Ben Weber - Keine Panik, Probepapa! (ab 10.10.2021) (mit Autor)

  • Cover, Klappentext, Layout

    Das Cover gefällt mir gut! Der blaurote Rahmen um Titel und Autor passt zu den Farben des Fotos. Auch der schlichte weiße Rahmen um beides herum wirkt auf mich schick. Etwas ungewöhnlich ist nur der dunkle Streifen ganz links, der zu dem Buchrücken gehört.

    Den Klappentext finde ich inhaltlich und sprachlich ansprechend. Spannend ist für mich auch der Hinweis auf den autobiografischen Hintergrund. Damit stellt sich natürlich immer wieder die Frage, was persönlichen Erfahrungen entspricht und was der Fantasie des Autors entspringt. Außerdem wird es bestimmt interessant, mehr über das Kind und den Umgang mit ihm zu erfahren. Kinder, die bei Pflegeeltern oder in einem Heim aufwachsen, haben oft Schlimmes erlebt, das sie in irgendeiner Weise geprägt hat.

    Die Schriftgröße ist sehr angenehm zu lesen. Dazu trägt auch der recht große Zeilenabstand bei.

  • 1. Kapitel (S. 7-18)

    Der Schreibstil gefällt mir außerordentlich gut: Der Text ist flüssig lesbar, abwechslungsreich und sehr humorvoll. Spontan musste ich z. B. bei dem folgenden Satz lächeln:

    Zitat

    „Huhu, ich bin's!" (S. 7)

    Das höre ich oft genug, wenn mich jemand aus meiner Familie anruft, und natürlich weiß ich sofort, wer am Telefon ist. Noch lustiger sind die Reaktionen des Ich-Erzählers auf das Verhalten des Kindes, den Redebedarf seiner Frau oder die Kommentare zu den Äußerungen seines Chefs.

    Nachgeschlagen habe ich gerade „Verdorri!" (S. 7); den Ausdruck kannte ich noch nicht, man lernt ja nie aus.

    Gerne würde ich jetzt sofort weiterlesen, aber wegen der Leserunde bremse ich meine Neugier ein wenig und lese morgen weiter.

  • Cover & Aufmachung

    Etwas ungewöhnlich ist nur der dunkle Streifen ganz links, der zu dem Buchrücken gehört.

    Das finde ich auch. Wenn man sich die Rückseite und das Bild vorne ansieht, vermute ich mal, das Bild müsste ein wenig mehr nach Links gezogen sein, damit der schwarze Streifen nicht ins vordere Cover reinrutscht. Und das Foto wäre dann etwas mittiger. Also eigentlich ist der Streifen vorne zu viel und der Rest müsste weiter nach links.

    Aber das ist nur, wenn es rein um Perfektion geht. (Was beim SelfPublishing ja manchmal auch schwierig ist, weil man das Ergebnis vorher oft nicht genau sehen kann.)

    Generell finde ich alles aber gut gewählt. Die Farben sorgen dafür dass es nicht langweilig einfarbig ist. Sieht gut und auch irgendwie ein wenig seriös aus. Dazu das Familienfoto, das ja gut passt, da das Buch ja autobiografisch inspiriert ist.


    Innen passt dann auch alles für mich. Es gibt einzelne Kapitel, die Schriftgröße ist gut lesbar. Kann mich nicht beschweren.


    Kapitel 1

    Der Schreibstil passt für mich gut. Natürlich ist das Buch diesmal keine Kurz-Krimi-Sammlung, sondern eben etwas Autobiografisches. Vom Schreibstil her aber nicht langweilig, sondern stellenweise auch lustig (zB die Bemerkungen über den Job). Mir gefällt diese Art von Humor.


    Zum Inhalt: Ich kann Leute absolut nicht verstehen, die ein Kind mit vier Jahren bei sich aufnehmen, fünf Jahre lang großziehen und dann einfach so wieder abgeben, weil es "schwierig" ist! Wie kann man überhaupt dazu in der Lage sein, ein Kind nach solch einer Zeit wieder abzugeben? Das geht doch nur, wenn man sich die ganze Zeit über emotional distanziert. Anders kann ich mir das nicht erklären.

