Chris Whitaker - Von hier bis zum Anfang / We Begin at the End

  • Kurzmeinung

    Smiler
    Rührselige Familientragödie. Selten so eine Hauptcharakterin gehabt, welche mir so ans Herz gewachsen ist.
  • Kurzmeinung

    BarbSie
    Spannend, locker geschrieben, interessante Charaktere, Schluß rührselig und bitter zugleich
  • Dieses Buch hat mich direkt bei der ersten Begenung fasziniert und neugierig darauf gemacht, was es wohl für einen Schatz in sich verbergen möge. Und nach dem Lesen darf ich im Nachhinein sagen, dass das Cover und der Klappentext perfekt zum Inhalt passen.

    Inhaltlich geht es um einen 15 Jahre zurückliegenden Todesfall und den heutigen Umgang der drei Protagonist_innen damit. Eine ist in Sucht und Depression verfallen und lässt ihre dreizehnjährige Tochter mit dem jüngeren Bruder allein. Einer wurde vor 15 Jahren verurteilt, kommt nun aus dem Gefängnis und wird immer noch von der Vergangenheit heimgesucht. Und ein weiterer ist nun Polizist und versucht, die anderen beiden zu stützen.

    Die Geschichte wird von der ersten Seite an berührend erzählt, so dass mensch sich hier schnell in der Geschichte und bei den Charakteren zurechtfinden konnte. Es ist ein Buch der eher leisen Töne, des Hineinspürens und Schaffens von Atmosphäre, das aber gerade deswegen viel anstößt.

    Es handelt sich um mein erstes Buch des Autors Chris Whitaker, ich werde aber gerne noch weitere von ihn lesen.

  • Darum gehts:

    Cape Haven, Kalifornien. Eine beschauliche Kleinstadt vor dem Panorama atemberaubender Küstenfelsen. In diesem vermeintlichen Idyll muss die 13-jährige Duchess nicht nur ihren kleinen Bruder fast alleine großziehen, sondern sich auch um ihre depressive Mutter Star kümmern, die die Ermordung ihrer Schwester vor 30 Jahren nie verwinden konnte. Als deren angeblicher Mörder aus der Haft entlassen wird, droht das fragile Familiengefüge, das Duchess mühsam zusammenhält, auseinanderzubrechen. Denn der Atem der Vergangenheit reicht bis in das Heute und wird das starke Mädchen nicht mehr loslassen. - Amazon

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


    Wenn du einen Garten und eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen. (Cicero)



  • K.-G. Beck-Ewe

    Hat den Titel des Themas von „Chris Whitaker - Von hier bis zum Anfang“ zu „Chris Whitaker - Von hier bis zum Anfang / We Begin at the End“ geändert.
  • Wie gut, dass sie nicht weiß …


    Da schreibt ein Engländer einen amerikanischen Coming-of-Age-Roman, wie er amerikanischer nicht sein könnte. Denn Chris Whitaker dürfte ein waschechter Engländer sein. Am Anfang war ich so irritiert, las also nochmal den hinteren Klappentext – und ja – da steht Cape Haven, Kalifornien. Der Ort, bzw. diese Küste ist fiktiv, denn ich fand kein Cape Haven in Kalifornien. Aber ich folgte Chris Whitaker literarisch nach Cape Haven und zwar begeisterter von Seite zu Seite.


    Aber, jetzt geht es von HIER BIS ZUM ANFANG. Wir begleiten Duchess, die Kindfrau, die so gern ein Outlaw sein möchte, ein ganzes Jahr lang. Als wir mit der Lektüre beginnen, ist sie dreizehn Jahre alt, am Ende ist sie vierzehn. Mit etlichen Ortswechseln, da muss sie durch. Und nicht nur da durch.


    Die schöne Duchess sorgt hingebungsvoll für ihren kleinen Bruder Robin, der ist sechs Jahre alt. Und Star, die ebenso schöne Mutter, die zwar ihre beiden Kinder innig liebt, ist aber oft unfähig, für sie zu sorgen. Ständig ist das Geld knapp, so singt Star in einer Bar, alle Männer wollen ihr an die Wäsche, aber sie hat andere Vorstellungen. Was für welche, das erfahren wir im Laufe des Romans. In Cape Haven wohnen allerlei zwielichtige männliche Gestalten. Man weiß nicht so recht, was man von denen halten soll, wer ist gut und wer ist böse?


    Dreißig Jahre zuvor hat Vincent King Stars kleine Schwester Sissy getötet und sitzt dafür im Knast. Dort bringt er noch einen um, in Notwehr. Nun kommt Vincent King wieder aus dem Knast und ganz Cape Haven gerät aus den Fugen.


    Die gute Seele an dieser Küste ist Chief Walker, der furchtlose, aber im Alter kranke Polizist. Vincent King war und ist sein bester Freund, von Kindestagen an, was die ganze Sache für beide nicht einfacher macht.


    Die Charakterentwicklung der Figuren ist so wahnsinnig gut gelungen, dass man meinen könnte, man sei ihnen oft in natura begegnet. Ich sehe sie regelrecht vor mir: Duchess, die keine Gefühle zulassen will, weil sie meint, dass es sie schwächt. Ihren kleinen Bruder Robin, den Ängstlichen. Chief Walker, den Guten, der leider mit der Liebe seines Lebens keine rechtzeitige Erfüllung fand. Hal, den Großvater, der früh davon abgehalten wurde, seinen Leuten näher zu kommen. Wir lernen auch fantastische Frauenfiguren kennen: Martha, die Engagierte, Fleißige und Polly, die Unkonventionelle, Warmherzige.


    Das Ganze eingebunden in gelbe Leinenstruktur mit wunderbarem Cover und Lesebändchen, so fein gestaltet, wie es nur sein kann.


