Judith Merchant - Schweig!

  • Kurzmeinung

    Murphy12
    es lässt sich flüssig lesen- ist aber inhaltlich sehr speziell
  • Kurzmeinung

    dYna
    Spannender Psychothriller bis zum Schluss.
  • Kurzbeschreibung


    Was würdest du tun, um deine Schwester zu retten? Und was, um sie loszuwerden?


    Am Tag vor Heiligabend fährt Esther in den Wald zum Haus ihrer Schwester, um ihr ein Geschenk und eine Flasche Wein zu bringen. Ein Schneesturm setzt ein. Das Geschenk wird nicht geöffnet. Der Wein schon. Dinge werden gesagt, die besser ungesagt blieben. Und Taten werden begangen, die nie mehr rückgängig gemacht werden können.


    Eigentlich muss Esther ihr Weihnachtsfest mit Ehemann und Kindern in der Stadt vorbereiten: einkaufen, Tanne besorgen – es wäre genug zu tun. Doch ihre Schwester Sue, die seit ihrer Scheidung völlig allein in einem riesigen Haus tief im Wald lebt, geht ihr nicht aus dem Kopf. Und so setzt sie sich ins Auto und fährt los. Aber nur um nachzusehen, ob alles in Ordnung ist und ob Sue zumindest ihre Tabletten nimmt. In die Stadt einladen kann sie sie nicht. Denn was, wenn sie wieder durchdreht – wie letztes Jahr? Am Haus im Wald angekommen, stellt Esther fest, dass Sue sie loswerden will. Was hat sie zu verbergen? Ein Schneesturm setzt ein. Zum ersten Mal seit ihrer Kindheit kommen die Schwestern ins Gespräch, und kein Stein bleibt auf dem anderen – bis eine der beiden zum Messer greift. Während der Schnee alles verdeckt und jedes Geräusch erstickt ...


    Judith Merchant lässt in ihrem neuen psychologischen Spannungsroman zwei unzuverlässige Erzählerinnen gegeneinander antreten – in einem unheimlich intensiven Kammerspiel um eine toxische Beziehung, in der nichts so ist, wie es scheint.



    Autorin


    Judith Merchant studierte Literaturwissenschaft und unterrichtet heute Creative Writing an der Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn. Für ihre Kurzgeschichten wurde sie zweimal mit dem Friedrich-Glauser-Preis ausgezeichnet. Nach der Veröffentlichung ihrer Rheinkrimi-Serie (darunter »Nibelungenmord« und »Loreley singt nicht mehr«) zog Judith Merchant von der Idylle in die Großstadt. »ATME!« erschien 2019 bei Kiepenheuer & Witsch und wurde zum Bestseller.



    Meine Meinung


    Schwesterlicher Guerilla-Kampf


    Schauplatz ist der 23.12. in der 10-Zimmer-Villa von Sue. Sie wird von ihr alleine bewohnt, nachdem ihre Ehe zerbrochen ist und sie ungewollt kinderlos geblieben ist. Sue hat alles Überflüssige an Klamotten, Deko etc. aus ihrem Leben verbannt. Gerade ist ein Schneesturm im Anzug und hier draußen in der Einsamkeit gibt es keine stabil funktionierende Netzverbindung. Nachdem das letzte Weihnachtsfest in einem Disaster geendet hat, macht sich die ältere Schwester Esther Sorgen um die labile Sue und kommt unangekündigt zu Besuch, um ihr ein Weihnachtsgeschenk zu bringen. Martin, Esthers Ehemann, und die Kinder sind zu Hause in der Stadt geblieben, dort sind die Weihnachtsvorbereitungen in vollem Gange.


    Dieses, ich würde sagen, Kammerspiel wird durch drei Personen geprägt, die jeweils aus ihrer Perspektive erzählen - die Schwestern Esther und Sue, sowie Martin.


    Esther, die Ältere, hatte in ihrer Kindheit ein traumatisches Erlebnis, über das nie gesprochen wurde. Daraus resultiert in dominantes, ständig beschützendes, kontrollierendes, manipulatives und bevormundendes Wesen. Sie übernimmt bei allem die Führung. Das bekommen die Schwester, der Ehemann und die Kinder zu spüren. Sue, die Jüngere, hat Zeit ihres Lebens darunter gelitten und hatte es dadurch sehr schwer, eine eigene Persönlichkeit zu entwickeln. Sie erzählt für den Leser über die kleinen Gemeinheiten, die sie sich ausgedacht hat, um ihre Schwester zu ärgern. Von der Mutter wurde Sue allerdings verhätschelt. Sie müßte regelmäßig Psychopharmaka nehmen, deren Einnahme Esther allerdings bezweifelt. Martin, Esthers Ehemann, weiß, daß diese Ehe ein Fehler war, denn auch er wird von seiner Frau kontrolliert, vor allem was seinen Alkoholkonsum betrifft.



    Sehr spannend und fesselnd wird dieser Tag beschrieben. Die Atmosphäre des Schneesturms, die Einsamkeit des Hauses und das nicht konstant funktionierende Telefon befeuern die bevorstehende Bedrohung und Eskalation. Tja, und auf den ungewohnten Alkoholkonsum der Schwestern und die sehr offenen Worte folgte der Eklat mit einem Ausgang, den ich natürlich keinesfalls verraten werde, nur soviel – es überleben nicht alle diesen Tag.


    Die Figuren wurden sehr detailliert charakterisiert, im Laufe der Geschichte versteht man die einzelnen Personen und ihre Handlungen immer besser und kann sie nachvollziehen. Das Ende bringt jedoch nochmals eine völlig überraschende Wende.


    Von mir bekommt dieser Pageturner auf jeden Fall eine Leseempfehlung!

  • Geniales Thrillerkonzept über eine Schwesternbeziehung


    Esther und Sue sind zwei Schwestern, die nicht unterschiedlicher sein könnten – und in „SCHWEIG!“ von Judith Merchant prallen ihre beiden Welten aufeinander. Esther ist laut, dominant, vielbeschäftigt mit trubeligem Familienleben; Sue ruhig, minimalistisch und einsam.