    Natürlich war ich nie in solch einer Situation. Meine wird fünf und ist unser biologisches Kind. Aber sie ist auch schwierig (ADHS und Autismus). Aber abgeben? Nie. Aber selbst wenn sie es nicht wäre: Dann muss man schauen, dass man etwas an den Problemen macht, soweit das geht. Aber das Kind nicht einfach abschieben wenn es unbequem ist. Zumal Leo ja anscheinend in der Schule durchaus ruhig sein kann (wenn auch abgelenkt). Vielleicht spürt er auch die Ablehnung seiner Pflegeeltern und ist deswegen so aggressiv? Klingt aktuell jedenfalls noch nach einer Möglichkeit. Armer Junge. Und dann auch noch ohne Verabschiedung wegschicken damit es für die "Eltern" bequemer ist. Das ist einfach nur grausam.

    "I'm one with the force, the force is with me..." - Chirrut Imwe (Star Wars: Rogue One)

    俺は、お前を裏切らない - Ich werde dich nicht verraten

  • Einen schönen guten Abend!


    Ich habe heute Vormittag noch schnell mein aktuelles Buch beendet, so dass ich mich jetzt voll und ganz diesem schönen Werk widmen kann.


    Hinsichtlich des Covers und der ganzen äußeren Aufmachung kann ich mich meinen Vorrednern nur anschließen. Das Bild ist gut gewählt und sehr ansprechend. Auch der Titel ist treffend und hat mich direkt neugierig gemacht. Dass das Buch autobiografisch inspiriert ist, hat mich neugierig gemacht. Allerdings hatte ich auch durch diesen Hinweis meine Bedenken, da einige der Autoren aus diesem Bereich sprachlich keinen Weg zu mir finden und ich zu platte Formulierungen, ausschließliche Verwendung von Gossensprache oder Beschreibungen, die nur den Zweck verfolgen zu schockieren, ablehne.

    Trotzdem konnte ich mich nicht dauerhaft von diesem Werk fernhalten- deshalb bin ich hier dabei.

    Manchmal ist es eine Ahnung vorab- sie hat mich nicht getäuscht.


    Bereits in den ersten Zeilen hatte der Schreibstil und die Wortwahl mich eingefangen.


    1. Kapitel

    Der Einstieg ist gut gewählt und schön erzählt. Ich kann mich in den Erzähler gut hineinversetzen und musste bereits auf den ersten Seiten oft schmunzeln.

  • Nachgeschlagen habe ich gerade „Verdorri!" (S. 7); den Ausdruck kannte ich noch nicht, man lernt ja nie aus.

    Hier ging es mir ganz anders. Als ich "Verdorri" las, ging mein Herz für den Erzähler auf. Dieser Ausruf wird oft von einem sehr lieben Freund von mir genutzt, so dass ich direkt eine gute Assoziation hatte.

  • Zum Inhalt: Ich kann Leute absolut nicht verstehen, die ein Kind mit vier Jahren bei sich aufnehmen, fünf Jahre lang großziehen und dann einfach so wieder abgeben, weil es "schwierig" ist! Wie kann man überhaupt dazu in der Lage sein, ein Kind nach solch einer Zeit wieder abzugeben? Das geht doch nur, wenn man sich die ganze Zeit über emotional distanziert. Anders kann ich mir das nicht erklären.

    Natürlich war ich nie in solch einer Situation. Meine wird fünf und ist unser biologisches Kind. Aber sie ist auch schwierig (ADHS und Autismus). Aber abgeben? Nie. Aber selbst wenn sie es nicht wäre: Dann muss man schauen, dass man etwas an den Problemen macht, soweit das geht. Aber das Kind nicht einfach abschieben wenn es unbequem ist. Zumal Leo ja anscheinend in der Schule durchaus ruhig sein kann (wenn auch abgelenkt). Vielleicht spürt er auch die Ablehnung seiner Pflegeeltern und ist deswegen so aggressiv? Klingt aktuell jedenfalls noch nach einer Möglichkeit. Armer Junge. Und dann auch noch ohne Verabschiedung wegschicken damit es für die "Eltern" bequemer ist. Das ist einfach nur grausam.

    Hier bin ich völlig bei Dir- die Einstellung mancher Menschen konnte ich schon als Kind im Hinblick auf Haustiere nicht verstehen. "Oh, das macht jetzt aber doch Arbeit und in den Urlaub kann ich auch nicht einfach so, da gebe ich es ab."