    Fazit: Gern wäre ich noch länger in Cape Haven verblieben und hätte Duchess weiter in ihrer Entwicklung beobachtet. Alle Krimiliebhaber, die es gern literarisch wertvoll haben, die kommen hier voll auf ihre Kosten. Und können hier ein ganzes Buch voll vom harten amerikanischen Traum kosten. 5 Sterne!

  • Bewegend und großartig!


    Was für eine bewegende Geschichte.

    Chief Walker, Polizist im kalifornischen Städtchen Cape Haven, der mehr in der Vergangenheit als in der Gegenwart lebt, sorgt sich seit Jahren um Duchess und Robin Radley. Die Dreizehnjährige und ihr kleiner Bruder sind mehr oder weniger auf sich allein gestellt. Die Mutter hat vor 30 Jahren ihre Schwester Sissy verloren und kommt schon lange nicht mehr mit ihrem Leben zurecht. Duchess beschützt ihren Bruder wie eine Löwin vor dem Strudel aus Pillen, Alkohol, Depressionen, falschen Männern und schlichter Geldnot, der ihre Mutter umgibt. Walker hilft wo er kann, auch Vincent King, seinem besten Freund aus Kindertagen, der der Mörder von Sissy ist, steht er zur Seite. Er hat seine Strafe abgesessen und kommt zurück nach Cape Haven, dort wo vor 30 Jahren alles begann.


    Chris Whitaker hat eine großartige Geschichte geschrieben, die von den ersten Seiten an zu fesseln vermag und die Lesenden bis zum Ende nicht losläßt. Sein Schreibstil vermag Atmosphäre zu schaffen und die Dialoge sind glaubwürdig. Der Roman lebt aber eindeutig von der Handlung und den Charakteren. Allen voran Outlaw Duchess Radley, die trotz aller Härte, die das Leben für sie bereithält, eine solche Zartheit beim Umgang mit ihrem Bruder zeigt und die eine unglaubliche Sympathieträgerin ist. Man leidet ganz furchtbar mit ihr und Robin mit. Dann Chief Walker, Walk, von dem nie der Vorname genannt wird. Sein Job bedeutet ihm alles. Er versucht die Stadt zusammenzuhalten und vor dem Ausverkauf zu retten, ebenso wie das Leben von Star und ihren Kindern gleich mit. Die Geschichte wird aus der Sicht dieser beiden Charaktere geschildert. Insgesamt wimmelt die Handlung von außergewöhnlichen Nebencharakteren. Sie alle spielen eine Rolle bei der Geschichte, die im hier und jetzt startet, und sich doch immer um Anfänge dreht. Für die vaterlose Duchess ist der Stammbaum, den sie für die Schule erstellen soll, symbolisch für ihr ganzes Leben. Der Roman wird mit "Der Gesang der Flusskrebse" verglichen. Whitakers Buch ist genauso fesselnd, spannend und bewegend, der Schreibstil ist jedoch nicht so poetisch und die weibliche Hauptfigur wirkt in ihrem Handeln aggressiver und teilweise fast verbittert. Auch hier gibt es Charakterstudien, Entwicklungsgeschichte, Gerichtsdrama und Kriminalfall in einem.


    Mir hat das Buch wahnsinnig gut gefallen. Endlich mal wieder ein Roman, den ich nicht aus der Hand legen konnte. Das Cover zeigt den typischen mittleren Westen der USA, was ja zunächst nichts mit dem Küstenstädten Cape Haven in Kalifornien zu tun hat. Der Bezug wird aber hergestellt. Die warmen Farbe, die so heimelig wirken, aber ganz anders sind, als das Leben der kleinen Protagonisten.

    Ich kann eine uneingeschränkte Leseempfehlung aussprechen. Fünf begeisterte Sterne!

  • Nachdem ich dieses tolle Buch grade ausgelesen habe muss ich erstmal ganz tief Luft holen und ich denke ich lege jetzt mal ein kurzes Lesepäuschen ein, denn ich mag noch gar nicht in eine andere Geschichte eintauchen – dieses tolle Buch könnte zu schnell verblassen.


    Ich bin ja ein großer Krimi-/Thrillerfan, allerdings merke ich immer öfter, dass mir manch Krimi/Thriller leider viel zu seicht ist. „Von hier bis zum Anfang“ von Chris Whitaker macht hier eine ganz große Ausnahme, ich würde das Buch allerdings nicht unbedingt als Krimi bezeichnen, es ist vielmehr eine ganz fantastisch geschriebene und fesselnde Mischung aus Krimi, Familiengeschichte, Tragödie und Drama.


    Im Mittelpunkt steht die 13-jährige Duchess, ein rotzfreches Mädchen, das sich selbst als Outlaw bezeichnet, sich nichts gefallen lässt und sich sowohl um ihre stark alkoholabhängige Mutter Star als auch um ihren kleinen Bruder Robin kümmert. Das gestaltet sich allerdings sehr schwierig, denn die Familie lebt immer am Rande völliger Armut und auf die Mutter Star ist leider gar kein Verlass. Einzig Chief Walker, ein alter Freund von Star, schaut immer mal wieder nach der Familie und versucht so gut es geht zu unterstützen. Das ganze Elend begann mit der Ermordung von Stars kleiner Schwester vor 30 Jahren, seitdem ist Star nicht mehr sie selbst, denn ihr Freund Vincent King, der gleichzeitig auch Walks bester Freund war, wurde als Mörder verurteilt und sitzt seit 30 Jahren im Gefängnis. Als er nun frei kommt, überschlagen sich die Ereignisse und Duchess löst unfreiwillig eine Kettenreaktion aus, die das Leben aller stark verändert.