    Judith Merchant bereitet den beiden eine simple Bühne – Sues eingeschneites Waldhaus – und lässt die beiden Protagonistinnen aufeinandertreffen. Mehr braucht es nicht für einen spannenden Pageturner. Denn schnell wird klar, dass beide Schwestern ihre ganz eigene Wahrheit leben. Abwechselend berichten sie aus der Ich-Perspektive von ihrer Begegnung kurz vor Weihnachten. Und scheibchenweise eröffnet sich den Leser:innen immer mehr der beiden Persönlichkeiten und ihrer gemeinsamen Kindheit. Beim Blick hinter die Fassade wird schnell klar: Das kann nicht gut gehen! Und so baut sich langsam eine subtile Anspannung auf, die das komplette Buch über gehalten wird.


    Bei diesem Thriller hat für mich einfach alles gepasst: Ein tolles, ungewöhnliches Thrillerkonzept, der packende Stil, die beiden starken Persönlichkeiten der Protagonistinnen, die Spannung - Judith Merchant steht nun definitiv auf meiner Merkliste!

  • 🌟Die Schlaue und die Schöne!🌟


    Was würdest du tun, um deine Schwester zu retten? Und was, um sie loszuwerden?


    Am Tag vor Heiligabend fährt Esther in den Wald zum Haus ihrer Schwester, um ihr ein Geschenk und eine Flasche Wein zu bringen. Ein Schneesturm setzt ein. Das Geschenk wird nicht geöffnet. Der Wein schon. Dinge werden gesagt, die besser ungesagt blieben. Und Taten werden begangen, die nie mehr rückgängig gemacht werden können.


    Eigentlich muss Esther ihr Weihnachtsfest mit Ehemann und Kindern in der Stadt vorbereiten: einkaufen, Tanne besorgen – es wäre genug zu tun. Doch ihre Schwester Sue, die seit ihrer Scheidung völlig allein in einem riesigen Haus tief im Wald lebt, geht ihr nicht aus dem Kopf. Und so setzt sie sich ins Auto und fährt los. Aber nur um nachzusehen, ob alles in Ordnung ist und ob Sue zumindest ihre Tabletten nimmt. In die Stadt einladen kann sie sie nicht. Denn was, wenn sie wieder durchdreht – wie letztes Jahr? Am Haus im Wald angekommen, stellt Esther fest, dass Sue sie loswerden will. Was hat sie zu verbergen? Ein Schneesturm setzt ein. Zum ersten Mal seit ihrer Kindheit kommen die Schwestern ins Gespräch, und kein Stein bleibt auf dem anderen – bis eine der beiden zum Messer greift. Während der Schnee alles verdeckt und jedes Geräusch erstickt...


    "SCHWEIG!" ist ein Thriller von Judith Merchant und dem Verlag Kiepenheuer & Witsch E-Book, der am 1. August 2021 erschienen ist. Dies war mein erstes Buch der Autorin und insgesamt hat mir der Inhalt ganz gut gefallen. Auf jeden Fall ist der Inhalt psychologisch spannend und gut durchdacht. Für meinen Geschmack hat hier jedoch der Thrill gefehlt, sodass diese Geschichte eher ein spannendes Familiendrama erzählt. Dennoch hat mich die Story von Anfang an in den Bann gezogen und gepackt, ich konnte mich nur sehr schwer von diesem Buch losreißen. Es gibt einige unerwartete Wendungen und die Autorin hat mir nach und nach reichlich Einblicke in die Abgründe einer traumatisierten Seele gegeben. Abschnitte aus der Vergangenheit, die aus der Sicht eines Kindes geschildert wurden, haben mich wirklich unheimlich gefesselt.


    Insgesamt sorgt Judith Merchant mit ihrem flüssigen, klaren, detaillierten und authentischen Schreibstil für einen schnellen Lesefluss. Auch die sehr kurzen Kapitel, die abwechselnd die Schwestern Sue und Esther zu Wort kommen lassen, haben mir sehr gut gefallen. Später mischt sich noch der Ehemann von Esther ein und auch er bekommt dann die Chance, aus seiner Sicht zu erzählen. Wie er zu seiner Frau und Sue steht, wurde mit der Handlung immer deutlicher. Seine Gedanken über Esther waren verständlich, die ich irgendwann sogar verstehen konnte. Mit dem Ende, wo er eine große Rolle spielt, habe ich so nicht mit gerechnet. Aber auch Esther hat mich überrascht, ihr Verhalten und ihre Reaktionen habe ich so nicht vorhergesehen.


    Von den beiden Schwestern bekam ich mit der Zeit immer deutlichere Bilder, auch den jeweiligen Charakter konnte ich dann besser einschätzen, sodass mir relativ schnell klar war, wer sich hier nicht ganz richtig verhält. Wer hier lügt und wem Unrecht getan wurde, wird spannend und temporeich erzählt. Die Geschichte der beiden Frauen, die unterschiedlicher nicht sein können, enthält einige Dramaelemente. Doch das der Schein trügt und dass Schwestern sich nicht lieben müssen, wurde hier deutlich rübergebracht. Es bricht irgendwann ein Feuer aus und die Schwestern reden sich so in Rage, dass Vorwürfe, Hass und Missverständnisse ans Licht kommen. Dass diese Äußerungen einen ganz anderen Weg einschlagen, damit haben auch sie nicht mit gerechnet. Und das alles ausgerechnet am Morgen vor Heiligabend, denn der kurze Besuch von Esther bei Sue will nicht enden und endet im Desaster. Die beklemmende und eiskalte Atmosphäre, die hier permanent herrscht, passt zu den Dialogen unter den Schwestern und den Situationen.



