Der Autor (Quelle: Wikipedia): Franz Josef Degenhardt (* 3. Dezember 1931 in Schwelm; † 14. November 2011 in Quickborn), auch genannt „Karratsch“, war ein deutscher Liedermacher, Schriftsteller sowie promovierter Jurist und Rechtsanwalt.
Klappentext (Quelle: Aufbau): Kurz vor Hannover merkt Bruno Kappel, ein Hamburger Rechtsanwalt, daß er verfolgt wird. Er ist unterwegs zur goldenen Hochzeit seiner Eltern im Ruhrgebiet, aber er soll sich auch mit Karin Kunze treffen, einer ehemaligen Freundin, die in der Terroristenszene untergetaucht ist. Als er erfährt, daß sie sich gerade einer drohenden Verhaftung entziehen konnte, nimmt er Kontakt zu gemeinsamen Freunden aus der Zeit der Studentenunruhen auf, um sie zu finden. Karin bleibt verschwunden, doch Kappel wird in neue Aktionen gegen einen Truppenübungsplatz verwickelt.
Deutsche, niederländische und diverse osteuropäische Ausgaben:
- Die deutsche Originalausgabe erschien zuerst 1975 im Bertelsmann-Verlag in München, Gütersloh und Wien, wiederaufgelegt u.a. 1977 (und dann noch 1978, 1980, 1981 und 1983) als rororo Nr. 4074 im Rowohlt Taschenbuchverlag in Reinbek bei Hamburg (187 Seiten), 1997 als Aufbau-Taschenbuch Nr. 1317 im Aufbau-Taschenbuchverlag in Berlin (308 Seiten) und 2011 als Band 2 der Degenhardt-Werkausgabe im Verlag Kulturmaschinen in Berlin (283 Seiten).
1976 erschien der Roman auch als Bertelsmann-Lizenzausgabe für die sozialistischen Länder bei Aufbau in Ost-Berlin und Weimar (308 Seiten). - Es gibt eine niederländische Übersetzung von Gerrit Bussink 1976 als „Brandhaarden“ bei Uitgeverij De arbeiderspers in Amsterdam (279 Seiten), eine ungarische Übersetzung von Bor Ambrus 1977 als „Üszkös terep“ bei Európa Könyvkiadó in Budapest, eine russische Übersetzung 1978 als „Požarišča“ bei Progress in Moskau, eine tschechische Übersetzung 1979 als „Spáleníště“ bei Svoboda in Prag, eine bulgarische Übersetzung 1980 als „Pepelišta“ bei Izdatelstvo Christo G. Danov in Plovdiv und eine slowakische Übersetzung von Perla Bžochová 1981 als „Spáleniská“ bei Tatran in Bratislava.
Verfilmung:
Der Roman wurde 1977 in der DDR vom DEFA-Studio für Spielfilme unter dem Titel „Brandstellen“ in der Regie von Horst E. Brandt verfilmt. Schauspieler: Dieter Mann, Heidemarie Wenzel, Wolfgang Dehler, Ezard Haußmann, Petra Hinze , Karin Gregorek, Dieter Wien, Annekathrin Bürger, Fritz Decho und viele andere.
Meine Einschätzung:
Eine politisch aufgeladene Geschichte über den Widerstand einer Bürgerinitiative dagegen, dass ein Naherholungsgebiet im Emsland militärisches Sperrgebiet und NATO-Truppenübungsplatz werden soll. Ein linker Hamburger Anwalt beginnt sich, in er Angelegenheit zu engagieren. Lokaler Unmut wird von außen instrumentalisiert (aus dem ganzen Bundesgebiet fallen linke, autonome und bürgerbewegte Gruppen ein, um zu demonstrieren) und so entkräftet. Trockener Tonfall, scharf beobachtend und bloßlegend wie Degenhardts Lieder, auch wenn mir seine Lieder unbehaglicher und schärfer erscheinen. "Brandstellen" ist weniger ein Bildungsroman (nach dem Motto: Wir lernen alle was zusammen mit der Hauptfigur), als vielmehr eine genau beschriebene Lebenswelt: Arbeiter, die zu wenig zum Auskommen in der Lohntüte haben, der belächelte Wunsch nach der Emanzipation der Frau, verfilzte Bürokratie, der Vorrang von Ökonomie, Militär und Rechtsstaat geht immer zu Lasten von Natur, Familien und Wildwuchs. Erschütternd ist, wie aktuell die Gemengelage heute noch erscheint. Viel weiter sind wir nicht gekommen. Der Roman ist ein sehr authentisches, detailliertes, stark politisiertes Zeitbild, dem für meinen Geschmack etwas mehr Romanhaftigkeit ganz gut getan hätte ...