Judith Pinnow - Dein Herz in tausend Worten

  • Kurzmeinung

    Bookdragon
    Ich hatte mir mehr von diesem Roman erhofft
  • Kurzmeinung

    LilReader
    Eine Geschichte mit vielen Macken und Fehlern, aber auch viel Unterhaltungswert und Poesie.
  • :study: Meine Meinung in tausend Worten ...


    Bewertung:

    Das Setting ist super, die Geschichte spielt in England. Merkwürdigerweise wird hier nie Großbritannien geschrieben, da sind die Engländer sehr empfindlich. Die englische Atmosphäre kommt auch schön rüber, die geschichtliche Atmosphäre schwankt eher, was den Zeitsprüngen und Fehlern geschuldet ist. Mehr dazu unten.


    Millie ist mehr Praktikantin als Assistentin, nur dass sie halt geschätzt wird. Sie macht eigentlich alles, was Praktikanten oder Auszubildende tun. Andererseits trödelt sie so viel herum und arbeitet kaum. Macht ständig Pausen und geht in die Stadt bummeln ... Was sie an Zeit hat und vertrödelt und niemand stört das. Echt seltsam. Wenn wir alle so arbeiten würden, kämen wir nie vorwärts. Sie ist schüchtern und eher sozial verarmt. Sie verkriecht sich lieber in menschenfreien Zonen, als Kontakte zu pflegen. William ist ein Bestseller-Autor und trägt die Nase zuweilen oben. Hier schwankt das Bild aber, sodass ich nicht richtig von seinem Charakter überzeugt bin. Das hin und her seines Verhaltens wirkt auf mich etwas zu gewollt. Vor allem zu gewollt arrogant, weil er in anderen Momenten wieder ganz anders ist.


    Die Liebesbeziehung der Beiden (was ja kein Geheimnis ist, dank des Klappentextes) ist nicht so schön natürlich für mich. Das erste Treffen ist berührend, aber auch für mich künstlich aufgebaut. (Ich verrate nicht, worum es geht) Die Szenen mit den Beiden wirkt im Ganzen immer zu gewollt. Das ist so schade! 😢 (Genaueres erfahrt ihr in der Lese-Chronik)


    Millies Bruder ist ein Schatz und seine Darstellung hat die Autorin - neben zwei anderen Charakteren, die ich hier nicht verraten möchte - sehr glaubhaft beschrieben. Er gehört auch zu meinen Lieblingen. Und ich meine, welche Frau wünscht sich nicht so einen liebevollen und beschützerischen Bruder, den man mit Anrufen um den Schlaf bringen kann? Auf den man sich verlassen kann und der einem so nimmt, wie man ist? Gerade für uns Frauen eine Besonderheit, wo wir doch für alles kritisiert werden.


    Die Autorin hält es zu Beginn geheim, was Millie da treibt, versucht Neugier aufzubauen. Das gelingt gar nicht, weil ja im Klappentext steht, was Millie tut. Das wirkt von der Autorin also ziemlich unnötig, aber mir gefällt es trotzdem. Manche Bücher liest man am Besten ganz spontan und ohne Klappentext zu lesen. Das ist so ein Buch. Nur dass es hier nicht möglich ist, derzeit, da es auf Vorablesen angeboten wurde und man sogar die Leseprobe lesen "muss", um sich zu bewerben. Selbst, wenn man Punkte hierfür ausgibt, wie ich es getan habe, liest man ja den Klappentext, bevor man sich dafür entscheidet. Also sehr schwierig mit dem Spontanlesen ohne Drumherum.


    Die Zeit vergeht sehr salopp - morgens zu abends. Es gibt keine Übergänge. Hier und da hat mich das etwas irritiert, sodass ich die Sätze danach zweimal lesen musste. Manche Kapitel haben extrem große Zeitsprünge, die mich orientierungslos gemacht haben. Da kam das Gefühl auf, ich hätte was überlesen, was natürlich nicht der Fall war.


    Für mich sind viel zu wenig Zitate aus dem Manuskript gezeigt worden. Auch das Verteilen dieser hält sich in Grenzen. Die Autorin führt hier nur wenige Szenen vor, wie Millie die Zitate verteilt. Ich habe auf viel mehr gehofft, sowohl auf die Anzahl an Zitaten als auch ihre Verteilung.