    Für Esther ist Sue auch als erwachsene Frau immer noch die jüngere Schwester, die ihrer Meinung nach von ihr behütet, beschützt und bevormundet werden muss. Als Kind hat Esther diesen Instinkt sehr stark ausgelebt, den sie aber nie abgelegt hat. Dass Sue davon gar nicht begeistert ist, wird schnell klar und deutlich. Sue war als Kind für ihre Eltern immer die Schlaue, doch Esther kann dies nicht verstehen. Genauso wenig wie das einsame Leben ihrer kleinen Schwester im Wald, ohne Mann und Arbeit. Esthers' Angst um Sue ist krankhaft, weshalb sie sie unbedingt wieder mit zu ihrer Familie mitnehmen möchte, um gemeinsam Weihnachten zu feiern. Und dass, obwohl das letzte gemeinsame Weihnachtsfest unschön geendet hat. Sue will von ihrer Schwester überhaupt nichts mehr wissen, denn Esthers' aufdringliche Art macht sie krank. Sie will ihre Schwester nicht mehr in ihr Haus lassen, doch Esther findet immer einen Weg, um Sue nah sein zu können. Sue will einfach nur ihre Ruhe vor ihrer Schwester. Die Gründe konnte ich, nachdem ich Esther kennengelernt habe, sehr gut nachvollziehen. Und das, obwohl Blut dicker als Wasser ist. Mir hat es auf jeden Fall unheimlich Spaß gemacht, diese Geschichte zu lesen. Deshalb gibt es von mir gute vier Sterne!🌟🌟🌟🌟

  • Es ist der 23.Dezember.Esther ist im Weihnachtsstress und möchte nur ganz kurz zu ihrer Schwester Sue fahren die alleine in einem großen Haus im Wald lebt.Sue möchte dass Esther so schnell wie möglich das Haus verlässt.Und dann fallen Wörter und Sätze die die zwei lieber nicht hätten sagen sollen...


    Der Schreibstil ist etwas ungewöhnlich aber sehr gut und zügig zu lesen.Die Protagonisten passen hervorragend in diesen Thriller hinein.Die Spannung ist gleich in den ersten Kapiteln vorhanden und steigert sich allmählich.


    Fazit:Die Kapitel pendeln zwischen Esther,ihrem Mann Martin und Sue hin und her.Wobei ich festgestellt habe dass Esther schnell,fast schon hektisch berichtet,dagegen erzählt Sue ruhig und ohne irgendwie nervös zu wirken. Es schneit,der Wald,die Kälte, die Autorin beschreibt die winterliche und weihnachtliche Umgebung sehr bildhaft. In meinen Augen ist das Buch atmosphärisch dicht.Wer provoziert hier wen?Wer manipuliert hier wen?Esther die neurotische perfekte Hausfrau und Mutter oder doch Sue die geschieden und kinderlos ist?Auch Esther's Mann wirkt auf mich komplex. Im Laufe der Geschichte habe ich nie so richtig gewusst zu wem ich eigentlich halten soll.Wer war mir sympathischer?Wer ist die gute,wer die böse?Und Martin?

    Psychlogische Spielchen und Spiele ziehen alle drei ab und die zwei Schwestern sowieso.Zuerst war mir Esther sympathisch aber dann wurde sie mir sehr nervig und am liebsten hätte ich ihr gesagt sie soll endlich mal ruhig sein.Die Autorin hat dies gekonnt umgesetzt und es kamen bei mir immer mehr Fragen auf wie man merkt.Dieses Buch ist fast ein drei Personen Stück aber es ist so fesselnd geschrieben dass es mir fast nicht auffiel. Es geht dann auch immer wieder in die Kindheit der Schwestern. Es ist ein komplexer Thriller mit einem komplexen Thema der mich den Atem anhalten ließ. Er ist spannend, fesselnd und zum Teil regelrecht nervenaufreibend auch für mich.Auch weil er viele Wendungen bereithält.Ich musste immer weiterlesen weil ich unbedingt wissen wollte wie es weitergeht und dazwischen hielt ich unbewusst ein paar mal den Atem an.Die Autorin hat sehr komplexe Charaktere erschaffen die sich während der Geschichte verändern und auf mich immer mysteriöser wirkten.Dieses Buch zählt auf jeden Fall zu meinen Lesehighlights.

    :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5:

  • Die Haßliebe zweier Schwestern


    Das weiße Cover, sparsam illustriert mit Vögeln in der Luft und Bäumen, die aus den Buchstaben des Titels wachsen, paßt in seiner Schlichtheit sehr gut zur Geschichte. Es ist ein Hingucker und fällt in den Buchhandlungen sofort ins Auge!


    Die Geschichte beginnt damit, dass Esther einen Tag vor Heiligabend zu ihrer jüngeren Schwester fährt, um ihr ein Geschenk und eine Flasche Wein zu bringen. Obwohl Esther im vorweihnachtlichen Stress steckt, noch tausend Dinge zu tun sind, macht sie sich auf. Sue ist frisch geschieden, wohnt mutterseelenallein in einem riesigen Haus mitten im Wald. Kaum angekommen, merkt Esther, dass sie nicht willkommen ist. Die kleine Schwester, um die sie sich seit der Kindheit kümmert, will sie ganz schnell wieder loswerden. Doch sie bleibt, es kommt zur Aussprache und es endet in einem Fiasko...


    Judith Merchant entwirft die Psychografien zweier Schwestern, die ihre traumatischen Kindheitserlebnisse nie verarbeitet haben. Die Analyse durch die Autorin erfolgt sehr geschickt, in dem sie die Geschehnisse aus verschiedenen Aspekten des Erlebten ableitet.

    Aus der Sicht dreier Personen entwickelt sich schnell eine beklemmende Dynamik. Da sind zum einem vornehmlich die Perspektiven von Sue und Esther, aber auch Martin, der Ehemann Esthers kommt zu Wort. Aus dem jeweiligen Blickwinkel liest man deren Wahrheit. Eine unheimliche Stimmung wird dadurch erzeugt, die durch die äußeren Umstände noch verstärkt werden - die Winterlandschaft, der Schneesturm, das einsame Haus im Wald...

    In kurzen Kapiteln werden Gedanken, Beweggründe aufgeworfen, Begebenheiten aus der Vergangenheit erzählt. Und dann ist es doch anders als vermutet.

    Mit klarem Schreibstil führt die Autorin den Leser zielgerichtet auf das überraschende Ende hin, das sehr abrupt kommt. Mir ist das nicht ganz einleuchtend bei dem emotional schwierigen Verhältnis der beiden Schwestern.


    Fazit:

    Mit wenigen Personen wird ein Psychothriller geformt, der durch zwischenmenschliche Beziehungen der besonderen Art zur Katastrophe führt. :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5:

  • Aufwühlend und verstörend

    Es ist kurz vor Weihnachten, eine Zeit, in der Familien zusammengehören, findet Esther. Deshalb beschließt sie, ihre Schwester Sue, genannt Schnecke, zu besuchen, die seit ihrer Scheidung in einer abgeschiedenen Villa mitten im Wald wohnt. Esther befürchtet, dass Sue ganz alleine feiern wird und möchte sie am liebsten zu ihrer Familie in die Stadt mitnehmen. Zu diesem Zeitpunkt macht Esther den sympathischen Eindruck einer liebevollen Schwester. Im nächsten Kapitel kommt Sue zu Wort und die Dinge sehen plötzlich ganz anders aus. Sue ist weder depressiv noch einsam, im Gegenteil, sie ist glücklich, Weihnachten fernab aller Zwänge und Erwartungen allein zu verbringen. Daher ist sie alles andere als begeistert, als ihre ältere Schwester unangemeldet vor der Tür steht. Am liebsten wäre ihr, Esther würde sofort wieder verschwinden. Es wird klar, dass die Schwestern ein schwieriges Verhältnis zueinander haben und ihre Wahrnehmung der Dinge sich grundlegend unterscheidet. Als Leser ist man sehr verwirrt: Was stimmt denn nun? Ist Esther tatsächlich das manipulative Biest, das schon in der Kindheit seine kleine Schwester getriezt hat? Oder ist sie wirklich um „Schnecke“ besorgt? Ist Sue tatsächlich ein körperliches und psychisches Wrack oder im Einklang mit sich und ihrer Lebenssituation? Diese Diskrepanz, nie zu wissen, was stimmt und was nicht, macht einen großen Teil der Spannung aus und hat mich kolossal aufgewühlt. Die Kapitel werden abwechselnd aus der Sicht der beiden Schwestern geschildert, später kommt dann noch Martin, Esthers Mann, zu Wort, sowie ein nicht näher bezeichnetes Mädchen, das aus seiner Kindheit erzählt. Anhand von Martins Schilderungen wird klar, dass Esthers und seine Ehe keineswegs so harmonisch ist wie von Esther dargestellt.


    Die Dinge zwischen Esther und Sue schaukeln sich am Tag vor Heiligabend mehr und mehr hoch, und als Leser ist man schockiert von den Abgründen, die sich auftun. Es ist klar, dass dieser Tag kein gutes Ende nehmen wird…


    „Schweig“ hat die Bezeichnung Psychothriller wirklich verdient. Während des Lesens habe ich ein extremes Unbehagen verspürt und ich wollte so schnell wie möglich dieses Eintauchen in die Welt einer ganz und gar dysfunktionalen Familie hinter mir lassen. Ich habe schon lange kein Buch mehr gelesen, das mich dermaßen aufgewühlt hat. :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertungHalb:

  • Worum geht es?

    Zwei Schwestern, Esther und Sue, treffen sich am Tag vor Heiligabend in einem großen einsamen Haus im Wald. Eigentlich soll das Treffen nur kurz dauern, aber dies wird nicht passieren. Denn Dinge werden offenbart, die beide versuchten geheim zu halten.


    Worum geht es wirklich?

    Macht, Unverständnis und Lügen.


    Lesenswert?

    Definitiv, ein tolles Buch! So fesselnd, dass man es in einem Rutsch lesen muss. Beängstigend, still und voller Boshaftigkeit. Man begleitet die beiden Schwestern Esther und Sue bei ihrem Treffen vor Heiligabend. Esther ist Mutter von zwei Kindern und verheiratet. Sue hingegen lebt getrennt in einem großen einsamen Haus im Wald, umgeben von Tannen, während der Schnee fällt und nahezu keine Möglichkeit besteht, mit der Außenwelt zu kommunizieren. Dort treffen sie sich, nachdem das letzte Weihnachten schon sehr schwierig gewesen ist. Esther möchte ihrer labilen Schwester helfen, sie umsorgen. Sue kann ihre übergriffige Schwester nicht ausstehen und wünscht, dass die endlich geht.

    Abwechselnd erfährt man aus der Sicht beider Frauen, wie sie das Miteinander empfinden, wie sie sich zur Wehr setzen. Dann spielt plötzlich ein großes Messer eine Rolle und der eigentliche Plan ist hinfällig.

    Merchant erzeugt eine sehr dichte Spannung auf geballtem Raum, nur die beiden Schwestern. Die eine hat etwas zu verbergen. Was sind die Beweggründe der anderen? Oft weiß man nicht, woran man gerade ist. Was ist objektiv richtig? Wer lügt? Wer hat eine falsche Sicht auf die Dinge? Was ist letztes Weihnachten passiert?

    Beide Protagonistinnen sind toll aufgebaut und irgendwann entscheidet man sich für eine Seite, der man Glauben schenken wird.

    Die Stimmung und das Haus im Wald sind beklemmend, die beiden sind unter sich und ein einfaches Entkommen ist nicht möglich. Dennoch gibt es in all den Erzählungen auch einige schöne Situationen, die Merchant wunderbar lebendig beschreibt, sodass man die Feststimmung fühlen kann und den Duft von Weihnachten in der Nase hat.

    Den Schreibstil habe ich als sehr angenehm empfunden, weil er nicht im Vordergrund steht, sondern Spannungsaufbau und zwischenmenschliche Beziehungen wichtiger sind.

    Die Handlung als Ganzes betrachtet ist in sich stimmig und mit immer wieder neuen Wendungen und Erkenntnissen, die zum Weiterlesen locken. Andeutungen werden zu einem späteren Zeitpunkt aufgeklärt. Die Autorin versteht es sehr gut, den*die Leser*in auf eine äußerst spannende Lesereise mitzunehmen, bei dem selbst das Ende noch Überraschungen bereit hält!

  • Schweig! Ist ein spannender Thriller, der aus der Sicht von Esther, ihrer Schwester Sue und ihrem Mann Martin geschrieben ist. Die drei Erzählversionen driften dabei stets auseinander, sodass man sich als Leser zusammenreimen muss, was wohl tatsächlich passiert ist, denn die Wahrheit liegt sicher irgendwo zwischen den Erzählungen. Dadurch bleibt es das gesamte Buch über spannend, auch wenn manches vorhersehbar ist.

