Arne Dahl - Misterioso

  • Der erste Band um den Sonderermittler Paul Hjelm.


    Inhalt:


    Von Amazon kopiert:


    Hochbrisant und top secret -- eine Spezialaufgabe für ein Sonderkommando: drei Morde nach gleichem kaltblütigen Muster, drei Geschäftsmänner brutal hingerichtet. Inspektor Paul Hjelm, verheiratet, zwei Kinder, ermittelt: Russische Mafia? Organisiertes Verbrechen?


    Als bester schwedischer Thriller des Jahres wurde Dahls erster Paul-Hjelm-Krimi gelobt, gar auf eine Stufe mit Åke Edwardson und Håkan Nesser gestellt. Verdient hat er's ganz sicher, denn es dauert nur wenige Seiten und man wird zum stillen Mitglied in jenem "handverlesenen" Sonderkommando. "Eine Art ritualisierte Hinrichtungsmethode mit Wiedererkennungseffekt?". Wer waren die drei Männer, hatten sie gleiche Freunde, Feinde, Geschäfte, Hobbys? Minutiös werden Recherchen geschildert, Details bleiben nicht unerwähnt, fast pedantisch genau wird der Fall literarisch seziert; das klingt dröge, ist es aber nicht. Im Gegenteil: "Man stößt ständig auf neue Verästelungen... neue Triebe, die aus den Stengeln sprießen" -- je sachlicher und distanzierter die Schilderungen, desto spannender und fesselnder die Stimmung.


    Fünf Männer und eine Frau im Sonderteam, "und sie wissen, was auf dem Spiel steht", ganz unterschiedliche Charaktere, gut heraus gezeichnet, individuell, jeder mit nachvollziehbaren Absichten handelnd, dynamisch in der Gruppe. Ein gelungenes Potpourri.


    Ein gewöhnlicher Fall ist es nicht, Arbeit, Einsatz und Gefahr gehen weit über andere Ermittlungen hinaus; an Gesellschaftskritik wird nicht gespart: "Was bis vor wenigen Jahren echten Verbrechern vorbehalten war, Geldwäsche, Geldschieberei... sind inzwischen salonfähige Geschäftsfelder." Wenn die Toten "Kapitalisten der neuen Sorte waren, nichtproduzierende Wirtschaftskapitäne", wo sind dann die Täter zu suchen?


    Und dann ist da noch ein Saxofonstück, das eine große Rolle spielt, "er könnte das Stück wieder und immer wieder hören" -- aber wer? Der Täter? Der Mörder? --Barbara Wegmann --


    Meine Meinung:


    Dieses Buch war ein erneuter Versuch, mit den skandinavischen Krimiautoren warm zu werden. Es hat funktioniert!
    Ein gelungener Roman, der sehr lebendig daherkommt. Im Mittelpunkt steht natürlich das Verbrechen, aber ebensoviel Interesse wird den Mitgliedern der A-Gruppe (dem Ermittlungsteam) gewidmet. In dieser Gruppe liegt der Fokus auf der Entwicklung von Paul Hjelm und Kerstin Holm. Durch regelmäßige Teambesprechungen in der "Kampfleitzentrale" gelingt es dem Autor, auch die anderen Personen lebendig zu gestalten und den Leser immer auf dem aktuellen Informationsstand bringt. Hier beweist Arne Dahl eine erstaunliche Fähigkeit, alle losen Stränge in Knoten zusammenzufassen, neu zu verknüpfen und so die Spannung aufrecht zu erhalten.


    Sehr beeindruckend fand ich zudem die detaillierten Ortsbeschreibungen von Stockholm, Göteborg und Tallin. Jemand, der die Städte kennt, könnte wahrscheinlich die Handlung bei einem Rundgang (bzw. einer Rundfahrt) nacherleben. Leider sind meine Ortskenntnisse der Städte eher gering, weshalb ich die eben genannte These unegprüft in den Raum stelle... ;)


    Neben der Kriminalgeschichte findet man auch ein hohes Maß an Gesellschaftskritik. Sei es durch die Schilderung von Wirtschaftskriminalität, die gefürchtetete Expansion der Russen-Mafia nach Schweden oder die Darstellung familiärer Abgründe.