    Chris Whitaker beschreibt die einzelnen Figuren und insbesondere Duchess so wahnsinnig gut, dass ich sie richtig vor mir sehen kann und mich noch gar nicht von ihr trennen möchte. Das Buch hat mir wirklich ausnehmend gut gefallen und ich kann nur eine ganz klare Leseempfehlung aussprechen!


    Da mir das Buch so extrem gut gefallen hat musste ich grade ein bisschen recherchieren und fand heraus, daß dieses Buch bereits das dritte Buch von Chris Whitaker ist, aber das erste, das auf deutsch erschienen ist. Ich werde den Autor auf jeden Fall im Auge behalten und hoffe doch sehr, dass der Verlag zügig auch die beiden älteren Bücher auf deutsch herausbringt!

  • Erschütternd und tiefgründig

    Duchess, 13 Jahre, ist eine der beiden Hauptpersonen in diesem Roman und hat kein leichtes Leben. Ihre selbstgewählte Lebensaufgabe besteht darin, für ihren kleinen Bruder Robin zu sorgen, da die Mutter seit dem Tod ihrer Schwester Sissy vor 30 Jahren ihr Leben nicht mehr im Griff hat. Sie scheint mir manisch-depressiv zu sein und ist nicht in der Lage, ihre Kinder angemessen zu versorgen. Dies erledigt Duchess aufopferungsvoll, für Robin gibt sie sich selber auf. Dieses Mädchen durfte seit der Geburt ihres Bruders nicht mehr Kind sein, und auch die typischen Teenagerjahre sind für sie weitgehend tabu. Sie wirkt teilweise wie eine Erwachsene, aber stets bereit zu attackieren, zu provozieren, denn positive Gefühle verbindet sie nur mit ihrem Bruder. Sie schlüpft in die Rolle eines Outlaw, um sich stark und unbesiegbar zu fühlen. Auf diese Weise baut sie sich eine Mauer gegen all die Schikanen und Demütigungen, die ihren Alltag begleiten.

    Zu erwähnen ist als Hauptfigur auch Walk, ein Polizist, der noch an das Gute im Menschen glauben möchte. Er drückt gern mal ein Auge zu, möchte immer schlichten und helfen. Er ist selten mit großer krimineller Energie konfrontiert, sondern eher das 'Mädchen für alles' bei kleineren Problemen in der Kleinstadt Cape Haven. Duchess und Robin liegen ihm sehr am Herzen. In diesem Buch wächst Walk zeitweise über sich hinaus und bringt einiges ins Rollen.

    Als der Mann, der Sissy damals überfahren hat, aus dem Gefängnis entlassen wird, setzt eine Dynamik ein, die das Buch teilweise zum Kriminalroman werden lässt. Das Buch hat mich nicht losgelassen und selbst in Lesepausen beschäftigt. Die Spannung setzt bereits im Prolog ein, als das tote Mädchen damals gesucht und gefunden wird, und hält bis zum Ende an, wobei sich die Spannung nicht nur auf die Täterermittlung bezieht, sondern auch auf das Schicksal der beiden Kinder.

    Der Schreibstil ist flüssig und präzise, es entstehen keine Unklarheiten. Ganz im Gegenteil, man rutscht immer mehr in die Situation hinein und empfindet rasch Empathie.

    Der Autor zeichnet seine Figuren sehr detailreich, so dass man sie in Gedanken vor sich sieht und ihre Ausstrahlung spürt. Das hat mich unheimlich berührt und beschäftigt. Das Buch ist sehr atmosphärisch, es sendet Gefühle aus wie Unnahbarkeit, Verletzlichkeit, aber auch Rücksichtslosigkeit und Hass. Am Anfang konnte ich keine emotionale Bindung zu Duchess aufbauen, das hat sich aber im Laufe der Geschehnisse geändert. Auf der anderen Seite gibt es nämlich sehr positive Emotionen, die mir zumindest Tränen in die Augen getrieben haben. Dieses Buch gehört zweifellos zu den Büchern, die mich bislang in diesem Jahr am meisten beeindruckt haben. Ich habe es schon weiterempfohlen....

    Dieser Roman ist keine entspannende Ferienlektüre für den Strand, sondern ein literarisches Kunstwerk, mit einigen überraschenden Wendungen, die aber allesamt nachvollziehbar sind. Hier würde ich gern mehr als fünf Sterne geben ;-) da das Buch mich sehr beeindruckt hat.


    :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5:

  • Vor 30 Jahren wurde Vincent King zum Mörder an Sissy Radley. Nun wurde er aus dem Gefängnis verlassen und kehrt in seinen Heimatort Cape Haven in Kalifornien zurück. Sein Freund, der Polizist Walk, hält zu ihm. Doch viele andere sind nicht über das Wiedersehen erfreut. Ex-Freundin Star Radley, die Schwester der Getöteten, und deren 13-jährige Tochter Duchess hassen ihn. Aber in dem Versuch, ihre Mutter zu beschützen, setzt Duchess eine dramatische Kettenreaktion in Gang, die für den ganzen Ort Konsequenzen hat...


    „Von hier bis zum Anfang“ ist ein Roman von Chris Whitaker.


    Meine Meinung:

    Der Roman beginnt mit einem kurzen Prolog. Daran schließen sich vier Teile an, die aus 49 angenehm kurzen Kapiteln bestehen. Erzählt wird abwechselnd aus der Sicht von Duchess und der des Polizisten Walk. Der Aufbau funktioniert gut.


    Der Schreibstil ist größtenteils klar und schnörkellos, aber eindringlich und einfühlsam. Einige Natur- und Landschaftsbeschreibungen stechen außerdem positiv heraus.


