Friedrich Ani - Letzte Ehre

  • Kurzmeinung

    mapefue
    Mit diesem hochklassigen Roman schafft Ani tiefe Empathie
  • Kurzmeinung

    Bookdragon
    Ein Krimi der in die Abgründe führt
  • Ein neuer Friedrich Ani mit bekannter Ermittlerin


    Fariza ermittelt wieder. Mit untrüglichem Instinkt erkennt sie, wenn eine Aussage nicht stimmt, wenn ein Zeuge etwas verschweigt. Auch wenn sie sich noch nicht sicher ist, wo genau etwas versteckt ist. Aber sofort erkennt sie die Schwachstellen in den Aussagen der Zeugen oder Verdächtigen, lenkt ab, kehrt unvermittelt zurück zum Thema, entlockt zum Schluss die Geständnisse und die Tatverdächtigen sind am Ende erleichtert. Fariza Nasri übernimmt die Vernehmungen wegen ihrer erfolgreichen Art diese zu führen. Ohne psychische Gewalt anzuwenden oder suggestive Fragen, einfach durch Zuhören und auf das Gesagte oder auch nicht Gesagte Acht geben, löst Fariza Nasri die Fälle meisterhaft. Im vorliegenden Buch gibt es nicht einen Mord den sie auf der letzten Seite dann auflöst, so wie in einem klassischen Krimi. Es ist eher so, ein Tod wird aufgeklärt enthält aber in irgendeiner Form schon den Ansatz zum nächsten Mord, auch wenn der etliche Jahre zurück liegt. Scheinbar zusammenhanglos nach einer Kneipenschlägerei wird der zweite Mord ans Tageslicht geholt. Die Täterin erzählt Fariza alles, weil ihr endlich jemand wirklich zuhören will, wie es zu dem Mord kam, aber auch wie die Kindheit (wenn man das so nennen kann) der Frau verlaufen ist. Und wir stellen fest, alles hängt irgendwie zusammen der erste Todesfall und der lang zurückliegende Mord, ist miteinander verkettet und verzahnt, bildet eine unwiderlegbare Einheit.


    Und mittendrin geschieht ein Gewaltverbrechen im persönlichen Umfeld Farizas, mit dem sie schwer zu kämpfen hat. Auf persönlicher Ebene aber auch als Polizistin.


    Friedrich Anis Schreibstil ist unverkennbar. Leicht pessimistisch, nüchtern, staubtrocken und dann fallen Sprachbilder die den Leser kurz schmunzeln lassen: Fariza „spendiert dem Bier noch einen russischen Bodyguard“ (S.175) oder die Polizisten im Präsidium werden Goldfasane genannt, zu Grewe, einem Kommissar der Fariza ein Dorn im Auge ist und der sie bedroht und runtermacht, antwortet sie auf seine Hassrede „ Geh rückwärts zur Tür“… „Damit ich dich nicht von hinten sehen muss. Mir reicht Dein Gesicht“ (S.173). In solchen Momenten frage ich mich, warum fallen mir nie solche Repliken ein, wenn mir jemand blöd kommt.


    Aber es gibt auch richtiggehend lyrische Passagen. So wenn sie den Tod beschreibt, oder ihr letztes Zwiegespräch mit der verstorbenen Freundin: „Dein Leinenhemd so weiß und unversehrt. Das Licht so weiß und voller Tod“ (S. 219)


    Letzten Endes sind es drei Todesfälle die Kriminaloberkommissarin Fariza Nasri löst in einem Krimi. Und doch endet das Buch in einem schockierenden (oder doch nicht?) Cliffhanger der uns auf den nächsten Roman von Friedrich Ani warten lässt.

  • Squirrel

    Hat den Titel des Themas von „Friedrich Ani Letzte Ehre“ zu „Friedrich Ani - Letzte Ehre“ geändert.
  • Düster wie ein skandinavischer Thriller

    Auch wenn das Cover ins Auge sticht, hat es eigentlich nichts mit dem Inhalt des Buches zu tun und das finde ich manchmal schade, da es genug Motive gibt, die Aussagekräftiger sind. Dem Inhalt schadet es jedoch in keiner Weise. Ich habe wirklich schon lange nicht mehr so ein verstörendes und doch fesselndes Buch gelesen.


