Brigitte Riebe - Ein neuer Morgen

  • Kurzmeinung

    Rapunzel
    Anfangs sehr gut, schwächt dann aber ab
  • Kurzmeinung

    claudi-1963
    Die Thalheims enden mit Miris Lebensgeschichte voller Tragik und Hoffnung. Beeindruckend und lesenswert alle Bücher!
  • Da ich die drei Vorgänger alle unter Historische Romane platziert habe, poste ich auch diese Rezi hier, obwohl es da schon um die Jahre von 1960-1970 geht. Ich hoffe, das geht in Ordnung, denn dann sind alle in einem Genre. Allerdings wird auch einiges aus der Zeit davor aufgearbeitet.


    Über die Autorin (Amazon)

    Für promovierte Historikerinnen ist es nicht unbedingt typisch, dass sie historische Romane verfassen. Doch Brigitte Riebe, 1953 in München geboren, hat sich nach ihrer Tätigkeit als Lektorin genau dafür entschieden. Sie möchte, wie sie sagt, „Geschichte durch Geschichten erzählen.“ Ihr erster Roman, „Palast der blauen Delphine“, erschien 1994, zahlreiche weitere schriftstellerische Reisen in die Vergangenheit folgten. Inzwischen ist sie im 20. Jahrhundert angekommen mit "Marlenes Geheimnis" (Diana Verlag, 2017) und der Trilogie (Rowohlt/Wunderlich Verlag) über das Berlin der 50er Jahre: "Die Schwestern vom Ku'damm Band 1 - Jahre des Aufbaus", sowie Band 2, "Die Schwestern vom Ku'damm - Wunderbare Zeiten".

    Band 3 "Die Schwestern vom Ku'damm - Tage der Hoffnung" ist seit April 2020 erhältlich. Im Oktober 2020 erschien "Weihnachten am Ku'damm."

    Zusammen mit Gesine Hirsch verfasst sie unter dem Pseudonym Felicitas Gruber die Regionalkrimis über die Giesinger Rechtsmedizinerin Dr. Sofie Rosenhuth, bei Fans bekannt als "die kalte Sofie".

    Unter ihrem Pseudonym Teresa Simon verfasst sie spannende Romane, die voller Gefühl die Geschichte beleuchten: "Die Frauen der Rosenvilla", "Die Holunderschwestern", "Die Oleanderfrauen", "Die Fliedertochter", "Die Lilienbraut" und als neuestes Werk "Glückskinder" über den legendären Schwarzmarkt in der Münchner Möhlstraße (alle im Heyne Verlag erschienen).

    Riebe lebt als freie Schriftstellerin in der bayerischen Landeshauptstadt.


    Produktinformation (Amazon)

    Herausgeber ‏ : ‎ Wunderlich; 1. Edition (14. September 2021)

    Sprache ‏ : ‎ Deutsch

    Gebundene Ausgabe ‏ : ‎ 480 Seiten

    ISBN-10 ‏ : ‎ 3805200676

    ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3805200677


    Die vierte der Ku’damm-Schwestern

    Berlin 1966. Die geteilte Stadt wie auch das Modehaus Thalheim am Kurfürstendamm sind im Umbruch. Die Jugend wird rebellischer, die Röcke kürzer. Miriam Feldmann müht sich damit ab den Kaufhauschef Friedrich von ihrer Mode zu überzeugen. Knallfarben sind angesagt und nicht mehr Pastell. In ihrem Privatleben läuft alles ruhig. Jenny, Adoptivtochter wächst zur jungen Frau heran. Doch dann wird Miriam überraschend schwanger, hieß es doch, sie könne nie eigene Kinder bekommen. Dann begegnet sie ausgerechnet dem Mann wieder, den sie im Krieg kennengelernt hatte. Und diese Begegnung ruft ihre dunkelsten Stunden in ihr Gedächtnis zurück.


    Meine Meinung

    Auch dieses Buch, wie alle bisher gelesenen Bücher von Brigitte Riebe, ließ sich, bedingt durch deren unkomplizierten Schreibstil der keine Unklarheiten im Text zuließ und somit meinen Lesefluss nicht störte, leicht und flüssig lesen. In diesem Buch war ich wieder schnell drinnen, konnte mich in die Protagonisten gut hineinversetzen. Es geht hier hauptsächlich um die uneheliche Tochter des Kaufhauschefs Friedrich Thalheim um Miriam Feldmann. Darum, wie ihr Leben verläuft und in den Zwischenkapiteln immer wieder was sie während der Kriegszeiten durchmachen musst. Denn Miriam ist Jüdin, wie die Leser dieser Reihe ja wissen. Was passiert ist, als sie dem Mann wiederbegegnete, den sie im Krieg kennengelernt hatte, das verrate ich natürlich nicht. Auch nicht was mit Jenny los war, nach der Geburt ihres kleinen Geschwisterchens. Am Ende gab es noch, ich möchte sagen nicht nur eine, sondern dann ganz am Ende noch eine zweite Überraschung. Aber auch das muss der geneigte Leser eben selbst lesen. Das Buch war spannend, so spannend wie Familiengeschichten eben mal sind. Es hat mich gefesselt, mir gut gefallen und mit super unterhalten. Eine Weiterempfehlung von mir und verdiente volle Bewertungszahl.

