Kazuo Ishiguro - Der begrabene Riese (ab 05.09.2021)

  • Kapitel 3


    Ich möchte nochmal auf die Diskussion über Gott zurück kommen, worüber wir schon einiges diskutiert haben.


    Zitat

    Nur ein Gedanke. Dass Gott vielleicht wegen irgendetwas, das wir getan haben, wütend ist. Oder nicht wütend, sondern beschämt.


    Zitat

    Vielleicht schämt sich Gott wegen unserer Untat dermaßen für uns, dass er sie selber vergessen will.

    Dies würde wie ich schon einmal erwähnt habe den Alten Testament entsprechen, einem Gott der zürnt, der straft


    Jedoch Beatrice spricht von Jesus - dem Sohn Gottes, ein Gott der Liebe der Güte.

    Zitat

    Steck sie dir in den Gürtel, Axl, und zwar so, dass die Markierungen nach außen zeigen. Das hilft dem Herrn Jesus, uns zu beschützen. Ich trage diese hier.«


    Was darauf schliessen lässt dass die beiden zwar christlichen Glaubens, immer noch mit den keltischen Göttern eine Verbindung haben. Götter welche zürnen, strafen können, mit Gaben besänftigt werden müssen. Wir sprechen hier von den keltischen Göttern.

    Wikipedia


    Was mir auffiel der Gesang der Menschen, wenn sie zusammen standen. Wie um sich selber zu beruhigen, keine Angst zulassen wollen, kein Gesang der aus Freude angestimmt wird.

    Zitat

    Ein leises Singen begann, in das bald auch die Zuschauer einstimmten, unter ihnen auch die Medizinfrau.

    Wobei dieser Gesang einer Huldigung gleich kommt.

    Zitat

    Unterdessen hatte ein Gesang eingesetzt, leise zuerst, dann anschwellend, bis der Krieger sich schließlich umdrehte, um ihn zu würdigen.

    Zitat

    Es schlug ihm Zurückhaltung, ja fast Kälte entgegen, und Axl fühlte sich an einen Vorfall in seinem eigenen Dorf erinnert, an das Verschwinden des Mädchens Marta, und er fragte sich, ob auch dieser Junge im Begriff war, vergessen zu werden. Nein, das konnte nicht sein, nicht hier. Jetzt zeigten die Leute sogar auf ihn, und die Frauen, die sich um ihn kümmerten, starrten abwehrend zurück.

    »Ich kann nicht verstehen, was sie sagen, Axl«, raunte ihm Beatrice ins Ohr. »Es wird über den Jungen gestritten. Dabei ist es doch ein großes Glück, dass er wohlbehalten zurück ist und dass ihn das, was seine jungen Augen mitansehen mussten, offenbar nicht besonders erschüttert hat.«

    Wiederum wie auch schon in andern Situationen spürt man das Beatrice und Axl besonders sind, ihnen ist die Empathie nicht verloren gegangen. Allerdings ist mir nicht klar wieweit das vergessen auf die Menschen einen Einfluss hat dass jegliches Mitgefühl ebenso verloren scheint. Löst das Vergessen auch eine gewisse Gefühlskälte in den Menschen aus, was doch auch bedeuten würde - keine Freude mehr empfinden zu können. Darauf deuten auch die Worte von Beatrice beim betreten des Dorfes.


    Zitat

    Hier stimmt doch etwas nicht«, flüsterte Beatrice im Gehen. »Normalerweise sitzen sie vor den Häusern oder stehen in Gruppen zusammen und lachen und reden. Und die Kinder müssten eigentlich hinter uns herlaufen und uns hundert Fragen stellen und überlegen, ob sie uns verspotten oder sich mit uns anfreunden sollen. Aber heute ist alles unheimlich still, und mir ist wirklich mulmig zumute.«

    Was für eine unglaubliche Diskrepanz - des Abends des Nachts Menschen welche voller Furcht sind, jedoch auch kopflos scheinen wie Ivor erklärt und des Tages - wie wenn nichts geschehen wäre. Alle Vorgänge der Nacht scheinen sich in Luft aufgelöst zu haben.


    Zitat

    Axl erschien das Dorf jetzt unvergleichlich friedfertiger als in der Nacht.

