Christine Avel – Nur hier sind wir einzigartig / Ici seulement nous sommes uniques

  • Kurzmeinung

    Deadwood
    Unbeschwerte und schöne Sommer haben mich hier in meine Kindheit zurück versetzt.
  • Klappentext/Verlagstext
    Eine Gruppe von Kindern verbringt ihre Sommer auf einer griechischen Insel, auf der ihre Eltern als Archäologen arbeiten. Die Wochen in der flirrenden Hitze erleben sie als magische Parallelwelt zu ihrem heimischen, von Schule und Elternzwist dominierten Alltag in Frankreich oder Italien. Von den Erwachsenen vergessen, streunen die Kinder über das Ausgrabungsgelände, tauchen im Meer, fürchten sich beim nächtlichen Versteckspiel, vergraulen die ersten Touristen, die sich zur Grabungsstätte vorwagen, verlieben sich in\- und konkurrieren miteinander und werden mit der Zeit zu einer verschworenen Gemeinschaft. Bis sie Jahre später voller Wehmut feststellen müssen, dass nicht nur jeder Sommer, sondern auch jede Kindheit endet. In poetischem Ton und auf berückende Weise erzählt Christine Avel vom Zauber gemeinsam verlebter Kindheitssommer.


    Die Autorin
    Christine Avel, geboren 1968, arbeitete nach dem Studium für eine NGO in Kambodscha und war nach dem Erscheinen ihres ersten Romans weiter als Beraterin in der Entwicklungszusammenarbeit in Asien und Afrika tätig. Heute lebt sie in Paris, hat mehrere Bücher veröffentlicht und schreibt für das Radio sowie für Zeitschriften. »Nur hier sind wir einzigartig« ist ihr erstes Buch, das auf Deutsch erscheint.


    Inhalt
    Die Kinder stammen aus verschiedenen Ländern und verbringen ihre Sommer gemeinsam auf einer griechischen Insel. Während ihre Eltern als Archäologen arbeiten, übernimmt die kleine Gruppe ihr eigenes Universum, das vom Grabungsgelände bis in eine felsige kleine Bucht reicht. In ihren griechischen Sommern verschwindet die übrige Welt. Auf der Insel werfen die Kinder ihre städtische Haut ab, wie Eidechsen, die nur in der warmen Jahreszeit aktiv sind. In vertrauter Umgebung können sie jemand anderes sein, in einen anderen Körper schlüpfen. Nur hier sind sie einzigartig. Unter ihrem circa 10-jährigen Anführer Niso entwickeln sie eine eigene Sprache; den auf „griechische“ Art abgekürzten Vornamen trägt man auf der Insel wie einen Ehrentitel. Das beinahe archaische Leben ohne Einmischung der Eltern besteht u. a. aus hemmungslosem Lesen quer durch alle Genres, aus Schwimmen und Tauchen in der Bucht. Schon als Kleinkinder helfen die älteren Kinder bei der Reinigung und Zuordnung ausgegrabener Tonscherben. Welchen Beruf sollte jemand mit so offensichtlichem Talent für diese Arbeit wie Niso einmal ergreifen, wenn nicht ebenfalls Archäologe?


    Zugleich mit der nahenden Pubertät des tonangebenden Niso, endet der paradiesische Zustand. Irgendeine Behörde ordnet an, dass Familienangehörige der Archäologen auf dem Grabungsgelände weder wohnen noch mitarbeiten dürfen. Mit dem Eindringen des Tourismus, seiner Discos und Surfbretter in die Bucht wird die kleine Gruppe den magischen Ort ihrer Kindheit verlieren – nur ahnen die Kinder das in diesem Moment noch nicht. Am Ende ihres letzten Sommers verstreuen sie sich in ihre Heimatländer, entwickeln von nun an eine merkwürdige Sprachlosigkeit untereinander, als hätten sie nur in der kleinen Buch auf Kreta wirklich gelebt.


    Fazit
    Wer hätte mit 10 Jahren seine Sommer nicht gern in vertrauter Clique gemeinsam am Meer verbracht! Ein melancholischer, stimmungsvoller Coming-of-Age-Roman, der an die Kindheit von Gerald und Lawrence Durrell in Griechenland erinnert.


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