    Die Charaktere sind gut gestaltet und wecken irgendetwas zwischen Misstrauen, Angst, Ekel, Mitleid und Abscheu. Es ist eine interessante Darstellung, wie die Wahrnehmung verschiedener Personen auseinander gehen kann. Im Grunde werden mehrere unterschiedliche toxische Beziehungen aufgezeigt, die in der Tat eines Thrillers würdig sind. Daher bewerte ich das Buch als insgesamt sehr gut gemacht, nicht zuletzt wegen der manchmal unerwarteten Wendungen.

  • Toxische Beziehungen haben viele Gesichter. Vor allem das Verhältnis von Schwestern kann eine spezielle Dynamik entwickeln, wie die deutsche Schriftstellerin Judith Merchant in ihrem Psychothriller "Schweig" erzählt.


    Was würdest du tun, um deine Schwester zu retten? Und was, um sie loszuwerden?

    Am Tag vor Heiligabend fährt Esther in den Wald zum Haus ihrer Schwester, um ihr ein Geschenk und eine Flasche Wein zu bringen. Ein Schneesturm setzt ein. Das Geschenk wird nicht geöffnet. Der Wein schon. Dinge werden gesagt, die besser ungesagt blieben. Und Taten werden begangen, die nie mehr rückgängig gemacht werden können. Eigentlich muss Esther ihr Weihnachtsfest mit Ehemann und Kindern in der Stadt vorbereiten: einkaufen, Tanne besorgen – es wäre genug zu tun. Doch ihre Schwester Sue, die seit ihrer Scheidung völlig allein in einem riesigen Haus tief im Wald lebt, geht ihr nicht aus dem Kopf. Und so setzt sie sich ins Auto und fährt los. Aber nur um nachzusehen, ob alles in Ordnung ist und ob Sue zumindest ihre Tabletten nimmt. In die Stadt einladen kann sie sie nicht. Denn was, wenn sie wieder durchdreht – wie letztes Jahr? Am Haus im Wald angekommen, stellt Esther fest, dass Sue sie loswerden will. Was hat sie zu verbergen? Ein Schneesturm setzt ein. Zum ersten Mal seit ihrer Kindheit kommen die Schwestern ins Gespräch, und kein Stein bleibt auf dem anderen – bis eine der beiden zum Messer greift. Während der Schnee alles verdeckt und jedes Geräusch erstickt ...


    Das schlichte Cover dieses Buches strahlt eine düstere Stimmung aus und besticht durch seine tiefgründige Gestaltung. Inmitten von mehreren Tannenbäumen fällt ein einziges Exemplar ins Auge, das in der Signalfarbe Rot gehalten ist. Optisch sind die einzelnen Kapitel mit schwarzen Balken versehen worden, welche im Buchschnitt deutlich zu erkennen sind. Gleichzeitig macht der aussagekräftige Titel deutlich, dass es hier zur Sache gehen wird. Unangenehme Wahrheiten mag niemand hören, wie der verwendete Imperativ signalisiert.

    Die Handlung wird im steten Wechsel aus mehreren Perspektiven vermittelt. Zunächst kommen Esther und Sue, zwei Schwestern, zu Wort, später Martin, der Ehemann von Esther. Durch Rückblenden, die aus der Sicht eines (nicht namentlich gekennzeichneten) Mädchens, das der Leser im Laufe des Geschehens als "Esther" identifizieren kann, geschildert werden, erfahren wir von dem schweren Trauma, das Esther und Sue infolge des Suizids ihres alkoholabhängigen Vaters an Weihnachten erlitten haben.

    Im Mittelpunkt stehen die zwei Schwestern Esther und Sue, welche die konträren Rollen der "Schönen" und der "Schlauen" verinnerlicht und seit ihrer frühen Kindheit ein sehr schwieriges Verhältnis zueinander haben. Als Älteste will Esther unbedingt das Sagen haben. Sie feiert sich selbst als berufstätige, glückliche Ehefrau und Mutter feiert, die in der Stadt zur Miete lebt, während ihre jüngere Schwester Sue geschieden, kinderlos, nicht berufstätig, aber finanziell abgesichert ist und allein in einem großen Haus lebt, was ihrer großen Schwester ein Dorn im Auge ist. Tatsächlich ist nichts wie es scheint. Die heile Welt von Esther ist eine kunstvoll inszenierte Aufführung für die Öffentlichkeit, hinter den Kulissen sieht es finster aus. Esther instrumentalisiert, kontrolliert und manipuliert ihre Mitmenschen. Sie will die absolute Kontrolle und Macht ausüben. Als jüngere Schwester ist die sensible, verletzliche Sue in der schwächeren Position. Dennoch ist sie nicht das unschuldige Opfer, wie man glauben möchte, sondern erweist sich als ebenbürtige Täterin, indem sie auf das Verhalten von Esther reagiert.

    Was für bitterböse perfide Psychospielchen! Was wie eine relativ "normale" Familiengeschichte beginnt, entwickelt sich zu einem echten Horrortrip. Bei der Lektüre dieses Buches ist mir eine Gänsehaut über den Rücken gelaufen. Judith Merchant ist ein raffinierter Psychothriller gelungen, voller falscher Fährten, verblüffender Wendungen und mit einem bizarren Show-Down. Besser geht es nicht!

  • Weihnachten mit Esther und Sue


    Schweig!, Thriller von Judith Merchant, Ebook, erschienen bei Kiepenheuer & Witsch.


    Ein unheimlich intensives Kammerspiel um eine toxische Beziehung, in der nichts so ist, wie es scheint.