    Die Charaktere sind für mich eine der Stärken des Romans, denn die Figuren sind besonders gut gezeichnet. Vor allem Duchess ist eine bewundernswerte, mutige Protagonistin.


    Inhaltlich ist der Roman erstaunlich vielschichtig. Er handelt von Schuld und Vergebung, von Verbrechen und Betrug, von Liebe, Familie und Hoffnung. Vor allem aber geht es darum, wie sich ein einziges Ereignis in der Vergangenheit auf das Hier und Heute auswirken kann.


    Auf mehr als 400 Seiten ist die Geschichte beinahe so spannend und fesselnd wie ein Thriller. Zudem hält sie die eine und andere Überraschung und Wendung bereit. Zudem konnte mich der Roman mehrfach emotional bewegen.


    Gut gefällt mir auch, dass das englische Originalcover für die deutsche Ausgabe übernommen wurde. Der Titel der Erstausgabe („We Begin at the End“) wurde nicht ganz wörtlich, glücklicherweise aber sinngemäß übersetzt.


    Mein Fazit:

    „Von hier bis zum Anfang“ von Chris Whitaker ist ein gleichermaßen spannender wie berührender Roman. Eine durch und durch empfehlenswerte Lektüre.


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  • Vorsicht vor diesem Roman!


    Als ich mir das Cover und den Klappentext angeschaut hatte, dachte ich: „Drama, Drama, Drama! Ist das nicht ein wenig übertrieben dargestellt und auf Wirkung gequält?“ Aber dann habe ich einfach von vorne angefangen zu lesen und musste mich manchmal regelrecht zwingen, es zwischendurch auch mal beiseite zu legen.


    Ich habe selten so eine einfühlsame und dabei spannende Story gelesen. Eigentlich sind es mehrere Stories in einem Buch – sowohl Drama als auch Krimi.


    Duchess, dreizehnjährig, ist einerseits so erwachsen, wie es kein Kind in diesem Alter sein sollte. Sie übernimmt wie selbstverständlich die Verantwortung für ihren kleinen Bruder, weil ihre Mutter dazu psychisch einfach nicht in der Lage ist. Andererseits ist Duchess ganz und gar Teenager, rebellisch gegen fast jeden, hat vor nahezu niemandem Respekt und wirft mit den schlimmsten unflätigen Ausdrücken um sich. Das kann man ihr jedoch nicht verdenken. Ich habe dabei trotzdem immer dieses zerbrechliche Wesen vor mir gesehen.


    Der zweite Protagonist, Chief Walker – kurz Walk –, im malerischen Idyll des kleinen Ortes aufgewachsen und dort als Polizist geblieben, ist ein wenig Vaterersatz für Duchess und ihren kleinen Bruder Robin. Walk kennt deren Mutter Star seit ihrer Kindheit. Sie sind alte Freunde. Zu ihrem Kreis gehörten noch Vincent und Martha. Vincent ist Walks bester Freund, aber angeblich Mörder von Stars Schwester Sissy. Vincent war damals vor 30 Jahren mit Star zusammen. Martha war damals Walks Freundin. Die Trennung der beiden ist eine traurige Geschichte für sich.


    Nun kommt Vincent nach dreißig Jahren aus dem Gefängnis und alles gerät aus den Fugen. Die Freunde von damals werden – wie man so schön sagt – „von der Vergangenheit eingeholt“. Viele Fragen werden aufgeworfen und – das kann ich verraten, ohne zu spoilern – am Ende fast alle zufriedenstellend geklärt.


    Das ganze Buch ist von zwei Handlungssträngen, oder besser gesagt Perspektiven, durchzogen: aus der Sicht von Duchess und aus Walks Sicht. Eine ganze Reihe anderer Haupt- und Nebenfiguren bereichern den Roman. So erhält man nebenbei Einblick in die tagtägliche Arbeit von Chief Walker und die z. T. sehr menschlichen Probleme, mit denen er dabei konfrontiert wird. Die sind manchmal ziemlich skurril, fast schon komisch, wenn z. B. der Fleischer Milton seinem Nachbarn einen Schafskopf in den Garten wirft und ähnliches.


    Mein Fazit: Ein rundum gelungener Roman. Aber Vorsicht, er fesselt!


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  • Spannend und düster


    Die dreizehnjährige Duchess versucht, ihre Familie zusammen zu halten. Ihre Mutter Star kämpft mit Depressionen, als vor dreißig Jahren ihre Schwester Sissy ermordet wurde. Außerdem kümmert Duchess sich um ihren kleinen Bruder Robin, weil die Mutter dazu nicht fähig ist. Der Polizist Walk sorgt und hilft der Familie von Star. Für die Tat der Ermordung der Schwester ist Vincent verurteilt worden. Er wird nach dreißig Jahren entlassen. Doch damit beginnt die Tragödie.


    Der Autor Chris Whitaker hat einen ausgezeichneten Roman geschrieben. Er hat mich sehr gefesselt. Den Schreibstil empfand ich als sehr flüssig und angenehm. Die Geschichte wird aus der Perpektive von Walk und Duchess erzählt. Mit Duchess habe ich sehr mitgelitten, was sie alles ertragen mußte. Durch den Wechsel der Perspektiven und unvorhergesehene Ereignisse wird die Spannung sehr gesteigert. Es wird eine sehr düstere Atmosphäre vermittelt, die durch das Cover ausgezeichnet eingefangen ist. Am Schluß wird enthüllt, wie alles zusammenhängt und was wirklich war. Das hat mich sehr berührt.


    Bewegende und berührende Familiengeschichte. Volle Leseempfehlung.

