Oliver Pötzsch - Das Buch des Totengräbers

  • Kurzmeinung

    Bellis-Perennis
    Penibel recherchiert und opulent erzählt
  • Kurzmeinung

    dYna
    Hab es gern gelesen, aber die Auflösung war für mich zu viel des Guten.
  • Der Pfahlmörder

    Wien, 1893 - Ein abergläubischer Serientäter schein in Wien umzugehen. Als der junge Polizeiinspektor Leopold von Herzfeldt in Wien ankommt, hört er sogleich von einer Frauenleiche am Prater. Neugierig wie er ist macht er sich so gleich auf den Weg. Nur kurze Zeit später wird erneut eine Frauenleiche am Prater gefunden. Alle wurden ermordet und brutal gepfählt. Leo sucht den schrulligen Totengräber Augustin Rothmayer auf dem Zentralfriedhof auf. Er ist eine Experte auf dem Gebiet, was Todesursachen angeht und die beiden fangen an gemeinsam zu ermitteln.

    "Das Buch des Totengräbers" ist der Auftakt in eine neue Reihe mit dem Polizeiinspektor Leopold von Herzfeldt. Es ist ein historischer Krimi.

    Ich habe mich anfangs recht schwer getan in das Buch hinein zukommen. Durch die historische Ausdrucksweise und dann noch der Wiener Dialekt dazwischen hat es bei mir etwas gedauert bis mir der Schreibstil geläufig war. Einige Begriffe waren mir unbekannt und ich musste Google zu Rate ziehen. Hier wäre ein kleines Glossar im Anhang sehr hilfreich gewesen.

    Der Wiener Dialekt und die historische Ausdrucksweise haben aber für eine wunderschöne historische Atmosphäre in Wien gesorgt. Ich konnte mir alles sehr gut bildlich vorstellen und hatte das Gefühl ich wäre wie im Film.

    Alles wurde sehr lebendig beschrieben und dadurch die Handlungsorte und die Protagonisten zum Leben erweckt. Die Figuren wirkten sehr authentisch. Den Totengräber fand ich urig aber auch einen schrulligen alten Kauz. Im Dunkeln möchte ich ihm wahrscheinlich nicht begegnen.

    Leopold fand ich anfangs etwas unsympatisch. Er ist etwas schnöselig, arrogant und besserwisserisch seinen Kollegen und Vorgesetzten gegenüber aufgetreten. Erst zum Ende der Handlung hat sich das gegeben. Aber bei seinen komischen Kollegen war sein Auftreten durchaus verständlich.

    Die komplette Story fand ich sehr interessant. Man erfährt hier viel über die damalige Vorgehensweise bei den Ermittlungen, die Entwicklung der kriminalistischen Methoden aber auch über den Tod und den Verwesungsprozess. Kritische Themen wie die technischen Neuerungen wie das Telefon, Fahrräder, Elektrifizierung usw. wurden hier perfekt eingeflochten.

    Der Autor hat immer wieder Rätsel und kleine Hinweise auf einen möglichen Täter gegeben, die zum Mitraten einladen. Und immer wenn man denkt, man sei auf der richtigen Spur kommt eine unerwartete Wendung.

    Mein Fazit:

    Taucht mit "Das Buch des Totengräbers" ein ins längst vergangene Wien Ende des 19. Jahrhunderts. Genießt die tolle historische Atmosphäre und begleitet den schrulligen Totengräber und den jungen Inspektor bei ihren Ermittlungen. Klare Leseempfehlung für alle die historische Krimis lieben und 4,5 Sterne.


    :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertungHalb: :dance:

  • Das Cover vermittelt ein eigenartiges Gefühl, die untere Fläche ist stumpf mit erhabenen Buchstaben darüber ein Kreuz in einer glatten schwarzen Umgebung, es vermittelt den Eindruck ein Grab. Absolut passend zum Titel und Thema in diesem Roman denn er spielt oft auf dem Friedhof.

    Der junge Kriminalinspektor Leopold von Herzfeldt kommt aus dem beschaulichen Graz nach Wien, er soll den dortigen Beamten neue Ermittlungsmethoden schmackhaft machen. Er stolpert gleich zu Beginn in eine Ermittlung mit einer Frauenleiche und stößt seine neuen Kollegen vor den Kopf.

    Schlechter geht der Start nicht, Leo kann das, denn auch dem Chef wird er unsympathisch. Nur mit dem Totengräber den er für einen alten Fall besucht kann er zu mindestens reden. Als noch mehr tote Frauen auftauchen, soll er seine neuen Methoden einbringen und der Totengräber wird auf Grund seiner Kenntnisse über Leichen sein unwilliger Partner.

    Es ist eine Stimmung in diesem Buch die unterschwellig fast als böse zu bezeichnen ist, die Leichtigkeit, Sinnfreude und Musik die man sonst mit Wien in Verbindung bringt ist hier kaum zu finden.

    Antisemitismus, Armut, Unfähigkeit und Schlamperei sind Merkmale dieser Stadt am Ende des 19. Jahrhunderts.

    Leo kommt aus einem behüteten Elternhaus mit Geld und ist dementsprechend von sich selbst überzeugt. Er stößt alle vor dem Kopf mit seiner besserwisserischen Art. Nur der Totengräber hat keine Probleme damit. Er ist auf Augenhöhe denn auch er ist anders wie seine Kollegen.

    Die Verbindung zwischen den beiden wird spannend beschrieben und entwickelt sich fast zu einer Freundschaft.

    Auch Leo selber entwickelt sich am Ende zu jemanden der auch eigene Fehler erkennt und eingesteht.

    Da es Band 1 ist, kann ich mir gut vorstellen wie er sich mit zu nehmenden Alter zu einem fähigen Kriminalbeamten und echten Wiener entwickeln wird.

  • Über den Autor (Buch)

    Oliver Pötzsch, Jahrgang 1970, arbeitete nach dem Studium zunächst als Journalist und Filmautor beim Bayerischen Rundfunk. Heute lebt er als Autor mit seiner Familie in München. Seine historischen Romane haben ihn weit über die Grenzen Deutschlands bekannt gemacht: Die Bänder der Henkerstochter-Serie sind internationale Bestseller und wurden in mehr als 20 Sprachen übersetzt.


    Produktinformation (Amazon)

    ASIN : B08NWCX71J

    Herausgeber : Ullstein eBooks (31. Mai 2021)

    Sprache : Deutsch

    Dateigröße : 2821 KB

    Seitenzahl der Print-Ausgabe : 463 Seiten


    Wie immer, spannend

    Es ist das Jahr 1893. Auf dem Wiener Zentralfriedhof gibt es den schrulligen aber gebildeten Kauz Augustin Rothmayer, ein Totengräber der den ersten Almanach für Totengräber schreibt. Als eines Tages der junge Inspektor Leopold von Herzfeldt zu ihm kommt wird seine Ruhe jedoch gestört. Leopold braucht einen Todesexperten. Es wurden mehrere Dienstmädchen ermordet, alle gepfählt. Der Totengräber kennt sich mit allen Stadien des Todes, der Verwesung auch und weiß auch, dass Pfählen eine uralte Methode ist, um Untote unter der Erde zu halten. Läuft in Wien ein Serientäter herum? Die beiden beginnen gemeinsam zu ermitteln und stellen fest, dass sich in der Weltstadt tiefe Abgründe auftun.


    Meine Meinung

    Ich mag die Romane von Oliver Pötsch sehr gerne, auch wenn es mir nicht möglich ist, alles von ihm zu lesen. Doch was ich bisher von ihm gelesen habe, hat mich jedes Mal begeistert. So auch dieses Buch. Ich war schnell in dieser Geschichte drinnen und konnte mich auch gut in die Protagonisten hineinversetzen. Es geht in diesem Buch auch um Antisemitismus, ein Thema, das wieder sehr aktuell ist. Doch in der Hauptsache geht es um die Morde an den gepfählten Frauen. Leopold von Hertzfeld ist von Graz nach Wien gekommen, doch hier ist man noch nicht so modern wie in seinem Heimatort. Das bekommt er zu spüren. Auch von seiner Abstammung hält sein direkter Vorgesetzter nichts. Doch dazu hier nicht noch mehr, der Leser soll das Buch ja selbst lesen. Es ist, wie ich es bei Oliver Pötzsch gewohnt bin, wieder sehr spannend geschrieben. Und der Autor schafft es auch die Spannung bis zum Buchende zu halten. Es gibt da auch noch ein Mädchen, das Schlimmes erlebt hat und Julia die Telefonistin aus der Polizeidirektion. Und natürlich den Totengräber Augustin Rothmayer, der Leopold auch bei seinen Ermittlungen hilft. Am Ende gibt es ein Nachwort, wo der Autor darauf eingeht, was historisch bewiesen ist, und was Fiktion. Ein solches Nachwort (oder manchmal auch ein Glossar) finde ich gerade bei historischen Romanen sehr wichtig, auch wenn es nicht immer eines gibt. . Dieses Buch hat mich gefesselt mir sehr gut gefallen und mich auch gut unterhalten. Ich empfehle es sehr gerne weiter und vergebe die volle Bewertungszahl


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    Liebe Grüße
    Lerchie



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    nur wer aufgibt, hat schon verloren

  • Wunderbar geschrieben !


    Manchmal ist es die richtige Zeit um ein Buch zu einem bestimmten Thema zu lesen und manchmal passt es gar nicht. Eigentlich gar nicht auf einen historischen Roman eingestimmt, begann ich zu lesen und innerhalb kürzester Zeit, hat mich das Buch gefangen genommen!

    Das Cover und auch der Klappentext haben mich schon sehr angesprochen und als Wien Begeisterter der schon sehr oft diese wunderschöne Stadt besuchen durfte, empfand die Geschichte um den "neuen " Polizeizugang Leopold von Herzfeld, als eine riesige Bereicherung in der Historischen Landschaft. Ihm zur Seite stellt sich der Totengräber des Zentralfriedhofs, Augustin Rothmayer, der eigentlich zunächst zufällig die Bekanntschaft von Leopold macht und sich die Wege der Beiden immer wieder überschneiden...

    Als in der Nähe des Praters eine weibliche Leiche aufgefunden wurde, stürzt sich der "neue" mit seinen Neuartigen Kriminalmethoden voll auf den Fall und bekommt richtig Ärger durch seine Kollegen, die den arroganten Piefke am liebsten im Archiv sinnlose Arbeit machen lassen würden. Leopold bekommt einen neuen Fall und trotzdem lässt der " Fall" ihn nicht los...

    Wunderbar geschrieben, die Seiten fließen dahin und Leopold ist kein Held im klassischen Sinn und das ist auch gut so. Leopold hat einige Fehler und ist aber bereit zu lernen, speziell der Totengräber Rothmayer kann ihm noch einiges beibringen, wenn man die Toten beobachtet. Keiner ist wirklich nur Böse, sondern hat seine Guten und seine schlechten Seiten. Die Stimmung um 1893 ist wunderbar eingefangen und mit jeder Seite taucht der Leser tiefer ins Wien um die Jahrhundertwende ein und es ist ein purer Genuß.

    Sollte es der Start einer Reihe um Leopold von Herzfeldt werden , bin ich 100% als Fan dabei und kann dieses Buch jedem empfehlen, der sowohl Historische als auch Krimis mag. Für mich eindeutig 5 Sterne ! :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5:

  • Wien im Jahre 1893, man ist als Leser live dabei wie die Anfänge der Fotografie und der Fahrräder eine immer größere Rolle spielen. Die Hauptfigur ist Leopold von Herzfeldt. Dieser ist von Graz nach Wien gezogen und versucht nun hier Fuß zu fassen und seine recht neuartigen Ermittlungsmethoden, wie die Tatortfotografie in die Ermittlungsarbeit einzubringen. Ich persönlich habe ihn zu Beginn nicht so recht gemocht. Er kommt mir nahezu im ganzen Buch als eingebildeter Schnösel daher, der teilweise recht unbeholfen auftritt und somit vom Charakter her einige Ecken zu viel hat für mein Empfinden. Klasse fand ich dagegen Julia und ihre Art zu leben. Auch die Figur des August Rothmeyer ist sehr komplex angelegt. Verschroben und kauzig, aber dennoch hellwach und mit einem starken Drang nach Loyalität für alle, die er mag. Seine Nekrophile Art ist eher amüsant als angsteinflößend und er hat sehr liebenswerte Charakterzüge. Sein Buch " Das Buch des Totengräbers" ist sozusagen der rote Faden dieses Buches. Es hat ein wenig gedauert, bis ich mich in den Schreibstil des Autors eingefunden habe, er schildert manchmal doch extrem detailliert. Fand ich gut, er muss dem Leser ja schließlich die Lebensumstände des Jahres 1893 nahebringen, nur manchmal hätten es ein paar mehr Bezüge zum Geschehen sein können in den Beschreibungen. Dies tut der Spannung aber keinen Abbruch. Das Buch ist durchweg spannend und die Auflösung fand ich super gelungen. Auch hat der Autor die Gabe nahezu alle Nebenprotagonisten verdächtig erscheinen zu lassen, das hat mir sehr gut gefallen. Außerdem liebe ich diese Art von Krimis, es ist für mich eine wunderbare Auszeit aus einer hoch technisierten Welt. Dadurch wurde mir auch Herzfeld auf den letzten Seiten recht sympathisch, steht er doch für Gerechtigkeit, Herzblut im Beruf und durch die Umstände, die er im Leben schon erlebt hat, ist er in nahezu allen Gesellschaftsschichten einsetzbar und findet sich zurecht. Der Handlungsstrang mit Julia hat mir gut gefallen, er bringt Stimmung in die Geschichte und natürlich einige Reibungspunkte für Leser in der Jetztzeit. Wie respektlos wurden Frauen in der damaligen Zeit doch behandelt * kopfschüttel.


    Fazit: Ein historischer Krimi , den ich bedenkenlos empfehlen kann. Hier tummeln sich allerlei böse und gute Buben, kauzige oder ungenießbare Ermittler und ein paar sehr findige Weibsbilder in einer lebendigen, sprachlich der Zeit angepassten Welt .

  • Ich bin ein großer Fan der Henkerstochter Reihe und deshalb war ich natürlich neugierig auf den neuen kriminalistischen Auftakt mit dem Ermittler Leopold von Herzfeldt und dem Totengräber Augustin Rothmayer.


    Gleich zu Beginn wird man direkt mit dem Fund einer Frauenleiche konfrontiert und obwohl Herzfeldt, grade frisch aus Graz in Wien eingetroffen, noch gar nicht im Dienst ist, möchte er sofort mit seinem Wissen und den neuesten Methoden zur Aufklärung auftrumpfen.

    Das lässt ihn bei den Kollegen allerdings recht schlecht dastehen und so hat er von Anfang an Gegenwind bei der Polizeidirektion.


    Dass Herzfeldt aus einer jüdischen Familie kommt, die auch noch vermögend ist, schüttet zusätzlich Öl ins Feuer, denn Ausländer und Juden sind bei vielen Wienern nicht gerne gesehen. Das leider immer noch aktuelle Thema wird nur am Rande angeschnitten, trägt aber eine wichtige Botschaft in sich, die auch gut ankommt.


    Die Frauenleiche jedenfalls wird nicht die einzige Tote bleiben, doch Herzfeldt wird zuerst mal von den Ermittlungen zurückgenommen. Er soll sich um einen eher unwichtigen Selbstmord kümmern und das ruft schließlich den Totengräber auf den Plan. Ich hatte mich anfangs nämlich etwas gewundert, da es etwas dauert, bis der titelgebende Totengräber Augustin auf den Plan kommt.

    Dafür gibt es am Anfang der Kapitel kleine Ausschnitte seines Almanachs, dessen Bedeutung sich im Laufe der Handlung erschließt. Die vielen kurzen Informationen fand ich faszinierend, wenn auch morbide - dennoch gehört das Sterben und der Tod zum Leben dazu. Wie der Autor auch sehr schön im Nachwort betont. Allzu oft wird das Thema sehr abgegrenzt, was den Tod so abstrakt werden lässt, dabei gilt


    "Wer den Tod nicht versteht, kann auch das Leben nicht verstehen."

    Zitat Kapitel 17


    Während Leopold mit seiner arroganten Art aneckt, ist Augustin Rothmayer eher bescheidener Natur. Sein Häuschen auf dem Zentralfriedhof ist abgelegen und er widmet sich dort ganz seiner Arbeit. Er wirkt etwas sonderlich und schroff, hat aber ein gutes Herz und einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn. Außerdem ist er nicht auf den Kopf gefallen und bringt Leopold auf die ein oder andere wichtige Spur.

    Er war mir jedenfalls sofort total sympathisch, was bei von Herzfeldt erst nach und nach kam. Sein Selbstmitleid und Hochmut stehen ihm oft im Weg, aber er entwickelt einen initiativen Tatendrang, der diesen verstrickten Fall schließlich zur Aufklärung bringt.


    Das war wirklich sehr verwickelt und man hat durch die Details zwar Zusammenhänge erahnt, wusste aber nie so recht, wie es aufzulösen wäre. Definitiv sehr spannend zum mitraten!

    Eine vielseitige und raffinierte Helferin stellt sich schließlich auch noch ein, über die wir im nächsten Band sicher noch mehr erfahren. Ihre Rolle mochte ich sehr, hat man über sie auch viel über die damaligen Verhältnisse der "Frauenrollen" in Wien erfahren.


    Überhaupt hat der Autor wieder sehr gut recherchiert und die alte Zeit in der Kaiserstadt aufleben lassen. Die ersten Telefone, die ersten Automobile, Kameras und Fahrräder kommen in Mode und viele andere Details haben das Leben anschaulich und farbenfroh beschrieben. Auch gerade die Einzelheiten zum Zentralfriedhof in Wien fand ich sehr interessant.

    Was davon der Wahrheit nahekommt und wo Oliver Pötzsch sich Freiheiten herausgenommen hat, kann man im Nachwort nachlesen.


    Unterstrichen wird die Atmosphäre noch durch die Dialekte in der wörtlichen Rede. Das wienerisch ist ja geschrieben ähnlich dem bayerischen, also meiner Heimatsprache - aber es ist nicht zuviel, so dass es nervig oder umständlich zum verstehen wäre, sondern nur bei ausgesuchten Charakteren. Ich hätte es mir sogar noch etwas mehr und intensiver gewünscht.

    Etwas weniger dagegen hätten die konstruierten Entwicklungen sein können, das wirkt an vielen Stellen zu viel durch.


    Ich fand den Auftakt sehr gelungen, auch wenn der Fall schon etwas viel in sich hatte: verschiedene Tathergänge, die zusammengeführt wurden, prominente Namen und schließlich die oppulenten Hintergründe - mehr mag ich dazu nicht verraten. Ansonsten aber ein durchweg unterhaltsames und spannendes Lesevergnügen und ich hoffe, bald die Fortsetzung lesen zu können!


    Mein Fazit: 4 Sterne


    Weltenwanderer

  • Gelungener Auftakt einer neuen Reihe


    Das Buch hat mich komplett in seinen Bann gezogen. Spannend von Anfang an, bin ich aufgrund des tollen und sehr anschaulichen Schreibstils in die Wiener Welt im Jahre 1893 eingetaucht. Der Wiener Dialekt der Figuren hat dazu beigetragen und die Geschichte noch authentischer wirken lassen.


    Der Kriminalfall ist gut konstruiert und spannend aufgebaut. Es gibt einige Aspekte, die ein Fragezeichen bei mir hinterließen, ich spekuliert habe und begierig war zu wissen, wie das zusammenhängt und wer hinter den grausamen Morden steckt. Ich hatte mal kurz einen kleinen Verdacht, den ich aber sofort wieder verworfen habe, mit dem ich aber richtig lag. Trotzdem sind die Ermittlungen in den Mordfällen nicht vorhersehbar. Spannend zu lesen sind auch die Anfänge der Kriminalistik, des Erstellen eines Täterprofils und die Wissenschaft des Spurenlesens am Tatort.


    Die Charaktere sind hervorragend ausgearbeitet, authentisch und größtenteils sympathisch. Der junge Inspektor Leopold von Herzfeld hat es bei der Wiener Polizei nicht gerade leicht, auch, weil er die Spuren am Tatort analysiert, was damals noch keine gängige Praxis war und er von seinen Kollegen kritisch beäugt oder belächelt wird. Hilfe bekommt er bei dem Totengräber Augustin Rothmayer, der ein wenig schrullig ist, aber sein Herz am rechten Fleck hat und vor allem einen tollen Humor. Ein nettes bzw. unappetitliches Extra sind die Auszüge aus seinem Almanach für Totengräber, an dem er schreibt und sein Wissen seiner Beobachtungen in seinem Beruf festhält.


    Fazit:


    Ich kann es nicht ganz genau beschreiben, aber das Buch hat das gewisse Etwas, das es für mich zu einem Highlight macht. Vielleicht ist es die Verbindung von spannendem Kriminalfall und den Anfängen der Kriminalistik, mit dem Charme von Wien, seinem Dialekt, den sympathischem Inspektor Leopold und dem schrulligen, aber sehr humorvollem Totengräber Augustin. Eine Empfehlung für alle Leser von Krimis oder historischen Romanen.

    :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5:

  • Wien 1893: Der junge Kriminalinspektor Leopold von Herzfeldt ist gerade erst von Graz nach Wien gekommen, als er es mit einem Fall zu tun bekommt, bei dem Dienstmädchen brutal gepfählt wurden. Herzfeldt hält viel von neuen Ermittlungsmethoden, doch nun braucht er die Unterstützung des Totengräbers Augustin Rothmayer, der auf dem Wiener Zentralfriedhof tätig ist und nebenbei noch einen Almanach für Totengräber schriebt.


    Ich mag die lebensfrohe Stadt Wien, die an allen möglichen Ecken Bezüge zur Vergangenheit zeigt und damit die Touristen anzieht. In diesem Roman habe ich es mit einer etwas düsteren Stadt zu tun bekommen, die eher abweisend und morbide ist.


    Die Charaktere sind gut und sehr individuelle beschrieben. In Graz hat Leopold Kriminalistik studiert und er ist von den modernen Methoden überzeugt. Doch damit kommt er bei seinen neuen Kollegen nicht gut an, auch stört es sie, dass er Jude ist. Er tut sich sowieso sehr schwer, im Team zu arbeiten. Augustin ist ein kluger Kopf, aber auch ziemlich kauzig. In ihm steckt mehr, als man auf den ersten Blick annehmen würde. Sein Wissen ist eine große Hilfe bei den Ermittlungen. Er weiß auch, dass die alte Methode des Pfählens die Untoten in den Gräbern halten soll. Das Ermittlerduo wider Willen wird unterstützt von der Telefonistin Julia Wolf, die ihren eigenen Kopf hat. Leopold muss sich mit Aberglauben und der Unterwelt von Wien auseinandersetzen und das Misstrauen gegenüber Neuem und schlamperte Arbeit machen es ihm auch nicht leicht. Aber auch er ist nicht unfehlbar und muss aus seinen Irrtümern lernen. Es wird lebensgefährlich für diese ungewöhnlichen Ermittler.


    Es ist interessant zu erleben, mit welchen Methoden damals ermittelt wurde. Aber der Fall an sich ist auch sehr spannend. Ich bin schon neugierig auf den nächsten Band, denn dieses spezielle Ermittlerteam hat mir sehr gut gefallen.

  • Albtraum !


    Kurzbeschreibung (Quelle: amazon)

    1893: Augustin Rothmayer ist Totengräber auf dem berühmten Wiener Zentralfriedhof. Ein schrulliger, jedoch hochgebildeter Kauz, der den ersten Almanach für Totengräber schreibt. Seine Ruhe wird jäh gestört, als er Besuch vom jungen Inspektor Leopold von Herzfeldt bekommt. Herzfeldt braucht einen Todes-Experten: Mehrere Dienstmädchen wurden ermordet – jede von ihnen brutal gepfählt. Der Totengräber hat schon Leichen in jeder Form gesehen, kennt alle Todesursachen und Verwesungsstufen. Er weiß, dass das Pfählen eine uralte Methode ist, um Untote unter der Erde zu halten. Geht in Wien ein abergläubischer Serientäter um? Der Inspektor und der Totengräber beginnen gemeinsam zu ermitteln und müssen feststellen, dass sich hinter den Pforten dieser glamourösen Weltstadt tiefe Abgründe auftun …



    Autor (Quelle: amazon)

    Seine blutige Familiengeschichte beschäftigt Oliver Pötzsch, Jahrgang 1970, bereits seit der Kindheit. Bei seinen Recherchen stieß er auf die Folterwerkzeuge seiner Ahnen und einen Meisterbrief, der seinem Vorfahren eine 'besondere Kunstfertigkeit beim Köpfen' bescheinigt. Er fand außerdem heraus, dass das Richtschwert der Familie in den 70ern des letzten Jahrhunderts aus einem Heimatmuseum gestohlen wurde und seitdem verschollen ist. Sein 2008 erschienener Roman „Die Henkerstochter“ wurde für den Friedrich-Glauser-Preis nominiert. Der Autor arbeitet für den Bayrischen Rundfunk und lebt in München.


    Inhalt

    s. Kurzbeschreibung



    Daten zum Buch

    Verlag: Ullstein Paperback

    ISBN: 3864931665

    Preis Taschenbuch: 16,99 Euro

    Preis Kindle: 13,99 Euro


    Beurteilung

    Gruselig schönes Cover - passt zum Buch - gefällt mir.

    Der Auftakt der neuen „Totengräber-Serie“ spielt in Wien des ausgehenden 19. Jahrhunderts.

    Die Protagonisten sind Inspektor „Leo“ Leopold von Herzfeldt und der Totengräber Augustin Rothmayer. Sie begeben sich auf die Jagd nach einem Serienmörder.

    Vom Autor Oliver Pötzsch hatte ich bisher noch nichts gelesen, der Schreibstil ist flüssig und einfach zu lesen. Er versteht es von Beginn an (Prolog) den Leser in seinen Bann zu ziehen.

    (Albtraum: lebend im Sarg zu liegen !)

    Es war eine spannende Reise in eine frühere Zeit.

    Zudem hat mir gut gefallen, dass die meisten Kapitel mit einem

    Auszug aus dem "Almanach für Totengräber" beginnen. Der Totengräber Rothmeyer schreibt während der Ermittlungen an diesem Werk.

    Man erfährt einiges über Verwesung und auch über Vorkommnisse, mit denen ein Totengräber konfrontiert wird.


    Fazit

    Ein sehr spannender, interessanter Fall für Fans von historischen Kriminalgeschichten, die im Wien des 19.Jahrhunderts spielen.

    Da es sich um "Die Totengräber Serie 1" handelt ist mit weiteren spannenden Folgen zu rechnen, die ich auch unbedingt lesen möchte.

    Klare Leseempfehlung mit :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: von mir.



  • Ein toller historischer Krimi!


    Der junge Insepektor Leopold von Herzfeldt ist neu in Wien und ist gleich an seinem ersten Abend an einem Leichenfundort. Er benimmt sich seinen neuen Kollegen gegenüber sehr arrogant und besserwisserisch und hat damit einen denkbar schlechten Einstand in der neuen Arbeit.


    So geht es bei Leopold auch weiter, er ist zwischenmenschlich nicht sehr geschickt und eckt öfter mal bei seinen Mitmenschen an. Das hat mir sehr gut gefallen, dass der Protagonist nicht perfekt ist, sondern seine Schwächen hat.


    Von Augustin erwartet man sowieso, dass er als Totengräber ein Sonderling ist. Die Szenen zwischen Leopold und Augustin haben mir richtig Spaß gemacht, da Leopold seine Vorbehalte gegen Augustin hatte und durch einiges, was er über ihn erfahren hat, ihm doch Respekt zollen musste. Die menschliche Seite von Augustin ist sehr gut dargestellt.


    Der Sprachstil ist sehr flüssig und lässt sich leicht lesen. Die Seiten flogen nur so dahin. Die Atmosphäre in der damaligen Zeit in Wien ist auch sehr schön beschrieben, das hat mir das Leben damals richtig lebendig werden lassen.


    Die Story an sich ist sehr spannend und bleibt es auch bis zum Ende. Irgendwann konnte ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen und wollte wissen, wie es endet.


    Ein rundum gelungenes Buch mit tollen Protagonisten, ich freue mich schon auf weitere Bände um Augustin und Leopold.


    Von mir gibt es :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: !

    2024 gelesen: 15 Bücher / 6388 Seiten


    :study: Schönwald - Philipp Oehmke

    :study: Herzlichen Glückwunsch, Sie haben gewonnen! - Dora Heldt

  • Schauplatz Wien 1893


    Leopold von Herzfeldt, Studienabsolvent mit summa cum laude, ehemaliger Untersuchungsrichter aus Graz kommt gerade in Wien an und stürzt sich gleich ungefragt mit vollem Eifer in Ermittlungen um den Mord an Paula Landing. Sie wurde an einem Flußufer gefunden, ihr wurde die Kehle durchgetrennt, sie wurde vergewaltigt und gepfählt. Auf dem Holz steht der lateinische Satz Domine, salva me was „Herr errette mich“ heißt. Leider macht sich Leopold mit dieser Aktion bei den Kollegen und Vorgesetzten nicht beliebt, er erscheint eher als arroganter Piefke und Mann mit jüdischen Wurzeln. Im Gegensatz zu ihnen ist er an allem interessiert, was neue Ermittlungsmethoden in der Kriminalistik betrifft und ebenso an der Fotographie. Ziemlich schnell macht der die Bekanntschaft mit dem Totengräber Augustin Rothmayer. Ein etwas kauziger, intelligenter Zeitgenosse, der auf dem Zentralfriedhof eine Hütte bewohnt und an einem Almanach für Totengräber schreibt. Die Wege der beiden kreuzen sich im Laufe der Aufklärung des Öfteren, denn es bleibt nicht bei dieser Leiche, es geschehen noch einige bizarre Morde, die gelöst werden müssen. Die Dritte im Bunde ist die Telefonistin Julia Wolf, genannt Lämmchen. Sie hat mehrere Facetten, ist sehr aufgeschlossen und mutig. Haben sie es mit einem Jack the Ripper von Wien zu tun oder steckt etwas ganz Anderes dahinter?



    Ich habe schon viele Bücher des Autors gelesen und er packt mich mit seinen Geschichten jedes Mal aufs Neue. Oliver Pötzsch recherchiert die historischen Hintergründe immer sehr intensiv und hat in diesem Fall auch den Wiener Dialekt und die Wiener Mentalität sehr gekonnt und stimmig einfließen lassen. Gerade den Almanach fand ich sehr interessant, wenngleich nicht immer appetitlich, zu lesen. Die Hauptpersonen gefielen mir sehr gut, waren außerordentlich gut charakterisiert. Aber auch von den Nebenfiguren hatte ich ein aussagekräftiges Bild vor Augen. Mir hat es Spaß gemacht, das Buch zu lesen und mitzufiebern, wer nun wirklich Freund bzw. Feind ist sowie sämtlichen falschen Fährten des Autors zu folgen, um sie wieder zu verwerfen.


    Ich freue mich auf einen weiteren Band dieser Reihe und empfehle das Buch sehr gerne weiter!

  • Anfänge der Kriminaltechnik



    Wien, Ende des 19. Jahrhunderts – der aus Graz stammende junge Ermittlungsrichter Leopold von Herzfeldt tritt seine Stelle als Inspektor im berühmten Wiener Sicherheitsbüro für Blutverbrechen an. Zufällig, hoch motiviert und ausstaffiert mit modernster „Technik“ erscheint er am Tatort und sorgt bei den Kollegen für Aufsehen und Missgunst! So wird Leo an seinem ersten Arbeitstag für Ermittlungen gleich auf den Wiener Zentralfriedhof verbannt. Dort macht er die Bekanntschaft des kauzigen Totengräbers Augustin Rothmayer, ein ungewöhnlicher Experte für den Tod.


    Oliver Pötzsch neuer Kriminalroman „Das Buch des Totengräbers – Ein Fall für Leopold von Herzfeldt“, führt den Leser ins historische Wien des Jahres 1893. Eine der Hauptrollen spielt dabei der berühmte Zentralfriedhof mit dem schrulligen Charakter des Totengräbers Augustin Rothmayer, der sich dort intensiv mit dem Tod auseinandersetzt und diese Erkenntnisse in seinem Almanach für Totengräber festhält. Die Toten sind Augustin näher als die Lebenden. Aber auch die Figur des Polizeiagenten Leopold von Herzfeldt samt seiner modernen Ermittlungsansätze sind spannend angelegt. Vor allem sorgt aber die bestialische Mordserie gepfählter Frauen und ein fingierter Selbstmord für Hochspannung. Ein packender Schreibstil sorgt für vollkommenen Lesegenuss und trotz gruseligen Geschehnissen bleibt auch der Humor nicht auf der Strecke!

    Alle Charaktere sind zudem glänzend dargestellt und die historischen Begebenheiten perfekt recherchiert. Die Aufmachung des Buches ist auch wunderbar, von der Titelgestaltung bis zum historischen Stadtplan im Umschlag und dem Nachwort, besser geht nicht!


    Mein Fazit:

    Absolut großartig konnte das Buch kaum aus der Hand legen, die Story ist einfach zu raffiniert und fazinierend! Pötzsch ist ein sensationeller Autor, ich wurde bislang noch nie enttäuscht von seinen Geschichten und bin immer wieder begeistert:).

    Absolute Leseempfehlung!

    :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :vampire: :pray:

  • Wien, 1893: Leopold von Herzfeldt tritt seinen Dienst bei der Polizeidirektion gleich mit einem Fauxpax an, brüskiert den ermittelnden Kollegen, und wird zunächst von diesem Fall ausgeschlossen. Doch einer seiner Vorgesetzten ist wie er ein Verfechter der neuen Polizeimethoden und gibt ihm die Chance sich doch zu beweisen.


    Zwei Fälle sind es, die der Protagonist zu lösen versucht. Zunächst soll er den Fall des Todes Bernhard Strauss‘ (illegitimer Sproß der Musikerfamilie) aufklären, der sich auf den ersten Blick als Selbstmord darstellt. Der viel wichtigere Fall sind aber die brutalen Morde an Dienstmädchen. Bei seinen Ermittlungen trifft Leopold den Totengräber Augustin Rothmayer, der ihm durchaus behilflich sein kann, auch wenn Leopold das nicht gleich erkennt.


    „Das Buch des Totengräbers“ ist der erste Band einer neuen Reihe des Autors, auf deren weitere Bände ich mich schon freue. Oliver Pötzsch schreibt bildhaft, spannend und seine Charakterzeichnungen überzeugen mich. Vor allem hat es mir Augustin Rothmayer angetan, ein bisschen grantig, auf den ersten Blick nicht sehr anziehend, aber im Herzen ein guter Mensch mit viel Kompetenz und Wissen, das er in seinem Almanach niederschreibt. Ohne ihn wäre Leopold manches Mal aufgeschmissen gewesen. Aber auch Leopold gefällt mir gut, auf mich wirkt er gar nicht so arrogant und überheblich wie er bei seinen Kollegen ankommt. Neben diesen beiden gibt es auch eine weibliche Protagonistin, Julia Wolf, Telefonistin in der Polizeidirektion, mit mehr Hintergrund als zunächst gedacht. Nicht nur Leopold, auch ich, mochte sie schon nach kurzer Zeit.


    Neben den Charakteren spielt auch Wien eine Rolle, nicht nur der Zentralfriedhof auf dem Augustin arbeitet. Zwei Karten sorgen dafür, dass man die Wege der Charaktere nachvollziehen kann.


    Die Fälle sind interessant, man kann gut mitraten und die Auflösungen sind logisch. Es gibt überraschende Wendungen und Rückschläge. Nicht nur durch Augustin Rothmayers Beteiligung (und seinen Almanach, aus dem zwischendurch zitiert wird) gibt es sehr explizite Szenen und Beschreibungen, die wahrscheinlich nicht für jeden etwas sind, die aber in meinen Augen den Roman rund machen, immerhin steht es schon im Titel, und so sollte man darauf vorbereitet sein. Unbedingt sollte man auch das interessante Nachwort des Autors lesen.


    Der erste Band der neuen Reihe des Autors hat mich schnell überzeugt, Charaktere, Setting und die Fälle sind gut gewählt und so freue ich mich schon auf den nächsten Band. Ich vergebe gerne volle Punktzahl und eine Leseempfehlung für Fans historischer (Kriminal)Romane.