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    Liebe Grüße
    Lerchie



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    nur wer aufgibt, hat schon verloren

  • "Wer lange glücklich sein will, muss sich oft genug verändern." (Konfuzius)

    1966 Berlin. Die Nachkriegszeit ist überwunden, die Swinging Sixties haben Europa fest im Griff, auch das Modehaus Thalheim kann sich diesem Trend nicht erwehren, wo Chef-Designerin Miriam „Miri“ Feldmann das Zepter für die Kollektionen in der Hand hält und Stücke an die Kundinnen bringen will, die mit ihrer Farbenpracht Optimismus und Lebensfreude versprühen. Die Thalheim-Schwestern Rike, Silvie und Flori hat Miri an ihrer Seite, doch Patriarch Friedrich Thalheim muss noch überzeugt werden, das Unternehmen in die Zukunft zu führen. Mir hat ihr privates Glück mit Shani gefunden, und Adoptivtochter Jenny ist ihr wie ein eigenes Kind ans Herz gewachsen. Doch plötzlich kündigt sich unverhofft doch noch Nachwuchs bei Miri an, und eine Begegnung mit jemandem aus ihrer Vergangenheit bringt Erinnerungen an die dunkelste Zeit ihres Lebens wieder an die Oberfläche…


    Brigitte Riebe hat mit „Ein neuer Morgen“ den finalen Band ihrer wunderbaren fünfteiligen historischen „Schwestern vom Ku’damm“-Reihe vorgelegt und dem Leser damit ein ganz besonderes Geschenk gemacht. Diesmal entführt sie ins Berlin der Swinging Sixties und erzählt rund um die Veränderungen im Kaufhaus die Geschichte der Halbjüdin Miriam Feldmann als uneheliche Tochter von Friedrich Thalheim. Der flüssige, farbenfrohe und gefühlvolle Erzählstil lädt den Leser zum letzten Besuch bei den Thalheims, wo er Berlin nicht nur als bereits geteilte Stadt erlebt, die Musik von Hendrix, den Beatles und Petula Clark im Ohr hat sowie die Studentenrevolten hautnah miterlebt, sondern vor allem Miri durch ihre Erinnerungen und ihr Leben im Hier und Jetzt auf Schritt und Tritt beisteht. Die Autorin versteht es wie kaum eine andere, die damaligen gesellschaftlichen und politischen Ereignisse akribisch recherchiert mit ihrer Handlung zu verbinden, so dass der Leser eine Zeitreise der ganz besonderen Art erlebt, während er gleichzeitig mit Miris Vergangenheit eine Gefühlsachterbahn der Extraklasse durchsteht. Die Begegnung mit einem alten Bekannten aus Kriegszeiten lässt ihre Erinnerungen aufleben, als sie sich lange verstecken musste, um von den Nazis nicht deportiert zu werden. Diese Ereignisse bringen auch den Leser an seine Grenzen und öffnen die Tränenschleusen ob der Erfahrungen, die Miri damals machen musste. Riebe spannt ihre Handlung von 1966 bis 1971, lässt das Kaufhaus Thalheim einmal mehr eine Wandlung Richtung Zukunft erfahren. Gleichzeitig beschert sie dem Leser mit viel Empathie eine Reise in die Vergangenheit, die manch Kriegsüberlebender so oder ähnlich erlebt haben kann. Gerade diese realistischen Bezüge machen Riebes Geschichten so anschaulich und wertvoll. Überraschende Wendungen machen die Handlung durchweg so spannend, dass man regelrecht an den Buchseiten festklebt.


    Die Charaktere sind liebevoll und facettenreich ausgestaltet und lebendig eingepasst, mit ihren realistischen Eigenschaften haben sie den Leser sofort am Haken, der sich als unsichtbares Familienmitglied fühlt und rege teilnimmt an ihren Schicksalen. Miri ist eine warmherzige, mutige und starke Frau, die sich durch nicht unterkriegen lässt. In Shani hat sie einen liebevollen Ehemann gefunden, der sie in allem unterstützt. Tochter Jenny ist ein pubertierender Teenager, der langsam erwachsen wird und sich ausprobieren will. Aber auch Rike, Flori, Silvie, Friedrich und vielen anderen begegnet man in diesem Abschlussband noch einmal und kann sich gebührend von ihnen verabschieden.


    „Ein neuer Morgen“ ist atmosphärisch dicht und tiefgründig. Brigitte Riebe setzt wie bei einen bunten Quilt nach und nach alle Stücke an den passenden Platz, woraus sich ein wunderbares Bild ergibt, das einzigartig und farbenfroh ist. Wer eine unvergessliche Geschichtsstunde par excellence und gleichzeitig ein unvergleichliches Lesevergnügen erleben will, kommt an der Ku’damm-Reihe nicht vorbei. Absolute Leseempfehlung – besser geht es nicht. Chapeau Frau Riebe!!!


