    Hans Benedek ist Feuilletonist bei einer Berliner Zeitung. Er hält sich für den Nabel der Welt und hat noch nicht bemerkt, dass dem längst nicht mehr so ist. Als er über die zur Zeit angesagteste Influencerin und Feministin einen Artikel schreiben möchte, platzt die Blase, in der er lebt, auf einmal überraschend schnell.


    Das Buch umfasst 267 Seiten, unterteilt in 26 durchnummerierte Kapitel.


    Meine Meinung:
    Ein recht amüsant zu lesender Roman über die verblüffend schnelle Demontage eines alten weißen Manns und über die Kluft zwischen Fremd- und Eigenwahrnehmung. Der Protagonist, finanziell gut gestellt, verheiratet und Vater einer pubertierenden Tochter, merkt zu spät (wenn überhaupt), dass sich die Zeiten geändert haben. Konnte er sich bisher durch sein Leben schlängeln, auf alten Erfolgen ausruhen, so muss er nun durchaus Rechenschaft darüber ablegen – sowohl beruflich als auch privat. Aber das kann er nicht gut, denn hinter seiner Fassade ist nicht viel Substanz vorhanden.


    Auch wenn bei Amazon von einer Gesellschaftssatire die Rede ist, die „extrem komisch und gleichzeitig schmerzhaft heutig“ sein soll, so kann ich mich diesem Urteil nicht ganz anschließen. Ja, die Geschichte ist amüsant zu lesen, aber als extrem komisch empfinde ich sie nicht. Hier werden mehrere Leben demontiert und das ist für mich meistens nicht komisch, selbst wenn diese öffentlichen Demontagen einen echten Grund haben. Und ist es wirklich eine Satire? Ich denke nicht, dazu ist mir die Geschichte wieder zu seicht und leicht und zu wenig überspitzt. Das einzige, das ich davon wirklich bestätigen kann, ist „heutig“ - eine intelligente junge Frau nutzt die Mittel der Zeit, um alte Machenschaften sowie tolerierte und von oben gedeckte Gewohnheiten aufzudecken und die dahinter stehenden „alten weißen Männer“ zu demontieren.


    Mein Fazit:
    Leicht zu lesen, amüsant und mit heutigen Themen, doch nicht so vielversprechend wie die Anpreisungen erhoffen lassen.

  • dazu ist mir die Geschichte wieder zu seicht und leicht

    Das glaube ich Dir sofort. Ich kenne den Roman nicht, aber andere kurze Texte der Autorin - und, na ja, viel Gedöns und wenig Substanz.

    Vielleicht bin ich aber auch zu streng :scratch: .

    :study: Percival Everett, James.

    :musik: Agatha Christie, Mord im Pfarrhaus.


    "Der echte Bibliophile liebt mehr als Form und Inhalt eines Buches seine Existenz; er muss es erst gar nicht lesen" (Werfel, Die vierzig Tage des Musa Dagh, S. 49).