Belle Yang - Auf den Schultern meines Vaters / Baba. A Return to China Upon My Father's Shoulders

  • Inhalt

    Exotisch und märchenhaft, zauberhaft und mystisch: Auf den Spuren ihres Vaters unternimmt Belle Yang eine Reise in das China der Jahrhundertwende und entwirft dabei das einzigartige Porträt einer Kultur, in der Geister und Banditen ebenso zu Hause sind wie Bettler und Schamanen.

    Ein wunderbares Lesebuch aus dem Reich der Mitte, das von alten Traditionen und ehernen Ritualen kündet - aber auch von radikalen Veränderungen erzählt...

    (Quelle: Klappentext)


    Meine Meinung zum Buch

    Das Buch versammelt lose Kindheitserinnerungen des Vaters der Autorin.

    Ihr Vater wurde 1928 in der Mandschurei geboren, einer historischen Landschaft, die heute zum größten Teil zur Volksrepublik China gehört (Nordost-China). So auch zum Zeitpunkt seiner Geburt, jedoch nur wenige Jahre später, 1931, wurde die Gegend von Japan besetzt und die Japaner errichteten auf diesem Grundgebiet einen Marionettenstaat, dessen Rohstoffe sie für den Eigenbedarf ausbeuteten. Erst im Jahr 1945 hörte der Staat auf zu existieren, nach einem Sieg der Sowjetunion über Japan während der Operation Auguststurm.

    Die aufgezeichneten Erinnerungen spielen sich ab zwischen 1931 und 1947. Der Vater der Autorin ist der vierte Sohn aus einer Familie von sieben Kindern. Sein Vater ist ein autoritärer Mann, der sich gerne der Meditation hingibt, und mit dem der Junge in seiner Kindheit öfter mal aneinander gerät, als dieser ihm zum Beispiel nicht erlaubt, um Tauben zu züchten. Dann gibt es da noch den Patriarchen, den Großvater des Jungen, das Oberhaupt des Yang-Clan's und trotz seiner Unnahbarkeit ein sanftmütige Persönlichkeit.

    Das Buch ist in Kapitel gegliedert, die unabhängig voneinander gelesen werden können und in sich abgeschlossen sind. Eine grobe Zeitachse zieht sich durch die Kapitel, aber manchmal wird auch hin und her gesprungen.

    Die Erinnerungen beziehen sich oft auf markante Personen aus der Kindheit des Vaters der Autorin und damit verbundene Anekdoten. Da gibt es zum Beispiel Onkel Yu, der kein Onkel des Protagonisten im engeren Sinne ist, sondern ein Gehilfe, der auf dem Anwesen des Patriarchen arbeitet. Nach chinesischer Sitte wird dieser von allen Kindern mit dem Titel "Onkel" angesprochen. Onkel Yu, der Liebling aller Kinder, der für sie Vögel fängt und dann für längere Zeit verschwindet, um als Zwangsarbeiter für die Japaner zu arbeiten. Oder Nachbar Zhang, der während einer Bootsfahrt über Bord geht und nicht mehr zurück kommt, wodurch die Dorfbewohner Angst haben, daß seine Seele keine Ruhe finden wird und Mönche kommen lassen, die in tagelangen Ritualen den Geist des Unglücklichen beschwören.

    Überhaupt begegnen wir an allen Ecken guten und bösen Geistern, die man entweder um Hilfe aller Art anruft oder die man mit vermeintlichen Zauberformeln abzuwehren versucht. Bäuerlicher Volksglaube vermischt sich mit Elementen des Buddhismus und Daoismus. Man muß sich schon auf diese fremde Kultur einlassen, wenn man dieses Buch liest. Wenn man dann einmal in diese Welt eintaucht, entfalten sich magische Sagen und Legenden vor einem und man kann sich bildhaft das Leben in einem chinesischen Dorf in den 30er/40er Jahren vorstellen. Es gibt tragische, aber auch lustige Erinnerungen, wie die Tante, die zum ersten Mal die Eisenbahn sieht. Was einem die Position der Frau in der damaligen Zeit und Gesellschaft vor Augen führt.

    Das Buch enthält mehrer Illustrationen im Stil des chinesischen Scherenschnitts, die sehr schön sind und zu den Geschichten passen.

    Es hat mir viel Spaß gemacht, dieses Buch zu lesen.

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    Anyone who stops learning is old, whether at twenty or eighty. Anyone who keeps learning stays young. The greatest thing in life is to keep your mind young.

    - Henry Ford-

  • Ich freue mich, daß dieses kleine Buch Dir ebenso gut gefallen hat, wie mir vor vielen Jahren. Es ist in der Lage, Glücksmomente zu schenken, ohne falsche Sentimentalität.

    Auch von mir 5 :bewertung1von5: