Ralf Langroth - Die Akte Adenauer

  • 1953 kurz vor den Neuwahlen geschieht ein Mord an einem Kriminalkommissar der auch Verbindungsmann zu den Amerikanern war. Warum er ermordet wurde steht in den Sternen. War es ein Mord aus Eifersucht weil er viele verschiedene Beziehungen hatte? War es ein politischer Mord der mit alten Seilschaften zu tun hat? Oder war er einem Verbrechen auf der Spur von dem niemand sonst eine Ahnung hatte. Gerber ein Deutschamerikaner soll Licht ins Dunkel bringen. Konrad Adenauer vertraut ihm. Sie sind sich schon früher begegnet.

    Der Titel hat mich neugierig gemacht. Das Cover ist zurückhaltend, etwas metallisch glänzend. Der Klappentext verspricht einen spannenden Krimi.

    Für mich war es mehr als ein Krimi, es wurde viel zur jungen Bundesrepublik erzählt. Das ehemalige Nazis wichtige Posten hatten, weil ein paar Flecken auf einer ansonsten weißen Weste nicht so schlimm waren, wie eine kommunistische oder prosowjetische Gesinnung. Das die Amerikaner große Unterstützer für Adenauer waren weil sie annahmen wenn die SPD gewinnt Deutschland nach links abdriften würde.

    All diese Informationen lassen sich ohne Schwierigkeiten auf ihren Wahrheitsgehalt überprüfen, wenn man wie ich zu jung ist um es aus eigener Anschauung zu wissen. Sie geben dem Krimi einen politischen Rahmen der das Ganze auf eine andere Ebene hebt. Die Mischung aus geschichtlicher Information und fiktionalen Krimi ist gelungen.

    Gerber als jemand der zwischen zwei Nationen steht ist in seiner zurück-haltenden Art ein glaubwürdiger Protagonist. Auch alle anderen Figuren sind stark in ihrem Verhalten glaubwürdig ihre Handlungen nachvollziehbar.

    Mir kamen zu keinem Zeitpunkt Zweifel an den Zusammenhängen.

    Wer mehr als einen Krimi lesen möchte, ist mit diesem Buch gut beraten.

  • Blick in die junge Bundesrepublik



    1939 wandert Philipp Gerber mit seiner Familie in die USA aus. Rechtzeitig vor dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges. In diesem kämpft Gerber gegen die Nazis – als Agent des CIC. Kurz nach Kriegsende kehrt er nach Deutschland zurück, mit einem Auftrag, der Spannung und Aktion verspricht. An seiner Seite die Journalistin Eva Herden, gemeinsam erwecken sie die Nachkriegsjahre zum Leben.


    Bereits das Cover lässt die Reise in die Vergangenheit beginnen, der Chauffeur an der Politikerlimousine, zudem zwei weitere Personen, deren Gesichter nicht erkennbar sind.


    Ralf Langroth nimmt uns mit uns lässt uns die Zeit einen knappen Monat vor der zweiten Bundestagwahl in der jungen Republik aus verschiedener Sicht miterleben. Nüchtern zeigt er, wie viel rechte Gesinnung doch noch im neuen Deutschland steckt. Zum Glück hat der Protagonist Gerber alles im Griff. Der einladende Schreibstil macht das Buch zu einem gelungenen Gesamtwerk.


    Den Leser erwarten spannende Lesestunden. Bereits nach den ersten Seiten konnte ich das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen, so mitreißend entwickelt sich die Handlung. Auch wenn sie phasenweise sehr brutal erscheint. Gewalt wird mit Gegengewalt bekämpft.


    Ich spreche für „Die Akte Adenauer“ auf jeden Fall eine Kaufempfehlung aus und gebe volle Punktzahl.



    Titel: Die Akte Adenauer

    Autor: Ralf Langroth

    Verlag: rororo

    Seitenanzahl: 400

    Genre: Thriller

    Preis: 16,00€

  • In diesem Krimi sind Fiktion und Realität gekonnt verwoben. Wir tauchen ein mitten ins Bonn der 50er Jahre. Die Bundesrepublik soll gestärkt werden. Doch wer spielt hier welches Spiel?


    Philipp Gerber, Deutsch-Amerikaner und der amerikanischen CIC zugehörig soll den Mord an einem deutschen Kriminalbeamten aufklären. Dieser gehörte zu einer neu gegründeten Sondereinheit des BKA. Nach und nach versteht Gerber, wem der Kriminalbeamte auf die Spur gekommen ist. Es handelt sich um eine Untergrundorganisation, die die „alte Ordnung“ wiederherstellen möchte. Mit dieser Untergrundorganisation hatte Gerber schon im Krieg zu tun, sein bester Freund fiel ihr zum Opfer. Und so ist er nicht nur dienstlich verpflichtet, den Fall aufzuklären, er möchte auch persönlich Rache nehmen. Dabei kommt ihm zunächst unverhofft eine junge Journalistin zu Hilfe. Diese wird ihm nach und nach zur Vertrauten, Geliebten und auch Korrektiv seiner Haltung.


