Anja Jonuleit - Das letzte Bild

  • Kurzmeinung

    Maesli
    Gut strukturierte Auflösung eines Kriminalfalls, der fast 50 Jahre zurückliegt
  • Kurzmeinung

    hennie
    ein Roman, der wie ein Krimi daherkommt
  • Dieses Buch hat mich direkt vom Cover und vom Titel her angesprochen, so dass ich es auf jeden Fall in die Hand nehmen und mit dem Lesen beginnen musste. Und ich darf sagen, das es sich auf jeden Fall gelohnt hat.

    Inhaltlich geht es um eine mittelalte Frau, die durch Zufall auf ein Familiengeheimnis stößt und dabei einiges über die Vergangenheit erfährt. Dabei muss sie einige Irrungen und Wirrungen erleben, bis sie am Ende zu erschreckenden Erkenntnissen kommt.

    Das Buch bewegt sich von der Schreibweise her zwischen einem Roman und einem Sachbuch. Der Autorin Anja Jonuleit gelingt es auf besondere Art und Weise beide Genres perfekt miteinander zu verknüpfen und so die Grenzen durchlässig zu machen.

    Dieses Bucht verknüpft Trauer, Abenteuer, die Suche nach der Herkunft, die Zeit des Nationalsozialismus und die wunderbare Landschaftskulisse Norwegens so miteinander, dass bestimmt für jede_n was dabei ist. Dabei lässt es die jeweiligen Zeiten vor den Augen der Leser_innen intensiv lebendig werden und verfügt über eine Tiefe, die ich anfangs nicht erwartet hätte.

  • Die ebook-Ausgabe erscheint am 1.8., die Printausgabe am 20.8.2021


    Klappentext/Verlagstext

    Ein altes Phantombild – eine düstere Familiengeschichte
    Als die Schriftstellerin Eva zufällig auf ein Phantombild in einer Zeitung stößt, gerät ihr Leben plötzlich aus den Fugen. Es ist das Bild einer Frau, die im November 1970 im norwegischen Bergen gewaltsam zu Tode gekommen ist und deren Identität nie aufgedeckt wurde. Doch warum sieht diese Frau ihrer Mutter zum Verwechseln ähnlich? Als Eva die Mutter mit ihrer Entdeckung konfrontiert, weiß sie sofort, dass sie auf ein dunkles Familiengeheimnis gestoßen ist, dem sie auf den Grund gehen muss. Eine Reise nach Norwegen führt Eva Schritt für Schritt in die Vergangenheit einer Fremden voller Rätsel ...


    Die Autorin
    Anja Jonuleit wurde in Bonn geboren, lebte einige Jahre im Ausland und studierte Italienisch und Englisch. Sie arbeitete als Übersetzerin und Dolmetscherin, bis sie anfing, Romane und Geschichten zu schreiben. Sie lebt mit ihrer Familie in der Nähe von Friedrichshafen.


    Inhalt

    1944 läuft ein kleines Mädchen weg, voller Wut bestraft worden zu sein, und wird dadurch in den Kriegswirren von Mutter und Schwester getrennt. Nach einer unglücklichen Jugend in einer Pflegefamilie zieht die junge Frau 25 Jahre später auf der Suche nach ihren Wurzeln rastlos durch mehrere europäische Länder. Erstaunlich, wie sie sich auf ihrem Weg immer wieder hilfsbereite Menschen zunutze macht. In der Gegenwart verschlägt der deutschen Journalistin Eva eine Zeitungsmeldung die Sprache, in der mithilfe eines Phantombilds Informationen zu einer Toten gesucht werden, deren Fall in Norwegen seit 50 Jahren ungeklärt ist. Eine Zahnschmelzanalyse hat inzwischen ergeben, dass die Unbekannte mit der Fellmütze als Kind bei Nürnberg gelebt haben muss und später in Frankreich.

    Parallel zu Evas Recherche ist auch der norwegische Historiker Laurin mit der Vergangenheit seiner Familie konfrontiert, dem das Schicksal der in Norwegen diskriminierten Lebensborn-Kinder und "Deutschenliebchen" ein besonderes Anliegen ist. Ohne seine Recherche hätte es vermutlich noch immer keine offizielle Entschuldigung bei den Betroffenen gegeben. Schließlich sind es wieder Fotos, die Eva und ihre Informanten auf die richtige Spur führen.


    Ein sehr ausführlicher Anhang zur Entstehungsgeschichte des Romans listet Quellen und Ermittlungsergebnisse zum realen Fall der Frau von Isdal auf.


    Fazit

    Mein Einstieg in Anja Jonuleits Roman, dem ein realer Fall zugrundeliegt, war zunächst steinig. Gleich zu Beginn ließen mich mehrere Figuren bei ihrem ersten Auftritt über ihr sonderbares Verhalten grübeln, das mir keinen Raum ließ, mir selbst ein Bild von ihnen zu machen. Zum Glück fand die befürchtete triviale Schwarz-Weiß-Malerei nicht statt und der Roman entwickelte sich zu einer komplexen Spurensuche mit - vielen - glaubwürdigen Figuren aus drei Generationen. Besonders ans Herz gewachsen sind mir die pfiffige Moen, der einheimische Polizeikommissar – und natürlich hat mich die Rolle der Fotografie bei der Aufklärung des Falls begeistert. Das Schicksal der Schwestern und die Nähe einiger Figuren zu realen Personen sind mir sehr nahegegangen. Anja Jonuleit thematisiert mit ihrer Spurensuche bewusstes und unbewusstes Erinnern, das Schicksal von Kriegskindern, den Umgang mit Kriegsschuld, Gründe für Verdrängung, sowie die Rolle von Sensations-Journalismus.

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    :study: -- Damasio - Gegenwind

    :study: -- Ravik Strubel - Blaue Frau

    :musik: -- Catton - Gestirne; Rehear


    "The three most important documents a free society gives are a birth certificate, a passport, and a library card!" E. L. Doctorow

  • Die Wunden der Kinder


    „Cold Cases“ wieder aufzunehmen lohnt sich wegen der modernen Analyseverfahren, allen voran die der DNA. Oftmals können dann kriminelle Taten noch nach Jahrzehnten aufgeklärt werden.


