Kristina Günak - Kaputte Herzen kann man kleben

  • Kurzmeinung

    Cordi
    Hach … schöne und humorvolle Geschichte die Freude macht. … aber auch ernste Themen anspricht. 👍🏻
  • Kurzmeinung

    CrazyAnn89
    Ein faszinierender Roman über das wirklich Wichtige im Leben! Und ein Appell immer man selbst zu sein.
  • "Kaputte Herzen kann man kleben" ist der neue Roman von Kristina Günak, einer deutschen Autorin, welche die norddeutsche Küstenlandschaft gerne zum Schauplatz ihrer Romane macht.

    Hebamme Luisa ist alleinerziehend. Ihr Ex entzieht sich seinen Verpflichtungen, wo er kann. Als Luisas Rücken die Notbremse zieht, muss sie mit ihrer kleinen Tochter eine Auszeit nehmen: bei der exzentrischen Tante in St. Peter-Ording. Die geschickten Hände des verschlossenen Physiotherapeuten Tom helfen ihr wieder auf die Beine, doch die Seele will nicht recht nachziehen. Bis sie am Strand auf ein Grüppchen Frauen trifft, das es sich zum Motto gemacht hat, fünfe gerade sein zu lassen. Und auch Tom ist auf einmal nicht mehr so verschlossen ...

    Das hübsche Cover atmet maritimes Flair und stimmt auf St. Peter Ording ein, der vielsagende Titel passt perfekt zu einem humorvollen, locker-leicht geschriebenen Frauenroman, in dem die Liebe nicht zu kurz kommen darf.

    Was das Setting betrifft, hat Kristina Günak eine gute Wahl getroffen. St. Peter Ording ist ein beliebter Ferienort an der Nordsee; die kleine Gemeinde im Kreis Nordfriesland in Schleswig-Holstein ist vielen Leserinnen aus eigener Anschauung (oder aus den einschlägigen Frauenromanen) vertraut. Mit vielen stimmungsvollen Bildern fängt Kristina Günak die landschaftliche Schönheit von St Peter Ording ein und lädt zu einer wunderschönen literarischen Traumreise an einen Sehnsuchtsort ein.

    Der neue Roman "Kaputte Herzen kann man kleben" kreist um "Mental Load", die unsichtbare Denkarbeit von Frauen. Auch die in München lebende alleinerziehende, berufstätige Protagonistin Luisa zählt zu den Frauen, die immer an alles denken müssen. Als angestellte Hebamme in einem großen Klinikum steht sie unter starkem Druck, effizient arbeiten zu müssen; eine selbstbestimmte Tätigkeit als freie Hebamme in einem eigenen Geburtshaus ist ihr nicht möglich. Auf die finanzielle Unterstützung durch den leiblichen Vater ihrer Tochter kann sie nicht bauen, auch die Betreuung ihres schulpflichtigen Kindes liegt allein in ihren Händen. Aufgrund dieser extrem hohen (Arbeits-) Belastung reagiert sie psychosomatischen (Rücken-) Beschwerden; sie ist an ihre Grenzen gekommen, steht vor einem Burnout und braucht mit ihrer lebhaften kleinen Tochter eine längere Auszeit auf dem Bauernhof ihrer exzentrischen Tante.

    Leider bin ich mit Luisa nicht richtig warmgeworden. Für meine Geschmack ist sie ein sperriger Charakter. Auch wenn ich ihre physischen und psychischen Probleme verstehen und nachempfinden kann, erscheint sie mir etwas zu passiv und wehleidig. Sie kann ihre Probleme klar benennen, verschließt aber die Augen vor der naheliegenden Lösung. Auch an ihrem passiv-aggressiven, schroffem Benehmen ihrer hilfsbereiten Tante Mimi und den anderen Bewohnern des Bauernhofes gegenüber habe ich mich regelmäßig gestoßen.