    Oberkommissarin Fariza Nasri ist Spezialistin für Verhöre und nicht umstritten. Wegen eines alten Vorfalls erst versetzt, dann wieder zur Mordkommission versetzt sind Ihre Kollegen nicht gut auf Sie zu sprechen. Als eine 17 Jährige Schülerin verschwindet, fängt sie an zu ermitteln und bewegt sich im Nahen Umfeld der vermissten Schülerin. Was sich aus dieser Sicht alles entwickelt, ist einfach nur faszinierend und so aufeinander aufgebaut, dass es mich zumindest sprachlos lässt.


    Sprachlos ob der extrem düsteren Stimmung, die ich zuletzt bei der "Hulda" Trilogie aus Island erleben konnte, so scheint auch in diesem Roman keine Sonne und auch unsere Kommissarin ist innerlich eigentlich ein Wrack. Es ist ein Spiel mit der Psyche und den Gesprächen, die Nasri mit Verdächtigen führt und ein Baustein nach dem anderen an seinen Platz fällt.


    Am Anfang war es sehr schwer, in den Schreibstil einzudringen, der oft von Gedanken und Albträumen aus dem Kontext gerissen wird, bis man sich darauf einlässt und dann konnte ich nicht mehr aufhören zu lesen. Auch Tage danach lässt mich das Buch nicht los, da es einen Punkt erreicht hat , der mich schockierte, der meinen Verstand beschäftigt, ob der Trostlosigkeit die diesen Personen und ihren Beweggründen anhängt.


    Eine klare Empfehlung mit 5 Sternen, aber wirklich nur für diejenigen die auf sehr düstere Atmosphäre stehen und sich nicht so leicht verstören lassen ! :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5:


  • Ich bin's, dein Mörder!

    Das Cover zeigt zwei Männer vor einem Kiosk mit den Rücken zum Betrachter. Diese Örtlichkeit, ebenso wie andere Lokalitäten, werden einem in dem Roman des Öfteren begegnen.

    Die Handlung empfand ich als düster und beklemmend. Die Männer kommen darin nicht gut weg. Unfassbare Gewalt gegen Frauen, einschließlich sexueller Übergriffe schon in der Kindheit, ist das vorherrschende Element.


    Fariza Nasri (Mutter deutsch, Vater arabisch), die Oberkommissarin, fungiert als Ich-Erzählerin. Sie hat sich auf Verhöre spezialisiert und bringt die Menschen geschickt zum Reden.

    In einer ruhigen, beinahe beiläufigen Erzählweise kommen Ungeheuerlichkeiten zu Tage.

    Der Roman ist in drei Teile gegliedert. Im ersten Teil merkte ich von Beginn an, dass da was nicht stimmen kann. Fariza vernimmt im Fall der verschwundenen siebzehnjährigen Finja Madsen den Freund der Mutter, Stephan Barig. Der unsympathische Unternehmer antwortet auf jede Frage. Doch die Polizistin merkt, dass er lügt.


    S. 20 „Manchmal denke ich, das einzig Wahre in meinem Leben sind Lügen. Meine Lügen und die der Anderen, denen ich gezwungen bin zuzuhören.“


    Es ist wie ein Sog. Das Erzählte kommt harmlos daher und steigert sich ständig bis zum Exzess. Wie ein roter Faden verbindet die Handlung die drei Fälle miteinander. Unbegreifliche menschliche Abgründe tun sich dabei auf und lassen mich ein ums andere Mal fassungslos zurück. Da ist von „Verhämmerung" die Rede. Diesen Begriff hatte ich noch nie gehört und doch verdeutlicht er wie kein anderes Wort, was einem Opfer angetan wurde.


    Das Geschehen in diesem fesselnden Roman zog mich unwillkürlich in seinen Bann und ließ mich auch zwischen den Zeilen an dem Unfassbaren teilhaben. Mit einfühlsamen, psychologischem Geschick verfasste Friedrich Ani eine Geschichte mit erschütterndem Tiefgang. Die Lektüre beschäftigt mich weiterhin.