    Alles in allem ein gelungenes Debüt von Arne Dahl. Es bleibt für mich sicher nicht der letzte Band der Reihe. :thumright:

    She wanted to talk, but there seemed to be an embargo on every subject.
    - Jane Austen "Pride and prejudice" - +

  • Ich habe diesen Krimi gerade gelesen und er hat mir gut gefallen. Er ist spannend, hat sympatische Ermittler (wobei man auch Einblicke ins Privat- und Gefühlsleben bekommt) und beschreibt detailiert die Polizeiarbeit an dem Serienmörderfall, ohne dabei langatmig zu werden.

  • Der Auftakt zu Arne Dahls Reihe um die A – Gruppe mit den Sonderermittlern Paul Hjelm und Kerstin Holm, „Misterioso“ ist sehr gelungen.
    Dahls Schreibstil finde ich wirklich sehr gut und durch einige witzige Passagen wird die ganze Handlung um einen Serienmord erst unterhaltsam und lebendig.
    Trotz einiger zäheren Teile war doch genug Spannung in der Geschichte enthalten.
    Durch verschiedene Handlungsstränge, welche Dahl bis zum Ende perfekt und stimmig verbindet, bleibt die Neugier des Lesers erhalten und dieser wird weiterhin an die Geschichte gebannt. Auch gewinnt man beim Lesen gute und auch zahlreiche Einblick ins Privatleben der Ermittler. Der Leser kann sich dadurch gut mit den verschiedenen Charakteren identifizieren und erfährt etwas über die Gefühle und Probleme der einzelnen Personen.
    Letztendlich wirkt alles sehr glaubwürdig. Ein guter, unterhaltsamer Kriminalroman.


    :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: von :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5:

  • Ich bin Späteinsteiger in die "A-Gruppe"-Reihe, ich fange nämlich gerade erst damit an, nachdem ich Arne Dahl während der lit.Cologne erlebt habe. So ein sympathischer Typ mit einem trockenen Humor! Er spricht klasse deutsch. Ich muss gestehen, ich kannte ihn vorher gar nicht und wollte nur wegen Gerd Köster, der den deutschen Text gelesen hat, dort hin. Aber natürlich habe ich mir das neue Buch "Dunkelziffer" gekauft und signieren lassen. Da ich ein ordentlicher Mensch bin, fange ich die Reihe brav von vorne an. Bis jetzt gefällt es mir sehr gut. :thumleft:

    Ich höre :musik: gerade "Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert" von Joel Dicker.

  • Meine Meinung:


    Da mir die Bücher von Arne Dahl immer wieder wärmstens empfohlen wurde und Bd. 1 schon sein mehreren Jahre subbte, habe ich mal mit diesem Debütband gegriffen.
    Der Anfang war ungewohnt und etwas wirr, denn man wird als Betrachter Zeuge eines Überfalls, wo man einfach nichts weiß: wer wird überfallen, wo befindet man sich, wer überfällt, was ist das Motiv.


    Szenenwechsel:
    Paul Hjelm droht eine Arbeitslosigkeit, aber statt dieser bekommt er den Ruf einer Sonderkommission mit Namen A-Gruppe sich um ungewöhnlich brisante Fälle zu kümmern.
    Die einzelnen Kommissionsmitglieder lernt man währen des Buches besser kennen und jeder von Ihnen hat eine Geschichte aus der Vergangenheit.


    Immer wieder wechseln die Passagen zwischen Mörder und Ermittler, aber zu keinem bekam ich so recht Zugang. Mich ließ die Geschichte kalt, bekam keinen Draht zu den Charaktern, fand alles wird, und überladen.
    Spannung baute sich beim Lesen für mich überhaupt nicht. Hier könnte der Schreibstil, den ich nicht einfach zu Lesen empfand und die komplexen Landschaftsbeschreibungen Schuld daran sein.