    Aus diesem Grund rollte die norwegische Polizei im Jahr 2016 noch einmal den Fall der rätselhaften Isdal-Frau auf, die 1970 im gleichnamigen Tal nahe Bergen vergiftet und verbrannt gefunden worden war. Deutlich kann ich mich noch daran erinnern, welche Woge der Fall in der Presse schlug, besonders ausführlich und detailliert zum Beispiel in der ZEIT, sensationsheischend in den deutschen und norwegischen Boulevardmedien, die hier bei ungenierter Namensnennung zu Recht ihr Fett wegbekommen. Eindrücklich bleiben die Verfolgungsszenen der aufgewühlten Nichte durch skrupellose Reporter eines Revolverblatts im Gedächtnis der Leser haften.


    Diese Berichterstattung hat Jonuleit dazu inspiriert, der Toten ein Gesicht und einen Lebenslauf zu verleihen. Das geschieht mit einer derartigen Stringenz und Plausibilität, dass es mich auf der Stelle begeistert hat: genauso hätte es sein können. Der Wikipedia-Artikel bestätigt das aber keineswegs, die durchaus vorhandene Quellensammlung habe ich nicht Punkt für Punkt überprüft, also lasse ich mich auf das Buch mehr im Hinblick auf seinen literarischen Gehalt ein.


    Trotz einer insgesamt sachlichen Schreibweise gelingt es der Autorin, die handelnden Personen glaubwürdig zu charakterisieren. Die drei Handlungsstränge mit Margarete, Eva und Laurin im Mittelpunkt verflicht sie ohne unnötige Kapriolen, als Leser behält man den Überblick und kann dem Spannungsbogen folgen. Am Ende maßt sie sich keine letztgültige Aufklärung an, sondern lässt offene Fragen, besonders bezüglich des Fotografen, im Raum stehen.


    Wieder einmal liegen die Wurzeln allen Übels in den Zeiten des Nationalsozialismus, der im Zweiten Weltkrieg ganz Europa mit seinen Tentakeln zerstörerisch überzog und dabei Mittel verschiedenster Art verwendete. In diesem Fall erhascht die getötete Frau das Thema Lebensborn als Ariadnefaden, entlang dessen sie versucht, ihre verlorene Familie zu finden, und verfängt sich gerade dadurch in den alten Seilschaften, die eine völlige Entnazifizierung auch Jahre nach dem Krieg verhinderten.


    Man weiß nicht, ob es wirklich so war, aber es könnte so gewesen sein. Eine gut durchdachte logische Fiktion ist im Kern so wahr wie eine Dokumentation mit Lücken. Jonuleit hat aus einem mysteriösen Sachverhalt einen aufrüttelnden Roman mit einem interessanten Ermittlungsverlauf und einem Mehrwert an historischen Informationen geschaffen. Sie setzt sich dabei auch mit den sich aus den Indizien ergebenden Verdachtsmomenten Spionage und Prostitution auseinander. Ihr Hauptverdienst ist die Art und Weise, wie sie der Geschändeten eine Geschichte zuerkennt und damit ihre Würde wieder gibt – auch wenn es sich vielleicht ganz anders zugetragen hat.


    Mit fünf Sternen spreche ich eine Leseempfehlung aus.

  • Geheimnisvolle Isdal-Frau

    Die Schriftstellerin Eva glaubt ihren Augen nicht trauen zu können, als sie eines Morgens in der Zeitung mit den großen Buchstaben das Foto einer Frau entdeckt, die ihr und ihrer Mutter verblüffend ähnlich sieht. Wie sich herausstellt, handelt es sich um das Bild einer in den 1970er Jahren in Norwegen ermordeten Frau, deren Identität nie geklärt wurde. Neue wissenschaftliche Methoden machten es nun möglich festzustellen, dass diese Frau ihre Kindheit in der Nähe von Nürnberg verbracht haben muss, eine Gegend, in der Evas Urgroßeltern wohnten.


    Als Eva ihrer Mutter das Bild zeigt, reagiert diese äußerst abweisend, doch es ist klar, dass sie etwas verheimlicht.


    Eva beschließt, der Sache auf den Grund zu gehen und fährt nach Norwegen. Ein DNA Test bringt Klarheit: Eva ist tatsächlich mit der Isdal-Frau verwandt. Vor Ort erhält sie die alten Ermittlungsunterlagen, die eine Menge Rätsel aufgeben.


    Den Fall der Isdal-Frau gab es wirklich. Damals berichtete „die Zeit“ darüber. Ausschnitte aus dem Artikel sind den einzelnen Kapiteln vorangestellt.


    Das Buch basiert also auf einem wahren Fall, den Anja Jonuleit ausgeschmückt und eine Geschichte darum konstruiert hat, wie es sich damals hätte zutragen können. In ihrem Buch wurde die Tote, Marguerite, als 6-Jährige in den Wirren der letzten Kriegstage von Mutter und Zwillingsschwester getrennt und versuchte Zeit ihres Lebens, ihre Familie wiederzufinden. Im Zuge ihrer Recherchen findet sie heraus, dass die Mutter als Ärztin in den „Lebensborn“-Heimen des Dritten Reichs tätig war. Marguerite lässt nichts unversucht, Zeitzeugen zu finden, die ihre Mutter gekannt haben und ihr den entscheidenden Hinweis darauf geben können, die Familie endlich wiederzufinden.