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  • Inhalt:

    Cape Haven, Kalifornien. Eine beschauliche Kleinstadt vor dem Panorama atemberaubender Küstenfelsen. In diesem vermeintlichen Idyll muss die 13-jährige Duchess nicht nur ihren kleinen Bruder fast alleine großziehen, sondern sich auch um ihre depressive Mutter Star kümmern, die die Ermordung ihrer Schwester vor 30 Jahren nie verwinden konnte. Als deren angeblicher Mörder aus der Haft entlassen wird, droht das fragile Familiengefüge, das Duchess mühsam zusammenhält, auseinanderzubrechen. Denn der Atem der Vergangenheit reicht bis in das Heute und wird das starke Mädchen nicht mehr loslassen ...


    Rezi: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5:

    Spannend, wunderschön traurig ohne zu deprimieren


    Selten gibt es Geschichten, die es fertig bringen, dem Leser Dramatik und Tragik erleben zu lassen, ohne ihn zu deprimieren. Chris Whitaker ist genau dies gelungen. Er zeigt uns seine Figuren mit all ihrer Liebe, ihren Fehlern und Leidenschaften. Lässt Situationen entstehen, Verknüpfungen und Wendungen unerwartet auftauchen und schafft es dabei die Schönheit der Liebe in einer noch so traurigen Ausgangslage aufzuzeigen.


    Die Gesamtdynamik von „Von hier bis zum Anfang“ ist keineswegs locker leicht, eher spannend tragisch, getrübt durch äußere Umstände. Die sympathischen Figuren, von der jungen, starken Duchess über den liebenswerten, pflichtbewussten Polizisten Walk bis hin zu Nebenrollen wie Thomas Noble, einen jungen loyalen Burschen, lassen die Geschichte aufleben und vor dem inneren Auge ein wahres Feuerwerk entzünden.


    Ich bin mit dem Handlungsverlauf zufrieden wie er ist und traurig, dass er so ist wie er ist. Mag verwirrend klingen, bringt es aber auf den Punkt. Denn gerade dadurch ist die Geschichte glaubwürdig, authentisch und greifbar.


    Die Figuren finden im Lauf der Seiten ihre Entwicklung. Der Leser lebt, hofft und leidet mit ihnen mit. Schreibstil und Lesefluss sind ungebrochen sehr gut. Der Spannungsbogen bleibt bis zum Ende hoch. Für mich war sogar der Schluss mit einer Überraschung verknüpft. Ob diese schön oder traurig ist, sei dahingestellt. Auf jeden Fall ist sie nachvollziehbar und rundet das Gesamtbild der Geschichte ab.


    Von mir gibt es eine uneingeschränkte Leseempfehlung, da ich wirklich ein paar außergewöhnliche Stunden mit Duchess und ihren Mitstreitern erleben durfte.


    Dass es hier nicht immer rosig zugeht, sieht man auch in einer Frage, die sich die 13jährige Duchess stellt und mit der ich diese Rezension abschließen möchte: „…Wenn die Guten untätig zusehen, sind sie dann immer noch gut?“

    2023 Jänner bis Ende Oktober - 80 gelesene Bücher

    2022 - 84 gelesene Bücher

    2021 - 88 gelesene Bücher :thumleft:

    2020 - 64 gelesene Bücher

    2019 - 65 gelesene Bücher

    2018 - 61 gelesene Bücher


  • Duchess Day Radley, Outlaw

    Die dreizehnjährige Duchess Radley trägt mit ihren jungen Jahren mehr Verantwortung als ein Kind jemals tragen sollte. Sie ist quasi allein verantwortlich für ihren vierjährigen Bruder Robin, denn die Mutter, Star, schafft es nicht einmal, ihr eigenes Leben auf die Reihe zu bringen. Ihre Alkoholexzesse haben sie schon oft ins Krankenhaus gebracht und die Kinder mussten um ihr Leben bangen.


    Stars Leben geriet vor 30 Jahren aus den Fugen, als sie ihre Schwester Sissy durch einen schrecklichen Unfall verlor, den ausgerechnet ihr damaliger Freund Vincent King verursacht hatte. Der damals 15jährige Vincent wurde verurteilt und sitzt seitdem im Gefängnis. Jetzt wird er entlassen und der kleine Ort Cape Heaven ist in Aufruhr. Walk, Polizist in Cape Heaven und Jugendfreund von Vincent und Star, ist wohl der einzige im Ort, der Vincent wohlwollend gegenübersteht. Doch dann geschieht eine weitere schreckliche Tat, als Täter wird schnell Vincent ausgemacht. Nur Walk glaubt an dessen Unschuld und versucht alles, dies zu beweisen.


    Für Duchess und Robin ändert sich ihr Leben über Nacht. Sie müssen weg aus Cape Heaven, nach Montana zu ihrem Großvater, den sie nicht kennen. Duchess, die sich selbst als Outlaw bezeichnet, unter deren harter Schale sich aber ein weicher, verletzlicher Kern befindet, tritt ihm mit Hass entgegen. Sie macht ihn mit verantwortlich für das verkorkste Leben ihrer Mutter und somit auch für ihres und Robins Leben. Erst nach und nach lässt sie etwas Nähe zu und sieht, dass nicht alles so war wie sie dachte.