    Von Bekannten, die diese Bücher /die Reihe kennen, sagen, daß der erste Band nicht gut gelungen wäre, aber die Folgebände wären besser.
    Das läßt mich hoffen, so daß ich mir den kostenlosen Download von Bd. 2 bei Amazon auf mein Kindle App runtergeladen habe….



    :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: von 10

  • Kommissar Paul Hjelm ist nach einem "Vorfall" vom Dienst suspendiert und hadert mit sich selbst. In dieser angespannten Lage bekommt er unerwartet eine zweite Chance und wird in die neu gegründete "A-Gruppe" berufen, ein Expertenteam, das landesweit zur Aufklärung besonders brisanter Kriminalfälle eingesetzt werden soll. Die Gruppe hat auch gleich ihren ersten Auftrag - zwei einflussreiche Geschäftsmänner sind auf exakt dieselbe Weise getötet worden und es steht zu befürchten, dass es zu weiteren Morden kommt.


    Während das bunt zusammengewürfelte Team noch versucht, sich aufeinander einzustellen, ist also Fingerspitzengefühl und gute Recherche gefragt, um erneute Mordanschläge zu verhindern, doch das ist leichter gesagt als getan. Die Zusammenhänge zwischen den Morden sind zwar offensichtlich, aber Motiv und potentieller Täter vollkommen unklar.


    Hinzu kommen auch noch massive Probleme in Pauls Privatleben. Unruhige Zeiten für den Kommissar.


    Der Auftakt zu Dahls Romanen um die A-Gruppe liest sich anfangs gut. Interessant ist die Gruppendynamik im neu geschaffenen Ermittlungsteam, wo sehr unterschiedliche Einstellungen und Persönlichkeiten aufeinanderprallen und jeder erst einmal seinen Platz finden muss. Der Mordfall an sich nervte mich von Beginn an ein wenig - wahrscheinlich habe ich inzwischen schon viel zu viele Serien-/Ritualmörderkrimis gelesen. Auch das problematische Privatleben des Hauptprotagonisten ist schon fast obligatorisch und berührte mich eher wenig, zumal es zwischen Paul und seiner Frau ziemlich am Anfang eine echt eklige Szene gab.


    Einige Leser der "A-Gruppen"-Reihe bemängeln, dass es wenig Identifikationspotential gibt, weil es so viele Ermittler und keine echte Hauptfigur gibt. Das störte mich gar nicht so sehr, allerdings hätte ich auf ein paar Phantasien Pauls über seine Teamkollegin gut verzichten können.


    Der erst durchaus spannende Kriminalfall wurde dann so verworren und konstruiert, dass ich immer mehr das Interesse verloren und am Ende eigentlich nur mehr quergelesen habe. Die späteren Bände der Reihe fand ich deutlich besser.


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • Inhalt (Aus dem Klappentext)
    Sein erster Fall beim Sonderkommando der Kripo Stockholm stellt Paul Hjelm vor eine schier unlösbare Aufgabe: Drei schwedische Geschäftsleute sind auf dieselbe kaltblütige Weise hingerichtet worden - mit einem Kopfschuss aus nächster Nähe. Erste Spuren zu einer Geheimloge wie auch zur russischen Mafia erweisen sich als Sackgasse. Wäre da nicht seine attraktive Kollegin Kerstin, hätte Paul Hjelm längst das Handtuch geworfen. Doch dann die heiße Spur: ein Jazzstück mit dem Titel "Misterioso" .


    Meine Bewertung:


    Mir wurde diese Krimireihe des schwedischen Autors sehr ans Herz gelegt, mit den Worten, dass es aber nicht ganz einfach zu lesen wäre. Diese Aussage kann ich nach meiner Lektüre absolut bestätigen. "Misterioso" ist auf keinen Fall ein 0815-Krimi, der innerhalb weniger Stunden verschlungen ist.


    Dies ist einerseits auf die teilweise breit und umfangreich geschilderte Handlung zurückzuführen. Sämtliche Ermittlungsrichtungen werden für den Leser nachvollziehbar beschrieben und so bekommt man auch einen Eindruck davon, wie langwierig Polizeiarbeit sein kann. Es wird definitiv ein realistischeres Bild davon gezeichnet, als dies bei der Masse an Krimis der Fall ist. Andererseits legt Dahl auch großen Wert auf eine vielschichtige Darstellung beteiligter Ermittlungsbeamter des Sonderkommandos, einschließlich der Hauptfigur Paul Hjelm. Dabei schafft der Autor nicht nur oberflächliche Charaktere, sondern gibt seinen Lesern die Chance, hinter die Masken zu blicken. Es zeichnet sich ein scharfes Bild einer bunt zusammengewürfelten Gruppe an Ermittlern, die alle Tiefs im Leben durchgemacht haben, oder zum Zeitpunkt der Geschichte durchstehen, aber trotzdem oder genau deswegen so wertvoll für das Lösen der Fälle sind: jeder auf seine Weise und unentbehrlich. Der Zusammenhang zwischen subjektiver Wahrnehmung und deren Konsequenzen ist mir in keinem Thriller zuvor so aufgefallen, wie bei diesem Buch, besonders im Bezug auf den Täter. In der Soziologie ist das sogenannte Thomas-Theorem sehr bekannt, was besagt: "Wenn die Menschen Situationen als wirklich definieren, sind sie in ihren Konsequenzen wirklich". Ich meine, das hat Dahl bei seiner Täterkonstruktion absolut fabelhaft getroffen. Er erscheint mir als sehr scharfsinniger Beobachter.
    Abstriche kann ich nur dahingehend machen, dass vom groben Strickmuster der Lösung eines Kriminalfalles kaum abgewichen wird. So ähnelt das Finale dem, was bereits aus anderen Fällen bekannt ist. Trotzdem schaffte es Dahl, dass die Identität des Täters für mich bis zur Aufklärung im Geheimen blieb. So gesehen, ist das wirklich ein Abstrich, mit dem ich leben kann.
    Insgesamt weben sich alle - noch so unwichtig erscheinenden - dünnen Fäden im Buch am Ende zu einem richtigen Strick zusammen. Das ist für mich eine sehr hochgeschätzte Erkenntnis.

    Mein Fazit:


    Arne Dahl schafft mit seinem ersten Band eine solide Grundlage für die weiter folgenden Fälle. Feinsinnig beschreibt er Situationen, Gefühle, Beziehungen und Dinge, wie man es kaum besser könnte. Und so findet sich auch sehr viel Wortwitz und Ironie in seinem Text, was man oft erst beim zweiten oder dritten Blick entdeckt. Sein Ermittlerteam konturiert er sehr tiefgründig und wenn man vielleicht vom Fall an sich ein paar Abstriche machen muss, lernt man doch Menschen kennen, die man im wahren Leben sehr schätzen würde.


    Alles in allem gebe ich:
    :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5:



    Liebe Grüße,


    fcbfrosch

  • Nach einem kürzlich erfahrenen Negativ-Erlebnis bei der Lektüre von Arne Dahl neuestem Thriller „Zorn“ ( siehe meine Rezension im entsprechenden Thread ) habe ich mir, sozusagen als Wiedergutmachung in eigenem Interesse, aber auch zur Rehabilitation des Autors, noch einmal den ersten Roman der Krimi-Serie um die Stockholmer A-Gruppe um Paul Hjelm vorgenommen: „Misterioso“, 2003 in Deutschland erschienen.