    Menschen sind immer schwierig und ein Zusammenleben ist selten immer eitel Sonnenschein. Warum sollte es bei Kindern und im Zusammenleben mit Kindern anders sein? Da muss man halt durch- dafür ist man ja der Erwachsene. Das macht auch beileibe nicht immer Spaß, aber so ist das Leben.


    Andererseits wissen wir ja sehr wenig über diese Pflegefamilie und wenn dort weitere Kinder in der Familie leben und die Eltern nun einsehen, dass sie nicht den Bedürfnissen aller Kinder gerecht werden, dann muss eine Entscheidung getroffen werden. Vielleicht haben die Pflegeeltern ja vorab viel versucht.


    Mein Mutterherz würde so eine ggf. sogar vernünftige Entscheidung nicht zulassen. Wenn man dann aber zusammen tatsächlich untergeht, hat auch keiner etwas gewonnen.


    Wirklich schwierig. Ich bin eigentlich ganz froh, dass dieses Thema (zumindest bislang) im Buch keine große Rolle spielt.


    Ich lese jetzt noch etwas weiter.

    Die ersten 3 Kapitel fand ich schon mal sehr gelungen. Ich lese gerne weiter und freue mich auf die Erzählung. Ich finde den Erzählstil fröhlich heiter, dabei nicht albern und irgendwie authentisch. Es ist nicht leicht, diese Mischung hinzukriegen.


    :study:

  • Zitat

    Also eigentlich ist der Streifen vorne zu viel und der Rest müsste weiter nach links.


    Ja, das wirkt unstimmig, allerdings war so die Vorlage im easy -Cover von BoD. Leider nicht verrückbar in vielen Bereichen, schade. Eine kostenpflichtige Gestaltung (auch im Angebot) konnte ich mir nicht mehr leisten. Aber man hätte auch nur zwei Entwürfe (ohne Vorschau!) bekommen.

  • Aber das Kind nicht einfach abschieben wenn es unbequem ist.

    "Unbequem" ist sicherlich eine etwas zu harte Einschätzung. Inzwischen glaube ich schon, dass es so einen Punkt geben kann, an dem man sagt "Es kann so nicht weitergehen, sonst gehe ich selber vor die Hunde". Vor allem, wenn es Lügen, Aggression, Beleidigung und Bedrohung von Seiten des Kindes gibt. Falls die Pflegeeltern dann keine harmonische Einheit mehr bilden und Hilfe von außen nicht den erwünschten Erfolg bringt, wird´s heikel. Wir selbst hatten auch mal so einen kritischen Punkt. Da war unser "Leo" aber schon 16.


    An der Stelle muss ich mal auf die unbefriedigende Situation hinsichtlich der psychologischen Betreung von Pflegeeltern hinweisen. Da müsste grundsätzlich von Beginn an ein entsprechender Ansprechpartner gegeben sein. Mit einer Pflicht (von beiden Seiten) zu regelmäßigen "Kontrollterminen". Wir mussten ewig suchen, um einen Termin in sechs Monaten zu bekommen ...

  • "Unbequem" ist sicherlich eine etwas zu harte Einschätzung. Inzwischen glaube ich schon, dass es so einen Punkt geben kann, an dem man sagt "Es kann so nicht weitergehen, sonst gehe ich selber vor die Hunde". Vor allem, wenn es Lügen, Aggression, Beleidigung und Bedrohung von Seiten des Kindes gibt. Falls die Pflegeeltern dann keine harmonische Einheit mehr bilden und Hilfe von außen nicht den erwünschten Erfolg bringt, wird´s heikel.

    Ja, gut. Kann ich nachvollziehen. Ich fand aber, dass es im Buch doch schon so rüberkam als hätten die Pflegeeltern den Weg des geringsten Widerstands gewählt. Und gerade dieses Weggeben ohne Verabschiedung von Freunden und allen, das ist wirklich mies. Selbst wenn Abgeben die beste Lösung ist, sollte man sowas nicht machen. Das schadet dem Kind dann nur noch mehr als alles andere. Es geht schließlich um ein Kind und nicht um einen Hamster.


    An der Stelle muss ich mal auf die unbefriedigende Situation hinsichtlich der psychologischen Betreung von Pflegeeltern hinweisen. Da müsste grundsätzlich von Beginn an ein entsprechender Ansprechpartner gegeben sein. Mit einer Pflicht (von beiden Seiten) zu regelmäßigen "Kontrollterminen". Wir mussten ewig suchen, um einen Termin in sechs Monaten zu bekommen ...

