Sarah Nisi - Ich will dir nah sein

  • Kurzmeinung

    Marie
    Der Ekel vor dem Protagonisten läuft über den Rücken, aber dann: DIESE Pointe
  • Kurzmeinung

    SaintGermain
    dümpelt lange mit mittlerer Spannung dahin, am Ende kommt aber die Überraschung
  • Unheimlich und beängstigend

    Lester Sharp arbeitet in London in einem Fundbüro des öffentlichen Nahverkehrs. Hier katalogisiert er alle verlorenen Fundstücke wie Handys, Schlüssel, Geldbörsen. Alle seine Fundstücke bekommen auch eine Note seines persönlichen Interesses. Besonders gern hat er Kleidungsstücke und medizinische Geräte. In seinem privaten Leben hat er auch ein Hang zum Sammler und er ist etwas sonderbar. Er tut sich mit Frauen und zwischenmenschlichen Beziehungen etwas schwer. Als in der Wohnung nebenan die junge Erin einzieht, weiß er zunächst nicht wie er sich verhalten soll. Doch schon bald kommt er ihr nah, näher als er es eigentlich sollte.

    Die Handlung wird in der personellen Erzählperspektive erzählt und ist aus drei unterschiedlichen Perspektiven der drei Protagonisten aufgebaut. Durch diese wechselnden Perspektiven konnte der Spannungsbogen bis zum Schluss gehalten werden. Wenn eine Perspektive vorbei war und die nächste kam, musste man automatisch weiterlesen, wel man immer wissen wollte was noch passiert bzw. wie es ausgeht.

    Die Auflösung zum Schluss war sehr schlüssig und es gab sogar noch eine unerwartete Wendung, mit der ich so gar nicht gerechnet hatte.

    Der Hauptprotagonist Lester Sharp war mir sehr gruselig und teilweise auch recht eklig. Ein richtiger Psychopath. Aber er wurde sehr glaubhaft und authentisch rüber. Nur der Grund warum er so ekelerregend und ein Psychopath fehlte. Gab es mal ein einschneidenes Erlebnis in seiner Kindheit oder ähnliches? Das wurde leider nicht erwähnt. Stattdessen wurde es einfach so dahingestellt. Dadurch blieb die Person dennoch sehr blass, genau wie die anderen beiden auch. Man hat kaum Gefühle der Personen gespürt und ich konnte deswegen auch keine Bindung aufbauen.

    In der gesamten Story wurde wenig Platz für Nebensächlichkeiten gelassen. Zum einem fand ich das toll, weil man sich dann voll und ganz auf die Story konzentrieren konnte. Aber dann war eben auch das Problem, dass die Protagonisten recht blass blieben und sich keine Umgebungsbilder aufbauen wollten.

    Bei einigen Schilderungen von Lesters Handlungen lief es mir schon kalt den Rücken runter, aber dennoch fehlte mir der letzte Kick. Für einen richtig guten Psychothriller fehlten mir hier einfach die Psychospielchen und das Gänsehautfeeling mit Herzklopfen. Es ging nicht so tief unter die Haut wie andere Psychothriller.

    Der Appell, dass man bei einer neuen Wohnung als erstes das Schloss austauschen sollte, ist der Autorin gut gelungen. Echt beängstigend und gruselig sich vorzustellen, wenn jemand in meiner Abwesenheit durch die eigene Wohnung streift.

    Mein Fazit:

    Mit "Ich will dir nah sein" hat Sarah Nisi ein gelungenes Debüt hingelegt. Spannung bis zum Schluss. Allerdings hat mir noch das Gänsehautfeeling gefehlt. Aber das ist sicher noch ausbaufähig.


