Julia Drosten - Denn die Hoffnung endet nie

  • Eine berührende Geschichte


    Hermine Voßberg ist schon über neunzig Jahre alt, als sie beschließt, ihrem Sohn ihr größtes Geheimnis anzuvertrauen. Auslöser ist eine Sendung bei Bares für Rares. Hier wurde ein antiker Silberbecher gefunden, er enthält eine Gravur aus dem Jahr 1944. Sofort stellt sich ihrem Sohn Artur die Frage, was plötzlich mit seiner Mutter los ist. Schließlich beginnt Hermine zu erzählen, es ist eine Geschichte aus dem Krieg aus Warschau, sie erzählt von verschwundenen Kindern und einer Widerstandskämpferin, die verzweifelt nach ihrer Nichte sucht. Hermine und Paulina treffen in Pommern aufeinander. Die Frauen stehen auf unterschiedlichen Seiten, aber die Sorge um ihre Kinder schweißt sie zusammen.


    Im ersten Kapitel lernt man Hermine Voßberg kennen, sie ist eine alte Dame von über 90 Jahren. Die Geschichte beginnt 2020 mit Hermine. Sie beginnt ihre Geschichte zu erzählen, und zwar eine Geschichte aus dem Jahr 1944. Gleich im 2 Kapitel geht es weiter, aber nicht mit Hermine wie gedacht, sondern in Warschau mit Paulina. Eigentlich wird nämlich die Geschichte dieser Widerstandskämpferin erzählt. Die Ereignisse überschlagen sich ziemlich schnell und werden zu einer emotionalen Achterbahnfahrt. Das, was die Autorin hier schildert, geht unter die Haut. Es ist nicht nur der Kampf in diesem schrecklichen Krieg, sondern die Taten, die sich weit hinter der Front ereignet haben. Kinder wurden entführt und verschleppt. Menschen dafür ermordet oder grausam gefoltert. Paulina ist eine Frau, die sich diesem Regime nicht unterordnen will. Gemeinsam mit ihren Landsleuten haben sie den Kampf im Untergrund aufgenommen. Doch für Paulina wird es auch ein Kampf um ihre Familie. Julia Drosten hat die Suche nach der kleinen Nichte von Paulina bildhaft in Szene gesetzt. Ihre Erlebnisse waren bewegend und traurig. Die Hilfen, die sie unterwegs bekommen hat, haben dafür immer wieder Mut gemacht.


    Mir hat diese berührende Geschichte von Liebe und Hoffnung, von Freundschaft und auch Verlust gut gefallen. Es war zwar zwischendurch immer mal wieder bedrückend zu lesen, die Autorin hat nichts ausgelassen, denn diese Zeit war grausam, dafür ist die Geschichte von Paulina und Hermine glaubwürdig und erinnert an furchtbare Taten, die nicht vergessen werden sollten. Die Autorin hat sich dafür entschieden, ihren Roman in zwei Zeitebenen zu erzählen. Dadurch wird die aufregende Geschichte von Paulina immer mal wieder unterbrochen und man ist bei Hermine im Jahre 2020, dies ist aber auch gut so, es gibt einem die Zeit, mal Luft zu holen und das Gelesene sacken zu lassen.


    Ein Nachwort am Ende klärt über Fiktion und Wahrheit auf und ist noch mal interessant zu lesen. Zeigt aber auch die ganze Grausamkeit dieses Krieges und seine Verbrechen.

    Das Cover dieser Ausgabe gefällt mir ausgesprochen gut. Es passt wunderbar zu der Geschichte, die erzählt wird. Es ist nicht zu überfrachtet und von den Farben eher gedämpft, dafür fallen die Schuhe sofort ins Auge. Der Zusammenhang erschließt sich dann beim Lesen.


    Fazit:

    „Denn die Hoffnung endet nie“ ist ein berührender Roman aus dem Jahr 1944. Er erzählt von Frauen, die um ihre Kinder gekämpft haben, aber auch von Liebe und Hoffnung, von Freundschaft und Vertrauen, wo keine Hoffnung und Vertrauen mehr vorhanden waren. Ich kann diesen neuen Roman von Julia Drosten nur empfehlen, auch wenn er stellenweise traurig und bedrückend ist, so erzählt er doch eine Geschichte, die nicht in Vergessenheit geraten sollte.


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  • Zum Autor:

    Julia Drosten ist das Pseudonym des Autorenpaars Horst und Julia Drosten. Sie wuchsen in Westfalen auf und leben heute in der üppigen Parklandschaft des Münsterlandes.