    Vereinzelt nickten Entgegenkommende ihnen sogar zu oder grüßten verhalten; allerdings ging niemand so weit, sie anzusprechen


    Ich stelle immer mehr eine gewisse Verbundenheit zwischen Axl und Wistan fest, wie wenn eine besondere Freundschaft diese beiden Männer verbunden hätte. Es könnte jedoch auch ganz anders sein - dass sie sich vielleicht einmal als Feinde gegenüber gestanden haben.

    Wobei Winstan ist, wie man erfährt nicht per Zufall in dieser Gegend, und es ist sicher kein Zufall dass der Weg den Beatrice und Axl einschlagen gefährlich sein wird, wegen der Drachendame Querig.


    Noch vor kurzen konnte sich Axl kaum an seinen Sohn erinnern - nun jedoch -eigenartig oder es ist ihm gar nicht bewusst wie viel er noch weiss

    Zitat

    Ich bezweifle nicht, dass ihn das Dorf meines Sohnes freundlich aufnehmen wird, denn mein Sohn steht selbst in hohem Ansehen, ist praktisch ein Ältester, wenn auch nicht an Jahren. Er wird sich für den Jungen verwenden, das weiß ich, und ihm einen guten Empfang bereiten.«


    Dieses Kapitel ist für mich gefüllt mit informationen welche man sich merken sollte, und beim weiteren lesen eine Rolle spielen werden.


    ch hab Kapitel 4 zusammen mit Kapitel 3 letzte Woche gelesen, weil ich mir das so notiert habe. Offensichtlich ist mir da ein Fehler unterlaufen :-k

    Nein keinesfalls hast du etwas falsch gemacht, ich habe mich einfach etwas länger bei Kapitel drei aufgehalten. Kapitel vier ist ja nicht so lang - werde ich übermorgen kommentieren können.

    Gebt gerne das, was ihr gerne hättet: Höflichkeit, Freundlichkeit, Respekt. Wenn das alle tun würden, hätten wir alle zusammen ein bedeutend besseres Miteinander.

    Horst Lichter

  • zu Kapitel 3


    Was darauf schliessen lässt dass die beiden zwar christlichen Glaubens, immer noch mit den keltischen Göttern eine Verbindung haben.

    Der christliche Glaube ist ja noch jung und so war das sicher auch in anderen Kulturen die

    den neuen Glauben zwar annahmen ihn aber lange Zeit noch mit ihrem alten Glauben vermischten. Das war nie ein abrupter Übergang.

    In Brasilien sind die alten Götter (Candomble und Voodoo) immer noch sehr präsent

    und bei Prozessionen sieht man neben Statuen der Jungfrau Maria auch noch die alten

    Götter und Dämonen.

    Wie um sich selber zu beruhigen, keine Angst zulassen wollen, kein Gesang der aus Freude angestimmt wird

    Das klingt wie eine kollektive Beschwörung, ein Abwehrzauber der vielleicht auch noch

    vom alten Glauben kommt. Das sind sehr eindringliche Beschreibungen die der Autor

    hier einsetzt. Die Stimmung wird hier sehr intensiv vemittelt.

    Was für eine unglaubliche Diskrepanz - des Abends des Nachts Menschen welche voller Furcht sind, jedoch auch kopflos scheinen wie Ivor erklärt und des Tages - wie wenn nichts geschehen wäre. Alle Vorgänge der Nacht scheinen sich in Luft aufgelöst zu haben.

    Das erinnert mich an eine Geschichte von Algernon Blackwood aus dem Buch >Das leere

    Haus<. Sie hat einen französischen Titel, der übersetzt >Wegen der Dämmerung, wegen

    der Katzen< heißt. In diesem Dorf ist die Stimmung am Tage weitgehend normal, aber

    Nachts bricht ein furchtbares Grauen los.

    Wobei Winstan ist, wie man erfährt nicht per Zufall in dieser Gegend,

    Er spricht von einer Aufgabe die er erfüllen muss. Auch sehr rätselhaft. Für wen ist

    er da unterwegs? Soll er die Stimmung im Land ausloten?

    Dieses Kapitel ist für mich gefüllt mit informationen welche man sich merken sollte, und beim weiteren lesen eine Rolle spielen werden.

    Allerdings. Ishiguro packt da sehr vieles hinein und ich bin gespannt wie er all die Fäden

    wieder verknüpft.