    Das Buch spielt auf zwei Zeitebenen: in der Jetztzeit, in der Eva versucht, das Geheimnis der Isdal-Frau zu lüften, und in den 1970-er Jahren, als Marguerite auf der Suche nach ihrer Familie ist. Das Buch beginnt zunächst sehr spannend, doch dann fand ich die vielen Sackgassen und Erzählstränge etwas ermüdend und in die Länge gezogen. Dazu kommt, dass ich nicht wirklich Empathie mit den Personen empfinden konnte und mir manches nicht nachvollziehbar erschien. Warum hat nur Marguerite nach ihrer Familie gesucht, weshalb hat die Mutter nicht alle Hebel in Bewegung gesetzt, die verlorene Tochter zu finden? Weshalb reagiert die Zwillingsschwester zunächst so abweisend? Dass Marguerite ihr Leben als Prostituierte und in Begleitung des unsympathischen Damiano finanziert, macht sie auch nicht wirklich sympathisch. Die Auflösung des Falls und die Enttarnung eines Nationalhelden erscheinen mir wenig glaubhaft. Alles in allem kein schlechtes Buch, aber nicht so spannend wie erwartet. :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertungHalb:

  • Auf den Spuren der Toten von Isdal

    2018. Als Schriftstellerin Eva in der BILD-Zeitung das Foto einer seit 47 Jahren vermissten Frau entdeckt, die damals als verkohlter Leichnam ohne bekannte Identität im norwegischen Isdal gefunden wurde, ist der Schock groß, denn die Frau sieht aus wie ihre eigene Mutter. Ein Gespräch mit ihrer Mutter bringt nicht viel, denn diese blockt das Thema gleich ab. Erst durch Nachbohren gibt sie zu, eine Zwillingsschwester gehabt zu haben, die während des Zweiten Weltkrieges verschwunden sei. Eva lässt das Foto nicht los und ahnt, dass sich dahinter ein Geheimnis verbirgt. Sie beginnt, auf eigene Faust zu recherchieren und erfährt bald durch einen DNA-Test, dass sie mit der unbekannten Toten verwandt ist. Eva reist nach Norwegen, um vor Ort in Bergen mehr herauszufinden und die Identität der Frau offenzulegen…


    Anja Jonuleit hat mit „Das letzte Bild“ einen unterhaltsamen Roman vorgelegt, in dem sie einen tatsächlichen Kriminalfall aus dem Jahr 1970 spannend mit ihrer fiktiven Handlung verwoben hat. Der flüssige und bildhafte Erzählstil stellt den Leser an Evas Seite, wo er mit ihr gemeinsam nach und nach deren Familiengeschichte ausgräbt, die Eva bis dahin unbekannt war. Über zwei Zeitebenen und wechselnde Perspektiven lädt die Autorin den Leser ein, mal die Gegenwart an der Seite von Eva zu erleben, mal in der Vergangenheit von Margaret/Marguerite, die als kleines Mädchen 1944 nach einem Streit in die Wälder flüchtet, ihre Familie nie wieder sieht, im Waisenhaus landet und erst als junge Frau 1970 in der Lage ist, nach ihrer Familie zu suchen. Durch die wechselnden Einblicke in das Leben der Protagonisten steigert Jonuleit die Spannung ihrer Geschichte immer weiter, zumal sie auch zwischendrin mit Geschichtsprofessor Laurin noch einen dritten geheimnisvollen Protagonisten ins Spiel bringt. Nach akribischer Recherche gibt die Autorin den im Zweiten Weltkrieg bekannt gewordenen Lebensborn-Einrichtungen eine ausschlaggebende Rolle in ihrem Roman, denn deren Auswirkungen haben bewusst und unbewusst Einfluss auf das Leben der diversen Charaktere. Die ZEIT-Artikel über den auf Tatsachen basierenden Mordfall der Isdal-Frau geben der Geschichte als Einleitung zu jedem Kapitel die nötige Authentizität, obwohl die Haupthandlung fiktiv ist. In einem informativen Nachwort erfährt der Leser Genaueres über die Hintergründe und die Beweggründe der Autorin. Insgesamt fehlen diesem Roman aber die Emotionen und menschlich natürlichen Reaktionen, die man bei einer solchen Handlung normalerweise erwartet.


    Die Charaktere sind zwar lebendig erschaffen, jedoch schaffen sie es nicht, den Leser auf ihre Seite zu ziehen. Es stellt sich keine Nähe ein, so dass der Leser immer nur stiller Beobachter bleibt und der Geschichte zwar interessiert folgt, der Abstand zu den Protagonisten jedoch konstant bestehen bleibt. Eva ist eine pragmatische und eher nüchterne Frau, oftmals unnahbar und eher unterkühlt. Margaret/Marguerite steht als junge Frau vor der Herkulesaufgabe, ihre Familie finden zu wollen, wobei sie oftmals naiv und ohne Plan agiert. Professor Laurin ist ein undurchschaubarer und egoistischer Unsympath, der einem die Gänsehaut über den Rücken laufen lässt.


    „Das letzte Bild“ ist eine unterhaltsame und spannende Geschichte über zwei Zeitebenen, bei der nach und nach eine tragische Vergangenheit zutage befördert wird, die auch das Leben der nachfolgenden Generationen betrifft. Der Mix aus tatsächlicher Kriminalgeschichte und fiktiver Handlung hat durchaus ihren Reiz und lässt sich gut lesen, doch die persönliche Ebene zu den Protagonisten fehlt. Wem das nicht wichtig ist, der wird das Buch zu schätzen wissen. Verdiente Leseempfehlung!


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    Bücher sind Träume, die in Gedanken wahr werden. (von mir)


    "Wissen ist begrenzt, Fantasie aber umfasst die ganze Welt."
    Albert Einstein


    "Bleibe Du selbst, die anderen sind schon vergeben!"
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    gelesene Bücher 2020: 432 / 169960 Seiten

  • Super spannender Roman

    Der spannende Roman von Anja Jonuleit erzählt die aufwühlende Geschichte einer Frau, die tatsächlich gelebt hat und 1970 im Isdal ermordet wurde. Dieser Mord wurde (noch) nicht geklärt und es gibt mehrere Thesen über diese Frau und die Gründe der Ermordung. Die Autorin hält sich in ihrem fiktiven Roman vor allem an die Informationen des Sachbuchautors Dennis Zacher Aske, der ebenfalls über die Isdal-Tote geschrieben hat.

    Anja Jonuleit schafft es den Leser geschickt (mit den Zeitsprüngen) in die Geschichte zu entführen und ich habe das Buch innerhalb weniger Tage gelesen. Mir gefällt der Schreibstil von Anja Jonuleit sehr. Eine klare Kauf- und Leseempfehlung für Krimifans und Leser, die sich für Zeitgeschichte interessieren. Ich kann mir vorstellen, dass das Buch ein Bestseller wird.

    Das Buchcover hat mir auch sehr gut gefallen.

  • Eine lebenslange Suche


    Eva sieht in einer Zeitung ein Phantombild einer unbekannten Frau, die vor 47 Jahren im norwegischen Isadal gestorben ist – verbrannt. Entweder handelt es sich um Mord oder Suizid. In der Toten erkennt Eva eindeutig eine große Ähnlichkeit mit ihrer Mutter Ingrid. Die Journalistin in Eva verbeißt sich in die Sache und stellt Nachforschungen an.


    Die Handlung spielt in Frankreich, Norwegen, Italien, Belgien und Deutschland während der Jahre 1944, 1954, 1969 und 2018. Im Laufe der Handlung wird klar, wie der Prolog in die Geschichte paßt.


    Und am Ende schafft es Eva tatsächlich, die unglaubliche Wahrheit ans Licht zu bringen!



    Ich habe schon einige Bücher der Autorin gelesen, die mich begeistert haben. Die Titel Nachtfräuleinspiel und Rabenmutter klangen auf den ersten Blick auch recht harmlos, waren es aber richtig spannende Romane. Genauso ist es mit diesem Buch. Es packt den Leser von der ersten Seite an. Der Schreibstil liest sich flüssig, ohne jegliche Längen, spannend wie ein Krimi, aber auch berührend, man will als Leser bei der Stange bleiben und wissen, was geschah wirklich. Ingrid als Mutter war mir anfangs suspekt, mit wenig Empathie und am Ende sieht man sie mit anderen Augen.

    Die Anmerkungen der Autorin in Anhang fand ich sehr interessant.


    Von mir bekommt das Buch auf jeden Fall eine Leseempfehlung!

  • Das Rätsel der Isdal-Frau

    Das letzte Bild, Roman von Anja Jonuleit, EBook 480 Seiten erschienen bei dtv-Verlagsgesellschaft


    Die spannende Enthüllung eines Familiengeheimnisses nach einer wahren Begebenheit.


    Aus dem mysteriösen Fall der Isdal-Frau, die im November 1970, tot in einem einsamen Tal in Norwegen entdeckt wurde, hat Anja Jonuleit diesen Roman geschrieben. Bis heute ranken sich die verschiedensten Theorien um die Unbekannte, die bis zur Unkenntlichkeit verbrannt aufgefunden wurde.
    Eva, eine Schriftstellerin entdeckt in der Tageszeitung, das Phantombild einer Toten aus Norwegen, die ihrer Mutter verblüffend ähnlich ist. Auch die Lebensdaten stimmen überein. Als sie ihre Mutter mit dieser Entdeckung konfrontiert, ignoriert diese die Tatsachen und verheimlicht etwas. Eva beginnt zu recherchieren und kommt einem düsteren Familiengeheimnis auf die Spur.
    Um wen handelt es sich bei dieser Frau? Warum reiste sie unter Verwendung von acht verschiedenen falschen Identitäten durch Europa? Was hat es mit den mysteriösen Aufzeichnungen in ihrem Koffer auf sich und wer waren die Männer mit denen sie immer wieder gesehen wurde?
    Anja Jonuleit hat hier wieder ein besonderes Werk geschaffen, spannend unheimlich und unterhaltsam wie ein Thriller und in ihrem ganz besonderen flüssigen, bildhaften und düsteren Stil. Sie hat den auktorialen Erzählstil gewählt, die einzelnen Kapitel sind mit Ort und Datum überschrieben, denn der Roman spielt in verschiedenen Erzähl- und auch Zeitebenen. Besondere Stellen z.B. Zeitungsartikel oder fremdsprachliche Ausdrücke sind fett oder kursiv gedruckt und haben sich deutlich vom Schriftbild ab. Eine gründliche Recherchearbeit liegt hier zugrunde. Geschichtliche Zusammenhänge und auch das Setting sind hervorragend beschrieben, besonders gut fand ich die detaillierte Charakterisierung der handelnden Personen. Die verschiedenen Zeitebenen wechseln sich so ab, dass man nicht aus dem Lesefluss gerissen wird. Interessant fand ich das Nachwort, der Autorin und die Sachinformationen im Anhang. Romane oder Krimis die auf wahre Begebenheiten beruhen finde ich immer ganz besonders spannend.
    Ich war während der Lektüre stets hin-und hergerissen. Ich habe mir Gedanken zur Lösung des Falles gemacht und immer wieder haben sich die Fakten verändert und sich andere Sachverhalte ergeben. Doch immer wieder störten mich unnötige Längen ca. in der Hälfte des Buches. Der Reise von Margarete durch Norwegen hätte zwischendurch ein wenig Straffung gutgetan. Je mehr Eva in Erfahrung bringt, desto mehr Fragen tun sich auf. Durch die Zeitwechsel habe ich eine Weile gebraucht um in Lesefluss zu kommen. Mir hat Jonuleits Erklärungsversuch zum Schicksal der Isdal-Frau gut gefallen, so hätte es gewesen sein können, ihr Versuch dieser unbekannten Frau einen Namen und ein Schicksal zu geben hat mich berührt. Je weiter die Geschichte voranschritt, desto mehr hat es mich gefesselt, die letzten hundert Seiten habe ich in einem Rutsch gelesen. Nach der Lektüre bin ich im Netz noch auf etliche Beiträge und Informationen gestoßen. Die Isdal-Frau wird mich in Gedanken wohl noch lange begleiten.

