Lucy Astner - Weil wir Schwestern sind

  • Hannah kommt heim


    Weil wir Schwestern sind, Roman von Lucy Astner, 480 Seiten, erschienen im Goldmann Verlag.


    Vier unterschiedliche Schwestern die mitten im Leben stehen bringt eine Nachricht ins Wanken.


    Die Schwestern Katharina, Judith, Eva und Miriam, sind ohne Mutter aufgewachsen. Sie verschwand nach Nepal und gründete dort ein Waisenhaus. Den Mädchen hat außer der Mutter nie etwas gefehlt, den Theo ihr Vater hat sie liebevoll großgezogen. Nun ist Hannah von einer Leiter gefallen und soll bestmöglich behandelt werden. Dass der Verlust der Mutter, doch tief im Herzen der einen oder anderen etwas angerichtet hat, kommt auf, als sich eine Überraschung ankündigt. Hannah kommt heim.


    Das Buch teilt sich in 42 Kapitel, die jeweils mit den Namen der verschiedenen Schwestern überschrieben sind. Der Erzählstil ist aus der Sicht der jeweiligen Schwester. Der bildhafte und flüssige Stil, macht ein flottes Lesen möglich. Gedanken, Handy-Nachrichten und Briefe sind kursiv gedruckt und somit deutlich vom Text abgehoben. Die Sprache ist modern mit pfiffigen Ausdrücken, die mir zwischendurch immer wieder ein Schmunzeln bereitet haben, z.B. auf Seite 174.“ Lehrer haben vormittags recht und nachmittags frei.“ Die teils frechen und lustigen Dialoge, machen die Geschichte lebendig.


    Unerwartete Wendungen und eine Überraschung am Schluss haben für Tempo gesorgt, zu keinem Zeitpunkt war das Buch langweilig. Die Charaktere sind gut gezeichnet, nicht jede der Schwestern hat sich über die eventuelle Rückkehr der Mutter gefreut, da wird es ganz deutlich wie die einzelnen Frauen vom frühen Verlust der Mutter gezeichnet wurden. Zum Teil mit übertrieben perfektem Hausfrau- und Mutterpflicht-Bewusstsein, aber auch mit Bindungsängsten, oder ruhelosem in der Weltgeschichte herumreisen. Darüber hinaus merken die Schwestern mit der Zeit, dass sie dennoch zusammengehören, obwohl sie im Erwachsenenalter eigentlich nicht mehr viel miteinander zu tun haben wollten. Es passiert viel im Buch, nicht immer konnte ich alles für bare Münze nehmen. Einige der Damen haben m. M. nach schon etwas naiv oder überstürzt gehandelt. Die Episode mit Cloe, war sehr schön, aber für das Buch eigentlich nicht notwendig. Auch der Grund warum Hannah damals gegangen ist, war für mich nicht nachvollziehbar.


    Ich fühlte mich gut unterhalten, habe das Buch auch sehr schnell durchgelesen doch in der Erinnerung wird mir das Buch nicht bleiben. Eine nette Urlaubslektüre, ohne große Gefühle oder tiefsinnige Abgründe. Trotzdem eine Leseempfehlung für zwischendurch und von mir 3 Sterne.

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    :study::musik::montag:


    Und wenn mir alle Königskronen für meine Bücher und meine Freude am Lesen angeboten wären: Ich würde sie ausschlagen.
    François Fénelon

  • "Weil wir Schwestern sind" ist meine erste literarische Begegnung mit Lucy Astner. Ihr Roman kreist um vier Frauen, die mitten im Leben stehen, und eine Nachricht, die alles ins Wanken bringt …


    Die Schwestern Katharina, Eva, Judith und Miriam könnten unterschiedlicher kaum sein und haben sich nicht viel zu sagen. Bis eine unverhoffte Nachricht aus Nepal ihr Leben auf den Kopf stellt: Ihre Mutter Hannah wird nach Hamburg zurückkehren. Nicht bei jeder der vier Schwestern löst die Aussicht auf ein Wiedersehen Begeisterung aus, denn Hannah hat die Familie vor fast dreißig Jahren von einem Tag auf den anderen verlassen. Während jede auf ihre Weise mit der eigenen Vergangenheit ringt, kommen die Schwestern sich allmählich wieder näher. Und haben sich auf einmal doch ziemlich viel zu sagen …

    Das hübsche Cover ist in fröhlichen, warmen Farben gehalten und spiegelt eine ländliche Idylle. Wer möchte nicht mit seiner Schwester unter einem Obstbaum liegen, in den blauen Himmel blicken und fröhlich miteinander plaudern?

    Der Familienroman "Weil wir Schwestern sind" spielt in der Hansestadt Hamburg. Dort leben Katharina (39), Eva und Judith (33), während ihre jüngste Schwester Miriam (29) ein Freigeist ist, der sich weder in Sachen Liebe noch in Sachen Wohnort festlegen möchte. Aufgewachsen sind die vier Schwestern im Alten Land, in privilegierten Verhältnissen, umsorgt von einem fürsorglichen Vater, einem tüchtigen Landarzt, der sie ihr frühkindliches Trauma vergessen lassen wollte. Beruflich sind sie ihre eigenen Wege gegangen; Katharina hat eine steile Karriere als Herzchirurgin vorzuweisen, während Judith ihrem Helfersyndrom gefolgt und Lehrerin an einer Brennpunktschule geworden ist. Eva begreift sich als vorbildliche Ehefrau und Mutter, an der Seite eines erfolgreichen Anwalts, während Miriam keinerlei Ehrgeiz entwickelt und als Weltenbummlerin unterwegs ist.

    Das Geschehen wird aus wechselnden Perspektiven erzählt. Katharina, Eva, Judith und Miriam sind konträr angelegte Persönlichkeiten, die keinen allzu großen Wert auf familiäre Bindungen legen. Sie bleiben in Kontakt, aber zu sagen haben sie sich nichts. Durch die unerwartete Nachricht von der schweren Erkrankung ihrer leiblichen Mutter, die ihre Kinder verlassen hat, gerät ihr festgefügtes Weltbild ins Wanken.

    Lucy Astner erzählt eine emotional berührende Geschichte von vier Schwestern, die ihre verdrängte Vergangenheit aufarbeiten und sich mit ihrer traumatischen Familiengeschichte auseinandersetzen müssen. Leider spielt ihre Mutter Hannah keine große Rolle in diesem Roman, sie bleibt eine farblose, schwer zu fassende Figur im Hintergrund, deren schwere psychische Erkrankung (Depressionen, ausgelöst durch rasch aufeinander folgende Schwangerschaften) kaum thematisiert wird. Zu einer Rückkehr nach Deutschland (wie im Klappentext angekündigt) kommt es nicht. Im Roman tritt Hannah gar nicht in Erscheinung, man spricht über sie, aber nicht mit ihr. Schade!

    Grundsätzlich hat mir diese unterhaltsame Lektüre für zwischendurch gut gefallen. Unnötig war das melodramatische Finale. Auf eine Feuersbrunst im Elternhaus der vier Schwestern hätte Lucy Astner getrost verzichten können. Man muss nicht alles in Trümmern legen, um etwas Neues aufbauen zu können.