Original: Deutsch, 2016
INHALT:
Auf den ersten Blick ist es die einfache Geschichte einer Frau aus den französischen Alpen, die sich während des Studiums in Lyon in einen Deutschen verliebt. Sie heiratet, zieht in ein deutsches Dorf, die Kinder werden groß, die Eltern sterben. Doch es ist kein einfaches Leben in der neuen Heimat, Louises Mann ist dort ganz anders, als sie ihn kennengelernt hat. Zugleich erfährt Louise immer mehr Details aus der Vergangenheit des autoritären Schwiegervaters, der im Krieg in Frankreich war. „Schnell, dein Leben“ ist eine Befreiungsgeschichte, ein neuer Blick auf die Nachkriegszeit, ein Lebensbuch – von Sylvie Schenk mit großer Klarheit und Wucht erzählt.
BEMERKUNGEN:
In kurzen ein- bis elfseitigen betitelten Kapiteln erzählt die Autorin eine Lebensgeschichte. Dabei ist es fast erstaunlich, wie sie auf den 160 Seiten über so viele Aspekte präzise und doch gleichzeitig nicht einfach überbordend berichtet. Sie benutzt dabei die Ansprache per “Du” um von der eigenen Geschichte zu sprechen. Notwendige Distanzierung? Es erscheint durch die Parallelen mit biographischen Elementen aus dem Leben der Autorin klar, dass Sylvie Schenk ganz bestimmt hier (auch) von selbst Erlebtem spricht.
Da ist die erlebte Befreiung, als sie aus einem doch eingeengten Milieu kommend in Lyon zum Studium landet und nach einer angeketteten Zeit bei Verwandten schließlich Freiheit erlebt. Sie lernt ein für sie neues Milieu kennen, Mitstudenten, die neue Horizonte eröffnen. Unter ihnen halt auch Johann aus Deutschland. Auch der spätere weitere Weg-Gang und Ortswechsel nach Deutschland könnte man durchaus zunächst als weitere Befreiung erleben. Doch dann häufen sich diese und jene Probleme: Bleibt sie stets ein wenig die Deutsch mit Akzent sprechende Französin? Ihre eigentlich so gastfreundliche und offene Schwiegerfamilie – wie weit geht das plakative Gutbürgertum?
Und im Hintergrund dann doch immer wieder auch in dieser Generation (die Ich-Erzählerin und Johann sind in etwa gegen Ende des Krieges geboren) die Frage, wo die (Schwieger-)Eltern denn waren als die große Katastrophe stattfand… Die Versöhnung von Deutschland und Frankreich, De Gaulle und Adenauer… - große Themen, die hier auftauchen.
So ist ein Leben verwoben mit Zeitgeschichte,”typisch” vielleicht für die 68iger Generation, die Aufmüpfigkeit gegen die Elterngeneration und das Verschwiegene.
Ein gutes Buch, das mir sehr gut gefiel!
AUTORIN:
Sylvie Schenk (* 1944 in Chambéry, geborene Gonsolin) ist eine deutsch-französische Schriftstellerin. Sie wuchs in Gap (Hautes-Alpes) auf und studierte Latein, Griechisch und Französisch an der Pädagogik-Universität École normale supérieure de Lyon.
Seit 1966 lebt sie in Deutschland, wo sie zunächst als Lehrerin arbeitete. Ab 1976 begann sie als freischaffende Autorin für Schulfunk und Schulbuchverlage zu schreiben. Bisher veröffentlichte sie die drei Gedichtbände Low Noise (1976), Guitares (1979) und Itinéraire (1982). Seit 1992 schreibt sie Romane und Kurzgeschichten auf Deutsch. Bis 2000 war sie Rezitatorin in der Gruppe Poésique. Bis in die Gegenwart veranstaltet sie weiterhin Lesungen zusammen mit Musikern, vor allem mit Heribert Leuchter.
Seit 2002 wirkt sie ehrenamtlich als Initiatorin und Organisatorin des Euregio-Schüler-Literaturpreises. Als Sprachwissenschaftlerin war sie Mitherausgeberin mehrerer Lehrbücher Französisch für Gymnasien und Deutsch für das Gymnasium.
Sie wurde auf Einladung von Hubert Winkels Nominierte im Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb 2016. Sie las aus ihrem im gleichen Jahr bei Hanser erschienenen autobiografisch gefärbten Roman “Schnell, dein Leben”.
Die Schriftstellerin lebt in Stolberg bei Aachen und La Roche-de-Rame, Département Hautes-Alpes.
Herausgeber : Carl Hanser Verlag GmbH & Co. KG; 5. Edition (25. Juli 2016)
Sprache : Deutsch
Gebundene Ausgabe : 160 Seiten
ISBN-10 : 3446253319
ISBN-13 : 978-3446253315
Abmessungen : 13.2 x 1.9 x 20.8 cm
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Verlag: Carl Hanser Verlag GmbH & Co. KG
