Klappentext von Amazon:
In der Silvesternacht verschwinden vor der Küste Cornwalls drei Männer spurlos von einem Leuchtturm. Die Tür ist von innen verschlossen. Der zum Abendessen gedeckte Tisch unberührt. Die Uhren sind stehen geblieben.
Zurück bleiben drei Frauen, die auch zwei Jahrzehnte später von dem rätselhaften Geschehen verfolgt werden. Die Tragödie hätte Helen, Jenny und Michelle zusammenbringen sollen, hat sie aber auseinandergerissen. Als sie zum ersten Mal ihre Seite der Geschichte erzählen, kommt ein Leben voller Entbehrungen zutage – des monatelangen Getrenntseins, des Sehnens und Hoffens. Und je tiefer sie hinabtauchen, desto dichter wird das Geflecht aus Geheimnissen und Lügen, Realität und Einbildung.
Über die Autorin (Quelle: Amazon):
Emma Stonex, 1983 in Northamptonshire in England geboren und aufgewachsen, begann ihre Karriere als Lektorin. Mehrere Jahre arbeitete sie erfolgreich in einem großen Verlagshaus, bevor sie ihrem Traum vom Schreiben folgte. Schon immer fasziniert von Leuchttürmen, inspirierte sie nicht zuletzt das mysteriöse Verschwinden dreier Leuchtturmwärter auf den Flannan Isles zu ihrem Roman. Stonex lebt heute in Bristol.
Meine Bewertung:
Drei Leuchtturmwärter verschwinden über Nacht spurlos von ihrem Leuchtturm mitten auf dem Meer. Zurück bleiben ihr verlassenes zweites Zuhause, ein gedeckter Tisch, eine von innen verriegelte Tür, zwei Uhren, die zur selben Zeit stehen geblieben sind. Und die Frauen der drei Wärter, deren bis dahin bereits einsames Leben an Land eine ganz neue Tiefe bekommt.
In Logbucheinträgen, Gesprächen mit einem Autor, der eine Geschichte über das Geschehen vor zwanzig Jahren schreibt, und Briefen setzt sich Stück für Stück zusammen, was auf dem Leuchtturm geschehen ist. Und weit davor, denn die Wurzeln dessen liegen weit in der Vergangenheit, haben sich Jahr für Jahr mehr miteinander verstrickt und enger gezogen.
Jeder der Wärter kommt zu Wort, jede der drei Frauen. Jede der Figuren hat ihren ganz eigenen Blick auf das Geschehen, ihre ganz eigene Antwort auf die Fragen nach dem Wie und Warum. Und dabei kommt so einiges zutage, was weit zurückreicht. Der Leser lernt die Charaktere sehr eindrücklich und intensiv kennen, verfolgt ihren Lebensweg teils von ihrer Geburt bis in die Gegenwart. Zutiefst menschliche Gefühle kommen an die Oberfläche, die Schatten, die wir alle in uns tragen, sodass sich über den Verlauf des Buches unzählige Möglichkeiten aufbauen, was passiert sein könnte.
Am Ende bekommt der Leser die Antworten auf seine Fragen, wobei für mich nicht alles geklärt wurde.
Was ist zum Beispiel aus der Pistole geworden? Was war in dem Aktenkoffer?
Daher bin ich nicht ganz zufrieden mit der Auflösung, bin aber tief beeindruckt von der Erzählweise der Autorin, dem feinen Netz, das sie gesponnen hat, der Tiefe, die in dieser Geschichte und ihren Charakteren steckt. Emma Stonex ist ein großartiger Roman gelungen, der mir vor allem aufgrund seiner Erzählweise in Erinnerung bleiben wird, die so nah an den tiefgründigen Charakteren ist. Dabei begeistert sie darüber hinaus mit der feinfühligen Beschreibung dessen, was es bedeutet, einen Leuchtturm sein Zuhause zu nennen. Nicht nur die Arbeiten, die die Männer vornehmen, bringt sie dem Leser nahe, die Abläufe und die Verantwortung, die dieser Beruf mit sich bringt, sondern vor allem das Gefühlsleben der Wärter, die die Einsamkeit als ihren Freund bezeichnen. Und auch in die Frauen, die Daheimgebliebenen, versetzt sie sich auf so feinfühlige und empathische Weise, dass ich als Leserin keinen Zweifel daran habe, dass es sich genau so anfühlen muss, die Frau an der Seite eines Leuchtturmwärters zu sein. Mit Sicherheit werde ich die beeindruckenden Bauwerke von nun an mit einem ganz neuen Blick betrachten.