    Die Autorin drückt sich einige Male unglücklich und wirr aus. Beispiel: In einer Szene steht, Millie sieht, was jemand unter die Zeilen geschrieben hat. Dann folgt ein Zitat aus dem Manuskript. Und ich suche und suche das, was unter den Zeilen stehen soll. Ich habe es dreimal gelesen. Aber da steht gar nichts drunter. Die Autorin meint wohl die Zeilen selbst. Dann eine Seite wird gesagt, da habe jemand mit der Hand die Zeilen ergänzt. Und dann dachte ich "Achso!". Die zuvor gedruckten Zeilen von Millie wurden handschriftlich ersetzt, das sind die Zeilen, wo steht, das Millie sieht, was jemand unter die Zeilen geschrieben hat. Oh Mann ... das sieht der Leser aber nicht! Die Autorin hätte hier entweder die gedruckten Zeilen zeigen müssen und die Handgeschriebenen in einer anderen Schrift darunter setzen müssen - dann versteht man das auch. Oder sie hätte ergänzen müssen, dass Millie sieht, wer unter den bereits gedruckten Zeilen etwas handschriftlich drunter geschrieben hat - das wäre genauso deutlich und verständlich. So überlässt die Autorin den Leser der Verwirrung. Und das passiert ein paar Mal. Das ist nicht nur verwirrend, sondern reißt auch total aus dem Lesefluss.


    Auch Wortübersetzungen sind mal gegeben, dann wieder nicht. Und wenn, dann auch nicht nachvollziehbar in Deutsch. Wie kommt die Autorin darauf, eines der Wörter ins Deutsche zu übersetzen? Unverständlich. Ebenso gibt es ein paar unlogische Sätze im Sprachgebrauch und im Verlauf. Ich möchte aber auch nicht verschwiegen, dass es humorvolle Szenen und Dialoge gibt, die mich zum Lachen gebracht haben. Das ist wunderbar! (Mehr in der Lese-Chronik)


    Das mit dem Manuskript ist nicht näher bearbeitet worden. Ja, wir erfahren, was den Autor bewegt hat, es zu schreiben, aber weiter nichts. Wieso hat er es an Verlage zur Veröffentlichung geschickt? Wieso ist sein Agent froh darüber, dass es nie veröffentlicht wurde? Das bleibt alles unbeantwortet.


    Auch das Haupthema, die Verteilung der Zitate, wird hier nicht aufgelöst. Jedenfalls nicht so, wie es realistisch wäre. Es kommt einfach nebenher automatisch raus, dass Millie Diejenige ist, die die Zitate verteilt. Der Autor nimmt das zur Kenntnis? Ich weiß es nicht. Die Autorin schreibt dazu überhaupt nichts. Es ist einfach da, diese Tatsache. Es ist schwer zu erklären, ohne zu spoilern ... 😓 Es folgt keine Überraschung, kein Entsetzen, kein bereits wissendes Nicken, gar nichts! Darüber wird einfach hinweggegangen von den Charakteren und der Autorin selbst. Der Showdown um die anonyme Verteilerin bleibt völlig aus. Als hätte es dieses Rätsel für den Autor und seinem Agenten gar nicht gegeben, obwohl die Autorin es so geheimnisvoll aufbauend schreibt. Man wartet als Leser auf den Showdown, das Entblößen des Geheimnisses und die Reaktionen darauf - aber nichts passiert. Gar nichts.


    Das Ende, das letzte Kapitel, kommt sehr salopp und ohne Entwicklung daher. Schon im vorletzten wird was gesagt, dass ich als Leserin nicht verstand, es ist ohne irgendeinen Zusammenhang. Und auch nur kurz eingeworfen, sodass keine Entwicklung für das Ende stattfindet. Das Ende wirkt nicht nur deshalb etwas gekünstelt erstellt auf mich, auch dass alle Leute (verrate nicht, wer) plötzlich alle miteinander gut sind und sich Paarungen bilden. Auch da fand nicht wirklich eine Entwicklung statt. Es gab da minimale Szenen, wo ich schon erraten habe, dass das als Paarschaft endet - das hat die Autorin in meinen Augen nicht rätselhaft geschrieben -, aber da fehlt für mich der Mittelteil bis es zur Paarschaft kommt.



