Marion Henneberg - Worte einer neuen Zeit

  • „Dein Stolz ist eine der wenigen Eigenschaften, die ich nicht an dir mag...“


    Als in Bremen im Jahre 1890 die Eröffnung des Freihafens gefeiert wird, sind Lene und ihr Mann Ludwig Drews mitten drin. Das junge Paar ist frisch verheiratet und völlig außer sich, denn solch große Feste sind nicht häufig in dieser Zeit. Ludwig arbeitet als Küper im Freihafen und hat somit eine wichtige Position inne. Lene ist ausgebildete Lehrerin und konnte sich nur schwer von ihrer Arbeit trennen, aber bei einer Heirat durfte sie ihren Beruf nicht mehr ausüben. Leider meint das Schicksal es nicht gut mit den Beiden, denn durch einen tragischen Unfall ist Lene plötzlich wieder allein und auf sich gestellt. Als sie in einer höheren Mädchenschule Arbeit findet, kann sie ihren geliebten Beruf wieder ausüben.


    Georg Berndes lebt erst seit kurzem in Bremen, aber er ist aufstrebender Journalist und arbeitet bei den Bremer Nachrichten. Verschlagen hat es ihn dorthin durch die Verlobung mit der Reederstochter Luise Harmbeck und so lernt er nach und nach Bremen kennen.


    Elsa Brüggemann leitet eine Pension, in der Auswanderer einen Schlafplatz und eine warme Mahlzeit bekommen. Sie hat ein großes Herz und so ist ihr Haus auch immer bis unters Dach mit Menschen aus verschiedenen Ländern gefüllt. Hier hilft Lene bei den Schreibarbeiten und unterrichtet auch die anwesenden Auswanderer. Die beiden so verschiedenen Frauen haben sich auf dem Friedhof kennengelernt und pflegen seitdem eine wunderbare Freundschaft.


    Georg und Lene begegnen sich zufällig und treffen immer wieder aufeinander. Das sofortige Verständnis zwischen ihnen vertieft sich, weil sie Beide den Auswanderern helfen möchte. Jeder auf seine eigene Art.


    Fazit:


    Die Autorin Marion Henneberg nimmt mich in ihrem neuen historischen Roman mit nach Bremen Anno 1890. Das gelingt ihr sofort, denn gleich bin ich mit auf den Straßen und Spaziergängen der schönen Stadt, unterwegs. Mein Kopfkino läuft auf Hochtouren.


    Der Schreibstil der Autorin ist wie gewohnt sehr angenehm und flüssig lesbar. Ihre Kenntnisse über diese Zeit zeigen ihre intensive und wunderbare Recherche und so bin ich gefangen in der Zeit und lese die Geschichte von Lene und Georg und den vielen anderen Beteiligten fast in einem Rutsch aus.


    Die Charaktere zeichnet Marion Henneberg mit viel Liebe und sehr detailreich. Das muss sie auch, denn war doch schon allein die Kleidung immer mit passenden Hüte ausstraffiert und auch das Gehabe ein ganz anderes als es heute an den Tag gelegt wird. Meine Lieblingsfigur ist hier eindeutig Elsa, ihr großes Herz und ihre Hilfsbereitschaft hat mich gleich für sie eingenommen. Auch alle anderen Protagonisten haben mich völlig überzeugt.


    Hier gibt es sogar einen kleinen Spannungsbogen, der passend und immer richtig gesetzt ist. Auch die Liebe darf natürlich nicht fehlen. Die Portionen hierfür finde ich sehr angenehm und niemals überbordend beschrieben.


    Ich vergebe hier eine klare Leseempfehlung und verdiente 5 Sterne. Vielleicht erfahren wir ja noch mehr vom aufstrebenden Bremen und den Auswanderern der damaligen Zeit in einem Folgeband. Mich würde das interessieren und sehr freuen.

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    "Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar."

    Antoine de Saint-Exupéry. Aus: Der kleine Prinz