    Dennoch hat mir meine Lektüre gut gefallen. Auch wenn es sich um einen klassischen Frauenroman handelt, liefert Kristina Günak viele wichtige Denkanstöße, unsere soziale Realität und das eigene Leben kritisch unter die Lupe zu nehmen. (Frauen-) Freundschaften, Hilfsbereitschaft und Solidarität sollten keine Fremdwort in unserer heutigen Gesellschaft sein. Insoweit ist es eine schöne Lektüre für zwischendurch, nicht nur für den Strandkorb.

  • K.-G. Beck-Ewe

    Hat den Titel des Themas von „Kristina Günak: Kaputte Herzen kann man kleben“ zu „Kristina Günak - Kaputte Herzen kann man kleben“ geändert.
  • *** Tiefgründiger, realistischer Frauenroman ***


    Für mich war dieser im Juni 2021 bei Lübbe Belletristik erschienene Frauenroman das erste Werk aus der Feder von Kristina Günak; ich hatte schon viel Positives über ihren Schreibstil bzw. ihre zuvor veröffentlichten Bücher gehört und meine dementsprechend hohen Erwartungen wurden nicht enttäuscht.


    Die Hebamme Luisa trägt nicht nur den charmanten Nachnamen Haselnuss, sondern vor allem die Last der Welt auf ihren Schultern – bzw. auf ihrem Rücken, der ihr mit unerträglichen Schmerzen klar macht, dass es so nicht weitergehen kann in ihrem Leben. Als wäre der Alltag als Alleinerziehende nicht schon anstrengend genug, muss Luisa sich mit allerlei weiteren Sorgen herumplagen: Hannes, ihr Ex und der Vater ihrer entzückenden Tochter Amelie, drückt sich vor den Unterhaltszahlungen, tingelt im Van die spanischen Strände entlang und genießt samt neuer Flamme ein entspanntes Surfer-Leben, während Luisa unter den stressigen Arbeitsbedingungen des Klinikumfelds zusammenzubrechen droht und von schrecklichen Schuldgefühlen geplagt wird, da sie das Gefühl hat, ihrer eigentlichen Rolle – Schwangeren und frischgebackenen Eltern beizustehen – nicht mehr gerecht werden zu können. Hinzu kommen die übermotivierten Super-Müttern von Amelies Schule, denen von veganen Kindermenüs bis hin zu top organisierten Kinderhobbies alles locker von der Hand zu gehen scheint und die für die so offensichtlich überforderte Luisa nur ein mitleidiges Lächeln übrig haben. Als Luisa einen mittelschweren Nervenzusammenbruch erleidet (laut telefonischer Ferndiagnose ihrer Tante Mimi) bzw. an Burnout erkrankt (laut ihrem Arzt), reist sie samt Tochter und 6-wöchiger Krankschreibung im Gepäck von München nach St. Peter-Ording, um auf Tante Mimis Hof etwas zur Ruhe zu kommen. Tatsächlich kann sie an der stürmischen Nordsee bald zum ersten Mal seit langer Zeit dem ständigen Gedankenkarussell entfliehen – dank einer sympathischen Frauentruppe und den fachkundigen Händen des lokalen Osteopathen Tom…


    Ob Luisa, ihre exzentrische Tante Mimi, der relaxte Schmied Malte oder Tom – die Figuren sind wunderbar glaubwürdig ausgearbeitet worden. Insbesondere das nette Frauengrüppchen (allesamt Mütter, die aus dem Teufelskreis des Perfekt-sein-wollens ausgestiegen sind und sich gegenseitig dabei helfen, die eigenen Bedürfnisse nicht aus den Augen zu verlieren) hat es mir angetan, solche Freundinnen wünscht man sich. Der Schreibstil ist einnehmend und bildreich, man ist direkt mittendrin in der Story, kann sich in Luisa hineinversetzen und spürt ihre Verzweiflung, ihre Wut und anfängliche Hilflosigkeit überdeutlich. Umso wohltuender wirkt sich der Ortswechsel auf sie aus – und auch an mir ging das von der Autorin stimmungsvoll eingefangene Flair von Meer und Strand nicht vorüber.