    Eine dringende Leseempfehlung und von mir 4,5 Sterne :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertungHalb:

    :study::musik::montag:


    Und wenn mir alle Königskronen für meine Bücher und meine Freude am Lesen angeboten wären: Ich würde sie ausschlagen.
    François Fénelon

  • Tragisch und mysteriös


    Familiengeheimnisse – aus welchen Gründen verschweigt man jahrelang wichtige Ereignisse in der Familie? Die Wahrheit wird dann meistens durch einen Zufall entdeckt. Und welchen Wert haben eigentlich die Familienfotos, zuerst sorgfältig aufbewahrt und von Zeit zu Zeit angeschaut, bis sie irgendwann in Vergessenheit geraten? Ist es möglich, dass man den nächsten Angehörigen aus eigenen Erinnerungen ausradiert, ihn aufgibt oder sogar vergisst?


    Diese und viele anderen Fragen haben mir keine Ruhe gelassen nachdem ich das Buch „Das letzte Bild“ von Anja Jonuleit ausgelesen habe. Die Autorin erzählt in dem Roman die Geschichte einer Frau, deren vollkommen verbrannte Leiche im November 1970 im norwegischen Isdal gefunden wurde. Der Fall wurde bis heute nicht aufgeklärt.


    Im Buch entdeckt die deutsche Schriftstellerin Eva Berger das Phantombild der verbrannten Frau in einer Zeitung. Die verblüffende Ähnlichkeit der Isdal-Frau mit ihrer Mutter macht sie stützig und bewegt sie zur genauen Recherche. Da sie von ihrer Mutter nichts Brauchbares erfahren konnte, reist sie sogar nach Norwegen und verfolgt dort jede kleinste Spur der getöteten Frau.


    Spannend erzählt Anja Jonuleit diese bewegende, sehr gut recherchierte Geschichte. Gekonnt verbindet sie die realen Fakten mit der literarischen Fiktion. Sie gibt der unbekannten Frau ein Gesicht, haucht ihr das Leben ein.


    Die Geschichte spielt abwechselnd auf zwei Zeitebenen: Eva recherchiert im Jahre 2018, die Lebensgeschichte der unbekannten Frau beginnt in den Kriegsjahren. Die literarische Begleitung der beiden Protagonistinnen auf den Seiten dieses Buches hat mir sehr deutlich die ganze Tragik der ungewöhnlichen Geschichte gemacht.


    FAZIT: „Das letzte Bild“ ist ein bewegender Roman, der mit seinem tragischen und zugleich mysteriösen Plot fesselt. Emotional und mitreißend! Unbedingt lesen!

    :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5:

  • Spannend, düster und auch ein bisschen traurig!

    Schon das Cover hat mich sofort angesprochen und nach dem Lesen des Klappentextes wusste ich, dass ich das Buch lesen muss.


    Eva sieht ein Bild einer unbekannten Toten in der Zeitung und entdeckt sofort eine auffallende Ähnlichkeit mit sich selbst und ihrer Mutter. Sie ahnt, dass es ein Familiengeheimnis gibt und macht sich auf die Suche nach der Wahrheit.


    Die Geschichte ist auf zwei Zeitebenen erzählt, einmal in der Vergangenheit das Leben von Marguerite und in der Gegenwart die Recherchen von Eva und ihre Nachforschungen. Mir haben beide Erzählstränge sehr gut gefallen und Marguerite hat mich mit ihrem Schicksal sehr berührt. Anja Jonuleit gelingt es sehr gut, die Protagonisten lebendig zu schildern und verwebt ihr persönliches Schicksal mit den historischen Gegebenheiten. Wie auch bei anderen Büchern der Autorin habe ich dabei einiges aus der Zeit erfahren, was mir vorher nicht bewusst war. Gerade diese historischen Einzelheiten machen die Romane von Anja Jonuleit zu etwas Besonderem.


    Sprachlich ist das Buch sehr flüssig erzählt, es ist spannend und ich wollte möglichst schnell erfahren, wie Marguerites Leben verlaufen ist. Die Landschaften konnte ich direkt bildlich vor mir sehen, so gut sind sie beschrieben und die teilweise sehr düstere Stimmung in Norwegen kam sehr gut rüber.


    Fazit: ein ganz toller Roman, der mich super unterhalten hat, einiges an Zeitgeschichte gelehrt hat und bis zum Ende spannend war!

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    2024 gelesen: 15 Bücher / 6388 Seiten


    :study: Schönwald - Philipp Oehmke

    :study: Herzlichen Glückwunsch, Sie haben gewonnen! - Dora Heldt

  • Die Autorin (Amazon)

    Anja Jonuleit, in Bonn geboren, wuchs am Bodensee auf und ging dann einige Jahre ins Ausland. Sie studierte Italienisch und Englisch am Sprachen- und Dolmetscherinstitut in München, arbeitete als Übersetzerin und Dolmetscherin, bis sie mit Mitte dreißig das Schreiben entdeckte. Sie ist verheiratet, hat vier Kinder und lebt mit ihrer Familie in der Nähe von Friedrichshafen.


    Produktinformation (Amazon)

    ASIN ‏ : ‎ B09164KGMK

    Herausgeber ‏ : ‎ dtv (1. August 2021)

    Sprache ‏ : ‎ Deutsch


    Wer war der Mörder?

    Die Schriftstellerin Eva stößt zufällig auf ein Phantombild in einer Zeitung. Ihr Leben gerät dadurch plötzlich aus den Fugen, denn diese Frau sieht ihrer Mutter zum Verwechseln ähnlich. Die Frau ist im November 1970 in Bergen, Norwegen ermordet worden und es wurde nie aufgedeckt, wer sie war. Eva konfrontiert ihre Mutter mit diesem Bild und merkt, dass sie auf ein Familiengeheimnis gestoßen ist. Sie weiß, sie muss dem auf den Grund gehen. In Norwegen führt sie die Reise in die Vergangenheit einer Fremden voller Rätsel.