    Fazit:

    Das Buch kam am Samstag Vormittag (gestern) an und ich habe es am selben Tag ganz durchgelesen. Es ist eine kurze und gute Unterhaltung, dennoch wurde ich enttäuscht. Ich habe mir den Verlauf ganz anders vorgestellt. Aber das bewerte ich nicht. Ich finde es unfair, dass viele Leser das tun. Was können die Autoren oder die Geschichte für ihre eigenen Erwartungen und Vorstellungen? Erwartungen und Vorstellungen können nie mit der Realität übereinstimmen, das ist genau ihr Wesen! Es ist unsere Fantasie und kein Wissen. Wir hoffen, dass die Realität an unsere Vorstellungen ran reicht, aber darauf bestehen können wir nicht. Und das zu bewerten ist völlig daneben! Es kommt darauf an, ob gezielt bestimmte Erwartungen geweckt werden, durch Klappentexte - das kommt auch vor, das unterliegt dann auch eher einer Käufer-/Lesetäuschung. Das ist etwas anderes und eher selten der Fall.


    Nicht nur einige Beziehungen zueinander sind künstlich erstellt, sondern auch viele kleine Szenen und einiges Gesprochenes, das gar nicht natürlich sein kann, es sei denn, diese Personen besitzen hellseherische Kräfte. (Weiteres in der Lese-Chronik)


    Immer wieder wird in der Geschichte "Cinderella" eingeworfen, sodass ich das Gefühl bekam, es ist eine moderne Version des Märchens. Auch "Alice im Wunderland" spielt hier mehrfach eine Rolle und wird auch von den Charakteren aufgenommen. Es tauchen auch viele Metaphern auf, die berührend und poetisch zu lesen sind. Die Geschichte hat einiges vorhersehbares wie unvorhersehbares zu bieten. Und ich bin froh, dass ich nicht alles schon vornerein erkannt habe, sondern auch mal überrascht wurde.


    Ich kann nur hoffen, dass meine Lesekameradinnen nicht allzu viel spoilern. Sie werden mit Sicherheit Sachen erwähnen, die ich absichtlich weggelassen habe. 😞 Aber darauf habe ich keinen Einfluss. Ich bin sehr traurig, dass ich der Geschichte keine 5 Sterne geben kann, ich habe ein ungemein großes Bedürfnis, das zu tun. Und bin auch an die Geschichte mit der Hoffnung darum rangegangen. Sehr schade! Aber wie mich die Geschichte trotz vieler Makel gut und kurzweilig unterhalten konnte und ich auch mal fünf gerade sein lassen möchte, vergebe ich noch 4 Sterne.


    Eine leicht poetische Geschichte über Bücher und ihren Sinn, wie auch die Möglichkeit der Weiterentwicklung und das Finden um einen Platz im Leben. Es ist also nicht einfach eine typische Liebesgeschichte, es ist ein besonderer Mix aus allem. Nach mehr als 3 Stunden Lese-Chronik und Rezension beende ich das hier und hoffe, damit angeregt zu haben, das Buch zu lesen. Trotz allem. Trotz allem empfehle ich es von 💝 weiter!


    In der Lese-Chronik befinden sich die Fehler von mir ausführlich erläutert, ebenso wie die humorvollen Szenen und viele weitere Zitate zum Träumen.


    🧐 Lesen auf eigene und schöne Gefahr:

    https://www.lovelybooks.de/bib…on/lesestatus/2982514722/



    Ich bedanke mich beim Vorablese-Team und dem Verlag für das Buch! Ich habe zwei Wochen darauf hin gefiebert und wollte es unbedingt lesen. 🤓


    Gekürzte Rezension!

    :study: In Büchern zu lesen bedeutet zu träumen :study:

    :friends:Lesen & lesen lassen :friends:

    :-,Reich bestückte Scheichin mit einem exklusiv vielseiteigen Harem:-,

    :twisted: Wer zu viel ironiert, bekommt einen Sarkasmus! :twisted:


    :queen: Willst du den Charakter eines Menschen erkennen, so gib ihm Macht. :king:

    (Abraham Lincoln)




  • Da es in deutscher Sprache verfasst ist, ist das auch das Original-Cover.