    Obwohl Esther einen Tag vor Heiligabend noch vieles zu tun hat, will sie hinaus in den Wald fahren um ihre Schwester zu besuchen und ihr ein Weihnachtsgeschenk zu überbringen. Seit ihrer Scheidung lebt Sue dort ganz alleine in einem riesigen Haus, Esther fühlt sich als ältere Schwester verantwortlich ob es Sue auch wirklich gut geht. Ihr kommt es so vor, als ob Sue sie ganz schnell loswerden wolle, hat sie etwas zu verbergen? Isst sie genug? Und nimmt sie ihre Medikamente?
    Das Buch ist im Stil eines Kammerspiels geschrieben, die Kapitel sind im personalen Stil abwechselnd aus der Sicht der beiden Schwestern geschrieben, im letzten Drittel kommt auch Martin, der Mann von Esther zu Wort. Die Dramatik dieses Buchs hat mich sofort erfasst, mitgenommen und nicht mehr losgelassen, in jeder freien Minute habe ich gelesen. Der Spannungsbogen beginnt hoch, steigert sich noch durch ungeahnte Wendungen, das unerwartete Ende hat mich dennoch verblüfft. Zuerst scheint die Lage klar, Esther die perfekte Ehefrau und Mutter, betüttelt ihre kleine Schwester und will ihr trotz der Ablehnung der jüngeren eine kleine Weihnachtsfreude bescheren, bezeichnet sie sie doch als ihre größte Baustelle. Je tiefer ich in die, ja fast schon toxische Beziehung, der beiden Schwestern eintauche, desto mehr stellt sich die Frage, welche der beiden Schwestern hat eigentlich ein psychisches Problem? Im Verlauf der Lektüre wird mir Esther immer unsympathischer, sie ist manipulativ, rechthaberisch und gemein. Und hier leidet nicht nur ihre Schwester, sondern sie will ihre ganze Familie in der Hand haben, sehr darunter leidet auch Martin ihr Ehemann. Dem Plot konnte ich zu jeder Zeit folgen, die Charaktere sind gut herausgearbeitet, handeln nicht immer nachvollziehbar aber authentisch. Lieblingsfigur hatte ich keine. Jedoch hat sich m.E. Sue im Lauf der Geschichte zu ihrem Vorteil entwickelt, was die Aussicht am Ende, fürchte ich, jedoch wieder zunichte gemacht hat.
    Die Perspektivenwechsel in den einzelnen Kapiteln erzeugen Spannung, es ist interessant zu erleben, wie verschieden einzelne Situationen von den Handelnden wahrgenommen werden. Dass es für eine Figur nicht gut ausgeht, erfährt der Leser schon aus dem Klappentext, doch bis zum Schluss konnte ich nicht ahnen, wer das sein könnte. Dies war für mich das erste Buch, welches ich von Judith Merchant gelesen habe, bin aber nun auf Atme! neugierig geworden.
    Besonders gut fand ich die schlagfertigen Dialoge, sie haben die Geschichte lebendig gemacht. Ich fühlte mich hervorragend unterhalten, hatte Herzklopfen, habe immer wieder den Kopf geschüttelt und manchmal nicht glauben wollen was ich da las, ein Psychothriller beklemmend, perfide und gruselig, ein wahrer Pageturner.
    Mich hat Schweig! unbedingt an das Kammerspiel „Der Gott des Gemetzels“ erinnert. Wer Bücher in diesem Stil mag, wird diesen Thriller mögen, von mir 5 Sterne. :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5:

    :study::musik::montag:


    Und wenn mir alle Königskronen für meine Bücher und meine Freude am Lesen angeboten wären: Ich würde sie ausschlagen.
    François Fénelon

  • Schweig! ein Roman von: Judith Merchant.

    Veröffentlicht durch den Kiwi-Paperback Verlag am: 09.09.21

    ISBN: 978-3-462-00133-4

    Seitenzahl: 352


    Das Cover:

    ähnelt in seiner Machart einem Aquarell. Eine Taxonomie der typisch deutschen Misch- Waldlandschaft. Sehr ansprechend gestaltet & erzeugt Neugier.


    Inhalt:

    Der Dreh-& Angelpunkt ihrer schwesterlichen, komplett unterschiedlichen Lebensweisen, bildet ihre gemeinsame Herkunftsfamilie.

    Kurz vor Heiligabend treffen sich, die nun mehr erwachsenen Schwestern Sue & Esther.

    Esther möchte Sue in deren Waldhaus pünktlich besuchen & ein kleines Geschenk vorbeibringen. Schon kurz nach Esthers Ankunft entwickelt sich ein Ping-Pong- Abschlag aus Meinungen & Erfahrungen.

    Es entwickelt sich eine Spirale: Dynamisierung subjektiver & objektiver Lebensgefahr.


    Mein persönlicher Leseeindruck:


    Schon nach wenigen Zeilen hatte ich folgenden Eindruck:

    Ich bin Gast in einer Art Amphietheater. Vor meinen Augen und Ohren entwickelt sich ein Duell der unterschiedlichsten Erfahrungen & Meinungen.

    Platziert in der ersten Reihe, - erhöht, so kann ich das Geschehen auf der Bühne, bestens mitverfolgen. Die kalte Winterluft, der Schnee- die Sinneseindrücke- meine Empfindungen passen sich denen, im Buch erzählten Emotionen, an.

    Mit unglaublicher Fertigkeit, gelingt es der Autorin meine Aufmerksamkeit in ihren Bann zu ziehen.

    In meinem Kopf wirbeln Geprächsfetzen, eigenes Erleben und die angsprochene momentane Situationsdynamik, durcheinander. Ich bin bis am Schluss - ganz bei den Schwestern.

    Und, - total vom Finale überrascht.


    Der Schreibstil & Spannungsbögen:


    Ich erlebe einen absolut flüssigen Erzählstil. Die Kommunikation, die Gedanken der Protagonisten, alles ist in sich stimmig und wird gut nachvollziehbar vermittelt.

    Spannungsbögen im herkömmlichen Sinn, erlebe ich hier kaum.

    Die Spannung und der Nervenkitzel entwickelt sich aus der, durch die Erzählweise,-"Dick & Fett gefütterten" Neugier.

    Nur zu gern lese ich weiter, um Ursprung und Ende dieser Geschichte zu ergründen.


    Genre:

    Meiner :study: Meinung nach gehört dieser Roman nicht in das "Thriller-Genre".

    Es fehlen hier dann doch einige Thriller Zutaten & es weckt nicht erfüllbare Leser-Erwartungen.

    Wir erleben hier: Ein gut erzähltes Gesprächsduell, mit einigen spannenden Bezugspunkten. Das Buch liest sich ähnlich einer Vorlage zu einem Bühnenspiel oder anderem verbalem Schlagabtausch. Und dieses auf ungewöhnlich hohem Niveau.