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  • Lester Sharp arbeitet in einem Fundbüro und geht dort voll in seinem Job auf, da es auch seiner Leidenschaft - fremde Gegenstände - entgegenkommt. Privat hat er kaum soziale Kontakte, auch die Pflege vernachlässigt er. Vielmehr ist er damit beschäftigt, seine Nachbarn zu stalken. Als die Balletttänzerin Erin in die Wohnung neben ihn einzieht, kann er sein Glück kaum fassen, und verleibt sich über die Ferne in sie. Gut für ihn, dass er von seinem Badezimmer gut in die Wohnung der neuen Nachbarin hört. Zudem hat er auch einen Schlüssel vom Vormieter.

    Das Cover des Buches ist einfach gemacht, passt aber ausgezeichnet zum Buch.

    Der Schreibstil der Autorin ist sehr gut - Charaktere und Orte werden bildhaft beschrieben.

    Der Plot ist gut gewählt, v.a. durch den unsympathischen - aber trotzdem interessanten - Charakter Lester Sharp und auch Erin, die selbst ihre Geheimnisse hat. Mit Rhys kommt dann ein ebenfalls gut durchdachter Protagonist hinzu.

    Die Spannung verläuft kontinuierlich durch das Buch, wobei mir einfach der Überraschungseffekt fehlte. Am Ende des Buches stieg dann die Spannung auf den Höchststand, denn plötzlich kam eine Wendung mit der ich nicht gerechnet hätte. Genau dieses Ende machte das Buch dann lesenswert und lässt mich eine Empfehlung aussprechen, auch wenn ein paar kleine Fragen leider ungeklärt blieben. So hätte ein Epilog der einiges erklärt (Stichwort Rhys) einen runderen Abschluss ergeben.

    Nichtsdestotrotz fühle ich mich sehr gut unterhalten.

    Fazit: Psychothriller, der lange etwas dahintümpelt, aber am Ende doch positiv überraschen kann. 4 von 5 Sternen

  • Ein raffinierter Psychothriller mit beklemmender Atmosphäre!


    Am 10.05.2021 ist der perfide Psychothriller "Ich will dir nah sein" von Sarah Nisi und dem btb-Verlag erschienen, der mir unheimlich gut gefallen hat. Bei diesem, besonders am Ende, wendungsreichen Thriller ist nichts, wie es bei dem ersten Gedanken scheint. Denn die Autorin hat mit dieser Geschichte für eine unheimlich beklemmende Atmosphäre gesorgt, die mir oft Gänsehautmomente beschert hat. Zartbesaitete werden sich nach diesem Psychothriller mit Sicherheit Gedanken machen, was sie von ihren Nachbarn mitbekommen und sie werden besonders hilfsbereite Nachbarn mit anderen Augen sehen. Kurz zusammengefasst, um was es geht:



    Er will ihr nah sein, noch näher, immer noch näher. Bis es irgendwann nicht näher geht.

    London, Fundbüro des öffentlichen Nahverkehrs. Lester Sharp kümmert sich um herrenlose Fundsachen: Handys, Schlüssel, Portemonnaies – besonders gern um Kleidungsstücke und medizinische Gerätschaften. Er ist auch privat ein Sammler und Sonderling, der sich schwertut mit Frauen und zwischenmenschlichen Beziehungen. Als er der jungen Erin begegnet, weiß er zunächst nicht, wie er sich verhalten soll – findet aber schon bald eine Möglichkeit, ihr nah zu sein. Näher, als es ihr lieb sein kann…



    Lester Sharp, die erfolgreiche Tänzerin mit körperlichen Beschwerden Erin und Rhys, ein Immobilienmakler sind hier die Hauptprotagonisten, aus dessen Perspektiven abwechselnd geschrieben wird. Dieser Wechsel ist gut gelungen und sorgt für permanente Spannung, sodass ich zum weiterlesen gezwungen wurde. Ich konnte jeden Charakter im Laufe der Geschichte gut kennenlernen, besonders Lester Sharp. Denn aus kurzen Rückblenden erfuhr ich, dass es nicht das erste Mal ist, dass er einer Frau auf Schritt und Tritt verfolgt, sie beobachtet und sie versucht in den Wahnsinn zu treiben. Aber vor allem von ihr besessen ist. Diese Parallelen aus der Vergangenheit haben nach und nach für Wendungen gesorgt, mit denen ich wirklich überhaupt nicht gerechnet habe. Das Ende hat mich positiv überrascht und mir hat besonders dieser Punkt sehr gut gefallen. Denn lange Zeit wurde ich auf eine komplett falsche Fährte geführt, bis ich die Augen geöffnet bekam.