    :study: In Büchern zu lesen bedeutet zu träumen :study:

    :friends:Lesen & lesen lassen :friends:

    :-,Reich bestückte Scheichin mit einem exklusiv vielseiteigen Harem:-,

    :twisted: Wer zu viel ironiert, bekommt einen Sarkasmus! :twisted:


    :queen: Willst du den Charakter eines Menschen erkennen, so gib ihm Macht. :king:

    (Abraham Lincoln)




  • Die Autorin hält es zu Beginn geheim, was Millie da treibt, versucht Neugier aufzubauen. Das gelingt gar nicht, weil ja im Klappentext steht, was Millie tut. Das wirkt von der Autorin also ziemlich unnötig, aber mir gefällt es trotzdem.

    Das ist weniger von der Autorin unnötig als vom Verlag dämlich gemacht.


    Klappentexte sind manchmal echt zum Heulen.

  • Millie ist so schüchtern, dass sie selbst ihren Verlagskollegen gegenüber kaum ein Wort herausbringt – geschweige denn bei Fremden. Sie verliert sich lieber in Geschichten. Am liebsten in den abgelehnten Manuskripten. Eines Tages liest sie eine Liebesgeschichte, deren wunderschöne Worte sie nicht mehr loslassen. Sie möchte mehr Menschen daran teilhaben lassen, nimmt ihren Mut zusammen und verteilt Zitate aus diesem Manuskript in ihrer Umgebung. Als William Winter, der Autor dieser Geschichte, so ein Zitat entdeckt, ist er entsetzt. Es ist immerhin sein Roman. Wie ist der Textschnipsel bloß an die Pinnwand des Cafés gelangt? Doch bevor die beiden geplant aufeinandertreffen, begegnen sie sich unwissentlich und dieser Moment besitzt eine besondere Magie. Doch kann man diesem Gefühl trauen? Besonders Millie ist da skeptisch.



    Ich liebe Bücher, in denen es um Geschichten und Bücher geht. Ich liebe London. Ich liebe den Film „Notting Hill“. Daher war schnell klar, dass ich das Buch lesen muss.



    Der Roman besitzt zwei Protagonisten: Millie und William. Millie ist wirklich extrem schüchtern und es gelingt der Autorin diesem Charakterzug im gesamten Roman konsequent treuzubleiben. Man nimmt Millie ab, dass sie sich mit Menschen sehr schwertut. William hingegen ist nach außen der Bestsellerautor, dem die Frauen zu Füßen liegen, aber im Inneren hat er seine Dämonen, mit denen er zu kämpfen hat. Auch ihn fand ich authentisch präsentiert. Durch Millies zurückhaltende Art ist leider nicht nur ihr Part etwas neutral geschrieben worden, sondern das ganze Buch wirkt etwas emotionslos und nüchtern. Das ist extrem schade, denn es beginnt wunderschön und die zarte Liebesgeschichte hätte mehr Potenzial gehabt mich zu berühren.



    Ich fand aber besonders den Anfang des Buches sehr schön und Millie als Protagonistin interessant. Das Buch lässt sich gut lesen, da Pinnow einen flüssigen Schreibstil hat und neben schönen Auszügen aus dem Manuskript hatte sie auch ein paar schöne Ideen für ihre Figuren. Ich fand es nur etwas schade, dass am Anfang etwas als strafbar thematisiert wird und am Ende keiner mehr damit ein Problem hat und „DAS“ (keine nähere Bezeichnung um nicht zu spoilern) plötzlich im großen Stil gelebt wird. Das war für mich nicht stimmig. Außerdem verlaufen ein paar Handlungsstränge im Nichts und es hätte gerne mehr Auszüge aus dem Manuskript geben und mehr Zitate verteilt werden können. Ein paar mehr Seiten hätten dem Buch sicherlich gutgetan.