    Somit empfehle ich diese Lektüre mit 4 *Sternen -allen Lesern, die tief in die Materie eintauchen und sich auf diesen ungewöhnlichen emotionalen Spannungsroman einlassen mögen.

  • Sie ist zweifache Mutter und berufstätig. Das Weihnachtsfest steht kurz bevor und Esther hätte eigentlich viel vorzubereiten: den Baum abholen, einkaufen, zu Hause dekorieren. Doch ihre kinder- und arbeitslose Schwester Sue, die seit ihrer Scheidung allein in einem Haus im Wald lebt, geht ihr nicht aus dem Kopf. Deshalb fährt sie mit einem Geschenk zu ihr. Sie will vor allem kontrollieren, ob bei der Schwester alles in Ordnung ist. Aber Sue, von Esther „Schnecke“ genannt, will die ungebetene Besucherin nur schnell loswerden. Hat die Enddreißigerin etwas zu verbergen?

    „Schweig!“ ist ein psychologischer Spannungsroman von Judith Merchant.

    Meine Meinung:
    Das Buch ist in viele kurze Kapitel eingeteilt. Es gibt eine Art kurzer Prolog. Die Geschichte endet mit einem Epilog. Er spielt ein Jahr nach dem eigentlichen Geschehen, das sich an einem 23. Dezember ereignet. Zwischendurch sind außerdem Rückblicke eingefügt, die in die Kindheit der Protagonistinnen führen. Erzählt wird in der Ich-Perspektive aus der Sicht von Sue und Esther, und zwar im Wechsel. Später kommt eine weitere Perspektive hinzu. Die Handlung konzentriert sich auf Esthers Haus, der Schauplatz ändert sich nur selten. Der Aufbau funktioniert sehr gut.

    Das Erzähltempo nimmt nur langsam zu. In sprachlicher Hinsicht ist das Buch unspektakulär. Es weist eine einfache Syntax auf und ist sehr dialoglastig. Der Schreibstil passt aber hervorragend zur Geschichte. Positiv anzumerken ist auch, dass die Erzählstimme gekonnt variiert.

    Die Zahl der Figuren ist sehr überschaubar und trotzdem absolut ausreichend. Im Mittelpunkt stehen die beiden Schwestern, die eine schwierige Beziehung zueinander haben und recht unterschiedlich sind. Keine der zwei Frauen ist zu trauen. Sie haben abweichende Wahrnehmungen und eigene Geheimnisse. Beide schrecken nicht vor dem Lügen zurück, was sie nicht sympathisch, aber zu reizvollen Charakteren macht, die bis zum Schluss nicht gänzlich zu durchschauen sind.

    Inhaltlich ist der Roman erfreulich facettenreich und komplex. Es geht um Familien- und Ehekonflikte, psychische Krankheiten, unverarbeitete Kindheitstraumata und einiges mehr, das ich nicht vorwegnehmen möchte.

    Zwar konnte ich ein paar Hintergründe erahnen. Auf fast 350 Seiten kann die atmosphärisch dichte Geschichte aber auch unerwartete Wendungen bieten. Sie ist durchweg schlüssig. Im Mittelteil dreht sich die Handlung im Kreis und wird dadurch ein wenig langatmig. Größtenteils ist die Geschichte allerdings unterhaltsam und packend. Mit der Bezeichnung „Thriller“ tut der Verlag dem Buch dennoch keinen Gefallen. „Psychologischer Spannungsroman“, wie es an anderer Stelle heißt, trifft es besser.

    Die Farbgebung des Covers ist leider wenig originell. Das Tannenbaum-Motiv passt aber sehr gut.

    Mein Fazit:
    „Schweig!“ von Judith Merchant ist ein unterhaltsamer Roman, der vor allem für Fans psychologischer Spannung empfehlenswert ist. Eine stimmige und packende Lektüre - nicht nur für die Vorweihnachtszeit.


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  • Psychogespräche mit wenig Handlung


    Ich habe das vorherige Buch `Atme!` der Autorin nicht gelesen und bin daher sehr offen.


    Es handelt um 2 Schwestern, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Die Eine lebt mit ihrer Familie in der Stadt und führt ein sehr lebhaftes Leben. Die andere Schwester, geschieden, lebt allein in einer `sterilen` Villa im Wald.


    Die Hauptstory besteht in einem Dialog zwischen den psychisch auffälligen Schwestern. Dabei wird deutlich, dass ein großes Problem die Kommunikation ist. Soll heißen: Kommunikation ist nicht was gesagt wird, sondern was das Gegenüber versteht! Man wechselt zwischen Sympathie und Antipathie bei beiden Schwestern. So wird man von der Autorin gekonnt in die Irre geführt. Allerdings fand ich das stellenweise recht langatmig. Insgesamt dominieren leider nicht die Handlungen, was ich für einen Thriller unabdingbar halte. Später kommt es zwar zu dem Hauptakt, der wird mir jedoch zu rasch und oberflächlich abgehandelt. Nervenkitzel fand ich hier keinen.


    Des Weiteren stört mich der Schluss des Buches: `ein Jahr danach`. Auch hier hätte ich mir mehr Ausführung gewünscht, um nachzuvollziehen, wie das zustande kam und was sich bis dahin bei denen verändert hat. Hier empfinde ich Oberflächlichkeit und schnell fertig werden.


    Dann gab es für mich auch Unstimmigkeiten: Es ist die Rede von Medikamenten, die Sue einnehmen muss. Allerdings war sie nicht stationär und hat demnach sicher keine Medikamente versordnet bekommen! Dann fährt Esther am Schluss zielstrebig in die Klinik, wo sie entbunden hat etc. Zuvor war ihr der Weg zu Sue doch fremd und weit weg. Wie kann das so sein?


    Fazit für mich: Kein Thriller und kein Nervenkitzel. Ein Kammerspiel mit Psychogesprächen und kaum Handlung. Habe echt mehr erwartet.

  • Am Tag vor Weihnachten taucht Esther bei ihrer Schwester Sue im Wald auf, um ihr ein Geschenk und eine Flasche Wein zu bringen. Eigentlich sollte Esther das Fest für ihre Familie vorbereiten, doch ein Schneesturm sorgt dafür, dass sie nicht zurückkann. Die Schwestern trinken den Wein und sprechen Dinge aus, die besser ungesagt geblieben wären. Die Katastrophe nimmt ihren Lauf.