    Besonders gut kommt Sharps' krankes und vor allem verkehrtes Denken rüber, der nicht nur Erins' Verhalten komplett falsch auffasst. Seine verdrehten Gedankengänge zeigen, dass er wirklich ein großes Problem hat und ehemalige Sitzungen mit einer Psychologin gar nichts gebracht haben. Auch auf seiner Arbeit im Fundbüro zeigt er ein extrem gestörtes Verhalten auf, was er jedoch gut verbergen kann. Erin kommt sehr sympathisch rüber, ihre Gedanken und Gefühle konnte ich sehr gut nachvollziehen. Ihr Verhältnis zu Rhys hat sich nach und nach aufgebaut, was Lester Sharp natürlich keine Sekunde entgangen ist. Wie sie sich gegen ihren kranken Nachbarn zu Wehr setzt, lest ihr am besten ganz schnell selbst, denn besonders dieser Charakter hat für den größten Überraschungsmoment gesorgt.


    Kurze Kapitel, die sich aus den erwähnten Blickwinkeln abwechseln und der flüssige und lockere Schreibstil von Sarah Nisi haben für eine besonders bedrückende und unheimliche Atmosphäre gesorgt, was diesen Psychothriller so genial macht. Der Inhalt kommt komplett ohne blutige Szenen aus, denn hier überzeugt psychologisches Können. Nach dieser Geschichte fragt man sich genauer, ob der eigene Nachbar einfach nur hilfsbereit oder ein durchgedrehter Psychopath ist. Vielleicht achtest du aber auch auf Kleinigkeiten in deiner Wohnung und prägst dir diese genau ein, denn wer weiß, was in deiner Abwesenheit in deinen eigenen vier Wänden passiert:-). Oder du achtest auf deine Lautstärke, besonders beim Telefonieren. Wer weiß, wer alles mithört. Für mich ist "Ich will dir nah sein" ein Thriller, der das "Psycho" mit Bravour verdient hat.

  • Psychothriller vom Feinsten


    Das Buch ist aus zwei Perspektiven geschrieben. Zum einen aus der von Erin, die andere aus Sicht von Lester Sharp. Letztere überwiegt und ist für mich sie spannendere, aber auch schockierendere Perspektive. Man erfährt ungefiltert seine Gedanken und was er bezüglich Erin anstellt. Zudem tauchen die Worte seiner früheren Psychotherapeutin in seinen Gedanken auf, was bei mir immer die Alarmglocken schrillen ließ. Einige Kapitel erzählen die Geschichte von Lester und seiner früheren Freundin, welche für sie nicht gut ausging, und den Leser noch tiefer in Lesters Psyche eindringen lässt.


    Die Geschichte ist überaus spannend, oft musste ich den Kopfschütteln, mir ist es eiskalt den Rücken runter gelaufen, bei dem, was Lester tat und wie tief er in die Privatsphäre von Erin eingedrungen ist. Ich wollte sie ständig warnen. Die hohe Spannung und die kurzen Kapitel ließen mich schnell durch das Buch kommen. Ich wusste nie, was als nächstes passieren wird, da die Autorin einige Überraschungen parat hält. Bis zum Schluss habe ich mit Erin mitgefiebert.


    Fazit:


    Ein Psychothriller vom Feinsten mit einer tiefgehenden und schockierenden Story sowie viel Spannung, einigen Überraschungen und vielen Gänsehautmomenten.

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