    Verglichen mit „Zorn“ ist „Misterioso“ ein qualitativer Quantensprung - beginnend mit der ersten Seite wird dies deutlich. Die Vorgeschichte zur Aufstellung der A-Gruppe nimmt sich Zeit und damit genau den Raum ein, den sie benötigt, um dem Leser die vertrackte Lage und das seelische Chaos des Protagonisten Paul Hjelm sonnenklar zu machen: nach einem Alleingang bei der Befreiung von Geiseln und einem waghalsigen Schußwechsel will die Dienstaufsicht ein Exempel statuieren und Hjelm vom Dienst suspendieren. Dieser zeigt Anzeichen von Burnout, schwankt zwischen einer Scheißegal-Mentalität und der panischen Angst um Job, Pension und Famile. Die Strafversetzung in die neugebildete A-Gruppe, einer spezialisierten, ressortübergreifenden Einheit zur Bekämpfung von international agierenden Verbrechern, ist für Hjelm die einzige Möglichkeit, seinen Kopf noch aus der Schlinge zu ziehen.


    Die übrigen Mitglieder der A-Gruppe können ähnlich komplizierte und gebrochene Karrieren vorweisen: Da ist der Finnlandschwede Söderstedt, einstmals Staranwalt in der Mafia-Szene Helsinkis ( ist das zu fassen ?? ), jetzt geläutert und als Linksintellektueller auf der moralisch richtigen Seite stehend. Da ist Jorge Chavez, ein kleiner, drahtiger Polizist mit chilenischen Wurzeln, der in seinem früheren Leben als Bulle in einem Problemviertel Stockholm die Gesetzgebung ein wenig zu sehr zu seinem Vorteil ausgelegt hat. Und da ist Kerstin Holm, geflohen aus Südschweden und geflohen aus einer katastrophalen Ehe mit einem prügelnden Polizisten-Kollegen. Alle Personen werden so gezeichnet, daß wir jede von ihnen vor uns sehen, mit ihren Schwächen, Stärken, Besonderheiten und Vorlieben. Wir sehen nicht allein den Polizisten am Tatort, auf der Fahrt dorthin oder im Präsidium, wir erfahren eine Menge auch über deren Privatleben, Beziehungsprobleme inclusive. Das macht sämtliche Personen sehr lebensecht und glaubwürdig und dem Leser ist, als kenne er die Kollegen der A-Gruppe schon aus vielen Vorgänger-Romanen.


    Die Handlung ist schnell erzählt: Es geht um die genau geplante und eiskalt durchgeführte Ermordung einiger Größen aus Wirtschaft und Politik, hingerichtet durch gezielte Schüsse in den Kopf, ohne daß verwertbare Spuren am Tatort zurückbleiben. Mühsam in Erfahrung gebrachte Verbindungen der Opfer untereinander, wie die Mitgliedschaft zu einem mysteriösen Geheimorden, gemeinsame Golf-Partien oder etwas ungewöhnliche sexuelle Präferenzen führen die Ermittler auf eine Vielzahl falscher Fährten, bis der Mörder ein weiteres Mal zuschlägt, kurz nach der Exekution gestört wird und am Tatort eine Kassette mit Thelonious Monks „Misterioso“ zurückläßt. Erst jetzt, über die Spur dieser extrem seltenen Live-Aufnahme des großen Jazzpianisten, geraten die Ermittler auf die richtige Fährte.


    Auch die Darstellung der polizeilichen Ermittlungen, das Verrennen in falsche Hypothesen, die Verfolgung von Spuren, die ins Leere führen, mitunter aber auch die Hilfe durch Zufälle und Intuitionen der Polizisten vermitteln den Eindruck einer glaubwürdigen Ermittlung ohne große logische Aussetzer. Dabei wird die Handlung konsequent und plausibel vorangetrieben; sie lebt allerdings weniger vom Spannungsreichtum einzelner, auf dramatische Weise zugespitzter Einzelsituationen als vielmehr von einer latenten Grundspannung, die sich aus den zunehmend konkreter werdenden Ermittlungsergebnissen ableitet. Geschickt versteht es Dahl, überraschende Erfolge bei der Verfolgung und Deutung von Spuren, unerwartet sich ergebende Erkenntnisgewinne und Durchbrüche in der Ermittlung so an das Ende der einzelnen Kapitel zu setzen, daß diese wie ein Cliffhanger den Leser in die jeweils nächsten Abschnitte überleiten. Tatsächlich kann man sich dem Sog der Geschichte kaum entziehen und es bleibt rätselhaft, wie Dahl es in seinem ersten Kriminalroman fertigbringt, auf derart routinierte Weise sämtliche handwerklichen Finessen des Kriminalromans souverän auf den Punkt zu bringen.


