Klappentext
Während Enola sich in den finstersten Londoner Ecken und sogar in der neuen U-Bahn auf die Spuren der verschwundenen Lady Blanchefleur del Campo begibt und dabei auch auf zwielichtige alte Bekannte trifft, entdeckt sie, dass ihr Bruder Sherlock genauso eifrig nach ihr selbst sucht!
Er braucht ihre Hilfe, um eine Nachricht ihrer lange vermissten Mutter zu entschlüsseln. So müssen Enola und Sherlock gleich einen dreifachen Fall lösen: Was ist mit ihrer Mutter passiert? Und was mit Lady Blanchefleur? Und was haben die beiden Fälle mit ihrem Bruder Mycroft zu tun, der Enolas Zukunft in seinen Händen hält?
Meine Meinung
Der Abschluss der Buchreihe um Enola Holmes erschien ja schon 2010 - allerdings gibt es jetzt, durch die Verfilmung auf netflix und neue Begeisterung - einen neuen Band, der im Original sogar schon erschienen ist.
Dennoch sehe ich diesen Band erstmal als Abschluss einer wirklich wundervollen Reihe um ein junges Mädchen im viktorianischen London, die sich den konventionellen Zwängen widersetzt und alles dafür tut, um ihren eigenen Traum vom Leben wahrzumachen.
Der Schreibstil ist schon sehr anspruchsvoll für das Lesealter, aber da wächst man mit dem Lesen der Reihe sehr gut rein und bekommt eine wirklich tolle Vorstellung vom damaligen Leben. Reich und Arm waren noch sehr viel strikter getrennt als heute wenn man liest, in welchen Verhältnissen die Unterschicht leben musste. Ganz im Gegenteil zur gehobeneren Gesellschaft und dem Adel, denen jedoch auch vielen Pflichten und Zwänge auferlegt waren.
Grade was auch die Kleidung betrifft, die hier eine gewisse wichtige Rolle spielt und die wir immer wieder in Enolas Verkleidungskünsten begegnen. Unglaublich wie kompliziert und umfangreich es war, sich als Frau richtig zu kleiden mit all den Stoffen, Farben, Rüschen, Manschetten, Perücken ... nicht zu vergessen das einengende Korsett, das sehr gut die eingeschränkten Möglichkeiten der Frauen damals in sämtlichen Belangen widerspiegelt.
Kein Wunder, dass Enolas Mutter, die ihre Freiheit liebt und auskosten möchte, überhaupt nicht in diese Zeit passt.
Während Enola ihrem neuesten Fall über eine entführte, adelige Dame nachgeht, erreicht eine schriftliche - und natürlich chiffrierte Botschaft - ihren Bruder Sherlock und auch diesem Rätsel müssen sie auf den Grund gehen.
Sherlock Holmes ist dieses Mal noch mehr involviert und man merkt, wie er trotz seiner Vorbehalte die Initiative seiner "kleinen Schwester" bewundert. Enola selbst ist allerdings noch immer auf der Hut, denn Mycrofts Vormundschaft und sein Drängen, sie in ein Mädcheninternat zu stecken um aus ihr eine "feine Dame der Gesellschaft" zu machen, hängt wie ein Damoklesschwert über einem Zusammentreffen der Geschwister.
Mir hat das - vorerst letzte - Abenteuer mit Enola jedenfalls äußerst gut gefallen, einziger "Makel" ist die Kürze, denn ich war wieder viel zu schnell am Ende der Geschichte.
Als Abschluss jedenfalls hat es mir sehr viel Spaß gemacht, es war spannend, hat mich in eine völlig andere Zeit versetzt und meinem Faible für Sherlock Holmes eine schöne neue Variante beschert. Die Idee mit Enola als kleiner Schwester des berühmten Detektivs ist der Autorin wirklich auf ganz tolle Weise gelungen!
Mein Fazit: 5 Sterne