    Wir sind der Stoff aus dem die Träume sind und unser kleines Leben umfasst ein Schlaf.

    William Shakespeare


    :study: Robert Seethaler - Das Cafe ohne Namen

    :study: Matt Ruff - Ich und die anderen

  • Kapitel 4


    Ich habe hier ein Problem. Edwin hat doch Angst das das Holzwände den Steinen welche dagegen geworfen werden nicht standhalten würden. Nun hört er die Worte der Mutter.



    Zitat

    Ganz genau. Geh jetzt immer wieder rundherum, Edwin. Geh rund um das Fuhrwerk, immer wieder rundherum, denn du bist das Maultier, das in den Göpel eingespannt ist. Immer rundherum, Edwin. Der Göpel dreht sich nur, wenn du ihn anschiebst, und nur wenn du ihn anschiebst, können die Steine fliegen. Immer rundherum, Edwin. Immer rundherum um das Fuhrwerk.«

    Macht eigentlich keinen Sinn.

    Gut man kann lesen dass gegen Morgen wie er sich in Gedanken Wistan herbei gewünscht hat die Steinwürfe aufgehört haben. Dennoch erschliessen sich mir die Worte der Mutter nicht.

    Ein Hügel und eine tote Krähe.

    Der Hügel könnte wieder darauf hinweisen etwas unangenehmes ist vergraben.

    Die Krähe

    Im inselkeltischen Bereich ist der Rabe stets mit kriegerischen Handlungen verbunden. Die irischen Kriegsgöttinnen Bodb und Morrígan sowie die Kriegsdämoninnen Scáthach, Uathach und Aoife sind von Raben begleitet oder können sich in solche verwandeln. In der walisischen Sage Branwen ferch Llŷr sind die Namen Brân Fendigeid („Gesegneter Rabe“) und Branwen („Weiße Rabin“) zu finden.

    Gebt gerne das, was ihr gerne hättet: Höflichkeit, Freundlichkeit, Respekt. Wenn das alle tun würden, hätten wir alle zusammen ein bedeutend besseres Miteinander.

    Horst Lichter

  • Macht eigentlich keinen Sinn.

    Das ist mir auch immer noch ein Rätsel, weil es ja widersprüchlich ist. Die Steine sollten

    doch aufhören zu fliegen und nicht das Gegenteil?

    Ich lese die englische Fassung und da ist es genau so unerklärlich. Ich habe die Szene

    deshalb gleich mehrmals gelesen. Es bleibt widersprüchlich. Hier die Passage in Englisch:

    Zitat

    The big wheel can only turn if you turn it, and only if you turn it can the stones

    keep coming.

    Ich habe gerade eine Idee. :-? Vielleicht geht es ja so..............

    Dieses "rund herum gehen" hat nichts mit dem Drehen des Rades

    zu tun. Wenn er rund herum geht, kann das Rad sich eben nicht drehen und die Steine

    kommen nicht mehr. Ist das eine Lösung? Anders macht es wirklich sonst keinen Sinn.


    dass gegen Morgen wie er sich in Gedanken Wistan herbei gewünscht hat die Steinwürfe aufgehört haben. Dennoch erschliessen sich mir die Worte der Mutter nicht.

    Ich hatte das so verstanden, dass er durch das Umkreisen die nötige Geistesstärke

    sammelt um Wistan zu rufen.

    Die Worte der Mutter kann ich nur so verstehen wie oben angedeutet.

    Wir sind der Stoff aus dem die Träume sind und unser kleines Leben umfasst ein Schlaf.

    William Shakespeare


    :study: Robert Seethaler - Das Cafe ohne Namen

    :study: Matt Ruff - Ich und die anderen

  • zu Kapitel 3 und 4

    Es könnte jedoch auch ganz anders sein - dass sie sich vielleicht einmal als Feinde gegenüber gestanden haben.

    Ja, das ist sogar sehr wahrscheinlich - allerdings müsste Wistan zu diesem Zeitpunkt ein Kind gewesen sein. Er sagt ja, dass er von seiner Abstammung her Sachse ist, aber von den Britanniern aufgezogen wurde und ihnen viel verdankt.



    Im Jungen Edwin würde sich das Schicksal Wistans wiederholen: Wistan will Edwin nicht, wie das Dorf es will, in einem sächsischen Dorf unterbringen, sondern bei den Britanniern, in einem "christlichen Dorf" (s. 108). Edwin würde damit zu jüngeren Ausgabe Wistans.