    Doch bei allem Lob soll auch ein wenig Kritik nicht unerwähnt bleiben: Geradezu peinlich geraten die Schilderungen erotischer Handlungen, Träume oder Phantasien der Protagonisten. Sie sind derart hölzern geschildert und gleiten so ins Klischeehafte, platt Pornografische ab, daß der Leser geneigt ist, fremdschämend die entsprechenden Passagen rasch zu überblättern. Auch die Darstellung sozialer Mißstände und Fehlentwicklungen in der schwedischen Bullerbü-Gesellschaft gerät Dahl meist sehr schwarzweiß-malerisch, platt und einfach erklärt: hier die guten, hart arbeitenden, ehrlichen Steuerzahler, die armen arbeitslosen Migranten mit keinerlei Perspektive, vergessen und vernachlässigt durch Gesellschaft und Staat; dort die skrupellosen Bonzen, geldgierigen Wirtschaftsverbrecher und korrupten Politiker. Ein wenig mehr Differenzierung in der Darstellung des gesellschaftlichen Überbaus täte der Handlung sicher gut, doch sollten wir nicht zuviel erwarten: „Misterioso“ ist nicht „Schuld und Sühne“ und Dahl wird wohl niemals ernsthaft den Literatur-Nobelpreis ins Auge gefasst haben. Auch ist „Misterioso“ keiner der großen Gesellschaftsromane des beginnenden 21. Jahrhunderts, wohl aber ein handwerklich sehr gut gemachtes Stück Unterhaltungsliteratur, welches uns über ein paar Stunden gebannt den Abenteuern der A-Gruppe folgen lässt. Es ist nicht mehr. Aber auch nicht weniger.

  • Da mir die Bücher von Arne Dahl immer wieder wärmstens empfohlen wurde und Bd. 1 schon sein mehreren Jahre subbte, habe ich mal mit diesem Debütband gegriffen.
    Der Anfang war ungewohnt und etwas wirr, denn man wird als Betrachter Zeuge eines Überfalls, wo man einfach nichts weiß: wer wird überfallen, wo befindet man sich, wer überfällt, was ist das Motiv.


    Szenenwechsel:
    Paul Hjelm droht eine Arbeitslosigkeit, aber statt dieser bekommt er den Ruf einer Sonderkommission mit Namen A-Gruppe sich um ungewöhnlich brisante Fälle zu kümmern.
    Die einzelnen Kommissionsmitglieder lernt man währen des Buches besser kennen und jeder von Ihnen hat eine Geschichte aus der Vergangenheit.


    Immer wieder wechseln die Passagen zwischen Mörder und Ermittler, aber zu keinem bekam ich so recht Zugang. Mich ließ die Geschichte kalt, bekam keinen Draht zu den Charaktern, fand alles wird, und überladen.
    Spannung baute sich beim Lesen für mich überhaupt nicht. Hier könnte der Schreibstil, den ich nicht einfach zu Lesen empfand und die komplexen Landschaftsbeschreibungen Schuld daran sein.


    Von Bekannten, die diese Bücher /die Reihe kennen, sagen, daß der erste Band nicht gut gelungen wäre, aber die Folgebände wären besser.
    Das läßt mich hoffen, so daß ich mir den kostenlosen Download von Bd. 2 bei Amazon auf mein Kindle App runtergeladen habe…


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb:

  • @Janina ,
    dein Beitrag verwirrt mich gerade: Es klingt, als hättest du das Buch gelesen, aber hier wird das Hörbuch angezeigt.