    Meine Meinung

    Am Anfang wollte ich nicht so recht warm mit den Protagonisten in dem Buch werden. Doch irgendwann wurde es dann spannend und ich begriff, worum es ging. Eva wandelt auf den Spuren ihrer Tante Margarete (in Norwegen) die wiederum auf den Spuren ihrer Mutter Resi wandelte. Was sie so alles über ihre Mutter erfuhr war für Margarete irgendwie schon schockierend, aber das muss der Leser selbst lesen. Ab dem Zeitpunkt, wo es dann spannend wurde, kam ich auch richtig in die Geschichte rein. Margarete tat mir leid, denn eine solche Suche (nach Mutter und Schwester) kostet Geld, und woher nehmen? Auch Eva tat mir leid, musste sie doch einiges Verstörende über ihre Oma erfahren. Der Schluss ist etwas überraschend, damit hatte ich nicht gerechnet. Denn wer war nun der Mörder von Margarete? Darauf wäre ich nicht gekommen. Anja Jonuleit hat hier eifrig Recherche betrieben, denn die Isdal-Frau (im Buch Margarete) gab es wirklich. Nur hat sie ihr eben eine Geschichte angedichtet, denn die tatsächliche Israel-Frau wurde nie identifiziert. Einiges in dem Buch gab es tatsächlich, siehe die Informationen nach dem Nachwort der Autorin. Mir hat dieses Buch sehr gut gefallen, habe ich doch auch hier wieder Neues erfahren. Zwar hatte ich die Bezeichnungen schon mal gehört, aber dass es sie auch in Norwegen gab, das wusste ich nicht. Und so kann ich das Buch sehr gerne weiterempfehlen und vergebe die volle Bewertungszahl.

    :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5:

    Liebe Grüße
    Lerchie



    _______________________
    nur wer aufgibt, hat schon verloren

  • Wie kann es sein, dass das Bild einer getöteten unbekannten Frau ihrer Mutter so ähnlich ist? Als die Autorin Eva Berghoff dieses Bild in der Zeitung entdeckt, weiß sie gleich, dass sie der Sache auf den Grund gehen muss.


    Anja Jonuleit nimmt den Fall der Isdal-Frau, die 1970 gefunden wurde und deren Identität und Todesumstände bis heute nicht geklärt sind, als Grundlage für ihren Roman. Der Schreibstil ist etwas emotionslos, lässt sich aber gut und flüssig lesen. Die Geschichte wird auf unterschiedlichen Zeitebenen erzählt. So können wir Evas Recherche mitverfolgen und gleichzeitig miterleben, wie es der kleinen Margarete ergangen ist.


    Es gibt Menschen, die haben zu Kriegszeiten so viel Schreckliches erlebt, dass sie nicht mehr zurückschauen wollen und schon gar nicht über Vergangenes reden wollen. Auch Evas Mutter blockt da ab. Doch Eva lässt sich nach dem Blick auf das Bild der unbekannten Frau nicht aufhalten. Sie will erfahren, wieso es diese frappierende Ähnlichkeit gibt. Dann erfährt sie, dass ihre Mutter eine Zwillingsschwester hatte, die im Krieg verloren ging. Eva reist nach Norwegen. Auch wenn es Menschen gibt, die ihre unrühmliche Vergangenheit vergessen wollen und Nachforschungen als Bedrohung betrachten, so kommt doch nach und das Familiengeheimnis ans Licht.


    Es ist eine spannende und bewegende Geschichte, die zeigt, dass die Vergangenheit auch Folgen für die nachkommenden Generationen hat.

  • Super spannende Geschichte über die Isdal-Tote

    Die Autorin Anja Jonuleit erzählt die fiktive Geschichte über eine Tote, die tatsächlich im November 1970 im Isdal gefunden wurde. Die einzelnen Kapitel beginnen immer mit einem Ausschnitt des Zeitungsartikels der Zeitung ZEIT vom 10. Januar 2018 über die Isdal-Tote. Die Zwischenkapitel aus den Jahren 1944, 1954, 1969 und 1970 sind mit ihren Ortsangaben beschrieben.

    Vor allem der Klappentext hat mich auf das Buch neugierig gemacht. Das Buchcover finde ich eher ok. Erst sehr spät wird dem Leser der Buchtitel „das letzte Bild“ klar.

    Ich habe das Buch verschlungen und die Figuren haben mich nicht mehr losgelassen. Vor allem das Schicksal der Isdal-Tote hat mich sehr berührt, da die Autorin ihre These sehr schlüssig vertritt. Der Spannungsbogen wird auch anhand der ständigen Zeitenwechsel aufrecht erhalten.

    Sehr gut hat mir auch der Anhang mit den Sachinformationen über den Fall der Isdal-Toten gefallen.

    Fazit:

    Ich kann das Buch uneingeschränkt weiterempfehlen.

  • Sehr spannend

    Das Buchcover mit einem verblichenen Foto einer Frau verbunden mit dem Buchtitel machen neugierig. aber restlos überzeugt wurde ich von der Leseprobe, so dass ich auch das Buch kaufte. Schon während den ersten Seiten hat mich der flüssige Schreibstil gepackt! Durch den ständigen Zeitensprung (beginnend mit 1944, dann abwechselnd 1954 und 2018) schafft es die Autorin den Leser so geschickt in die Geschichte zu entführen, dass ich bis zum Ende des Buches meinen Blick nicht von den Zeilen lösen konnte. Parallel dazu suchte ich auch im Internet nach Informationen über diese Isdal-Tote und es hat mir sehr gut gefallen, dass im Anhang des Buches eine Zusammenfassung der Tatsachen sowie Widersprüche bei den Zeugenaussagen aufgelistet sind. Bei diesem Buch passt alles wunderbar zusammen und ich gebe die volle Punktzahl. Ich bin mir sicher, dass Anja Jonuleit mit diesem Buch ein Bestseller gelungen ist.

  • DER INHALT:

    Als die Schriftstellerin Eva zufällig auf ein Phantombild in einer Zeitung stößt, gerät ihr Leben plötzlich aus den Fugen. Es ist das Bild einer Frau, die im November 1970 im norwegischen Bergen gewaltsam zu Tode gekommen ist und deren Identität nie aufgedeckt wurde. Doch warum sieht diese Frau ihrer Mutter zum Verwechseln ähnlich? Als Eva die Mutter mit ihrer Entdeckung konfrontiert, weiß sie sofort, dass sie auf ein dunkles Familiengeheimnis gestoßen ist, dem sie auf den Grund gehen muss. Eine Reise nach Norwegen führt Eva Schritt für Schritt in die Vergangenheit einer Fremden voller Rätsel.

    DER HINTERGRUND:

    Das Buch "Das letzte Bild" handelt vom wahren Kriminalfall der Isdal-Frau. Die Isdal-Frau wurde im norwegischen Isdal nahe Bergen am 29. November 1970 tot aufgefunden. Sowohl die Identität der Frau als auch ihre Todesumstände sind bis heute ungeklärt. Die norwegische Polizei rollte den Fall 2016 mit Unterstützung des Fernsehsenders NRK neu auf, da mit modernen Analysemethoden eine genauere Auswertung der DNA möglich wurde.

    FAZIT:

    Das Buch ist irrsinnig spannend und rasant geschrieben. Durch den Wechsel zwischen Marguerite, einer unglaublich starken Frau, in der Vergangenheit und Eva in der Gegenwart rast man durch die Seiten. Die Autorin schafft eine faszinierende Verbindung zwischen der wahren Geschichte und einigen von ihr erfundenen Elementen.

    Nicht nur die bildliche Beschreibung vom rauen und kalten Norden hat mich fasziniert, sondern auch die Verfolgungsjagd in den Bergen war sehr gut beschrieben. Endlich mal wieder ein spannendes Buch. Man muss immer weiterlesen um beim Geschehen zu bleiben.

    Die Autorin hat den Isdal-Fall sehr gut recherchiert. allerdings waren mir durch die vielen Orte, in die Marguerite gereist ist zu viele Informationen auf einmal enthalten und dadurch wirkte alles etwas überladen. Auf den Inhalt bzw. Plot möchte ich nicht weiter eingehen, weil meiner Meinung nach das Leseerlebnis dadurch getrübt wird.

    Am Ende des Buches befinden sich die Fakten des wahren Falles, die Zeugenaussagen und sämtliche Infos.

    Das Buch ist sowohl für Freunde von historischen Familiengeschichten, als auch für Krimifreunde ein tolles Leseerlebnis!!!

  • Das Mädchen, das verlorenging


    „Das letzte Bild" ist ein Roman, der wie ein Krimi daherkommt. Anhand eines realen, aber ungeklärten Falles entwickelte Anja Jonuleit die fiktive Geschichte der Margarete Gruber. Am 29. November 1970 wird in Norwegen im Isdal (deutsch: Eistal) eine halbverbrannte Frauenleiche gefunden. Bis heute sind die Identität und die Todesumstände der Isdal-Frau ungeklärt.


    Mit großem Rechercheaufwand, der am Ende des Buches eindrucksvoll verzeichnet wird, hat die Autorin ihre nachvollziehbare Version der Geschichte der unbekannten Toten hier erzählt. Ich finde, dass sie das ganz toll gemacht hat.


    In kürzester Zeit fühlte ich mich tief in den Roman hineingezogen. Durch die unterschiedlichen Schriftarten waren die beiden hauptsächlichen Zeitebenen für mich deutlich abgegrenzt. In einer dritten Handlung wird noch kurz in die Kriegsjahre geblendet und die Umstände aufgezeigt, wie das kleine Mädchen „verlorengeht".

    Die Sichtweisen wechseln sich ständig ab. Einmal berichtet Margarete aus der Vergangenheit, aus der Zeit um 1970 und zum anderen begleiten wir Eva in der Gegenwart auf der Suche nach der Wahrheit. Wie kam ihre Tante ums Leben? Wer hat ihren Tod gewollt? Und warum? Mit Evas Reaktion, nachdem sie in der Zeitung das Foto sieht, dass soviel Ähnlichkeit mit ihrer Mutter Ingrid und auch mit ihr hat, konnte ich mich voll identifizieren. Ich hätte auch sofort und auf der Stelle wissen wollen, was es damit auf sich hat.

    Manchmal fühlte ich mich so, als wäre ich mit Eva auf Recherche. Dabei konnte ich ihre gelegentliche Ungeduld, ihr Unverständnis gegenüber Zeitzeugen und deren Nachkommen voll verstehen.

    Die „Lebensborn"- Thematik hatte ich bisher nur am Rande mitbekommen und habe mich nun damit beschäftigt. Es geht u. a. um die Verschleppung von Kindern aus dem Ausland und ihre zwangsweise Eindeutschung.

    Die Bemerkungen (datiert 2018) vor einigen Kapiteln, die sich auf den realen Fall beziehen, fand ich informativ. Vielleicht kommen doch noch die wahren Umstände ans Licht?


    Fazit:

    Die mysteriöse Geschichte wird sehr realistisch und spannend erzählt. Es könnte der Isdal-Frau so ergangen sein! Mancher Krimi ist nicht so fesselnd!


    Für mich ein Roman, der die Höchstbewertung verdient. Ich vergebe gern meine Lese- und Kaufempfehlung! :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5:

  • Ein wenig sperrig, nicht ganz rund ... dennoch spannende Themen, die hier verarbeitet werden ...


    Vorausschicken möchte ich dieser Rezension, dass ich großer Fan der Autorin Anja Jonuleit bin. Stets wählt sie Themen für ihre Romane, die ihre Leser zum Nachdenken, oft sogar recherchieren animieren, denn sie enthalten immer mal ein wenig mehr, mal ein bisschen weniger Körnchen von Wahrheit, die aufrütteln. So nun also auch bei ihrem aktuellen Buch „Das letzte Bild“, das sogar mehr als nur ein paar Elemente Wahrheit in sich beinhaltet.