    Er bewahrt einen kühlen Geist und ist fähig extreme Situationen zu meistern.

    Ich habe das Gefühl, Edwin wird ein wichtiger Begleiter bei der Reise von Axl und Beatrix.

    Davon bin ich auch überzeugt; daher habe ich mich mal selber zitiert :uups: .

    Wenn er rund herum geht, kann das Rad sich eben nicht drehen und die Steine

    kommen nicht mehr. Ist das eine Lösung?

    Ich neige eher zu Deinem 1. Erklärungsversuch und würde ihn gerne fortführen:

    Die Stimme sagt ihm, dass er mit dem Drehen des Rades die Steinwürfe in Gang hält. Damit verschafft das Kind sich die Illusion, dass es nicht willenloses Opfer, sondern Herr des Geschehens ist. Edwin muss also nicht verzagen.


    Edwin hält Wache auf einer hohen Ulme - und da fällt mir der keltische Baumkreis ein.

    Die Ulme ist der Baum des Erwachens, auch im Sinne einer Entwicklung, und das würde hier gut passen für den Jungen, der sich zum Mann mausert. Die Ulme steht zudem für Lebensmut und für große Selbstständigkeit. Das passt doch auch.


    Ich habe noch eine Frage zu seiner Mutter. Seine Mutter ist "auf Reisen" (S. 111), hält aber die innere Verbindung zu ihrem Sohn. Das Kapitel endet:


    Zitat

    "... und er war unterwegs, wie seine wahre Mutter. ... Ach, wäre sie stolz, wenn sie ihn dort stehen sähe, Seite an Seite mit dem Krieger. Und die Männer in ihrer Begleitung würden zittern."

    Seine Mutter ist wohl eine Kriegerin?

    :study: Percival Everett, James.

    :musik: Agatha Christie, Mord im Pfarrhaus.


    "Der echte Bibliophile liebt mehr als Form und Inhalt eines Buches seine Existenz; er muss es erst gar nicht lesen" (Werfel, Die vierzig Tage des Musa Dagh, S. 49).

  • Das ist mir auch immer noch ein Rätsel, weil es ja widersprüchlich ist. Die Steine sollten

    doch aufhören zu fliegen und nicht das Gegenteil?

    Diese Aussage der Mutter hat für mich ebenfalls keinen Sinn ergeben. Auch finde ich interessant, dass sie anscheinend mit ihrem Sohn über weite Strecken (telepathisch?) in Verbindung treten kann.

    Seine Mutter ist wohl eine Kriegerin?

    Oh, das ist eine interessante Annahme! Ich habe mir eher gedacht, dass sie, ähnlich wie Beatrice es erzählt hat, zum Handeln und Kontakte knüpfen fort ist.

    Lesen ist ein großes Wunder. Marie Freifrau von Ebner-Eschenbach


    :study: Das lese ich gerade: *klick*

  • Edwin hält Wache auf einer hohen Ulme - und da fällt mir der keltische Baumkreis ein.

    Schön, dass du es erwähnst. Ich habe mir nämlich eben noch einmal folgendes

    interessante Buch über den Baumkreis der Kelten angeschaut, weil ich nochmal

    etwas über die Bedeutung der Ulme nachschauen wollte.

    Wir sind der Stoff aus dem die Träume sind und unser kleines Leben umfasst ein Schlaf.

    William Shakespeare


    :study: Robert Seethaler - Das Cafe ohne Namen

    :study: Matt Ruff - Ich und die anderen

  • Seine Mutter ist wohl eine Kriegerin?

    Zitat

    Und die Männer in ihrer Begleitung würden zittern."

    Ich dachte eher an eine weise Frau, eine Magierin wie Morgan le Fay welche eine gewisse Gabe hat - somit in Begleitung von Männer welche zu ihrem Schutz abgestellt sind unterwegs ist. Denn beachten wir den Namen Edwin

    Der Vorname Edwin gilt als die angelsächsische Form von Otwin und bedeutet »wohlhabender, reicher Freund«. Dies setzt sich zusammen aus den altenglischen Wörtern »ead« und »wini«, die übersetzt so viel wie »der Besitz« und »der Freund« heißen.