    Fazit: Leider ist nicht nur Millies Part sehr zurückhaltend geschrieben, sondern auch der Rest des Romans ist nicht so bewegend oder emotional, wie es zur Geschichte gepasst hätte. Trotzdem macht es Spaß Millie zu begleiten, die Auszüge aus dem besonderen Manuskript zu genießen und die zarte Liebesgeschichte zu verfolgen. Daher vergebe ich trotzdem 4 Sterne.


    :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5:

  • Dieser im Juni 2021 beim Ullstein Verlag erschienene Roman hat mich von Anfang an in eine ganz sonderbar melancholisch-sentimentale Stimmung versetzt. Der Schreibstil von Judith Pinnow ist einfach wundervoll poetisch, voller Liebe fürs Detail und wortgewaltig – selbst in den leisen Tönen. Bei zahlreichen Formulierungen habe ich innehalten müssen und dachte: 'Welch wunderschöne Beschreibung!'


    Die verträumt-sympathische Heldin, Millie, erinnerte mich in vielerlei Hinsicht an Amélie aus "Die fabelhafte Welt der Amélie" – eine Einzelgängerin, die gedanklich in ihrer eigenen Welt zu leben scheint. Hin und wieder wollte ich sie ein wenig wachrütteln, aus ihrem Schneckenhaus locken und in die Realität zwingen – auch die netteste Tagträumerin kann nicht ständig einen Freipass fürs Zuspätkommen auf der Arbeit bekommen, eigenes Zeitgefühl hin oder her. Sie huscht wie ein verschüchtertes Häschen durch den Alltag, bringt Fremden gegenüber kaum ein Wort heraus, beobachtet alle Details um sich herum scharfsinnig, kann ihr eigenes liebenswertes Wesen allerdings nicht erkennen. Die innige Beziehung zu ihrem Bruder Felix, der sich nach dem Tod der Eltern stets liebevoll um sie gekümmert hat und voller Verständnis für Millies spezielle Sicht auf die Welt ist, gefiel mir ausgesprochen gut. Zeitweise waren mir Millies Angst vor ihrem Umfeld und vor menschlicher Nähe sowie ihr Wunsch, unsichtbar zu sein bzw. nicht wahrgenommen/beachtet zu werden, etwas zu ausgeprägt. Ich konnte ihre Sorge zwar nachvollziehen, anderen Menschen womöglich nicht genug zu sein oder beim näheren Kennenlernen als Enttäuschung betrachtet zu werden, doch teilweise erschien mir dieser Charakterzug zu übertrieben, zu überspitzt dargestellt. Es kratzte gerade so an der Grenze meines Empfindens von 'unglaubwürdig' und 'anstrengend' (- vor allem Millies permanentes Wegrennen in gewissen Situationen).


    "Vielleicht ist das ein Fehler, den man generell im Leben oft begeht. Etwas nicht zu versuchen aus Angst davor, dass es sowieso nicht klappt."


    Millie arbeitet bei einem Verlag, der finanziell schon bessere Tage erlebt hat, aber abgesehen davon ist ihr Arbeitsumfeld ein Traum für jeden Bücherfan – zumal ihr Vorgesetzter ungemein verständnisvoll für ihre Marotten ist (Millie scheut sich, E-Mails zu schreiben und hat keinerlei Zeitgefühl). Auch das Lektoren-Team besteht aus drei sympathischen Kollegen/innen. Und dann ist da noch der Dachboden – der "Raum des Vergessens", wo die abgelehnten Manuskripte gesammelt und von Millie 'gerettet' werden – bis sie eines Tages dermaßen begeistert von einem dieser Werke (mit dem schönen Titel "Dein Herz in tausend Worten") ist, dass sie beschließt, kleine Passagen daraus in London zu verteilen.


    "Ich spiele den guten Geist, der mit ein paar Wörtern Mut macht, zum Nachdenken anregt, lobt oder tröstet."


    Der Autor der besagten Geschichte hingegen ist alles andere als begeistert davon und möchte unbedingt herausfinden, wer hinter dieser Aktion steckt, die ihn an sein persönlichstes Werk und an die schmerzhafteste Erfahrung seines Lebens erinnert.