    Ein, zwei kleine Kritikpunkte habe ich allerdings. Für mich war es nicht nachvollziehbar, wieso Tom als der Frauenheld schlechthin gilt, da weder etwas über seine vergangenen Beziehungen noch über sein Datingverhalten im Allgemeinen bekannt ist. Basiert diese Annahme also lediglich auf seinem attraktiven Aussehen? Er selbst amüsiert sich darüber - warum sein Umfeld ihn allerdings so einschätzt, ist auch ihm nicht klar; an seinem stets zuverlässigen und korrekten Verhalten kann es nicht liegen. Weiterhin kann ich zwar verstehen, dass die Autorin den Punkt 'vegetarisches/veganes/super gesundes Essen' als Beispiel für das übertriebene Verhalten mancher (selbsterklärter) Super-Mütter heranzieht, aber es gibt durchaus auch Menschen, die diese Art der Ernährung für sich gewählt haben, glücklich damit sind und es eben nicht jedermann auf die Nase binden oder Bekehrungsversuche unternehmen; hier klingt es jedoch manchmal so, als wäre vegane Ernährung automatisch etwas Negatives, das von einem Hang zum Perfektionismus zeugt. Den größten Stolperstein sehe ich allerdings darin, dass all die Schilderungen der typisch-elterlichen Probleme zwar unheimlich realistisch sind (und gewiss so manchen Eltern ein wiedererkennendes Schmunzeln entlocken werden), dafür allerdings das Potenzial haben, werdende Eltern ziemlich zu verschrecken. Man bekommt den Eindruck, dass ohne das sprichwörtliche Dorf, ohne die unterstützende Freundesgruppe oder Familie, die Erziehung eines Kindes ein nicht zu schaffender Gewaltakt ist, der Alleinerziehende zwangsläufig nicht nur den letzten Nerv, sondern auch jegliche Lebensenergie sowie finanzielle Absicherung kosten wird. Und das sind doch recht trübe Aussichten, die so – hoffentlich zumindest – nicht 1:1 den Tatsachen entsprechen.


    Nichtsdestotrotz hat mich diese von authentischen Dialogen, humorvollen Elementen und facettenreichen (- auf angenehme Weise nicht perfekten -) Charakteren geprägte Geschichte herrlich unterhalten. Es ist, auch wenn man dies aufgrund des bunten Covers vielleicht vermuten würde, keine klassische Feel-Good-Story, denn die Autorin prangert – zu Recht – einige Missstände an, wie beispielsweise die Situation des deutschen Hebammensystems oder die Rentennachteile für Frauen. Trotzdem kommen Romantik und Nordsee-Atmosphäre nicht zu kurz, weshalb ich guten Gewissens 5 Sterne vergeben kann und mich schon jetzt auf weitere Werke der Autorin freue.

  • viele Emotionen, Humor, Tiefgründigkeit, Urlaubsfeeling - einfach ein gute-Laune-Roman



    Die gestresste Hebamme Luisa hält es nicht mehr in München aus, deshalb fährt sie mit ihrer Tochter Amelie zu ihrer exzentrischen Tante Mimi nach St. Peter-Ording, um einmal abzuschalten und hoffentlich auch ihre Rückenprobleme beheben zu können.

    Der attraktive Physiotherapeut Tom schafft es, nicht nur ihre Rückenschmerzen zu therapieren; Amelie taut am Hof ihrer Tante auf; und dann sind da noch die Frauen vom Strand, die aus dem perfekt-sein-wollen ausgestiegen sind...


    Meine Meinung:

    Dieses Buch ist ein richtiges Wohlfühlbuch! Ich hatte schon Bücher gelesen, auf denen dies bzw. "Glücksroman" draufstand, aber diese Geschichte ist eine der wenigen, die diese Bezeichnungen auch wirklich verdient hat!