    Ich hatte zuvor noch nie von der Gruppe der „Wölfe Deutschlands“ gehört. Insofern war das Buch für mich eine Bereicherung im Verständnis der jungen Bundesrepublik Deutschland. Aber nicht nur die historischen Fakten haben mich fasziniert gefallen, sondern der gesamte Stil des Buches hat mir gefallen. Die Personen sind sehr sorgfältig ausgearbeitet. Man kann sich einen 2. Band perfekt vorstellen.


    Einzig die Zufälle – Gerber ist immer genau zum richtigen Zeitpunkt vor Ort – waren mir gegen Ende etwas zu viel.

  • Der Autor Ralf Langroth hat es mit seinem Kriminalroman "Die Akte Adenauer" geschafft mich von der ersten bis zur letzten Minute zu fesseln.

    Der fiktive Protagonist Philipp Gerber ist als Kind mit der Schwester und den Eltern vor dem drohenden Naziterror gerade noch rechtzeitig in die Vereinigten Staaten von Nordamerika geflüchtet und nun als junger GI in den letzten Kriegstagen wieder zurück in seiner alten Heimat. Er wird zum Kriminalhauptkommissar beim BKA ernannt und seine Aufgabe besteht zunächst darin, den Mord an seinen Vorgänger aufzuklären. Bei seinen Recherchen lernt er die Journalistin Eva Herden kennen und lieben und die beiden geraten immer wieder in neue gefährliche Situationen.

    Da ich schon einige politische Thriller gelesen habe, war ich sehr positiv überrascht, dieses Buch war nicht trocken, nicht zu sachlich, die politischen Hintergründe wurden zwar eingehend erläutert, aber die Spannung blieb immer auf dem gleichen hohen Level. Bedingt durch die guten Schilderungen des Autors gelang es ihm ohne weiteres die Konflikte bzw. die Abhängigkeit zwischen Deutschland und der USA zu schildern, als auch das Nachkriegsdeutschland in einer perfekten Art und Weise nachzustellen. Ich freue mich auf das nächste Buch von dem Autor und gebe eine klare Leseempfehlung!

  • Vielen Dank für deine aufschlußreiche Rezension. Ich werde mir das Buch mal näher ansehen und einen Platz auf meinem Regal schaffen.

  • gut recherchierter Politthriller

    Dem Autor Ralf Langroth ist mit ,,Die Akte Adenauer" ein spannender und gut recherchierter Politthriller gelungen. Das Buch ist wunderschön aufgemacht mit einer Karte. Das Cover finde ich sehr eindrucksvoll und ich mag den blauen Schimmer-Effekt. Die 50er Jahre sind gut in Szenen gesetzt und die politischen Differenzen gut ausgearbeitet. Die 400 Seiten sind schnell gelesen und obwohl der Krimi Anteil an sich nicht spektakulär ist, macht das Setting und der historische Kontext wieder wett. Gelungen ist ebenfalls das Interview mit dem Autor am Ende des Thrillers. Ich persönlich würde dieses Buch für alle Leser und Leserinnen des Krimi-Genre empfehlen. Die Figuren sind gut ausgearbeitet auch wenn zwischenmenschliche Beziehungen etwas zu kurz kommen. Spionage und Kalter Krieg gepaart mit einem Mord, ein vielversprechender Auftakt.

  • Der kalte Krieg als Geburtshelfer der BRD


    Krimi und Geschichte zugleich, spielt das Buch in einer Zeit als die deutsche Demokratie noch in den Kinderschuhen steckte und von den Amerikanern geleitet wurde. Interessante vergessene Details jener Zeit kommen zu Tage. Wie das Leben in Bonn wohl war? Eine Kleinstadt die über Nacht zur Hauptstadt wurde. Die Wirtschaft brummt, die Wunderjahre bahnen sich unaufhaltsam an. Parteimäßig ist noch nicht viel los, in der jungen Bundesrepublik. Es gibt die CDU und die SPD, die FDP die CSU und eine ganze Reihe kleinerer Parteien. Die CDU wird dominiert von Konrad Adenauer, in der SPD ist es Erich Ollenhauer. Im Roman treten neben den fiktiven Gestalten auch historische Personen auf: der Bundeskanzler Konrad Adenauer, Herbert Wehner (SPD), Grete Burmester (Wehners Stieftochter).


    Immer wieder taucht die braune Vergangenheit Deutschlands auf im Roman, in Form von der Organisation der Werwölfe, die aus dem Untergrund Attentate planen, ein Netz von ehemaligen SS-Mitgliedern einspannen, die jetzt als „saubere“ Bürger erscheinen, die aber heimlich die Werwölfe unterstützen, usw.