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    Bücher sind Träume, die in Gedanken wahr werden. (von mir)


    "Wissen ist begrenzt, Fantasie aber umfasst die ganze Welt."
    Albert Einstein


    "Bleibe Du selbst, die anderen sind schon vergeben!"
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    gelesene Bücher 2020: 432 / 169960 Seiten

  • "Etwas wünschen und verlangen. Etwas hoffen muss das Herz, etwas zu verlieren, bangen und um etwas fühlen Schmerz." (Friedrich Rückert)

    Berlin 1966: Die Stadt steckt in einem Umbruch und das Modekaufhaus Thalheim bleibt vor diesem ebenfalls nicht verschont, mit einem neuen Konzept entsteht Thalheim City. Chefdesignerin Miriam Feldmann hat einen guten Draht zu ihrem Vater Friedrich Thalheim, weshalb sie gebeten wird, ihm den Umbruch in Sachen Mode nahezulegen. Aus Amerika kommt die Hippiezeit mit ihren knalligen Farben und kurzen Röcken in die Modewelt. Ebenso läuft privat alles bestens, seit sie und Schani Jenny adoptiert haben, sind sie eine kleine Familie geworden. Niemals hätte Miri für möglich gehalten, dass sie mit Anfang vierzig noch schwanger werden könnte. Nach ersten Verunsicherungen überwiegt doch irgendwann die Freude auf das Baby. Ein Wiedersehen von Moritz Schwarz, den sie aus Kriegszeiten kennt, katapultiert Miri in die schwierigsten Zeiten ihres Lebens zurück.


    Meine Meinung:

    Nach den drei Bänden über die Thalheim Schwestern kommt nun der vierte Band und es ist wie das ankommen in einer Familie für mich. Mit Miriam Feldmann (Miri) kommt eine vierte Schwester dazu. Diese hat erst recht spät erfahren, das Friedrich Thalheim ihr Vater ist. In die Familie aufgenommen wurde sie ja schon länger, schließlich war ihre Mutter Ruth schon damals die Designerin des Kaufhauses. Jedoch als Jüdin hat sie im Krieg schwierige Zeiten mitgemacht. Nicht nur, dass sie den Verlust ihrer Mutter verkraften musste, von der sie sich nicht mal verabschieden konnte. Zusätzlich konnte sie nur mithilfe vieler netter Menschen die Kriegszeit überleben. U-Boot nannte man diese Juden, die damals unsichtbar während des Krieges überlebt haben. Man schätzt, dass so über 1500 Juden allein in Stadt Berlin überlebt haben. Doch diese Zeit war keine einfache, wie ich aus diesem Buch entnehme, den ständig musste sie in Angst leben und immer wieder neue Identitäten annehmen. Gerade diese Zeit schildert die Autorin noch eindrucksvoller und bewegender als in den anderen Büchern, was sicher an Miris jüdischen Hintergrund liegt. Dabei wechseln die beiden Handlungsstränge jeweils zwischen Gegenwart und Miris Vergangenheit. Auch mich treffen emotional besonders Miris Vergangenheit und vereinzelte Situationen in der Gegenwart. Wie immer in ihren Büchern lässt die Autorin wieder den Zeitgeist nicht nur in die Modewelt einfließen, sondern ebenso das Geschichtliche. Dadurch erfahre ich, was die 60er-Jahre in Deutschland und speziell in Berlin zu jener Zeit bewegt hat. Da wäre zum einen die Hippiezeit mit dem Woodstock-Festival und den ersten Konzerten von Jimi Hendrix, für den besonders Jenny schwärmt. Ebenso geht es wieder politisch heiß her mit Rudi Dutschke und den Studentenprotesten, wie man heute weiß, sollen diese dann mit dem Terrorismus der RAF unter Baader, Meinhof und Ensslin einhergehen. Alle geschichtlichen Ereignisse zwischen 1966-1971 hat die Autorin eindrucksvoll am Buchende zusammengefasst. Ebenfalls angerissen werden Themen wie Rassismus, Antisemitismus und Homosexualität. Man spürt hier einfach den Einfluss von Brigitte Riebes Geschichtsstudium, das sie immer charmant und ausführlich in ihre Bücher miteinfließen lässt. Ganz besonders nahebringen mit ihren Gedichten möchte sie den Lesern eine Jüdin, die viel zu jung sterben musste. Von ihr ist dieser eindrucksvolle Ausschnitt aus ihrem Gedicht "Poem":

    Ich möchte leben.

    Ich möchte lachen und Lasten heben

    und möchte kämpfen und lieben und hassen

    und möchte den Himmel mit Händen fassen.

    Und möchte frei sein und atmen und schrein.

    Ich will nicht sterben. Nein.

    Nein. (Selma Meerbaum-Eisinger)

    Gerade wegen diesen historischen Ereignissen habe ich nie groß den Eindruck, dass es eine fiktive Geschichte ist. Zum besseren Verständnis möchte ich die komplette Tetralogie der Thalheim-Schwestern aus Berlin wärmstens empfehlen und gebe für dieses Buch erneut 5 von 5 Sterne. :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :thumleft: :applause: