Sheera Frenkel/Cecilia Kang - Inside Facebook: Die hässliche Wahrheit / An Ugly Truth ...

  • ... Inside Facebook’s Battle for Domination


    Klappentext/Verlagstext

    Das Buch, von dem Facebook nicht will, dass Sie es lesen!

    NSA-Skandal, Wahlmanipulationen, Cambridge Analytica, Trump … Das ist nur die Spitze des Eisbergs! Die renommierten »New York Times«-Reporterinnen Sheera Frenkel und Cecilia Kang gewähren einen bisher einzigartigen Einblick in den mächtigsten und undurchschaubarsten Konzern der Welt. Ausgehend von ihrer langjährigen investigativen Recherche, in der sie über Hunderte von Interviews führten, zeigen uns die Autorinnen ein Facebook, das wir so bislang nicht kannten. Dabei kommen sie Sheryl Sandberg und Marc Zuckerberg so nah wie niemand zuvor. Wir erfahren, welche Rollen Zuckerberg und Sandberg spielen, wie in den Hinterzimmern folgenreiche Entscheidungen getroffen, mit Politikern zwielichtige Absprachen vereinbart und undurchsichtige Netzwerke gebildet werden. Und wie eine Maschine zur Geldvermehrung immer weiter am Laufen gehalten wird, koste es, was es wolle – mit verheerenden Folgen: Aushöhlung der Privatsphäre und der Demokratie, eine Gefahr für unsere Gesellschaften.

    Grandios geschrieben, hautnah berichtet, ein Krimi über Manipulationen und Intrigen in einem der mächtigsten Konzerne der Welt – wie Dave Eggers‘ »The Circle«, nur real.


    Die Autorinnen

    Nachdem Sheera Frenkel ein Jahrzehnt lang für verschiedene Zeitungen als Nahostkorrespondentin gearbeitet hat, wechselte sie als Expertin für Themen der Cybersicherheit zur »New York Times«. Sie berichtet von San Francisco aus, wo sie auch lebt.


    Cecilia Kang schreibt für die »New York Times« über die Themen Technologie und Regulierung. Davor war sie zehn Jahre für die »Washington Post« tätig. Sie berichtet aus Washington, wo sie auch lebt.


    Inhalt

    Als Alex Stamos 2014 seinen Posten als Sicherheits-Chef bei Facebook antrat, legte er zügig den Finger in die Wunde. Wenn in kurzer Zeit 50 FB-Mitarbeiter entlassen werden, weil sie sich zu privaten Zwecken an Nutzer-Daten bedienten, wie viele Mitarbeiter könnten zur gleichen Zeit ungeschoren davongekommen sein? Stamos sieht nicht ein, warum alle 16 000 FB-Mitarbeiter ungeprüft Zugriffsrechte auf Nutzerdaten haben. Es gibt im Unternehmen bis dahin keinen Verantwortlichen für Datensicherheit und die Mitarbeiter wissen, dass sie bei ihren Vorgesetzten auf taube Ohren stoßen werden, wenn sie das Thema ansprechen.


    Mit seiner Kritik hat Stamos zugleich das Problem der nichtexistierenden Kommunikation bei FB aus dem Schrank gezerrt. Marc Zuckerberg sieht sich als reinen Entwickler, der sich weder für Betriebswirtschaft noch für Jura interessiert und erst recht kein Interesse an Unternehmensethik verspürt. Er möchte mit Nicht-IT-Themen nicht behelligt werden, reagiert jedoch sehr ungehalten gegenüber seinen Mitarbeitern, wenn ein weiterer Facebook-Skandal die Schlagzeilen füllt und er womöglich vor einen Untersuchungsausschuss zitiert wird. Nichts sehen, nichts hören und einen Schuldigen opfern, scheint seine Devise zu sein. Zuckerbergs Co-Geschäftsführerin Sheryl Sandberg konnte in ein weiß, männlich und nicht-divers aufgestelltes Unternehmen offensichtlich ein zu geringes Gegengewicht einbringen. Facebook hat es seit seiner Gründung gerade mal auf eine Steigerung des Anteils nicht-weißer Mitarbeiter von 2 auf knapp 4% gebracht.


