James Ellroy - Ein amerikanischer Thriller / American Tabloid

  • Autor: James Ellroy
    Titel: Ein amerikanischer Thriller, aus dem Amerikanischen von Stephen Tree
    Originaltitel: American Tabloid, erschien erstmals 1995
    Seiten: 832 Seiten, unterteilt in 100 Kapitel
    Verlag: Ullstein Taschenbuch
    ISBN: 9783548062396


    Der Autor: (von der Ullstein-Verlags-Homepage)
    James Ellroy, Jahrgang 1948, begann seine Schriftstellerkarriere 1979 mit Browns Grabgesang. Mit Die Schwarze Dahlie gelang ihm der internationale Durchbruch. Unter anderem wurde Ellroy fünfmal mit dem Deutschen Krimipreis ausgezeichnet, zahlreiche Bücher wurden verfilmt, darunter L.A. Confidential.


    Inhalt: (Klappentext)
    Fünf Jahre US-Geschichte: vom Aufstieg John F. Kennedys bis zu seiner Ermordung. James Ellroy erzählt von einem vielfachen Verrat und von einer Männerfreundschaft zwischen zwei ungleichen FBI-Agenten, deren erbittertster Widersacher im Dienst des Multimillionärs Howard Hughes steht. Hinter dem Mythos jener Jahre wird die Lüge sichtbar, hinter der Verklärung der tatsächliche Schrecken.


    Meinung:
    In seinem Vorwort schreibt Ellroy, dass die USA niemals unschuldig war, dass Massenmedien einen Heiligenschein um eiskalt berechnende Politiker wie JFK versehen haben, und dass er mit dieser Trilogie einen neuen Mythos begründen möchte, der in der Gosse beginnt und aufzeigt, was schlechte Menschen geleistet haben und wie sie das Antlitz ihrer Zeit prägten. Und das ist eigentlich eine bessere Inhaltsbeschreibung als jene des Klappentextes…


    Der Roman umfasst die Zeit vom 22. Nov 1958 bis zum 22. Nov 1963, also exakt fünf Jahre bis zur Ermordung des amerikanischen Präsidenten John F. Kennedy. Jedes der hundert Kapitel trägt zur Überschrift Ort und Datum der ziemlich linear erzählten Handlung. Die Geschichte wir hauptsächlich durch den Blickwinkel von 3 Protagonisten erzählt:


    Pete Bondurant, ein ehemaliger Polizist, mittlerweile «Mädchen für alles» des ominösen Milliardärs Howard Hughes. Ein bulliger, umsetzungsstarker Typ, ein Organisationstalent, der für Jeden arbeitet, solange das Geld stimmt.


    Kemper Boyd, ein FBI-Agent mit besten Kontakten zur CIA, eigentlich im Auftrag von J. Edgar Hoover, um die Kennedy-Familie zu infiltrieren und den Anti-Castro-Kurs voranzutreiben. Während dieser Tätigkeit gibt es ausreichend Gelegenheit zur Zusammenarbeit mit der Cosa Nostra, die ihre Spielcasinos auf Kuba gerne wiederhaben möchte. Meine Lieblingsfigur im Buch: vielseitig, der Mann mit den richtigen Kontakten, und clever


    Ward Littell, ebenfalls FBI-Agent, der die Kennedys zunächst verehrt und dann von ihnen enttäuscht wird, daraufhin die Seiten wechselt. Ein Aufsteiger, von vielen unterschätzt, der nach anfänglichen Idealen desillusioniert und entsprechend gefährlich wird.
    Die Kapitel werden meist aus Sicht von einem der drei Personen erzählt. Eingeschobene Dokumenteneinschübe bieten kompakt Fakten und Entwicklungen auf «Nebenschauplätzen», ohne dass hier auch nochmals seitenweise eine Entwicklung erzählt werden muss.


    Überhaupt ist das Buch trotz seiner nahezu 900 Seiten recht kompakt. Langweile kommt keine auf, immerzu Action, ständig findet eine Prügelei oder Schiesserei statt. Der Body Count liegt locker im dreistelligen Bereich. Die Dialoge sind derb, schmutzig, voller Schimpfwörter, politisch inkorrekt, etc
    Kurz: nicht nobelpreisverdächtig, aber treue Anhänger schaffend.


    Persönlich gefiel mir tatsächlich die alternative Darstellung der damaligen Ereignisse. Die Zeit mit der Kubakrise, Schweinebuchtunternehmen, das Apalachin-Meeting, die Teamster und Jimmy Hoffa, J. Edgar Hoover und sein Kampf gegen die Kommunisten, Howard Hughes und seine Mormonen, die Verschwörung gegen die Kennedys - alles Themen, die ich gerne lese und zu denen ich auch gerne Filme schaue. Kein Geschichtsunterricht, aber klasse Unterhaltung. Und wer ebenfalls gerne Bücher zu jener Zeit liest, und auch keine Scheu vor Gewalt, Sex und unpolitischen Äusserungen zu Homosexuellen, Menschen anderer Hautfarbe und Drogenabhängigen hat, jenen kann ich diesen ersten Band der Underworld-Trilogie sehr empfehlen.