bis Buchende
Manches wurde nun erklärt, anderes aber nicht. Und für mich ergeben sich noch immer Unstimmigkeiten.
Zum einen die Szene bei Anna. Tobias kommt zurück und wundert sich über die Bemerkung mit dem Haus, weil Anna von dem Brand nichts wissen konnte. Als Leser fragt man sich dann, wieso sie davon nichts wissen konnte. Wenn das ganze Dorf gebrannt hat (so klingt es zwischenzeitlich durch die Erzählungen), dann müsste doch auch Anna davon wissen und dann wäre auch klar dass wohl auch ihr Haus gebrannt hat.
Das waren jedenfalls meine Gedanken dazu und ich konnte mit den Anmerkungen zwischen Tobias und Denise zu dem Zeitpunkt nichts anfangen. Denn bis dahin gab es ja nur Andeutungen.
Dass (gemäß dem Wissensstand von Tobias) Anna entführt war und den Brand daher nicht mitbekommen hat und dass es eigentlich die Scheune war, die gebrannt hat, das erfahren wir ja erst danach. Von daher hat mir die ganze Szene eigentlich überhaupt nichts gebracht, ohne die Information dass Anna nicht mit Tobias zusammen beim Brand gewesen ist. (Ich weiß natürlich nicht, ob vorher durch die Ärzte mal etwas darauf hingedeutet hatte, dann muss ich das vergessen haben.) Und wäre sie beim Brand gewesen, wäre es ja nicht verwunderlich, wenn sie sich, genau wie er, wieder erinnert.
Nach wie vor finde ich die erzähltechnische Gestaltung mit dem Gespräch zwischen Inspektor und Tobias interessant, weil es anders ist als in vielen Büchern, auch wenn das Verhör in der Realität wohl anders laufen würde (weniger Gespräche, dafür längere, mehr Nachfragen,...), und weil ich nur Tobias' subjektive Darstellung kenne und mich fragen muss, inwiefern sie der Wahrheit entspricht. Andere in der Leserunde stört diese erzähltechnische Gestaltung. Es sind nun einmal subjektive Beurteilungen, und das ist völlig in Ordnung!
Anders war es auf jeden Fall. Im Nachhinein denke ich aber, dass es so die falsche Erzählweise für das Buch gewesen ist, da das zu vielen Problemen geführt hat. Einmal die ständigen Pausen in denen es hauptsächlich um Essen und die Langeweile von Tobias ging. Dann noch die ganzen Hinweise, dass Tobias zu manchen Erklärungen "später" kommt.
Ich denke mir, wenn die Geschichte anders aufgebaut worden wäre, hätte man sie deutlich spannender gestalten können. Und zwar, indem man zuerst über einen Erzähler (der Innenansicht bei Tobias hat) die ganze Geschichte in Klamm direkt mitbekommt. Also erzählt bekommt, bzw. miterlebt, wie er wegläuft, wie er sich mit Anna unterhält, was er über sie denkt usw. Dann das große Ende wo er irgendwann bewusstlos wird. Da hätte man dann viel mehr und genauer von der eigentlichen Handlung berichten können und mehr einbauen.
Später wacht er dann im Krankenhaus auf und muss die Geschichte erzählen. Also im Grunde ähnlich wie es auch im aktuellen Buch passiert ist, nur ohne die Erzählung nochmal komplett wiederzugeben und mehr darüber zu berichten wie Tobias davon erzählt. Am Ende dann der Twist mit Anna und die Auflösung.
Das hätte, meiner Meinung nach, einige Unstimmigkeiten ausräumen können und hätte auch die seltsamen Anmerkungen von Tobias verringert, bei denen er die Geschichte so klingen lässt als würde er die Leute schon ewig kennen, obwohl es nur ein paar Tage waren. Denn dass es nur ein paar Tage waren, wird ja bei der Geschichte für jeden deutlich. Es bringt also nicht, auch weil es teilweise ganz normale Gespräche sind, zu lügen und die Zeit erzählerisch durch die ganzen Phrasen zu verlängern. Man weiß ja, dass er nur ein paar Tage in Klamm war. Und selbst wenn sie sich für ihn vielleicht intensiver angefühlt haben, weiß man ja dennoch dass die Zeit kurz war.
Nochmal zu den Formulierungen, die ich so seltsam finde und die sich für mich nicht ausreichend damit erklären lassen, dass Tobias Reporter ist und die Geschichte erzählt und möglicherweise übertreibt, denn auf die Art und Weise bringt es ihm nichts und als Reporter sollte er sich bedachter ausdrücken können. Hier Beispiele:
ZitatS. 119 das Lächeln, das mich damals so verzaubert hatte
S. 126 Normalerweise würde sie ausrasten
S. 132 in der ich mich seinerzeit versteckt hatte
S. 139 Ich habe mich auch immer gefragt, was wohl der Dorfpfarrer dazu gesagt hat.
Das klingt eben alles nach einer deutlich längeren Zeitspanne, als sie tatsächlich war. Wann hat er zB "immer" über den Dorfpfarrer nachgedacht? Zuerst weiß er ja gar nicht, was los ist und später passiert so viel, dass er wohl kaum die Zeit hatte, viele Gedanken an einen Pfarrer zu verschwenden. Würde mich jedenfalls wundern. Dann so Formulierungen wie "seinerzeit" und "damals". Als wäre es nicht gerade erst ein paar Tage her.