    Erzählt wird diese Geschichte aus unterschiedlichen Perspektiven und geht auch immer wieder in die Vergangenheit zurück. Man kann sich nicht sicher sein, ob alles so ist, wie es scheint. Doch für mich hat sich die Lösung recht früh gezeigt. Dennoch bleibt es spannend.


    Die Personen sind gut dargestellt. Sie schleppen Verletzungen der Vergangenheit mit sich herum, die nach Oben drängen. Sue lebt für sich und ist kontaktscheu. Sie benötigt Tabletten, um nicht durchzudrehen. Esther will sehen, ob Sue sie wirklich einnimmt, damit die Situation nicht wieder eskaliert. Sue möchte ihre Ruhe und will Esther möglichst loswerden. Aber Esther versucht wie immer, Sue zu bevormunden. Doch das Wetter spielt nicht mit. Vieles kommt in diesem einsamen Haus zur Sprache und Geheimnisse der Vergangenheit drängen ans Licht. Doch was ist die Wahrheit?


    Aber auch Esthers Mann Martin spielt eine Rolle in dieser problematischen Schwesterbeziehung. Mir war keiner der Protagonisten sympathisch.


    Es ist ein beklemmendes und sehr spannendes Familiendrama.

  • Geschwisterliebe

    Sue lebt seit ihrer Scheidung allein und zurückgezogen in einem riesigen
    Haus tief in einem Wald. Ihre Schwester Esther macht sich Sorgen um sie. Obwohl
    Esther eigentlich zu Hause noch sehr viel für das Weihnachtsfest mit Mann und
    Kindern vorbereiten muss, macht sie sich auf den Weg um ihre Schwester um ihr
    ein kleines Geschenk zu bringen. Doch Sue will sie nicht bei sich haben, hat
    sie etwas zu verbergen? Und was bedeutet das Messer in ihrer Hand?

    Die Story dreht sich hauptsächlich nur um die Beziehung zwischen den beiden Geschwistern,
    die unterschiedlicher nicht sein könnten. Durch die wechselnden Perspektiven
    lernt der Leser nach und nach die beiden Schwestern kennen und erfährt durch
    die Gedanken und Gespräche der beiden von den Problemen und Vorkommnissen in
    der Vergangenheit. Dadurch blieb die Spannung total auf der Strecke, die erst
    zum Ende hin aufkommt.

    Die beiden Hauptcharaktere haben sich in Überlegungen verloren, die für mich
    teilweise keinen Sinn ergaben, dadurch habe ich irgendwie keinen Zugang zu
    ihnen gefunden. Sie waren mir unsympathisch und ihr Verhalten hat mich einfach
    nur genervt.

    Für mich definitiv kein Thriller, eher ein Roman um eine toxische
    Geschwister-Beziehung.

    :bewertung1von5: :bewertung1von5:

  • Schon nach wenigen Seiten war mir klar, dass der Schreibstil der Autorin nicht meins ist. Trotzdem habe ich weitergelesen, aber leider keinen Zugang zur Geschichte bekommen. Die Figuren nervten mich und die Stimmung wollte so gar nicht aufkommen.

    Unter einen Thriller habe ich mir etwas anderes vorgestellt. Ich habe das Buch nach 20% abgebrochen.

    :bewertung1von5: :bewertungHalb:


    "Sei ein Sonnenkind dein Leben lang, denn nur wer Sonne hat, kann Sonne geben."


    :tanzen:


  • Das 2. Buch von Autorin und 2. was ich von ihr las.


    Dieser Plot spielt zu Weihnachten, daher kam es auf die Weihnachts-Leseliste


    Zudem gab es eine Leserunde auf Instagram-Kanal :


    Seitensprung – seitensprung_derbuecherpodcast


    Wie auch in Ihrem 1. Thriller 》ATME!《, spielt die Autorin auch in diesem Plot Verwirrspiel mit dem Lesenden. Nichts ist wie es scheint, wer meint es gut, wer nicht? Wer sagt die Wahrheit, wer lügt?


    Das Buch ist mit dem Aufdruck THRILLER versehen, da er aber unblutig ist und ehr psychologisch spannend ist, würde ich ihn in die Spannungsliteratur stecken.



    Warum geht’s?:


    Es ist Weihnachten und Esther eine Frau, deren Alter man nicht erfährt, will im einen Tag vor Heilig Abend im Weihnachtsvorbereitungsstress ihre Schwester Sue besuchen, die ca. 1 Stunde von ihr entfernt lebt.


    Diese hat nach einer Trennung einen psychischen Zusammenbruch erlitten und Esther möchte ihr eine Flasche Wein bringen und schauen, dass es ihr gut geht und sie ihre Tabletten nimmt.


    Sue ist nicht begeistert von der Schwesterlichen Fürsorge und will sie schnellstens wieder loswerden, was Ether stutzig macht und als es zu einem Schneesturm kommt und Esther mit ihrem Auto im Graben fährt und somit nicht mehr wegkommt, spitzt sich die Sache zwischen den beiden zu.


    Dieser Plot fängt ziemlich langweilig an und es passiert nichts aufregendes, aber nach und nach nimmt die Autorin den Lesern mit auf ein Katz- und Maus spielt, bei denen man nicht mehr weiß was man denken soll. Wer ist gut, wer ist wer lügt, was ist wirklich passiert, worum geht es eigentlich wirklich….


    Psychologisch gut ausgeklüngelt und mit einem packenden Schreibstill entwickelt sich das Buch im Lauf des Plots immer mehr zu einem Pageturner, bei dem man alles um sich herum vergisstund ganz gefangen wird von der Geschichte.. Vieles war menschlich, alles war zwischenmenschlich schwierig, ich wollte die beiden nehmen und einfach mal schütteln und ihnen sagen, sie sollen doch endlich mal offen mit einander reden als wie auf rohen Eiern um einander zu tanzen.


    Das Ende war mir etwas zu glatt zu harmonisch, wenn es aber doch passend ist.


    Um ehrlich zu sein, hat mir aber „ATME!“ von der Autorin doch eine Ecke besser gefallen, der Plot war „raffinierter“.