    :study: Ich bin alt genug, um zu tun, was ich will und jung genug, um daran Spaß zu haben. :totlach: na ja schön langsam nicht mehr :puker:

  • „Wer nur ein einziges Leben rettet, rettet die ganze Welt.“ (Werner Huemer)

    Die über 90-jährige betagte Hermine Voßberg lebt mit ihrem Sohn Artur und Schwiegertochter Karin in Heringsdorf. Die tägliche Ausstrahlung der Sendung „Bares für Rares“ verpasst sie nie, doch diesmal verursacht das Ansehen Hermine einen Schock, denn sie erkennt in der Verkäuferin eines antiken Sekretärs jemanden aus ihrer Vergangenheit. Artur und seine Frau können Hermine nur schwer beruhigen, doch dann bricht die alte Dame ihr langes Schweigen, das sie wie einen Mantel um einschneidende Ereignisse gelegt hat, die sich während des Zweiten Weltkrieges ereignet haben und Hermines Leben nachhaltig geprägt haben. Aber auch Artur erfährt aus den Erzählungen seiner Mutter Dinge, die ihn sein ganzes Leben in Frage stellen lassen…


    Julia und Horst Drosten haben mit „Denn die Hoffnung endet nie“ einen sehr spannenden und berührenden Roman mit historischem Bezug vorgelegt, der mit einer fesselnden Handlung aufwartet und den Leser von Beginn an völlig vereinnahmt. Der flüssige, bildhafte und gefühlvolle Erzählstil lädt den Leser ein, im Wechseln mal in der Gegenwart bei Hermine und ihren Familienangehörigen mit am Tisch zu sitzen, mal in die Vergangenheit ins Jahr 1944 zu reisen, wo er auf die Polin Paulina trifft, die im Widerstand Warschaus aktiv ist und sich auf die Suche nach ihrer von Nazis verschleppten Nichte Agnieszka macht. Beide Zeitebenen sind sehr ansprechend, doch die Geschichte in der Vergangenheit nimmt den größeren Raum ein und ruft in dem Leser während der Lektüre das gesamte Gefühlsbarometer hervor. Das Autorenduo hat wieder einmal exzellent recherchiert und ihrer Handlung einen authentischen historischen Rahmen gegeben, den sie im Nachwort zusätzlich ausführlich erklären. Ungemein bildintensiv sind die Aktionen der Nazis und Paulinas abenteuerliche Reise, so dass sich dem Leser oftmals die Nackenhaare sträuben ob der Grausamkeit der Taten, die einfach ungeheuerlich sind. Da werden polnischen Familien die Kinder entrissen, weil sie dem Naziverständnis vom arischen Aussehen (blond, blauäugig) entsprechen. Diese werden dann in Heime verschleppt, wo sie dann an deutsche Ehepaare vermittelt werden. Vorher werden ihnen neue Namen gegeben, und sie müssen die deutsche Sprache erlernen, alles andere wird unter harte Strafen gestellt, dabei sind sie nicht gerade zimperlich. Als Leser möchte man sich Paulina sofort anschließen, die mit allen Mitteln und nach allen Regeln der Kunst versucht, ihre Nichte aus den Händen der Nazis zu befreien. Dabei erfährt sie einiges an Unterstützung, sowohl von ihren eigenen Landsleuten als auch von Deutschen, was dem Leser oftmals das Herz aufgehen lässt, denn es gab nicht nur Gräueltaten, sondern auch Menschen mit Mitgefühl, Warmherzigkeit und Anstand, die sich wissentlich in Gefahr begeben haben, um anderen zu helfen.


    Die Charaktere sind wunderbar realistisch und lebendig gestaltet, so dass der Leser sich sofort an ihre Fersen heftet, um eine unglaublich gefährliche, abenteuerliche Reise zu unternehmen, die sich immer mehr wie ein Tanz auf dem Vulkan entwickelt. Paulina ist eine intelligente, ehrliche und kämpferische Frau, die ständig ihr Leben aufs Spiel setzt, um ihre Nichte zu retten. Gerade ihre Ehrlichkeit öffnet die Herzen von vielen. Hermine wirkt zu Beginn wie eine verwöhnte Göre, doch auch sie hat Kampfgeist, ist mutig und vor allem warmherzig. Obwohl die beiden Frauen wie Feuer und Wasser sind, ergänzen sie sich wunderbar. Von Schwan ist ein eiskalter Kotzbrocken, der ohne Rücksicht auf Verluste über Leichen geht. Aber auch Artur, Karin und viele andere bereichern die Geschichte mit ihren Auftritten und machen sie abwechslungsreich und authentisch.


    „Denn die Hoffnung endet nie“ ist eine sehr anrührende Geschichte über zwei Zeitebenen, die die ganze Grausamkeit des Zweiten Weltkrieges heraufbeschwört, aber auch von Hoffnung und Mut erzählt. Der Mix aus Familiengeschichte, Geheimnissen sowie atemberaubender Spannung ist unwiderstehlich, regt zum Nachdenken und Mitfiebern an und lässt den Leser auch nach der Lektüre noch lange nicht los. Absolute Leseempfehlung für ein echtes Highlight!


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    Bücher sind Träume, die in Gedanken wahr werden. (von mir)


    "Wissen ist begrenzt, Fantasie aber umfasst die ganze Welt."
    Albert Einstein


    "Bleibe Du selbst, die anderen sind schon vergeben!"
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    gelesene Bücher 2020: 432 / 169960 Seiten

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