Jacqueline Carey - Kushiel's Mercy

  • Nachdem ich gerade gemerkt habe, dass ich Teil 6 des Kushiel-Zyklus gar nicht hier rezensiert hatte, hole ich das der Vollständigkeit halber mal nach. Leider gibt es auch dieses Buch nicht auf deutsch.


    Nachdem Imriel von seiner letzten gefahrvollen Reise in den kalten Norden zurückkehrt, wagt er endlich, Königin Ysandre seine Liebe zu Sidonie zu gestehen. Diese ist zwar erwartungsgemäß nicht begeistert, doch sie ist immerhin bereit, ihm eine Chance zu geben, wenn er gewisse Bedingungen erfüllt. Das ist mehr, als sich Imriel angesichts seiner Abstammung von der Verräterin Melisande Shahrizai erhofft hätte, und er ist gerne bereit, sich der Liebe willen dieser Herausforderung zu stellen.


    Doch nur wenig später geschieht etwas völlig Unvorhergesehenes, ein Paukenschlag, mit dem niemand hatte rechnen können und der Imriel auf neuerliche gefahrvolle Wege in fremde Länder schickt, jedoch unter ganz anderen Vorzeichen und in der wohl schwersten, gefährlichsten und verantwortungsvollsten Mission seines auch bis dahin nicht gerade ereignisarmen Lebens.


    Mehr sei an dieser Stelle nicht verraten, um die Überraschung für weitere Leser*innen nicht zu verderben. Ich habe ganz und gar nicht kommen sehen, was das Schicksal in diesem Band für Imriel und seine Angebetete bereithält. Imriels Herkunft spielt diesmal eine noch größere Rolle, er muss sich auf ein heikles Tarnmanöver einlassen und mehr als einmal alles auf eine Karte setzen, ohne zu wissen, wem er eigentlich trauen kann, weil nicht nur sein eigenes Glück und Leben auf dem Spiel steht, sondern die Zukunft von ganz Terre d'Ange.


    Der letzte Band der zweiten Kushiel-Trilogie gefiel mir besser als der Mittelteil. Überraschenderweise gelingt es der Autorin hier, dem Ganzen noch mal eine ganz neue Richtung zu geben, Imriel in Länder zu schicken, mit denen er wie auch wir Leser*innen bisher wenig konfrontiert waren, und einen hochspannenden Plot zu komponieren, der einen bis zur letzten Seite in Atem zu halten versteht, das eine oder andere Schlachtengetümmel inklusive. Die erotische Komponente empfand ich diesmal als nicht ganz so ausgeprägt, dafür nimmt Magie einen wichtigen Platz ein.


    Die Figurenzeichnung ist vielschichtig und abwechslungsreich und man entdeckt auch in diesem Band bei Charakteren, die man schon in den Vorgängerbänden irgendwo eingeordnet hatte, plötzlich ganz neue Facetten. Nur die große wahre Liebe zwischen Sidonie und Imriel wäre auch dann spürbar gewesen, wenn sie ein ganz kleines bisschen weniger perfekt dargestellt worden wäre - aber das ist wirklich Meckern auf ganz hohem Niveau.


    Ein würdiger, krönender Abschluss der Imriel-Trilogie und feine Unterhaltung für alle, die Fantasy mit historisierenden Anklängen mögen.