Heinz A. Höver - "Josef - das vergessene Kind"

Heinz A. Höver - "Josef - das vergessene Kind"

Das vergessene Kind hat einen Namen: Es heißt Josef Brock und wurde 1937 unehelich in Hausweiler (Gemeinde Weilerswist bei Köln) geboren. Sein Vater, der wahrscheinlich aus gutem Hause stammte, wurde erfolgreich geheim gehalten; statt dessen verbreitete man das Gerücht eines Inzestes der leicht geistig behinderten Mutter Elisabeth Brock mit ihrem ebenfalls leicht geistig behinderten Bruder Heinrich. So konnte es geschehen, dass Josef in ein Heim abgeschoben wurde und schließlich den Nazis in die Hände fiel, die den schutzlosen Jungen- wie viele andere – für perverse Experimente missbrauchten, ermordeten und "verwerteten".

Heinz A. Höver, wie Josef aus Hausweiler stammend, zeichnet Josefs Lebens- und Leidensgeschichte nach.

Das Buch ist im Landpresse-Verlag Weilerswist erschienen und kostet 10 Euro.

Ich habe Herrn Höver vor zwei Jahren bei einer Lesung seines Buches in Weilerswist kennen gelernt. Er hat die Geschichte Josefs schon seit seiner eigenen Jugend verfolgt. Bei seinen Recherchen stieß er in der Dorfgemeinschaft größtenteils auf Granit, wie so viele Dinge im Zusammenhang mit der Nazi-Zeit wurde auch dieses Schicksal totgeschwiegen. Hövers Wunsch und Absicht ist es, die Erinnerung an Josef und sein Schicksal, die mit den alten Hausweilern auszusterben droht, dem Vergessen zu entreißen. Das Leid der Opfer wird erst begreifbar am Einzelschicksal. Höver sagt, ihm sei der Junge bei den Recherchen sehr ans Herz gewachsen. Genauso ergeht es dem Leser. Man liest von den Tausenden und Abertausenden von Euthanasieopfern und ist betroffen. Wenn man Josefs Leidensgeschichte liest, ist man traurig.

Heinz A. Höver verfolgt mit der Veröffentlichung seines Buches keinerlei kommerzielle Interessen. Er spendet alle Einnahmen dem NS-Dokumentationszentrum in Wien (Josef wurde im Heim "Spiegelgrund" in Wien ermordet). Seine Lesungen, sollen auf die Euthanasie-Thematik aufmerksam machen. Besonders bei Schülern wecken die Lesungen großes Interesse und führen zu regen Diskussionen.

Heinz A. Höver wird am Donnestag, den 23.03.2006 ab 20 Uhr in meinem Laden aus "Josef - das vergessene Kind" lesen.

Endlich antwortet jemand auf diesen Beitrag! Aber ich hatte Dich ja auch mit der Nase drauf gestoßen, Bonprix!

Nach der Lektüre von "Josef" habe ich das Thema nicht weiter verfolgt, aber die Erwähnung von "Die ermordeten Kinder vom Spiegelgrund" in Bonprix' Signatur hat sofort ein Wiedererkennen ausgelöst und das Interesse neu entfacht. Das Thema macht betroffen und man kann gleichzeitig nicht glauben, dass so etwas tatsächlich passieren konnte und dass es heute noch so totgeschwiegen wird. Nach der Lesung von Herrn Höver in meinem Laden gab es sehr kontroverse Diskussionen. Viele lehnten es schlichtweg ab zu glauben, was sie gehört hatten, eine Mutter hätte doch nie ihr Kind derart aufgegeben. Dazu muss man aber die damalige Zeit sehen, man wusste ja nicht, konnte sich ebenfalls nicht vorstellen, dass die vielen Kinder einfach so ermordet würden. Man vertraute den Ärzten und danach war es zu spät.

Ich habe zum Autor von "Josef" Kontakt und der Herausgeber des Landpresse-Verlags kommt zufällig morgen zu mir, wegen einer Lyrik-Lesung in meinem Laden nächstes Jahr, so dass ich ebenfalls gerne beim Beschaffen des Buches behilflich sein kann. (Ich verdiene nix daran!)