    Die Autorin arbeitet diesmal die Geschichte einer mysteriösen Toten auf, die im November 1970 – true story - als verbrannte Leiche in Norwegen entdeckt wurde und deren Identität nie geklärt werden konnte. Man stelle sich den Schreck vor, wenn man morgens nichtsahnend zum Bäcker Brötchenholen geht und einem das eigene Konterfei von der Titelseite der BILD Zeitung ins Auge springt. Genau das ist die fiktive Taktik, die Anja Jonuleit wählt, um einen viel zu lange ungeklärten Mordfall zu entschlüsseln. Sie schickt die Schriftstellerin Eva, ihrerseits selbst bestens mit Recherchearbeiten vertraut, auf eine Reise in die Vergangenheit, die nebenher aber auch Evas eigene Gegenwart und das etwas surreale Verhältnis zur eigenen Mutter aufarbeiten wird, um Licht ins Dunkel zu bringen. Als Leser springt man zwischen Gegenwart und Vergangenheit und ist verblüfft, wie oft man sich sagt „Das kann doch nicht sein?“. Wie kann es möglich sein, dass die eigene Familie irgendwo existiert und man ihrer nicht habhaft werden kann? Und so verbringt nun die arme Frau, die später diesem schrecklichen Verbrechen zum Opfer fallen wird, ihr Leben genau damit, mit der nicht erfolgreichen Suche nach ihrer eigenen Identität. Quasi als Bonus erfahre ich als Leserin aber auch über ein dunkles Kapitel der deutschen Geschichte, nämlich der Lebensborn Heim in Zeiten der Hitlerdiktatur.

    Eine großartige Idee für einen Roman mit fesselnden Elementen. Warum hat es also bei mir nicht ganz zur ansonsten meist vergebenen Bestnote gereicht? Mir persönlich war die Geschichte ein wenig zu sperrig. Dinge, die mich sehr interessierten, wurden eher in einem Nebenstrang abgehandelt und im Hauptstrang waren mir manchmal ein paar zu vielen Längen. Ich vergebe für dieses bestimmt akribisch und sehr gut recherchierte Meisterwerk deshalb 3,5 von 5 möglichen Sternen und werde dieser wundervollen Autorin auf jeden Fall die Treue halten. Ihrem nächsten Werk sehe ich mit Spannung entgegen.


  • 47 Jahren ist es her, dass die Isdal- Frau gefunden wurde, eine Tote ohne Namen und Identität. Der Kriminalfall ist als größtes Rätsel in Norwegens Kriminalgeschichte eingegangen und wird aktuell nochmals aufgerollt. Neueste Untersuchungen an der Leiche lassen den Schluss zu, dass die unbekannte Tote aus der Nähe von Nürnberg stammen könnte. Ein großes Thema, dass auch die BILD-Zeitschrift groß herausbringt und eine Phantomzeichnung mit der Schlagzeile „Ist die Unbekannte Tote eine Deutsche?“, veröffentlicht.

    Als Eva die unglaubliche Ähnlichkeit mit der Phantomzeichnung erkennt, zögert sie nicht und meldet sich bei der Polizei. Die Übereinstimmung der DNA bringt ihr Leben ins Wanken. Wer war diese Frau und warum hat niemand mit ihr darüber gesprochen?


    Und bloß weil eine Frau, die anscheinend kriminell war, jede Menge gefälschter belgischer Pässe mit sich herumgeschleppt hatte, gab es noch lange keine Verbindung zu Evas Großmutter, die während der deutschen Besatzung eine Zeit lang in einem Krankenhaus im belgischen Lüttich gearbeitet hatte.


    Eva macht sich auf den Weg nach Norwegen um die letzten Lebensmonate ihrer Tante zu rekonstruieren.


    Das ist der Ort, den die Frau sich zum Sterben aussuchte – oder den ein anderer für sie zum Sterben aussuchte.


    Meine persönlichen Leseeindrücke

    Ich wollte das Buch schon 2021 lesen, als es auf den Markt kam, dann 2022, aber es waren immer wieder andere Bücher wichtiger oder aktueller. Nun endlich habe ich die Zeit gefunden, diesen spannenden Roman, der sich mit der Aufklärung eines Kriminalfalls, der schon 47 Jahren zurückliegt, beschäftigt.


    Sie war auf der Suche nach ihrer Familie. Sie hatte also recht gehabt. Margarete war in Norwegen unterwegs gewesen, um eine Spur zu finden.


    Der Roman ist flott geschrieben und liest sich sehr gut. Die Konstruktion des Falls und dessen Auflösung ist hervorragend recherchiert, geschickt aufgebaut, sodass die Spannung bis zum Ende bleibt. Überaus ansprechenden ist der Wechsel zwischen der Vergangenheit, in der Margarete die Hauptfigur ist und der Gegenwart, in der Eva sich mit Hingabe der Spurensuche widmet. Dabei findet sie heraus, wer ihre Tante war. Margarete war eine Frau, die ihre Mutter und Zwillingsschwester suchte und somit auch einen Ort der Geborgenheit. Doch alleine, ohne Hilfe und verraten von ihrem engsten Vertrauten, begab sie sich in tödliche Gefahr und alle, die wussten, haben geschwiegen.


    Sie war frei. Ja, das war sie. Sie schert sich nicht darum, was die Gesellschaft für verwerflich hielt. Aber die Kehrseite dieser Freiheit war beben auch, dass sie … niemanden hatte.


    Dass die Geschichte auch Informationen über den Lebensborn e. V. enthält, ein in der Zeit des Nationalsozialismus von Heinrich Himmler gegründeter und von der SS getragener, staatlich geförderter Verein, dessen Ziel es war, auf der Grundlage der nationalsozialistischen Rassenhygiene und Gesundheitsideologie die Erhöhung der Geburtenziffer „arischer“ Kinder herbeizuführen, gibt der Handlung auch einen geschichtlichen Wert.

    Ein Roman, der zwar Fiktion ist, aber auf einer wahren Begebenheit beruht. Die Autorin gibt einen Überblick der rätselhaften und bemerkenswerte Ereignisse, die sie inspiriert haben, am Ende des Buches.


    Fazit

    „Das letzte Bild“ von Anja Jonuleit ist ein hervorragend geschriebener und exzellent recherchierter Roman rund um den Tod einer Unbekannten in Norwegen. Ein großer Frauenroman, der mich überzeugt und mir spannende Lesestunden beschert hat.