    Ein weiterer Schicksalsschlag beendet auch diesen Abschnitt ihres Lebens. Als Leser ist es sehr aufwühlend, die Kinder durch diese Odyssee zu begleiten und zu erleben, wie ungerecht das Leben sie behandelt. „Von hier bis zum Anfang“ ist ein sehr intensives, spannendes und zutiefst bewegendes Buch, das mich von der ersten bis zur letzten Seite gefesselt hat. Es ist todtraurig und lustig, ein Buch über Schuld und Sühne, Liebe und Hass, Sehnsucht nach Nähe und Abweisung, alle menschlichen Emotionen werden angesprochen. Die poetische Sprache des Autors ist wunderschön, doch niemals kitschig. Dieses Buch ist ein Juwel, das ich jedem ans Herz legen möchte. Ich konnte es kaum aus der Hand legen. :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5:

  • :musik: Schwere Lebensumstände und wenig Ermittlungsarbeit mit einigen Offenbarungen

    Klappentext:

    Cape Haven, Kalifornien. Eine beschauliche Kleinstadt vor dem Panorama atemberaubender Küstenfelsen. In diesem vermeintlichen Idyll muss die 13-jährige Duchess nicht nur ihren kleinen Bruder fast alleine großziehen, sondern sich auch um ihre depressive Mutter Star kümmern, die die Ermordung ihrer Schwester vor 30 Jahren nie verwinden konnte. Als deren angeblicher Mörder aus der Haft entlassen wird, droht das fragile Familiengefüge, das Duchess mühsam zusammenhält, auseinanderzubrechen. Denn der Atem der Vergangenheit reicht bis in das Heute und wird das starke Mädchen nicht mehr loslassen ...


    Autor:

    Chris Whitaker arbeitete 10 Jahre als Finanztrader, bevor er sein Leben änderte und sich dem Schreiben zuwandte. Seine Romane gewannen zahlreiche Preise, schon jetzt gilt Whitaker in England als Sensation. „Von hier bis zum Anfang“ wurde vom Guardian zum Buch des Jahres gekürt. Whitaker lebt zusammen mit seiner Ehefrau und zwei Söhnen.


    Sprecher:

    Richard Barenberg wurde 1976 in Surabaya/Indonesien geboren und wuchs im fränkischen Bamberg auf. Zunächst studierte er ein paar Semester Philosophie und Theaterwissenschaft in München und wechselte dann nach Leipzig ins Fach Schauspiel.


    Nach Engagements am Nationaltheater Weimar und am Volkstheater Rostock zog er 2003 nach Berlin und arbeitet seitdem freischaffend. Unter anderem spielte er seitdem am Maxim Gorki Theater, Theater Oberhausen und der Komödie am Kurfürstendamm. Außerdem war er immer wieder vor der Kamera zu sehen. In den letzten Jahren arbeitet Richard Barenberg verstärkt auch als Sprecher für Hörbücher und Hörspiele.



    Bewertung:

    Das Cover passt nicht nur auf den ersten Blick zur Geschichte, es passt generell. Es wirkt wie ein Krimi, das Cover und die Geschichte. Der Klappentext ist sehr kurz und einseitig gefasst. Für mich unzureichend bei solche einer Geschichte mit vielen Personen und Geschehnissen.


    Ich hatte irgendwie Lust darauf, also hörte ich es spontan. Auch, weil es bei Bookbeat als Thriller gekennzeichnet ist. Sowas mag ich gar nicht, aufs Glatteis geführt zu werden. Der Beginn ist sehr zäh und es wird sofort von einem Mr. Walk erzählt. Das geht einige Minuten, sodass ich mich genervt fragte: "Wer ist denn dieser Walk?" Das erfährt man nicht in den ersten Minuten. Auch das Erzähltempo lässt zu Beginn zu wünschen übrig.


    Der Sprecher sieht recht jung für seine eigene Stimme aus, dabei ist er bereits über 40 Jahre alt. Bei seinem Foto dachte ich, er sei um die 30 Jahre alt. Beim Hören hatte ich immer einen über 50 Jährigen vor Augen. Die Stimme ist sanft und schleifend, aber dennoch nicht langweilig oder gar öde. Ja, solche gibt es auch. Nicht jeder ist für Tonaufnahmen geschaffen. Seine Stimme passt hervorragend zu diesem Kriminalroman. Sie ist unaufgeregt und dennoch hebt sie sich bei den verschiedenen Charakteren in den Nuancen ab. Zu Beginn wirkte sie auf mich etwas träge, dazu dieser lahme Anfang ... Oh je, dachte ich. Der Gedanke des Abbrechens kommt mir bei so was immer, aber ich wollte unbedingt, dass die Geschichte gut ist und so habe ich weitergehört.


    Alles sehr unaufgeregt - Geschichte und Erzählung des Sprechers. Es gibt viele Personen und viele Leben, die erzählt werden. Der Wechsel erfolgt willkürlich, sodass ich mir bei manchen gewünscht hatte, noch etwas bei der jeweiligen Person zu verbleiben. Das macht die Geschichte auch vielfältig.


    Vincent, der angebliche Mörder von Sissy. Er hat sie durch einen Autounfall getötet. Beide waren Teenager. Er sitzt 30 Jahre ab und kommt dann raus.


    Star ist Sissys Schwester und hat zwei Kinder, Duchess ist 13 Jahre alt und Robin ist 6 Jahre alt. Sie haben ihre Tante Sissy nie kennengelernt und kennen nur die Geschichten über Sissy und Vincent. Duchess ist viel zu erwachsen und kümmert sich sehr um Robin, weil ihre eigene Mutter psychisch nichts auf die Reihe bekommt, außer Singen und Flirten.


    Walk ist örtlicher Polizist in dieser Kleinstadt, in der jeder jeden kennt und Vincents Freund seit Schultagen.


    Martha ist Familienanwältin und soll Vincent bei einer Verhandlung vertreten.


    Dicky Dark ist ein finsterer Mann, der eine Bar führt.


    Hall ist Duchess und Robins Großvater, den die beiden erst später kennenlernen.


    Es gibt noch andere Charaktere, die ich mir aber nicht notiert habe.