    Wenn dir das Hörbuch nicht gefallen hat, wundert es mich nicht. Auch ich als bekennender Dahl-Fan habe mit seinen Hörbüchern Probleme. Hast du das Buch gelesen, wäre dein Kommentar hier sicher besser aufgehoben. Auch wenn es dann auch wieder verwirrend wird, denn auch beim Buch wird das Hörbuch angezeigt.

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


    Wenn du einen Garten und eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen. (Cicero)



  • Dank der lieben @nordlicht :friends: welche mir das Buch geliehen hat, habe nun auch ich einen Arne Dahl gelesen :)


    Das Ermittlungsteam was zusammengestellt worden war, hat mir sehr gut gefallen, sehr unterschiedliche Charaktere mit sehr unterschiedlichen Geschichten.
    Der Erzählstil des Autors ist nicht gerade leicht, man braucht Konzentration beim lesen und das Ganze ist auch recht komplex aufgebaut, Nichts, was man mal so nebenher liest.
    Anstrengend waren für mich auch oft diese nordischen Namen aber damit habe ich bei diesen Krimis immer meine Probleme.


    Alles in allem hat es mir aber gut gefallen, vor allem diese Atmosphäre des Buches. Ich vergebe :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:


    Ich habe übrigens die Printausgabe gelesen. Warum hier das Hörbuch angezeigt wird kann ich nicht nachvollziehen.

  • Norsborg eine Stadt nahe Stockholm . Paul Hjelm wird bei einer Sondergruppe eingesetzt . Er soll mithelfen einen Serienmörder dingfest zu machen der es auf die Spitzen der Wirtschaft abgesehen hat . Aber immer wieder führen die Ermittlungen in eine Sackgasse .


    Ich hatte zwar etwas gebraucht um in dieses Buch hineinzukommen , aber nach einer einiger Zeit war ich mitten im Geschehen . Die Spannung baut sich langsam auf zum Schluss hin steigert sie sich rasant . Die Handlung spielt sich hauptsächlich in Wirtschaftskreisen und Bankenkreisen ab . Der Erzähl - und Schreibstil ist dicht aber gut zu lesen .

    Die Charaktere gerade auch das Team um Paul Hjelm passen hervorragend in das Buch hinein . Gerade auch weil sie natürlich wirken , mit all ihren Stärken und Schwächen . In unregelmäßigen und kleineren Kapiteln wird aus Sicht des Mörders erzählt . Zwischendurch zog sich die Story für mich etwas in die Länge . Gerade auch was die private Seite des Kommissars Hjelm angeht. Da sind einige Passagen dabei , die überhaupt nicht so wirklich in das Buch passen .


    Fazit : Korruption , Wirtschaftskriminalität , Drogen aber auch eine Ordensgemeinschaft spielen in diesem Krimi eine Rolle . Ich fand es sehr gut , dass ich mit diesem Ermittlungsteam nach und nach bekannt gemacht wurde . Auch was die privaten Seiten angeht . Immer mehr geht es auch um einen russisch - estnischen Mafiaableger . Da überraschte mich doch das Ende . Es ist der erste Teil einer fünfzehnteiligen Reihe .

    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • Kurzfassung


    In Schweden werden hochrangige Geschäftsleute ermordet. Der Täter verschafft sich Zugang zu ihren Häusern und wartet nachts geduldig darauf, dass sie allein nach Hause kommen. Er tötet sie durch zwei gezielte Kopfschüsse, entfernt anschließend die Kugeln und verschwindet ungesehen.

    Währenddessen beendet Paul Hjelm, ein Polizist in Stockholm, eigenmächtig eine Geiselnahme. Von der Presse als Held gefeiert, versucht die Innenrevision an ihm ein Exempel zu statuieren: Hjelm sieht sich am Ende seiner Karriere. Doch da taucht plötzlich Jan-Olov Hultin auf und bietet ihm die Chance, in einer völlig neuen Ermittlereinheit zu arbeiten, der sogenannten A-Gruppe. Deren erster Fall: die von der Presse als Machtmorde betitelten Tötungen schwedischer Geschäftsleute.