    Gebt gerne das, was ihr gerne hättet: Höflichkeit, Freundlichkeit, Respekt. Wenn das alle tun würden, hätten wir alle zusammen ein bedeutend besseres Miteinander.

    Horst Lichter

  • Ich dachte eher an eine weise Frau, eine Magierin wie Morgan le Fay

    Das würde passen, denn Morgan le Fay oder Morgana ist ja auch in der Artus Sage

    verwurzelt.

    Wir sind der Stoff aus dem die Träume sind und unser kleines Leben umfasst ein Schlaf.

    William Shakespeare


    :study: Robert Seethaler - Das Cafe ohne Namen

    :study: Matt Ruff - Ich und die anderen

  • Ich dachte eher an eine weise Frau, eine Magierin wie Morgan le Fay welche eine gewisse Gabe hat - somit in Begleitung von Männer welche zu ihrem Schutz abgestellt sind unterwegs ist.

    Ja, so wird es wohl sein, das passt besser.

    Die Tatsache, dass sie Männer in ihrer Begleitung hat und diese Männer bei Edwins Anblick erzittern, hatte in mir die Vorstellung einer Art Amazone ausgelöst.

    :study: Percival Everett, James.

    :musik: Agatha Christie, Mord im Pfarrhaus.


    "Der echte Bibliophile liebt mehr als Form und Inhalt eines Buches seine Existenz; er muss es erst gar nicht lesen" (Werfel, Die vierzig Tage des Musa Dagh, S. 49).

  • Die Tatsache, dass sie Männer in ihrer Begleitung hat und diese Männer bei Edwins Anblick erzittern, hatte in mir die Vorstellung einer Art Amazone ausgelöst.

    Je nach Version der Sage um Artus ist Morgana durchaus mit Vorsicht zu genießen.

    Sie ist auf jeden Fall gefährlich. Allerdings eher aufgrund ihrer Zauberkraft.

    Wir sind der Stoff aus dem die Träume sind und unser kleines Leben umfasst ein Schlaf.

    William Shakespeare


    :study: Robert Seethaler - Das Cafe ohne Namen

    :study: Matt Ruff - Ich und die anderen

  • Kapitel vier


    Dieses Mal begleiten wir den jungen Edwin und erfahren noch etwas mehr über ihn. Seine Mutter ist fort (ob sie noch lebt?), dennoch hört er sie in der Scheune zu sich sprechen. Aus dem Gehen um das Fuhrwerk herum bin ich nicht richtig schlau geworden, hatte aber die Assoziation, dass man in einigen Religionen auch meditativ um etwas im Kreis geht, einen Schrein, die Kaaba etc. Edwin sammelt vielleicht spirituell gesehen Kraft, während beim Gang um den tatsächlichen Göpel auch Kraft erzeugt wird.


    Interessant fand ich auch die Begegnung mit Steffa und hier zeigt sich auch der Charakter des Jungen, während die Dorfbewohner ihn (im besten Fall) ignorieren. Vielleicht etwas Gesellschaftskritik zum Umgang mit Veteranen?


    Ansonsten erfahren wir noch, dass es de mysteriösen Biss tatsächlich gab, es aber nicht die Menschenfresser waren. Eine Vermutung habe ich ja, mal sehen, ob sie sich bestätigt.

  • Eine Vermutung habe ich ja

    Du meinst dieses kleine aggressive Wesen, das die Menschenfresser auf Edwin loslassen?

    Lass uns an Deiner Vermutung teilhaben - ich dachte erst an einen jungen Drachen, z. B. einen Flugdrachen. Ich hab wohl zu viele Dinosaurier-Bücher mit unseren Enkelliebchen gelesen :lol: .

    :study: Percival Everett, James.

    :musik: Agatha Christie, Mord im Pfarrhaus.


    "Der echte Bibliophile liebt mehr als Form und Inhalt eines Buches seine Existenz; er muss es erst gar nicht lesen" (Werfel, Die vierzig Tage des Musa Dagh, S. 49).

  • Lass uns an Deiner Vermutung teilhaben - ich dachte erst an einen jungen Drachen, z. B. einen Flugdrachen.

    Genau das wäre meine Vermutung, vielleicht hat Querig ja kleine Babydrachen? :loool:


    Zu den fliegenden Steinen: Ich würde es auch wie drawe interpretieren, also die Kontrolle über die Situation zu behalten.

