Alessandra Reß - Die Türme von Eden

  • "Du musst vor nichts mehr Angst haben. Angst braucht nur zu haben, wer allein in der Masse ist. Aber du bist nicht allein und es gibt keine Masse mehr. Nur mehr viele, irgendwann alle und vielleicht einen. Du bist jetzt ein Teil von Eden."

    Vierzehn Jahre nach der Flucht von seinem zerstörten Heimatplaneten nimmt der Spion Dante einen ungewöhnlichen Auftrag an: Er soll herausfinden, was hinter den Versprechungen der Liminalen steht. Immer wieder bringen deren Mitglieder Sterbende auf ihren Planeten Eden. Denn dort, so heißt es, soll den Menschen ein neues Leben als "Engel" ermöglicht werden.

    Um seine Aufgabe zu erfüllen, schließt sich Dante den Liminalen als Novize an. Doch sein Auftrag stellt sich bald als schwieriger heraus als gedacht: Um die Rätsel von Eden zu lösen, muss Dante in eine Welt eintauchen, in der Traum und Realität verschwimmen – und sich einer Vergangenheit stellen, die ihn stärker mit den übrigen Novizen verbindet, als er sich eingestehen will …

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    Dante war mir persönlich sehr sympathisch. Kritisch, hinterfragend, aber auch ruhelos und getrieben, auf der Suche nach… Wahrheit? Sich selbst? Einem Zuhause? Noch während ich ihn und seinen Auftrag kennenlernte (und von ihm erfahren wir definitiv das meiste), beschlich mich bereits dieses ungute Gefühl, dass er doch sehr, sehr vorsichtig sein sollte, bei dem was er als Spion sagt und tut… Von den drei Protagonisten ist er mit viel Abstand der, der mir am meisten am Herzen lag. Und das liegt nicht nur daran, dass ich den Namen Dante sehr mag, sondern auch daran, dass er sich tatsächlich wie ein Mann Mitte 30 benimmt, der schon einiges erlebt und verloren hat, aber ohne dabei in dieses abgrundtiefe Loch zu fallen, in dem sich so viele andere Helden bereits tummeln.


    Wir folgen auch Mikasi, deren Eltern den heimatlosen Dante adoptiert haben. Sie ist aber nicht nur seine Adoptivschwester, sondern auch Kollegin bei den Wahrheitssuchenden. Ich fand sie erst anstrengend, dann nervig, denn wie ihr Vorgesetzter so schön sagt „wenn du nicht willst, dass man dich wie eine 12-jährige behandelt, solltest du dich auch nicht wie eine benehmen.“ Oder so ähnlich. Das trifft es eigentlich sehr gut und so kommt ihr Charakter irgendwie sehr klischeehaft daher.


    Und dann ist da noch Keri(dwen), der wir bereits im Prolog begegnen. Sie ist ebenfalls Novizin der Liminalen und so laufen ihr und Dantes Erzählstrang schon sehr früh zusammen. Das zurückhaltende Mädchen war mir durchaus sympathisch und ich mochte sie, aber sie war mir die meiste Zeit über von zu vielen Fragezeichen umgeben. Vielleicht habe ich am Anfang irgendwas nicht ganz mitgekriegt, aber für mich hielt sie das lange auf Distanz.


    Nicht nur in Bezug auf Keri, sondern auch beim Thema Worldbuilding hätte es ein wenig mehr sein dürfen. Mehr als einmal hatte ich das Gefühl, dass ich gewisse Dinge erst jetzt erfahre, weil sie nur jetzt eine Rolle spielen.




    Ansonsten ist die Geschichte eine recht düstere Space-Fantasy, deren Handlung von dem kühlen, mysteriösen Engelskult dominiert wird. Die Novizen sollen eigentlich ihre Vergangenheit und das Ich hinter sich lassen, um voll in der Gemeinschaft aufzugehen, aber es wird viel über die Dinge philosophiert: Schuld und Unschuld, richtig und falsch, Leben und Tod… Auch dadurch wirkt die erste Hälfte ein einigen Stellen irgendwie zäh. Auf der anderen Seite ist da Misaki, deren kindisches Benehmen einen schon früh ahnen lässt, dass sich da ein Drama anbahnt. Nichtsdestotrotz hatte die Geschichte den einen oder anderen Punkt, der mich überraschen konnte.


    Das Ende hingegen… ich gebe zu, ich bin mir nicht sicher, ob ich die Erklärungen wirklich verstanden habe. Es lässt mich ein wenig ratlos zurück. Es gäbe Potenzial für eine Fortsetzung, welche aber nicht sein muss.


    Weil ich mich trotzdem gut unterhalten gefühlt habe: 3,5 Sterne

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