    Das geht natürlich auch nicht. Ich finde sowieso dass da einiges schief läuft im System.

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  • 2. Kapitel (S. 19-32)

    Der humorvolle Schreibstil wird fortgesetzt, zum Beispiel bei der Beschreibung der Erwartungen, wie ein Kinderheim aussehen könnte, bei dem Kommentar zu den Elterngesprächen, bei dem ich sofort an meine teilweise sehr ähnlichen Erfahrungen denken muss, oder bei dem Wegwerfen der Haarbürste.

    Geschickt ist, wie die Heimleiterin Benno direkt mit Leo erst toben, dann arbeiten lässt, auch wenn Letzteres daran scheitert, dass Benno nicht so recht weiß, wie er auf Leos Lustlosigkeit bezüglich der Hausaufgaben reagieren soll, und das Feld seiner Frau überlässt. :D

  • Inzwischen habe ich die ersten 8 Kapitel gelesen und bin auf Seite 89.

    Der Humor trifft genau meinen Geschmack und ich lese weiterhin mit großer Freude.

    Ich empfinde auch die kurzen Kapitel sehr ansprechend.

    Zitat

    Kapitel 3


    "Eng sitzende Jeans, ein feuchtes Unterhemd und Schweißperlen auf leicht gebräunter Haut. Was für ein Kerl! Wie der Mann aus der Cola- Werbung, dieser coole Bursche, dem alle Frauen schmachtend hinterherglotzen. Nur, was sucht der hier im Stadtpark von Wanne- Eickel?..."

    Diese und ähnliche gedanklichen "Exkursionen" finde ich eine gelungen umgesetzte Idee. Ich muss immer schmunzeln und werde gerne so in die neue Szene geführt.

    Insgesamt ist mir Herr Weber besonders sympatisch, da er sich mit der Zeit und tatsächlich auch mit etwas Missmut Leo nähert und dabei teilweise auch leicht genötigt wird (bzw. werden muss), um Zeit mit Leo zu verbringen und sich dadurch nach und nach verändert. Er entwickelt bereits Gefühle für Leo und beginnt sich zu fragen, ob er ihn nicht schrecklich vermissen würde, wenn Leo eine neue Pflegefamilie finden würde.


    Er ist nicht über motiviert und will etwas unbedingt erreichen, sondern verbringt Zeit mit Leo ohne Hintergedanken. Ich lese die Geschichte sehr gerne. :study:


  • 3. Kapitel (S. 33-42)

    Die Schilderung des gemeinsamen Ausflugs ist sehr gut gelungen, weil sie so humorvoll ist. Beispielsweise setzt sich Susanne gemütlich auf die Bank, während Benno mit Leo spielen soll.

    Auch die Art und Weise, wie wir erfahren, dass Bennos Pulli zum Schutzputzlappen wird, gefällt mir.

    Zitat

    Ist für Lehrer typisch, dass sie ständig grübeln und sich gedanklich schon mit den Vorbereitungen für den nächsten Arbeitstag beschäftigen müssen. (S. 42)

    Stimmt! Und nervig ist das manchmal auch für die Lehrer selbst, wenn etwas sie ständig beschäftigt. :wink:

  • 4. Kapitel (S. 43-50)

    Zitat

    Grundschullehrerin ist ein toller Beruf, man verdient jede Menge Kohle, hat ständig Freizeit und andauernd Ferien. [...] Hm, aber ansonsten scheint sie so ziemlich alles falsch zu machen. Denn sie sitzt fast jeden Abend noch am Schreibtisch [...]. (S. 43)

    Klasse ist, wie hier das weit verbreitete Bild eines Lehrers, der ständig frei hat, äußerst humorvoll widerlegt wird. Susanne kann sich ihre Nachmittagsaktivitäten zeitlich nur leisten, weil sie abends arbeitet.

    Zitat

    Aber sollte ich so ehrlich sein? Wir würden ewig diskutieren und zu guter Letzt würde ich ja doch nachgeben. (S. 45)

    :lol:

    Aber das Kapitel enthält mit der Kritik an früherer Zoohaltung durchaus auch ein sehr ernstes Thema, wenn auch humorvoll verpackt.