Zitat„Trotzdem kaufe ich Ihnen die Geschichte so nicht ab." (S. 133)
Die Äußerung kommt überraschend, was mir gefällt, denn der Inspektor hat bisher sehr zurückhaltend agiert.
Ich fand es ein wenig seltsam. Sagt ihm, er kauft ihm das so nicht ab und nimmt ihn dann direkt fest und er wird sediert. (Gut, war vielleicht nötig, so wie er sich aufgeregt hat, trotzdem.) Und als er wach wird, hat sich alles aufgeklärt und alles ist gut. Hat mich nicht wirklich zufrieden gestellt, muss ich sagen.
Ich wäre gar nicht auf die Idee gekommen, dass ich die Leserunde, die ich mir ja selbst ausgesucht habe, nicht mehr mitlese, wenn ich kein Buch gewinne. Ich hätte mir das Buch dann einfach gekauft...
Wenn du dir das Buch sonst gekauft hättest, dann ein Tipp für die nächste Leserunde: Du kannst beim Anmelden auch beide Haken reinmachen. Also einmal bei "Ich bewerbe mich um ein Freiexemplar" und dann noch bei "Ich nehme (sonst) mit eigenem Exemplar teil". Dafür steht im zweiten Satz das "sonst". Du bist durch den Haken darüber beim Freiexemplar mit in der Verlosung, gewinnst du dort aber nicht, bist du danach dann automatisch als "mit eigenem Buch" in der Leserunde angemeldet. Damit meldet das System dich dann nicht ab.
Fazit
Das Ende mit der Andeutung in Bezug auf Denise, fand ich gut. Also die letzten Sätze von dem Buch.
Die Grundidee war in Ordnung, hätte aber deutlich besser umgesetzt werden können (das habe ich ja oben schon erklärt). Dann wäre es auch spannender gewesen. Etwas mehr als nur dieser simple Dorfkrieg, wäre mir allerdings lieber gewesen. Das war mir doch etwas zu einfach und warum Anna so anders wirkte als die anderen Leute in Klamm, konnte ich auch nicht so ganz nachvollziehen. Möglich, ja, aber da sie hauptsächlich bei ihrem Vater großgeworden ist, hätte sie durchaus den Dialekt, den alle außer ihre Mutter sprechen, ebenfalls haben können. Warum die Mutter am Ende bei allem mitgeholfen hat und Anna überhaupt so viel gegen die Anwohner in Klamm hatte, fand ich auch nicht ganz so verständlich und ihr Verhalten ziemlich extrem. Dass ihr Vater etwas gegen das andere Dorf hatte, kann man nachvollziehen, wenn gerade der Bürgermeister ihm seine Frau weggenommen hat. Auch dass die Leute ihren Krieg so schnell nicht aufgeben. Aber Anna hatte eigentlich nicht wirklich etwas davon, das alles beizubehalten. Vor allem weil ihre Mutter ja inzwischen zum anderen Dorf gehörte. Das war mir ein wenig zu konstruiert alles.
Die Hälfte des Buches bestand dann ja auch noch aus den Krankenhaus-Szenen, von denen nur ein Teil wirklich wichtig oder interessant war, der Großteil war einfach langweiliger Lückenfüller um die Zeit zu üerbrücken. Hätte, wie schon erwähnt, durch eine andere Erzählperspektive vermutlich besser gestaltet werden können.
Die Figuren fand ich zum Teil einfach nur unstimmig in ihrem Verhalten, zum Teil, vor allem Tobias, extrem nervig.
Alles in allem hatte ich mir da etwas anderes, von der Beschreibung des Buches her, erhofft. Vor allem mehr Spannung und eine interessantere Aufklärung.
Und die vielen Fehler waren wirklich extrem. Vor allem weil ich es schwer vorstellbar finde, dass manche davon nach mehreren Korrektur-Runden noch nicht entdeckt wurden. Nur die Schuld bei anderen suchen, bringt jedoch auch nichts, denn sicherlich wäre einiges schon bei einem normalen Rechtschreibkorrektur-Programm angemerkt worden oder hätte bei mehrmaligem Lesen entdeckt werden können, da manche Fehler einen regelrecht anspringen.
S. 130: Der Inspektor reicht mir ein Glas Wasser und trinke es in einem Zug aus. (und ich trinke)
S. 131: bin Bewusslos geworden (bewusstlos)
S. 131: dem man (...) aufgeschlitzt hatte (den)
S. 132: irgendwie kann ich zu der Leiter (kam)
S. 133: ist dann etwas schweres, brennendes ist auf meine Beine (zweimal "ist" & Brennendes)
S. 142: Anna dass eigentlich (das)
S. 144: Ich denke, das es kein Problem (dass)
S. 147: Hat du es schon (Hast)