    Das Setting des charmanten Londoner Viertels Notting Hill ist prädestiniert für Romantik. Im Verlauf der Handlung erleben die Figuren natürlich eine Annäherung, wobei der Fokus deutlich mehr auf der persönlichen (Weiter-)Entwicklung der Charaktere als auf der sich langsam entspinnenden Liebesgeschichte liegt. Ein Highlight für mich waren die Nebenfiguren Rebecca (Millies extrovertierte und enorm charismatische Arbeitskollegin) und Coren (Williams bester Freund und Agent); auch die eigentümliche und voller Überraschungen steckende Mrs. Crane hat mich für sich eingenommen.


    Es gibt ein paar wiederkehrende Elemente (Stichwort: Eule sowie der Obdachlose), die etwas märchenhaft bzw. bewusst unrealistisch inszeniert worden sind, der Story jedoch keinen Abbruch tun.


    Erzählt wird aus mehreren Perspektiven, die allesamt im Präsens geschrieben sind – zunächst lernen wir Millie (in der Ich-Form) kennen und lieben, später kommt die Sichtweise von William Winter, dem erfolgreichen Star-Autor, hinzu (in dritter Person) und abschließend übernimmt auch mal ein allwissender Erzähler die Perspektive, der Einblick in die Gedanken und Gefühle aller Figuren hat.


    Fazit: Ich könnte mir sehr gut eine Verfilmung dieses leicht weltentrückten, mit einem Hauch zum (positiven) Kitsch neigenden Romans vorstellen. Klare Leseempfehlung für alle Fans von "Die fabelhafte Welt der Amélie".

  • Millie wohnt in einem Vorort von London.Sie fährt jeden Tag mit der U-Bahn nach Notting Hill zu einem kleinen Verlagshaus bei dem sie arbeitet.Dort findet sie ein abgelehntes Manuskript mit dem Namen:Dein Herz in tausend Worten.Millie ist so von der traurigen Liebesgeschichte angetan,dass sie heimlich Auszüge verteilt um anderen Menschen glücklich zu machen.Als der Autor einen dieser Zettel durch Zufall entdeckt ist er sehr aufgebracht.Hat jemand seinen Roman geklaut? Dann lernt er Millie kennen.


    Der Schreibstil ist ruhig und leicht zu lesen.Trotzdem hat er mir nicht ganz so gelegen.Ich brauchte auch eine Weile bis ich hineingekommen bin.Die Protagonisten sind sympathisch und authentisch dargestellt.Da gefiel mir Felix,Millie's Bruder sehr gut . Die Spannung erhöht sich langsam aber ich hätte mir davon etwas mehr gewünscht.


    Fazit:Die Autorin beschreibt Notting Hill sehr bildhaft,ich hatte das Gefühl ich würde mittendrin stehen. Es ist eine schöne Liebesgeschichte die jeweils aus Sicht von Millie und William geschrieben worden ist. Das erste Drittel kam mir noch ein wenig schleppend vor,weil die Erzählweise sehr ruhig fast schon poetisch angehaucht ist.Dann wurde die Story interessant und auch die Spannung stieg langsam an.Die ganze Geschichte allerdings kam mir fast ein wenig unterkühlt vor.Es gibt zwei Erzählformen:Aus Sicht der Millie, die als einzige in Ich Form erzählt und dann aus William's und der anderen Charakteren.Im großen und ganzen hat mich dieser Roman dann doch nicht richtig überzeugen können.Ich finde die Idee von der Autorin schön aber mir persönlich hat dieses gewisse Extra und der Pep gefehlt.Romantisch ist die Geschichte,allerdings hätte es auch hier etwas mehr sein können. Es ist ein Roman der mich nicht gefesselt hatte aber für ein schönes Lesewochenende ist er genau richtig.

    :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5:

  • Die heimliche Liebe zu Worten

    Als „Allrounderin“ arbeitet die schüchterne Millie in dem kleinen Verlag Anderson & Jones und kümmert sich rührend um die Mitarbeiter, die sie allerdings kaum bemerken. Neben ihrer Tätigkeit kann sie ihrer Leidenschaft frönen, abgelehnte Manuskripte vor der Vernichtung zu bewahren und heimlich zu lesen. Als sie eines mit dem Titel „Dein Herz in tausend Worten“ liest, ist sie so bewegt von der Geschichte, dass sie beschließt, wenigstens einzelne Zitate aus dem Roman in Umlauf zu bringen und den Findern damit ein kleines Trostpflaster zu schenken. Allerdings hat sie die Rechnung ohne den Autor William Winter gemacht, denn der fühlt sich betrogen und will den Übeltäter auf jeden Fall finden. Doch dann trifft er auf Millie…


