Lisa Wingate - Die Glasperlenmädchen / The Book of Lost Friends

  • Eine Geschichte von Weiß und Schwarz


    Der Roman von Lisa Wingate setzt sich zusammen aus Prolog, 28 Kapiteln, Epilog und Anmerkungen der Autorin.


    Der Prolog lässt den Lesenden noch im Dunkeln hinsichtlich des Handlungszeitraums und ist mit zahlreichen Redewendungen und Weisheiten gespickt. Auf mich hat er diesbezüglich überfrachtet gewirkt, auch wenn mir jede einzelne für sich gut gefallen hat. Manchmal ist meines Erachtens weniger einfach mehr. Der Epilog greift die Handlung des Prologs wieder auf und rundet die Geschichte ab. Die Kapitel sind abwechselnd in Ich-Perspektive von Hannie im Jahr 1875 und ihrem modernen Pendant Benny 1987 geschrieben. Insgesamt handelt es sich um die Geschichte einer Familie, die durch Gier, Chaos und Grausamkeit auseinandergerissen wird und die bis in die Gegenwart reichenden Auswirkungen für die Protagonisten und Bewohner einer ganzen Stadt.


    Für mich war es das erste Buch der Schriftstellerin und weil ihr Vorgängerroman „Die Libellenschwestern“ so erfolgreich war, habe ich meine Erwartungen hoch gesteckt. Cover und Qualität des Buchs wirken sehr hochwertig, es sind aber vor allem anfangs sehr viele Druck-/Schreibfehler enthalten. Aufgrund der Buchbeschreibung und der Pressestimmen hatte ich hohe Erwartungen an diesen Roman, die leider nicht erfüllt wurden.


    Die Reise der Mädchen in 1875 habe ich mir ganz anders vorgestellt. Weder der Kampf ums Erbe ihrer Begleiterinnen Lavinia und Juneau Jane noch die Suche nach Hannies Familie spielen eine zentrale Rolle, sie finden eher am Rande statt. Für mich wurden die Gefühle der Protagonisten nicht ausreichend gut transportiert, so dass mich der Roman nicht ergriffen hat. Insbesondere Hannies Geschichte und ihre Begegnungen haben auf mich sehr konstruiert gewirkt. Auch wenn der Roman durch die abwechselnde Erzählweise und Cliffhanger am Ende der Kapitel an Spannung gewinnen sollte, habe ich ihn als zäh und langatmig empfunden. Einen Höhepunkt hatte der Roman für mich nicht. Interessant fand ich die echten Vermisstengesuche und ihren Hintergrund sowie die Schilderung der Sklavenzeit. Die Idee mit dem Historienspiel hat mir gut gefallen und auch der verwendete Symbolismus ist positiv zu bemerken.


    Das Ende der Geschichte hat mich zwar etwas versöhnt, aber insgesamt reicht es nur für eine mittelmäßige Bewertung mit drei Sternen.

  • Mario

    Hat den Titel des Themas von „Wingate Lisa - Die Glasperlenmädchen / The Book of Lost Friends“ zu „Lisa Wingate - Die Glasperlenmädchen / The Book of Lost Friends“ geändert.
  • Hm... ich bin immer wieder um das Buch herum geschlichen. Nehme ich es, nehme ich es nicht. Nun, da ich deine Rezi gelesen habe (auch das mit den Schreibfehlern etc.) warte ich wohl lieber noch eine Weile.

    Vielen Dank für deine aufschlußreiche Bewertung.