    Die Geschichte ist ganz typisch nach amerikanischer Kleinstadt erzählt, mit einem Polizisten, der jeden kennt, wie auch alle Stadtbewohner untereinander. Auch das Setting und Feeling sind danach gehalten. Ich hatte diese Kleinstadt richtig vor Augen.


    Richtig Emotionen kamen bei mir in Phasen auf, leider nicht durchgehend. Besonders emotional dabei war ich bei Vincent, Duchess und ab der Hälfte auch bei Walk. Von Alltagsgefühlen über Mitgefühl bis zur Traurigkeit war alles für mich dabei. Einiges hat mich nicht bewegen können, weil es nicht so besonders, sondern Alltagsnormisch rüberkam, und ich selbst habe bei einigen Dingen so empfinden. Ja, schade, aber ist halt so - so in die Richtung. Dann wieder war ich sehr traurig, besonders bei Vincent, der nie eine richtige Chance hatte, in keinerlei Hinsicht. Am Ende warten einige Überraschungen, die Walk uns dann wie Pistolengeschosse präsentiert. Die Erzählung hat mich deswegen auch traurig zurückgelassen. Die Erzählung über Vincent und sein Leben hat mich mehr mitgenommen, als das Schicksal von Duchess und Robin, die es sehr schwer haben. Und auch obwohl ich selbst eine kleine Erwachsene war damals. Aber Vincent bleibt bei mir nachhaltig zurück. Genaueres erzähle ich nicht, alles Spoiler, leider. Am Ende ist Robin als einer der Protagonisten ganz rausgefallen und ich bin irgendwie ratlos zurückgeblieben. Ich weiß gar nicht, was mit ihm letztendlich ist. Und da ist er nicht der Einzige ...


    Das Ende mit seinen ganzen Enthüllungen überrascht nicht nur, es lässt einen auch etwas mit allem allein. Das ist Absicht so, aber ich wünschte mir, diese Erkenntnisse würden etwas Früchte tragen und nicht einfach hingeknallt.


    Fazit:

    Ich hatte auf einen Thriller gehofft, und wurde enttäuscht. Dann fand ich mich damit ab, einen Krimi vor mir zu haben, aber auch das ist nicht wirklich vorhanden. Wer einen Krimi mit richtigen Ermittlungen sucht, ist hier fehl am Platz. Auch dass der Roman bei manchen Produktseiten als Thriller deklariert wird, finde ich unterirdisch. Diese Erzählung ist allerhöchstens ein leichter Kriminalroman, man kann ihn aber auch als Familiendrama oder Romandrama einordnen. Der Fokus sind nicht die Ermittlungen, sondern die einzelnen Leben der Personen. Erst am Ende folgt eine kleine Kette an Ermittlungserkenntnissen, die einer nach dem anderen geliefert werden, da zuvor kaum etwas stattfindet. Dennoch ist es keine Art Ermittlerarbeit wie man das aus Krimis und Thrillers kennt.


    Wenn man die ersten zwei Stunden durchhält, bekommt man einen Sog zu spüren, an dem man zu Anfangs nicht geglaubt hat. Die Geschichte ist heftig in ihren vielen Lebenssituationen einzelner, aber dennoch sehr unaufgeregt im Ganzen. Und genauso auch erzählt. Mir persönlich kam Vincent zu kurz, aber das ist nicht nur der großen Personenanzahl geschuldet, sondern auch den Ereignissen, die ich nicht ausführen werde. Daher muss es so schwammig bleiben. In der Geschichte gibt es viele Lebensthemen, mit denen wir mehr oder weniger oder gar nicht in Berührung kommen: Liebe, Hass, Verachtung, Vergebung, Scham, Schuldgefühle, Konfrontation, Verdrängung, Verbrechen, Unfälle, Sehnsüchte, Familienbande, Einsamkeit, Krankheit, Opferbereitschaft, Träume, Chancen ...


    Ich bin froh, dass die Geschichte doch noch Überzeugungskraft hat und den spröden Anfang hinter sich lässt. Deshalb kann ich auch insgesamt 4 Sterne vergeben. Trotz der Kritikpunkte, und der Sprecher wird ja auch bewertet.


    COVER/TITEL/AUFMACHUNG/MATERIAL ⭐⭐⭐⭐⭐

    AUSGABEN-FORMAT (REIHEN-/EINZEL-/HÖR-/LESEFORMAT) ⭐⭐⭐⭐⭐

    GENRE (VOM VERLAG GESETZT) ⭐⭐⭐⭐⭐

    VERLAGSPREIS (ZU TEUER/ANGEMESSEN/GÜNSTIG) ⭐⭐⭐⭐⭐

    GRUNDIDEE/THEMA ⭐⭐⭐⭐⭐

    ATMOSPHÄRE/SETTING ⭐⭐⭐⭐,🌠

    ERZÄHLSTIL ⭐⭐⭐⭐

    HANDLUNG/VERLAUF ⭐⭐⭐,🌠

    CHARAKTERE ⭐⭐⭐,🌠

    SPRECHER ⭐⭐⭐⭐⭐

    :study: In Büchern zu lesen bedeutet zu träumen :study:

    :friends:Lesen & lesen lassen :friends:

    :-,Reich bestückte Scheichin mit einem exklusiv vielseiteigen Harem:-,

    :twisted: Wer zu viel ironiert, bekommt einen Sarkasmus! :twisted:


    :queen: Willst du den Charakter eines Menschen erkennen, so gib ihm Macht. :king:

    (Abraham Lincoln)




  • Manchmal haben sie schlichtweg Recht – die euphorischen Stimmen von Kritikern, die ein Buch zu einem Ereignis erklären. WHITAKER hat einen Roman vorgelegt, der sich in die Spitzengruppe der aktuellen Meisterwerke gehobener Unterhaltungsliteratur katapultiert hat.