  • vielleicht hat Querig ja kleine Babydrachen?

    :lol: Und die Menschenfresser wären dann die Kinderfrauen?

    Jedenfalls hätten wir damit einen Zusammenhang hergestellt.


    ich habe auch darüber nachgedacht, wieso die Menschenfresser einen Käfig bauen können.

    :study: Percival Everett, James.

    :musik: Agatha Christie, Mord im Pfarrhaus.


    "Der echte Bibliophile liebt mehr als Form und Inhalt eines Buches seine Existenz; er muss es erst gar nicht lesen" (Werfel, Die vierzig Tage des Musa Dagh, S. 49).

  • Und die Menschenfresser wären dann die Kinderfrauen?

    Oder sie versuchen, die Drachen für sich zu domestizieren? :-k


    ich habe auch darüber nachgedacht, wieso die Menschenfresser einen Käfig bauen können.

    Wenn wir "Menschenfresser" nur als eine Bezeichnung sehen, um sich abzugrenzen (andere religiöse Vorstellungen, Traditionen, Lebensweisen, "wilderes" Aussehen etc.), dann können sie ja durchaus über ähnliche Fähigkeiten verfügen.

  • Wenn wir "Menschenfresser" nur als eine Bezeichnung sehen, um sich abzugrenzen

    Das sehe ich auch so. Oger sind etwas gefährliches und monströses, ein Wesen, das

    außerhalb der Gesellschaft lebt. Aber warum sollte es keine Käfige bauen können.

    Ich stelle mir sie ähnlich vor wie Tolkiens Orks im Herrn der Ringe.


    Oder sie versuchen, die Drachen für sich zu domestizieren?

    Vielleicht schützen die Oger ja die Drachenfrau Querig und damit auch ihre Nachkommen?

    Ishiguro schafft hier viel Raum für interessante Spekulationen.

    Wir sind der Stoff aus dem die Träume sind und unser kleines Leben umfasst ein Schlaf.

    William Shakespeare


    :study: Robert Seethaler - Das Cafe ohne Namen

    :study: Matt Ruff - Ich und die anderen

  • Oder sie versuchen, die Drachen für sich zu domestizieren?

    Perspektivenwechsel . Ja, das wäre auch eine Möglichkeit...

    Oger sind etwas gefährliches und monströses, ein Wesen, das

    außerhalb der Gesellschaft lebt.

    Du sprichst immer von "Oger", und ich kenne den Begriff nur aus Kinderfilmen, und da sind sie grün und lieb. Steht in Deiner Ausgabe "Oger" für "Menschenfresser?


    Wenn ich den Gedanken weiterführe, sieht das so aus:

    Die Menschenfresser/Oger wollen den Drachen domestizieren. Der Drache aber ist das Gefährliche unter der Oberfläche, das kollektive Vergessen. Das heißt, die Menschenfresser wären dann Helferfiguren für die Menschen?

    Irgendwie kriege ich das alles nicht recht auf die Reihe.

    :study: Percival Everett, James.

    :musik: Agatha Christie, Mord im Pfarrhaus.


    "Der echte Bibliophile liebt mehr als Form und Inhalt eines Buches seine Existenz; er muss es erst gar nicht lesen" (Werfel, Die vierzig Tage des Musa Dagh, S. 49).

  • Steht in Deiner Ausgabe "Oger" für "Menschenfresser?

    Ja, in der englischen Ausgabe ist keine Rede von Menschenfressern. Hier sind es Oger,

    also ein Fabelwesen, das ja eigentlich eher gefährlich als grün und lieb, wie in den Kinder-

    büchern ist.

    Die Menschenfresser/Oger wollen den Drachen domestizieren. Der Drache aber ist das Gefährliche unter der Oberfläche, das kollektive Vergessen. Das heißt, die Menschenfresser wären dann Helferfiguren für die Menschen?

    Ich würde das genau andersherum sehen. Sie sind Helfer für das alte, vorschristliche Leben,

    das durch den Drachen symbolisiert ist. Also eher Helfer des Drachen und seines

    Fortbestehens.

    Wir sind der Stoff aus dem die Träume sind und unser kleines Leben umfasst ein Schlaf.

    William Shakespeare


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    :study: Matt Ruff - Ich und die anderen