    Handlung


    Die Ermittlungen der A-Gruppe führen zu völlig unterschiedlichen Ansatzpunkten: was hatten diese Geschäftsmänner gemeinsam? Haben die Morde etwas mit der Mitgliedschaft in Geheimorden zu tun? Steckt die Mafia dahinter? Geht es um Wirtschaftskriminalität? Und was hat es mit dem Musikstück Misterioso des Jazzmusikers Thelonious Monk auf sich, das an einem der Tatorte gefunden wird? Während der Suche nach Antworten wird nach und nach klar: der Schlüssel zum Motiv des Mörders liegt in der gemeinsamen Vergangenheit der Opfer.


    Charaktere


    In „Misterioso“ begegnen dem Leser eine Vielzahl von Charakteren, die dazu führen, dass man schnell den Überblick verlieren kann. Zusätzlich geht Arne Dahl einen ganz eigenen Weg, dem Leser die Protagonisten nahezubringen: die Figuren werden nicht in der klassischen Form eingeführt und vorgestellt, sondern bekommen erst nach und nach ihre Gestalt und Eigenheiten. Dabei bleiben viele Fragen offen. Nach Ende des Buches habe ich nicht das Gefühl, sie schon wirklich gut zu kennen.

    Das scheint vom Autor so gewollt, denn eine ganz klare Botschaft seines Buches ist, dass man niemals jemanden so ganz kennt. Zumal die Ermittler selbst, allen voran Paul Hjelm, neben der Jagd auf den Mörder auf einer weiteren Suche sind, nämlich der nach sich selbst. In der Mitte des Lebens stehend, mit zwei pubertierenden Kindern und einer kriselnden Ehe, versinkt Hjelm so manches Mal in Selbstzweifeln und (erotischen) Tagträumen. Mir gefällt, dass Arne Dahl seine Figuren in vielen Schattierungen zeichnet, so dass es kein Schwarz-Weiß-Denken gibt: Täter, Opfer und Ermittler sind nicht in Gut und Böse eingeteilt, es gibt keine klassischen Helden wie in anderen Kriminalromanen, sondern die handelnden Personen sind Menschen wie Du und ich, mit Stärken, Schwächen, Ängsten und Sehnsüchten.


    Schreibstil


    Bei Arne Dahls Roman "Misterioso" handelt es sich um einen Kriminalroman, der sich durch sein sprachliches Niveau von anderen Thrillern und Krimis ganz klar abgrenzt. Der Stil des Autors ist anfangs gewöhnungsbedürftig, die Gespräche der Personen verlaufen oft kryptisch und es sind die kleinen Zwischentöne, die die Entwicklung der Figuren voranbringen.


    Fazit


    "Misterioso" ist für mich kein Buch für den Strand oder für den Abend nach einem anstrengenden Tag, denn Arne Dahl verlangt dem Leser einiges an Konzentration und Hingabe ab. Während des Lesens musste ich mich sehr in Geduld üben, weil die Entwicklung der Figuren und der Geschichte sich in einem ganz eigenen Tempo vollziehen. Doch das Durchhalten wurde am Schluss durch die Zusammenführung der unterschiedlichen Handlungsstränge mehr als belohnt.


    Dennoch hat das Buch seine Schwächen: die endlosen Aufzählungen der Straßennamen und Fahrtrouten sind für mich mehr als ermüdend. Vielleicht begeistern sich Ortskundige für diese Beschreibungen, mich jedoch reißen sie aus dem Lesefluss. Und obwohl „Misterioso“ eine abgeschlossene Geschichte in sich ist, bleiben bei mir noch viele Fragen offen, vor allem das Ermittlerteam betreffend. Ich hoffe, dass einige davon in den Fortsetzungen geklärt werden, denn am Ende dieses ersten Buches fühlt es sich für mich noch unvollständig und lückenhaft an.