    Im Mittelpunkt der Erzählung steht ein Mädchen, dem das Schicksal vor riesige Herausforderungen gestellt hat. Als Tochter einer psychisch instabilen alleinerziehenden Mutter trägt sie die Verantwortung für die Versorgung ihres jüngeren Bruders fast allein. Schaut man ihr beim Leben zu, scheint sie ausschließlich zu geben – ohne selbst Aufmerksamkeit, Fürsorge oder Orientierung zu bekommen.

    Die Kraft, die Duchess trotzdem entwickelt, zieht sie aus einer Selbstzuschreibung, die sie aus ihrer Familiengeschichte zieht: Die Identität eines „Outlaws“ schafft ihr eine kämpferische Unabhängigkeit, aus der sie eine Art Unverletzlichkeit zu schöpfen versucht. Sie überschreitet in dieser Rolle immer wieder Grenzen – innere und äußere – und wächst auf vielen Ebenen weit über das hinaus, was ein „normales“ Mädchen am Übergang zwischen Kindheit und Jugend zu leisten im Stande ist.


    Duchess Geschichte ist verwoben mit einem Umfeld, in dem ein Jahrzehnte zurückliegendes tragisches Ereignis bleibende Spuren in der Biografie einiger Personen hinterlassen hat. An den Folgen einer frühen Verfehlung (mit Todesfolge) arbeiten sich insbesondere der Täter und ein mit ihm eng befreundeter Polizist ab, die beide wiederum eine enge Verbindung zu Duchess Mutter haben. Zu den weiteren dramatischen Zuspitzungen in der Gegenwart gehört, dass Duchess mit ihrem Bruder den Haushalt der Mutter verlassen muss. Ein weiteres Verbrechen will aufgeklärt werden…

    Da die Dynamik dieses Romans auch von den Verwicklungen und unerwarteten Wendungen lebt, soll hier nicht mehr verraten werden.


    Es gibt ein paar Stellen, an denen man stutzt. Gelegentlich scheinen die Kräfte dieses Mädchens ein wenig zu übermenschlich gezeichnet zu sein; auch wirkt die Logik der Ausgangssituation (ein Jugendlicher verursacht einen Todesfall und kommt lange ins Gefängnis) – zumindest für deutsche Verhältnisse – eher fremd.

    Aber das sind Kleinigkeiten – wenn man einmal entschieden hat, der Geschichte zu folgen.


    Man bekommt eine Menge geboten, in diesem Buch: Eine kunstvoll konstruierte Geschichte, kriminalistische Spannungsbogen (mit Thriller-Anteilen), psychologisch-feinfühlig ausgearbeitete Figuren mit hohem Identifikationspotential, jede Menge emotionale Anrührungen und eine prachtvoll-bildhafte Sprache – mit einzelnen Formulierungen, die einen zum staunenden Innehalten zwingen.


    Für mich ist das gleichzeitig lesbare Unterhaltung und echte Qualitäts-Literatur.

    Eine uneingeschränkte Empfehlung für alle, die sich durch tiefe menschliche Emotionen und tragische Verstrickungen berühren lassen wollen! Dieses Buch braucht zum Aufbau von Intensität keine Helden, keine drastischen Schilderungen von Gewalt oder Sex. Die Intensität entsteht im Nachfühlen der Figuren, die allesamt fehlbar und brüchig sind.

  • Diesem Roman ist es schwierig in einer Rezension gerecht zu werden. Es ist ein Ausnahmeroman. Sehr gut gelungen, hervorragend erzählt, atmosphärisch, authentisch und lebendig. :thumleft: Ein Kopfkino vom feinsten.

    Wer allerdings nicht auf Drama und Tragödie steht, sollte von dem Buch Abstand nehmen. Es geht in der Geschichte um Menschen, die von dem Schicksal nicht gut behandelt werden. Es gibt Leute, bei denen es dauernd etwas Schlimmes passiert. Sobald die sich etwas aufgerappelt haben, kommt die nächste Lebensprüfung, und keiner kann einem wirklich helfen. So ist deren Leben, und es bleib nur ein Ausweg, man muss dadurch.

    So die Hauptprotagonistin des Romans. Sie macht alles, um ihre Situation zu verbessern und sich gut um ihren Bruder zu kümmern, doch sie ist noch ein Kind, die Kräfte reichen nicht, und es kommen immer wieder weitere Schicksalsschläge dazwischen. Eine tragische Geschichte, die mich als Leser sehr mitgenommen hat. :cry:

    Der Roman hat mich gefangen genommen, und ich habe ihn in einem Zug durchgelesen. Die Protagonisten wurden ungeschönt, realistisch und nachvollziehbar dargestellt. Da das Leben unberechenbar sein kann, wurde die Story sehr lebensnah dargestellt und auf eine sehr spannende Art und Weise erzählt. Ich konnte das Buch nicht aus der Hand legen. :applause:

    Ein Roman von beeindruckender Dichte. Anfangs braucht man etwas Zeit um sich zurechtzufinden, dauert aber nicht lange, sobald man in der Geschichte drin ist, will man nur noch wissen wie es weiter geht.

    Mitreißend und spannend. :lechz:

    In der Presse wurde der Roman sehr gelobt. Und ich schließe mich jeder Bewertung an. Ich war von dem Roman begeistert. Für mich war es ein Highlight. Und wird lange in Erinnerung bleiben. Da kann ich nur die höchste Sternzahl geben. :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5:

    2023: Bücher: 180/Seiten: 69 140

    2022: Bücher: 177/Seiten: 72 920

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