Thomas Hobbes - Leviathan

  • William Cavendish (1552 - 1626), Earl of Devonshire, einer der mächtigsten englischen Adligen seiner Zeit, der von Thomas Hobbes erzogen und beraten wurde, bis 1608, nannte ihn einen " schrecklichen Philosophen", doch befolgte er sein Leben lang Hobbes Ratschläge und hielt seine schützende Hand über ihn.

    Was war schrecklich an seiner Philosophie?


    Zunächst könnte man sich darauf einigen, Hobbes war Rationalist, der Entschlossenste in einer langen Reihe britischer Denker. Ob er der Vater des englischen Materialismus war, lassen wir dabei zunächst unbeantwortet, es ist hier noch nicht erheblich.


    Der Leviathan, ( Ein biblisches Ungeheuer) ist das Hauptwerk Hobbes und machte ihn berühmt und "hoffähig", da seine Denkrichtung zu seiner Zeit gut in das Konzept der britischen Politik passte, die nach langen Jahren der Krise wieder in ruhigeres Fahrwasser geriet.

    Was sagt Hobbes über das Zusammenleben?

    Aristoteles hatte den Menschen als soziales Lebewesen betrachtet, ein Wesen, das auf die Polis ausgerichtet sei. Diese Definition des " sozialen Tieres" Mensch, sei trügerisch, befand Hobbes.

    Dem Naturzustand überlassen, breche aus dem Menschen seine animalische Wesensart hervor, er entwickele ein Recht des Stärkeren und zögere aus seiner Natur her nicht, den Schwächeren zu bestehlen oder zu töten.

    Nur ein starker Staat mit einem rigorosen Gesetz halte den Menschen davon ab.

    Wir wir sehen, tritt hier ein deutlicher Skeptizismus hervor, der die Natur des Menschen gebändigt sehen will.

    Hobbes war keineswegs der Ansicht, der Mensch sei aus Vernunftsgründen dazu bereit oder befähigt, sozial und gut zu handeln.

    Hobbes bringt hier keine moralische Wertung an, er verurteilt nicht, sondern erklärt dieses Verhalten mit natürlichem Egoismus, der durch Angst vor dem Tod, Hunger und dem Willen zu überleben angetrieben wird.

    Ein Sozialverhalten, das viel später "Survival of the Fittest" bzw. "Struggle of Live" genannt werden wird.( Vgl. Soz.Darwinismus)

    Seine Reflektionen sind bitter und nur aus der Zeit heraus zu erklären. Sie gaben die Voraussetzung für einen Zusammenschluss vieler Körperschaften zu einem Staatswesen.

    Für den Herrscher/in war diese Denkart eine Genehmigung und praktikabele Möglichkeit, Macht und Herrschaft zu legitimieren.


    Individuelle Freiheiten, so Hobbes, müssten von allen zugunsten der eigenen Sicherheit aufgegeben werden und die Macht auf eine geringe Anzahl von Individuen übertragen werden. Auf diese Weise entsteht ein Staat, ein künstliches Konstrukt, dessen Macht nicht auf Instinkten, sondern auf einem gemeinsamen Nenner von Interessen beruht.


    Fazit:

    Als Verfechter des Absolutismus ging Hobbes davon aus, die Bündelung der Gestaltungskraft verschiedener Entitäten zur Herrschaft sei auf die Person des Monarchen zu übertragen.

    Die Beurteilung von Gut und Böse sei Aufgabe des Staates, nicht des einzelnen Individuums. Die weltliche und geistliche Macht sei in einer Hand zu vereinigen mit der Folge der Unterwerfung der geistlichen unter die weltliche Macht.


    In diesem Sinn haben wir also den Beweis für die These, dass Hobbes ein Materialist war.

    Er vergleicht den Staat mit einem Uhrwerk, das nur funktioniere, wenn Kenntnis seiner Wirkung und Funktion vorhanden sei. Somit passt Hobbes Denken sehr gut in die Zeit der Entdeckungen, dem Sieg der Naturwissenschaften und der Unterwerfung der Meere und Länder unter staatliche Kontrolle.

    Es ist das Ende der religiösen Staatstheorien vom Staat als " Stadt Gottes" und der Beginn eines streng auf Ursache und Wirkung bedachten, beinahe physikalischen Politikverständnisses.

    Der Zweck ist ein Gesellschaftsvertrag mit dem Herrscher/in, der utilitaristisch ist, d.h., der den Sinn der Notwendigkeit anerkennt, lapidar gesagt:

    Besser gehorsam als tot.

    Natürlich stiess diese Ansicht auf heftigsten Widerstand, vor allem von Seiten der anglikanischen Kirche, doch wie hier zu beweisen war, hatte diese Theorie für den König/in einen unwiderstehlichen Reiz, indem es seine/ ihre Macht als aus der Natur heraus gegeben erklärte und untermauerte.

    Es war die staatstheoretische Grundlage für die Festigung der Königsmacht, in England stets umstritten, und gleichzeitig die Basis für die spätere Schaffung des britischen Empires.

    Dennoch wollen uns heutigen Lesern die Bestandteile von Hobbes' "Elementa Philosophiae" nicht behagen. Spätestens die Aufklärung und der Idealismus, als ihre späte Variante, lehrten die Teilung der Gewalten und die Vernunft als oberstes Staatsprinzip.

    Somit sehen wir heute Hobbes Vorstellungen vom Menschen, der des Menschen Wolf sei, als ein etwas grobes Protostadium einer Staatstheorie an.

    Zumindest bis uns das Weltgeschehen wieder einmal das Gegenteil vor Augen führt.