    Philipp Gerber, der junge US-Soldat der dann zum deutschen BKA wechselt, wirkt sympathisch und geradlinig. Obwohl in den Staaten eine Professur an Harvard winkt, zieht er es vor in Bonn zu bleiben. Er hat seine Pflicht vor der Familie seines toten Freundes erfüllt und seinen Tod gerächt, aber nun wird es Zeit sein eigenes Leben so zu leben, wie er es sich wünscht, auch wenn es nicht einfach ist. Als Ermittler ist er eher die Sorte „Terrier“, wenn er sich einmal festgebissen hat, kann er nicht mehr loslassen. Er erkennt Zusammenhänge, was eben einen guten Kriminalisten ausmacht. (Zumindest i der einschlägigen Literatur und Filmen).


    Rasanter Schreibstil, gleich von Anfang an, wird es noch ein Ticken spannender, als es zum Showdown kommt. Dabei gibt es eigentlich zwei Showdowns: einmal im Wald, hollywoodmäßig mit Explosionen, Stürzen von Hubschraubern, Rettung in letzter Minute, usw. Sehr mitreißend geschrieben, lässt sich die Szene in einem Rutsch lesen. Der zweite Showdown, gefiel mir schon fast besser. Da entlarvt Gerber den Drahtzieher der Attentate in einem offenen Gespräch und führt ihm vor Augen, dass er eigentlich verloren hat. Dass sein Gegenüber die ganze Zeit eine Pistole auf Gerber richtet, scheint ihn nicht zu tangieren. So abgebrüht möchte ich auch mal sein!


    Ein Wort zum Titelbild: das ist schon fast ein Zeitdokument mit dem großen schweren schwarzen Wagen mit den Seitenspiegeln vorne auf den Kotflügeln. Ob solch ein Auto schwer zu lenken war? So, ohne Servolenkung und ABS? Gab es überhaupt schon ein Radio im Auto?

  • Philipp Gerbers Eltern sind bereits 1939 aus Deutschland in die USA ausgewandert. Philipp kämpfte daher im 2. Weltkrieg für die USA und ist nach dem Krieg für den amerikanischen Geheimdienst in Deutschland tätig. 1953 steht er kurz vor der Beendigung seines aktiven Dienstes und der Rückkehr in die USA, als man ihn bittet, zum noch nicht lange bestehenden BKA zu wechseln und den Tod eines Mitarbeiters zu klären.


    Der Autor hat sich eine spannende Zeit ausgesucht, kurz vor der zweiten Bundestagswahl, es gibt noch alte Nazi-Seilschaften, und die USA sorgt in eigenem Interesse mit allen Mitteln für die Westorientierung der Regierung. Kommunismus ist der neue Feind, und dafür macht man sich den alten Feind auch schon mal zum Mitstreiter.


    Philipp Gerber ist jemand, der seine eigene Meinung hat, und sich nur ungern in eine bestimmte Richtung drängen lässt. Er hat, wie jeder andere seiner Zeit, sein persönliches Päckchen zu tragen, aber er steht zu seinen Idealen und Werten – und zu seinen Gefühlen. Als er die Journalistin Eva Herden kennenlernt, arbeitet er mit dieser zusammen, obwohl sie für eine kommunistische Zeitung schreibt.


    Die Thematik sorgt dafür, dass eine Reihe Persönlichkeiten der damaligen Zeit auftauchen, wie z. B. Konrad Adenauer, Robert Lehr und Herbert Wehner. Ich bin alt genug, um einige davon noch selbst erlebt zu haben. Immer wieder lädt der Roman so auch zum eigenen Recherchieren ein, und man kann ev. noch Neues lernen.Dem Autor gelingt es gut, die Atmosphäre jener Zeit einzufangen und die Charaktere wirken authentisch.


    Der Fall ist interessant und spannend und wartet mit einer Reihe überraschender Wendungen auf. Die letztliche Auflösung habe ich zwar schon geahnt, sie gefällt mir aber dennoch gut und ist auch nachvollziehbar.


    Als Bonus gibt es eine Karte des Bonns der 1950er Jahre, ein lesenswertes Nachwort des Autors sowie ein Interview mit ihm. Ich freue mich, dass es sich um den ersten Band einer neuen Reihe handelt, die sich mit „spektakulären Skandalen der deutschen Nachkriegsgeschichte beschäftigt“, Band 2 ist bereits angekündigt.


    Setting und Thematik des Romans sind interessant, die Charaktere wirken authentisch, die Erzählung ist atmosphärisch und ich freue mich auf Band 2. Ich vergebe gute 4 Sterne und eine Leseempfehlung.