    :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5:

  • Finja Madsen (17) ist nach einer Party nicht in der Schule und zu Hause aufgetaucht. Ihre Freundin Celina hat auch nicht's von ihr gehört.Oberkommissiarin Fariza-Marie Nasri hat Stephan Barig im Visier,der Freund von Finja's Mutter.Am fünften Tag nach Finja's Verschwinden gehen die Beamten von Mord aus...


    Mir fiel sofort der Schreibstil auf:Dicht geschrieben,etwas düster und in meinen Augen nicht ganz so flüssig zu lesen.Die Protagonisten dagegen passen hervorragend in die Geschichte hinein. Die Spannung steigert sich allmählich um dann mit voller Kraft Kapitel um Kapitel sich zu erhöhen.


    Fazit : Der Krimi wurde aus Sicht von Nasri geschrieben.Die Charaktere sind fast alle zwischen vierzig und sechzig Jahre.Daher sticht dieses Buch unter anderem auch heraus.Diese Story lebt von seinen Verhören.Die Protokolle und die Verhörmethoden von Nasri,die mir von Kapitel zu Kapitel immer mehr gefiel,hat der Autor sehr gut umgesetzt.Die Geschichte spielt sich in München ab der Dialekt spielt dabei keine Rolle.

    Es ist mal ein anderer Regionalkrimi der zum großen Teil durch die einzelnen Verhöre und Zeugenaussagen besticht.So wie die ganze Story.Der Schluss kam mir zu abrupt da hätte ich mir noch ein oder zwei Erklärungen oder Sätze gewünscht. Aber so ist das ganze Buch:Machtspiele und ein Strudel von Gewalt so präsentiert sich dieser düstere Roman dem Leser.Es ist in meinen Augen kein leichtes Buch.Ich musste das gelesene und die Abgründe in dieser Story zum Teil erst mal verarbeiten.

    :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5:

  • Zersplitterte Frauen


    Der Roman „Letzte Ehre“ von Friedrich Ani unterteilt sich in drei verschiedene Etappen. Drei Geschichten über Frauen, die geschändet, missbraucht, misshandelt und erschossen werden. Ja, ich weiß, dies sind vier Delikte, aber manche bekommen‘s mehrfach. Früher oder später.


    Das Kommissariat bietet die Rahmenhandlung mit der Ich-Erzählerin Fariza Nasri, KOK, Kriminaloberkommissarin. Hin und wieder kommen auch die zwei Kollegen Farizas zu Wort: Jennifer Odoki und Dennis Kalk.


    Am Anfang war ich etwas enttäuscht, hatte mir von Teil 1 mehr Ausführlichkeit versprochen. Das ist der Teil, der auf dem Klappentext innen und außen erwähnt wird. Da geht es um das Verschwinden der Schülerin Finja Madsen. Aber offensichtlich fand Ani diesen Fall nicht romanfüllend genug. Oder ihm lagen noch andere Fälle auf dem Herzen, die ihrerseits nicht romanfüllend gewesen wären.


    Viele männliche Nebenfiguren, noch lebend oder verstorben, wie Vater und Sohn Barig, Polizei-Kollege Marco Hagen oder der Schüler Ben Tessler spielen oder spielten unrühmliche Rollen. Manche davon unbeabsichtigt. Oder sie sind schlicht überfordert mit dem, was das Leben ihnen abverlangt. Auch einigen Frauen gäbe es allerhand vorzuwerfen, positionieren sie sich doch nicht deutlich oder nicht rechtzeitig genug. Oder sind sie bloß „verpuppt in Konkons aus Feigheit“? (Seite 190)


    Gesamt ist der Roman extrem düster. Dazu passen die traurigen Gesänge von Townes van Zandt, der öfter erwähnt wird. (z. B. auf den Seiten 89 u. 222)


    Richtig glückliche Figuren findet man also nicht. Fariza Nasri schaut dauernd in den Spiegel, ist unzufrieden, gelegentlich sehr unachtsam, traut sich selbst nicht und säuft, um ihr Unglück zu ertragen. In ihrer Kindheit und Vergangenheit ist so einiges schief gelaufen, das wird aber nur bruchstückhaft erwähnt. Es bleibt also so einiges offen.


    Halt geben ihr ihre Freundinnen Sigrid und Catrin. Alle Drei treffen sich regelmäßig, bei einer zu Hause oder im Lokal. (Da ging das offensichtlich noch ohne „Zertifikate“, seufz.)