    Frenkel und Kang schildern einen jungen Firmengründer aus wohlhabendem Elternhaus, an einer Eliteuniversität sozialisiert, dessen Weltbild sich auf die weiße Oberschicht beschränkt. Dass es andere Kulturen, Religionen und Ethnien gibt und die Hälfte der Weltbevölkerung weiblich ist, darauf müssen seine Mitarbeiter Zuckerberg stets erst hinweisen. Die Forderung nach Datenschutz und Maßnahmen gegen Hass-Postings als Clickbait wird von Zuckerberg folgerichtig damit abgeschmettert, dass Meinungsfreiheit für ihn und FB ein hohes Gut wäre und die „gute“ Wahrheit sich von allein durchsetzen wird, wenn Meinungsfreiheit herrscht. Sein Denkfehler: Hassbotschaften und Terrorismus sind keine Meinung. Schließlich sehen Zuckerberg und Sandberg sich nach einer Reihe von Skandalen und durch die noch immer mangelhafte Kommunikation im Unternehmen vor dem Problem, dass zunehmend kompetente Mitarbeiter FB verlassen, weil sie sich nicht länger schämen wollen, in einem Skandalunternehmen zu arbeiten.


    Nach der Hälfte des Buches hatte ich den Eindruck, dass ich zwar ausführlich aus journalistischer Sicht über die „Köpfe“ bei Facebook (Zuckerberg und Sandberg) und ihre persönlichen Defizite gelesen hatte, jedoch wenig über Justiz, Politik und gesellschaftliche Strukturen, die diese Köpfe hervorbringen und unkontrolliert agieren lassen. Wichtiger als Fehler aufzulisten, wäre eine Analyse, ob amerikanische Politiker aus dem Debakel gelernt haben und wie privat finanzierte amerikanische Kaderschmieden diverser werden können. Die zweite Hälfte, in der u. a. Datenschutz-Aktivisten und FB-Kritiker zu Wort kommen, hätte m. A. ausfühlicher sein dürfen.


    Das Buch ist – laut Datum der Quellen - auf dem Stand von Januar 2021.


    Es geht um nicht weniger als die FB-Skandale Cambridge Analytica, den Diebstahl von Mails der Demokratischen Partei durch russische Hacker, die Verantwortung für die Stürmung des Capitols im Januar 2021, Beeinflussung der Präsidentenwahl und die Verbreitung von Hass-Meldungen gegen die Rohingya in Myanmar.


    Fazit

    Sheera Frenkel und Cecilia Kang führten für ihr Psychogramm eines einstigen Start-Ups, das ungezügelt zum weltweiten Konzern wuchs, rund 1000 Interviews mit Angestellten, Politikern und Datenschutz-Aktivisten und werteten 15 Jahre Presse-Berichterstattung über Facebook aus. Ihre Kernthemen sind nicht neu. Die Journalistinnen konnten jedoch diverse Informationen, die aus dem Unternehmen nach außen drangen, durch Bestätigung ihrer Interviewpartner verifizieren. Auch wenn der grobe zeitliche Ablauf des Geschilderten bekannt ist, kann man aus ihrer verdichteten Zusammenstellung viel über Hierarchien und Unternehmenskultur lernen - und die Folgen für uns alle, wenn Zuckerbergs eigene Generation sich ausschließlich auf Facebook informiert.


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    "The three most important documents a free society gives are a birth certificate, a passport, and a library card!" E. L. Doctorow

  • Buchdoktor

    Hat den Titel des Themas von „Sheera Frenkel/ Cecilia Kang - Inside Facebook: Die hässliche Wahrheit / An Ugly Truth ...“ zu „Sheera Frenkel/Cecilia Kang - Inside Facebook: Die hässliche Wahrheit / An Ugly Truth ...“ geändert.
  • Danke für Deine Besprechung. Das Fazit deckt sich weitgehend mit den auch mir vorliegenden Informationen zu diesem Konzern.

    Anzumerken wäre noch, das die "New York Times", für die beide Autoren tätig sind oder waren, auch selbst gerne NGO spielt. So deckte die mächtige Zeitung in der Vergangenheit mehrfach CIA - Operationen und Agenten, um z. B. den Irak - Krieg (2003-2011) zu unterstützen und zu rechtfertigen. Der frühere Herausgeber Sulzberger befahl allen Mitarbeitern, die CIA darin unbedingt medial zu unterstützen. Das zeigt, es geht in direkter Konkurrenz zu Facebook hier, wie so häufig, auch um Macht und Einflussnahme auf die amerikanische Politik. Das ändert aber nichts an der Berechtigung der investigativen Ermittlungen.