  • Ein packender Kriminalfall mit faszinierenden Einblicken in das Wien der 1890er


    Oliver Pötzsch ist mit „Das Buch des Totengräbers“ ein meisterhafter historischer Kriminalroman gelungen, der spannende Phänomene des späten 19. Jahrhunderts aufgreift, z. B. die Etablierung des Fahrrads, das Aufkommen von einfach verfügbarer Photographie und die Kriminalistik. Im Vordergrund stehen dabei immer die randständigeren Figuren der Wiener Gesellschaft: ein deutscher Ermittler mit jüdischen Wurzeln, eine junge Telefonistin mit Ambitionen, ein Totengräber …


    Ausgangspunkt der Geschichte sind die grausamen Morde an einer Reihe junger Frauen. Leo von Herzfeldt ist neu in Wien, genau wie seine Ermittlungsmethoden. Der junge Inspektor wendet begeistert alle technischen Möglichkeiten, die ihm zur Verfügung stehen, an, um die Tatorte zu analysieren, einschließlich der gerade aufkommenden individuellen Photographie – dabei stößt er jedoch bei seinen traditionsverbundenen Kollegen und Vorgesetzten meist auf taube Ohren. Es bleibt ihm nichts anderes übrig, als auf eigene Faust zu ermitteln. Unterstützt wird er dabei von der Telefonistin Julia und dem Totengräber August, der zwar eine Menge Know-how mitbringt, Leo jedoch als der komische Kauz, der er ist, auch gehörig auf die Palme bringt.


    „Das Buch des Totengräbers“ ist sowohl ein wunderbar konstruierter Krimi mit vielen Wendungen und sich stetig aufbauender Spannung als auch ein hervorragend recherchierter historischer Roman. Persönlichkeiten der 1890er Jahre in Wien wie die Musiker-Familie Strauss werden organisch in den Handlungsverlauf eingewoben, damals neue Technologien werden mit all ihrem Diskussionspotenzial geschickt eingesetzt, um ein authentisches Bild der Gesellschaft dieser Zeit und ihrer Herausforderungen zu schaffen. Dabei stehen der Kriminalfall und Leos Ermittlungen, die ihn in immer düstere Bereiche der Wiener Oberschicht führen, stets im Vordergrund – historische Informationen werden nie um ihrer selbst willen gegeben, sondern fügen sich stets organisch in den Handlungsverlauf ein und sind Teil der Geschichte, die erzählt wird. Der Wiener Zentralfriedhof, Augusts Wirkungsstätte, wird dabei trotz seiner abgelegenen Lage zu einem zentralen Schauplatz der Geschichte, der Ton und Atmosphäre des ganzen Romans deutlich prägt.


    Ein unglaublich spannender Krimi mit authentischen Figuren und ein detailliertes Porträt der Stadt Wien in den 1890ern. All das in einer stets düster oder verrucht anmutenden Atmosphäre mit viel Friedhofsromantik. Eine unbedingte Leseempfehlung!


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  • Wien zur Jahrhundertwende – Bestsellerautor Oliver Pötzsch entführt uns in die dunkelsten Ecken der Stadt im Jahr 1893. Mit viel Lokalkolorit, wenn man die Orte kennt, aber auch mit vielen spannenden Einzelheiten wie man in dieser Zeit gelebt hat. Von den Anfängen der Fotografie, bis hin zu Zigaretten, die in dieser Zeit in Mode gekommen sind ist viel interessantes dabei. Aufgegriffen werden auch die Anfänge der Kriminalistik wie zum Beispiel die erste Kameraaufnahmen eines Tatorts.

    Jedes Kapitel beginnt mit einem Auszug aus dem "Almanach der Totengräber" verfasst von Augustin Rothmayer, einer der Hauptfiguren des Buches, voll mit schrullig, eigenartigen Charakteren, die das Buch zu etwas besonderen machen. Der Ermittler, Leopold von Herzfeld, in Deutschland geboren und frisch aus dem damals noch kleinen und beschaulichen Graz angereist ermittelt, gemeinsam mit Totengräber Rothmayer und sucht den wahren Täter der Pfahlmorde, bei denen mehrere Dienstmädchen brutal ermordet und gepfählt wurden.

    Immer tiefer kommt man beim hören in die Abgründe einer schon damals so glamourösen Weltstadt. Je näher man der Auflösung kommt, umso mehr nimmt die Spannungskurve zu. Bis zum fesselnd, gruseligen Finale. Die Geschichte entwickelt sich sehr unerwartet . Man meint, der Fall ist schon gelöst, aber bald schon muss der Leser erkennen, dass das Gerüst immer mehr Risse bekommt und nichts so ist, wie es scheint.

    Ein toller historischer Krimi, in dem die düstere Atmosphäre im Zentralfriedhof und die Situation in der damaligen Zeit sehr gut rüber kommt.

    Hörbuchsprecher Hans Jürgen Stockerl setzt der Geschichte mit seinem Wiener Schmäh im Dialekt und der richtigen Verkörperung der Charaktere noch die Krone auf

    Eine 100% ige Empfehlung von mir! :)

  • Morbid und hochspannend


    Wien, Ende des 19. Jahrhunderts. Leopold von Herzfeldt, ein junger Inspektor, der eine neue Stelle antritt und modernen Kriminaluntersuchungsmethoden aufgeschlossen gegenüber ist. Demgegenüber Kollegen, die von den alten Verfahrensweisen nicht abweichen wollen. Gleich zu Beginn ein Mord, der nur Auftakt einer Reihe ist und Wien beunruhigt. Unterstützung erhält Leo unerwartet vom Totengräber Rothmayer des Zentralfriedhofs und einer jungen Telefonistin, die interessanter ist als es zunächst scheint.


    Der Roman hat mich nicht losgelassen und ich habe ihn in zwei Tagen regelrecht verschlungen. Der Schreibstil ist flüssig und atmosphärisch, wirkt dennoch ausgesprochen leicht. Ich konnte mir das alte Wien beim Lesen so richtig vorstellen und die Protagonisten haben in meinem Kopf Gestalt angenommen. Oliver Pötzsch nimmt einen mit in das alte Wien, in eine Zeit des Umbruchs. Neue Techniken sind auf dem Vormarsch, davon profitiert auch die Kriminalistik. Der Autor zeichnet gleichzeitig ein Sittengemälde dieser Zeit, ohne zu sehr mit geschichtlichen Fakten aufzuwarten. Die Handlung bleibt spannend und im Fluss. Genial eingestreute Erkenntnisse aus der Forensik finden sich im Almanach des Totengräbers wieder, morbid und hochinteressant.


    Der Schluss war für mich nicht vorhersehbar, im Nachhinein aber nachvollziehbar. Der Roman war spannend bis zum Ende. Ich hoffe, dass Leo noch einige weitere Fälle zu lösen bekommt! Unbedingte Leseempfehlung!

