Klappentext/Verlagstext
Ein Luxushotel an der westlichen Küste Kanadas, jenseits der großen Fenster das Meer, Inseln, die Vegetation des Nordens. Ein Refugium für gestresste Städter, für die junge Barkeeperin Vincent aber ein Ort mit schmerzhaften Erinnerungen. Als eine alle Anwesenden erschütternde Botschaft auf eine der Scheiben der Lobby geschmiert wird, ergreift sie die Gelegenheit und geht mit dem Investor Jonathan Alkaitis nach New York. Was sie nicht weiß: Alkaitis Vermögen beruht auf Betrug, und als er untergeht, reißt er seine Anleger mit hinab in die Tiefe, und Vincents Leben wird ein weiteres Mal in unvorhergesehene Fahrwasser gelenkt.
Mit Das Glashotel hat Emily St. John Mandel einen Roman über die Odyssee des modernen Menschen geschrieben, einen Roman über Entwurzelung und Wandel, über das Ergreifen von Gelegenheiten und scheiternde Pläne und nicht zuletzt über unsere lebenslange Suche nach jenem Ort, den wir Heimat nennen können
Die Autorin
Emily St. John Mandel, geboren 1979, wuchs an der Westküste von British Columbia in Kanada auf. Sie studierte zeitgenössischen Tanz an der »School of Toronto Dance Theatre« und lebte danach kurze Zeit in Montreal, bevor sie nach New York umzog und anfing, für das literarische Online-Magazin »The Millions« zu schreiben. Sie lebt dort mit ihrem Ehemann. »Das Licht der letzten Tage« war auf der Shortlist des National Book Award, eines der renommiertesten Literaturpreise der USA, und stand monatelang auf der New-York-Times-Bestsellerliste.
Inhalt
Emily St. John Mandels Icherzählerin Vincent fällt im Sturm von einem Containerfrachter, auf dem sie seit Jahren als Köchin arbeitet. Dass sie gegen die Sicherheitsvorschriften an Bord im Sturm auf Deck war, um das Meer zu filmen, wirkt unglaubwürdig und bringt ihren Partner Geoffrey in Schwierigkeiten, dem ein Mord im Affekt durchaus zuzutrauen ist. Mit wechselndem Focus, einer weiteren Erzählerstimme und auf mehreren Zeitebenen entfaltet sich in Rückblenden die Geschichte eines Anlagebetrügers, seiner Opfer und seiner Mitarbeiter. Jonathan Alkaitis hatte in ein Luxushotel an der Nordspitze von Vancouver Island investiert, dessen Bau genau die schützenswerte Natur zerstörte, die das Projekt zu hohen Preisen an Luxustouristen verkaufen wollte. Die Hotelgäste möchten hier zwar aus sicherer Position hinter Glas die Natur erleben, aber nicht in der Natur sein. Hier lernt Jonathan Vincent kennen und hier kreuzen sich die Wege weiterer Figuren. Vincent und ihr Bruder Paul waren in Kanadas borealem Regenwald aufgewachsen, in einer dünn besiedelten Gegend, in der Kinder mit dem Postboot zur Schule fahren und wo man zum Einkaufen ein Motorboot braucht. Paul war in einem nicht endenden Zickzackkurs von Entziehungsmaßnahmen als Erwachsener schließlich Komponist geworden, Vincent hatte als Lebensgefährtin von Alkaitis ein Leben im Luxus geführt, wirkte nach dessen Verurteilung zu 170 Jahren Haft jedoch als Schiffsköchin ausgesprochen zufrieden mit ihrem Leben.
Wie in einem Kaleidoskop verschiebt Emily St. John Mandel die Facetten und Zeitebenen ihres Romans – jedes Modul wäre auch an anderer Stelle denkbar. Der Zeitverlauf springt in Zehnjahresschritten und umfasst die Zeit zwischen 1994 und 2029. Die Matrix-Struktur des Romans finde ich einen Tick zu ambitioniert, die Figur des Jonathan (nach einem realen Betrüger gezeichnet) hat mich kaum interessiert, die Absurdität des Hotelbaus an genau diesem Ort und die Figuren Vincent und Paul konnten mich jedoch fesseln.