    Thomas Hobbes (1588- 1679) war ein englischer Philosoph, der seine Ausbildung am Hertford College und der University of Oxford erhielt. Stark beeinflusst wurde er von Macchiavelli, Descartes und Francis Bacon.

    Sein Arbeitgeber, der Earl of Cavendish, ermöglichte ihm zahlreiche Reisen durch ganz Europa. Später fand er auch im englischen König Charles II.einen Förderer.

    Er verfasste Übersetzungen der Werke Homers und bald auch eigene philosophische Schriften:

    "De Cive" (1642)

    "The Elements of Law Natural and Politic" ,(1642)

    " Leviathan" (1651)


    Der Name Leviathan ist hebräisch und bedeutet etwa: " Der sich Windende".

    Gemeint ist damit ein urtümliches Ungeheuer, die deutsche Definition lautete früher wohl: " Lindwurm" ( Drache)

    Das soll den Staat symbolisieren, als gewaltigen Apparat, der über alle Bereiche des Lebens herrscht.

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  • Individuelle Freiheiten, so Hobbes, müssten von allen zugunsten der eigenen Sicherheit aufgegeben werden und die Macht auf eine geringe Anzahl von Individuen übertragen werden. Auf diese Weise entstehen ein Staat, ein künstliches Konstrukt, dessen Macht nicht auf Instinkten, sondern auf einem gemeinsamen Nenner von Interessen beruht.

    Dies ist für mich genau der Knackpunkt. Die Vorstellung die Macht auf einige wenige zu konzentrieren ist eines, aber dabei "auf einen gemeinsamen Nenner von Interessen" zu kommen, ist genau das, was man von einem guten Herrscher, von einer guten Regierung erwartet, aber meist bei Erlangung der Macht in einer Verschiebung hin zu den Interessen einiger weniger mündet

    :study: Audre Lorde: Sister Outsider (eBook)

    :study: Joseph Roth: Hiob (eBook) - MLR

    :study: Thomas Chatterton Williams: Selbstportrait in Schwarz und Weiss - Unlearning Race



    „An allem Unrecht, das geschieht, ist nicht nur der Schuld, der es begeht, sondern auch der, der es nicht verhindert.“

    Erich Kästner

    "Das fliegende Klassenzimmer"


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  • Individuelle Freiheiten, so Hobbes, müssten von allen zugunsten der eigenen Sicherheit aufgegeben werden und die Macht auf eine geringe Anzahl von Individuen übertragen werden. Auf diese Weise entstehen ein Staat, ein künstliches Konstrukt, dessen Macht nicht auf Instinkten, sondern auf einem gemeinsamen Nenner von Interessen beruht.

    Dies ist für mich genau der Knackpunkt. Die Vorstellung die Macht auf einige wenige zu konzentrieren ist eines, aber dabei "auf einen gemeinsamen Nenner von Interessen" zu kommen, ist genau das, was man von einem guten Herrscher, von einer guten Regierung erwartet, aber meist bei Erlangung der Macht in einer Verschiebung hin zu den Interessen einiger weniger mündet

    Ja genau, terry , die Frage bleibt immer, ob der Gesellschaftsvertrag letztlich die Interessen von Vielen, vertreten von Wenigen, vorsieht ( oligarchisches Prinzip), oder die Interessen Weniger auf Kosten Vieler durchsetzt. Deshalb ist dieses Konstrukt für mich ein Protostadium. Das kann der " Leviathan" nicht zufriedenstellend beantworten. :winken:

  • Dieses Cover, das da über Nacht statt des unteren blauen Covers erschienen ist, kann ich wenigstens noch im 365er Thread als hässliches des Monats küren. :shock: :evil:

  • Dieses Cover, das da über Nacht statt des unteren blauen Covers erschienen ist, kann ich wenigstens noch im 365er Thread als hässliches des Monats küren. :shock: :evil:

    Dieses Cover hat netterweie den Vollständigen Titel

    Des Engländers Thomas Hobbes Leviathan oder der kirchliche und bürgerliche Staat

    :study: Ich bin alt genug, um zu tun, was ich will und jung genug, um daran Spaß zu haben. :totlach: na ja schön langsam nicht mehr :puker:

  • Dieses Cover, das da über Nacht statt des unteren blauen Covers erschienen ist, kann ich wenigstens noch im 365er Thread als hässliches des Monats küren. :shock: :evil:

    Dieses Cover hat netterweie den Vollständigen Titel

    Des Engländers Thomas Hobbes Leviathan oder der kirchliche und bürgerliche Staat

    Danke Mara ,gefällt mir auch besser. :wink: Aber der Titel den die " Oxford University Press" offiziell herausgibt, heißt schlicht " Leviathan".

  • Wäre als Überschrift auch besser so:

    Thomas Hobbes - Des Engländers Thomas Hobbes Leviathan oder der kirchliche und bürgerliche Staat / Leviathan or The Matter, Forme, & Power of a Common-wealth Ecclesiasticall and Civil


    Du musst es nur zum Ändern melden.

    :study: Ich bin alt genug, um zu tun, was ich will und jung genug, um daran Spaß zu haben. :totlach: na ja schön langsam nicht mehr :puker:

  • Wäre als Überschrift auch besser so:

    Thomas Hobbes - Des Engländers Thomas Hobbes Leviathan oder der kirchliche und bürgerliche Staat / Leviathan or The Matter, Forme, & Power of a Common-wealth Ecclesiasticall and Civil


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    Es ist halt so, ich habe den Kommentar des oben genannten Herausgebers nie gesehen und kann die Qualität also auch schlecht beurteilen.