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  • Das Buch entführt uns nach Wien in das Ende des achtzehnten Jahrhunderts. In dem Buch treffen erste neuartige Ermittlungsmethoden auf Althergebrachtes. Es ist auch so die Zeit der großen Veränderungen. Automobile und Fahrräder verdrängen die Kutschen, auch die Elektrizität hält Einzug.
    Als Leopold von Herzfeldt in Wien eintrifft, macht er von den neuen Methoden, u.a. hat er einen Fotoapparat, bei Mordfall an einer jungen Frau Gebrauch und verschreckt seine Kollegen und Vorgesetzte. Danach hat er einen schweren Stand.
    Das Buch hat mich sofort in seinen Bann gezogen. Der Autor lässt das alte Wein aufleben. Die Einschübe auf wienerisch fand ich passend. Er hat viele Originale geschaffen, die in Erinnerung bleiben. Besonders hat mir der schrullige Totengräber gefallen. Aber auch alle anderen Figuren haben viele Facetten und sind nicht nur gut oder böse. Der Kriminalfall ist spannend und wird plausibel aufgelöst.
    Mir hat das Buch sehr gut gefallen und ich warte schon auf einen Nachfolger. Der Buchtitel lässt ja eine Reihe vermuten.

    Sub: 5537:twisted: (Start 2024: 5533)

    Gelesen 2024: 14 / 1 abgebrochen

    gelesen 2023: 55/ 2 abgebrochen / 26075 Seiten

    gelesen 2022: 65 / 26292 Seiten

    gelesen 2021: 94 / 1 abgebrochen / 35469 Seiten


    :montag: Anders Roslund - Engelsgabe

    :study: John Katzenbach - Der Wolf


    Lesen... das geht 1 bis 2 Jahre gut, aber dann ist man süchtig danach.

  • Spannend und düster


    Der junge Inspektor Leopold von Herzfeldt hat es im Wien Ende des 19. Jahrhunderts nicht leicht: Neu in der Stadt versucht er Fuß zu Fassen, doch die Kollegen stehen ihm und seiner modernen Tatortanalyse sehr skeptisch und bisweilen sogar feindselig gegenüber. Doch Leo lässt sich nicht unterkriegen und ermittelt heimlich zusammen mit dem Totengräber Augustin Rothmayer im Fall des Pfahlmörders weiter, der junge Frauen brutal pfählt.


    Das Cover mit dem abgebildeten Kreuz passt gut zur Geschichte und die Zeichnung des damaligen Wiens ist ebenfalls gelungen.


    Der Erzählstil ist lebendig und fesselnd. Die Charaktere sind vielschichtig, Leo und Augustin sind beide ein wenig eigen, aber sympathisch. Der Fall gestaltet sich ebenfalls als komplex, vielen falschen Fährten wird gefolgt, bis endlich Licht ins Dunkel kommt.


    Den Sprecher finde ich auch super, er wechselt bei Dialogen bei fast allen Charakteren in den Wiener Dialekt, was der Geschichte noch mehr Leben einhaucht.


    Ich bin schon gespannt auf die nächsten Fälle dieses Teams und gebe 5 Sterne.

  • Historischer Krimi!


    1893 tritt Leopold von Herzfeldt seine neue Stelle bei der Wiener Polizeidirektion an, nachdem er in Graz bestens ausgebildet wurde. Er muss sich behaupten und seine Fähigkeiten beweisen, denn noch vor Dienstbeginn wird am Prater eine junge Frau ermordet aufgefunden. Doch Leo macht sich bei seinen neuen Arbeitskollegen nicht beliebt und wird mit einem Routinefall beschäftigt. Auf dem Wiener Zentralfriedhof lernt er den Totengräber Augustin Rothmayer kennen, der einen Bestatteten entdeckt hat, der wohl lebendig begraben wurde. Als weitere junge Frauen ermordet werden, holt sich Herzfeldt Rat beim schrulligen Totengräber, denn er weiss mehr über den Zustand der Leichen, nach ihrem Ableben, als jeder Mediziner.



    Die Geschichte handelt um 1893 und fällt somit unter das Genre „historische Romane“. Beeindruckend wie treffsicher der Autor, der ja bekannt ist für seine Werke in diesem Genre, zeitgemässe Details eingeflochten hat. Dabei reden wir nicht von geschichtlichen Eckpunkten oder Ereignissen, sondern zum Beispiel von Details in einer damaligen Mordermittlung. Nicht nur, dass bei der Untersuchung des Tatortes mit Messband Abläufe gemessen werden, der Tatort wird auch mit einer Laterne beleuchtet. Auch alltägliche Details, wie zum Beispiel die damals modernen Hochräder, die langsam aber sicher von den damals futuristisch anmuteten Sicherheitsniederrädern abgelöst werden, machen diese Geschichte authentisch.

    Herzfeldt hat aus Graz moderne Werkzeuge für die Ermittlungen im Gepäck. Etwas, was nicht wenige seiner Kollegen belächeln oder bestaunen.

    Sehr gut drückt immer wieder der wienerische Charme durch. Das beinhaltet auch ab und zu Sätze in Dialekt, die ich sehr konzentriert lesen musste, um sie erfassen zu können. So wird zum Beispiel die Polizei oft Kieberer genannt.

    Regelmässig sind Auszüge aus Augustin Rothmayers Almanach für Totengräber eingeflochten. Ein Buch, das Details zu den Körpern nach ihrem Tod, aber auch Erkenntnisse über Todesursachen oder Todesmerkmale beschreibt. Sehr faszinierend, wenn auch oft etwas morbide anmutend. Oft enthalten sie aber auch philosophische Gedanken über das Sterben und den Tod.


    Die Ermittlungen sind oft unterbrochen von Machtkämpfen im Ermittlerteam und der Liebesgeschichte zwischen Herzfeldt und einer Mitarbeiterin bei der Polizei. Oft empfand ich die Machtkämpfe und die Rechthaberei zwischen den Ermittlern als zäh und pubertär. Meiner Meinung nach wäre da weniger mehr gewesen. Der Fall, der sehr schnell auf einen Serientäter hinweist, erweist sich nicht nur als spannend, sondern auch als abscheulich.


    Nun soll also „Das Buch des Totengräbers“ der Auftakt zu einer neuen Serie sein. Ein gelungener Auftakt, wie ich hier bemerken darf.


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