    Der Schreibstil ist so lebendig, man fühlt direkt mit Luisa mit. Dass Luisa der Rücken so weh tut, wundert mich nicht. Das ist ein Anzeichen für ihre seelischen Belastungen und ihre Verzweiflung und Wut: alleinerziehend, der Kindsvater überweist das bisschen Unterhalt fast nie und kümmert sich auch nicht um sein Kind, und dann noch die hohen Anforderungen der "Mütter-Mafia" aus Amelies Schule - schon allein, als ihre Münchner "Freundin" anrief und nur herumkommandierte, aber mit keinem Wort nach ihrem Befinden fragte, zeigt ja schon alles. Ich wäre auch mega-wütend gewesen. Und dann der undankbare unterbezahlte und extrem stressige Hebammen-Job im Krankenhaus...


    Die Beschreibungen von St. Peter-Ording sind so anschaulich, dass ich mir alles im Kopf ganz genau vorstellen kann - ich liebe einfach diese Atmosphäre am Meer und habe das Gefühl, durch das Buch dort Urlaub zu machen.

    Alle handelnden Personen, so unterschiedlich sie sind, schließt man auf die eine oder andere Art ins Herz, vielleicht weil sie so aus dem Leben gegriffen und realistisch gestaltet sind und sich weiterentwickeln. Der Zusammenhalt der Einwohner und wie sie Luisa als Fremde in ihrer Runde aufnehmen, fand ich sehr berührend.


    Das Buch verpackt tiefgründige Themen (Hebammenberuf; Familie und Verlust von Familienangehörigen; alleinerziehende Eltern/Pflege/Fürsorge, gesellschaftliche Erwartungen bzw. Über-Muttis und daraus resultierend Mental Load sowie physische Schmerzen) in einer humorvollen Geschichte.

    Und auch die Emotionen kommen nicht zu kurz - nicht nur in Sachen Freundschaft, Liebe und Romantik, sondern auch bei der Ponyfohlen-Geburt und natürlich, als Luisa einer Frau im Sturm, als kein Arzt kommen konnte, bei der Geburt ihres Kindes beigestanden hat.

    Der Ausgang der Geschichte war zwar abzusehen, aber es war einfach soo schön zu lesen und genau dieses (rundum abgeschlossene und herzerwärmende) Happy-End hat die Geschichte gebraucht :D


    Fazit:

    Eine äußerst unterhaltsame Geschichte mit Tiefenwirkung, die einen über sein eigenes Leben reflektieren lässt und gleichzeitig sehr humorvolle Urlaubsstimmung bringt. Ein richtig toller Glücksroman.

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    Obwohl das "kaputte Herz" titelgebend ist, spielen die amourösen Verwicklungen der Protagonistin nur eine Nebenrolle. Hauptsächlich geht es in diesem neuesten Buch von Kristina Günak um Frauen - vorwiegend, aber nicht nur (alleinerziehende) Mütter - die unter der enormen "Mental Load" Last leiden, die ihnen in ihrer Rolle aufgebürdet wird. Doch nicht nur, dass sie für alles im Familienhaushalt verantwortlich sind. Dadurch bedingt gehen sie weniger arbeiten, werden finanziell vom Mann abhängig und haben spätestens in der Pension nur sehr wenig Geld zur Verfügung, was nicht selten in Altersarmut endet.


    Dass all das mal in so einem Frauenroman thematisiert wurde, finde ich wunderbar. Auch wenn die Leserschaft in diesem Fall das alles schon weiß, und sie auch nicht diejenigen sind, die was daran ändern können. Aber es ist ein Anfang.


    Ansonsten geht es auch noch um Frauenfreundschaften, Zusammenhalt, Solidarität, alte Familienprobleme und Neuanfänge. Und um das alte Sprichwort "Es braucht ein Dorf, um ein Kind aufzuziehen". Warum Luisa allerdings soo lange gebraucht hat, um eine Lösung für ihren 'Knoten im Magen' zu finden. Es lag doch so offensichtlich auf der Hand...