    Judith Pinnow hat mit „Dein Herz in tausend Worten“ einen ganz netten Roman vorgelegt, der einem modernen Märchen gleichkommt und dem Leser einige unterhaltsame Momente beschert. Der flüssige, leicht melancholische Erzählstil gewährt dem Leser schnell Einlass in Millies Welt, wo er ihre Welt kennenlernt, in der sie sich aufgrund ihrer Schüchternheit in Bücher und Worte verliert, die ihre Einsamkeit für eine kurze Zeit in den Hintergrund schieben. Neben eingestreuten Auszügen aus dem abgelehnten Manuskript lässt die Autorin ganz langsam eine Romanze aus einer Zufallsbekanntschaft entstehen und ihre Hauptprotagonistin von Schritt zu Schritt immer mehr aus ihrem selbstgewählten Schneckenhaus heraustreten. Die muss erst einmal lernen, die Welt nicht nur auf sich wirken zu lassen, sondern auch an ihr teilzunehmen. Millies enge familiäre Bande zu ihrem Bruder sind empathisch in die Geschichte integriert und tragen viel zum Verständnis für Millies Verhalten bei. William, der Autor des Manuskripts, versucht mit seinen hingeschriebenen Worten seiner Seele Luft zu machen und seine Verletztheit damit irgendwie zu kompensieren, wenn es bisher auch nicht viel geholfen zu haben scheint. Die erst zufällige und dann intensiver werdende Begegnung der beiden trägt zur beidseitigen Heilung bei, mehr noch finden sich zwei Seelen, die vieles gemeinsam haben. Mit ihrem Setting greift die Autorin zu einem bewährten Ort zurück, denn der Londoner Stadtteil Knotting Hill steht nicht nur für eine schöne Umgebung, sondern ruft auch Assoziationen bezüglich des gleichnamigen Films hervor. Auch wenn die Geschichte etwas Zauberhaftes hat, so fehlt es ihr doch an einem Schuss mehr Romantik. Zudem verlaufen einige Dinge einfach so im Sande und man fragt sich, warum sie überhaupt erwähnt wurden. Insgesamt bedient die Handlung das Klischee eines modernen Märchens.


    Die Charaktere sind lebhaft und glaubwürdig in Szene gesetzt, leider schaffen sie es nicht, den Leser mit ins Boot zu holen, der den Posten als stiller Beobachter bezieht und von dort dem Treiben zusieht, ohne jedoch groß mitzufühlen und zu fiebern. Millie ist eine sehr zurückhaltende und schüchterne junge Frau, was ihrer verständlichen Verlustangst zuzuschreiben ist. Sie hat nicht nur ein Herz für andere, die sie liebevoll, aber unauffällig, umsorgt, sondern vor allem für Bücher und Geschichten, für Worte, die ihr einsames Herz berühren. Bruder Felix kümmert sich rührend um sie, ist ihr Fels in der Brandung und immer für sie da. Ebenso ist Kollegin Rebecca mit ihrer impulsiven und fröhlichen Art schon fast sowas wie eine Freundin. William Winter ist ein zutiefst verletzter Mann, der den Glauben an die Liebe aufgegeben hat. Und dann gibt es noch Mrs. Crane, die wie die gute Fee aus dem Märchen wirkt.


    „Dein Herz in tausend Worten“ ist märchenhaft, surreal, romantisch, aber auch manchmal schon fast so klebrig wie Zuckerwatte. Ganz nett zu lesen, allerdings ohne den Leser nachhaltig zu beeindrucken. Eingeschränkte Leseempfehlung!


    :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5:

    Bücher sind Träume, die in Gedanken wahr werden. (von mir)


    "Wissen ist begrenzt, Fantasie aber umfasst die ganze Welt."
    Albert Einstein


    "Bleibe Du selbst, die anderen sind schon vergeben!"
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    gelesene Bücher 2020: 432 / 169960 Seiten