    Im Mittelteil lernen wir Ines Kaltwasser besser kennen. Auch sie ist eine zutiefst verstörte Seele mit vielen, vielen unverarbeiteten Altlasten. Fariza Nasri kann das zum Teil sehr gut nachvollziehen, fast zu gut.


    Lange habe ich gerätselt, was das Cover mit dem Inhalt zu tun haben könnte. Aber das erklärt sich erst im dritten Teil. Seien Sie gespannt!


    Ich hatte einmal die Freude und die Ehre (keine letzte Ehre, zum Glück!) Friedrich Ani persönlich erleben zu dürfen. Er brillierte mit einer bayrischen Mundart-Erzählung bei der Eröffnung des 4. Krimimarathons Berlin-Brandenburg im Jahr 2013.


    Fazit: Ani ist ein herausragender & sehr ungewöhnlicher Erzähler, der möglicherweise nicht jeden Geschmack trifft. Aber das ist auch gut so. Ich hab den Roman auf jeden Fall kaum aus der Hand legen können und am Stück gelesen. Aber die Stimmung hebt er nun mal nicht. Dennoch: viel mitnehmen konnte ich trotzdem! ****

  • Letzte Ehre


    Kurzbeschreibung (Quelle: amazon)

    Die siebzehnjährige Finja Madsen ist nach einer Party nicht nach Hause gekommen. Es gibt keine Zeugen, keine äußeren Anhaltspunkte dafür, was mit ihr passiert ist. Die Ermittlungen stecken fest. Oberkommissarin Fariza Nasri vernimmt Personen aus dem Umfeld der Vermissten, darunter auch den Freund der Mutter, Stephan Barig. In dessen Haus hat die Party stattgefunden, während er das Wochenende mit zwei Bekannten auf dem Land verbrachte. Barig gibt gewissenhaft Auskunft. Nasri hört zu, stellt Fragen – und ist sich mit einem Mal sicher, dass der Mann lügt. Doch hat er wirklich etwas mit dem Verschwinden der jungen Finja zu tun, oder verbirgt er etwas ganz Anderes?


    Die Suche nach einem verschwundenen Mädchen wird mehr und mehr zu einem Horrortrip durch die Abgründe männlicher Machtfantasien und die Verwüstungen, die sie hinterlassen. Fariza Nasri gerät in einen Strudel der Gewalt, der sie immer weiter mitreißt, bis sie darin zu ertrinken droht. Ein packender, schmerzhafter und düsterer Roman.



    Autor (Quelle: amazon)

    Friedrich Ani (geb. 1959) schreibt Romane, Gedichte, Jugendbücher, Hörspiele und Drehbücher. Er erhielt mehrfach den Deutschen Krimipreis, den Stuttgarter Krimipreis sowie den Adolf-Grimme-Preis und den Bayerischen Fernsehpreis. Sein Roman „Der namenlose Tag“ (Suhrkamp) wurde unter die zehn besten internationalen Kriminalromane des Jahres gewählt. Friedrich Ani ist Mitglied der Bayerischen Akademie der Schönen Künste und des Internationalen PEN-Clubs. Er lebt in München.


    Inhalt

    s. Kurzbeschreibung


    Daten zum Buch

    Verlag: Suhrkamp Verlag

    ISBN: 3518429906

    Preis Gebundenes Buch: 22,00 Euro

    Preis Kindle: 18,99 Euro



    Beurteilung

    Das Cover erzählt noch nichts direkt zur Geschichte - gefällt mir aber gut.

    Ich hatte vom Autor noch nichts gelesen.

    Die Leseprobe begann mit der Vernehmung eines Verdächtigen, die ich auch sehr spannend empfunden habe.


    Es geht um ein verschwundenes Mädchen, den verdächtigen Stiefvater und die Kriminalkommissarin, die auch an ihre Grenzen zu kommen scheint.

    Der Schreibstil des Autors empfand ich in der Leseprobe als flüssig und angenehm zu lesen. Dies konnte ich dann leider beim Lesen des Romans nicht mehr so sehen.


    Das Buch ist in drei Teile geschrieben.

    Den ersten Teil fand ich auch insgesamt spannend. Damit endete auch die Geschichte um das verschwundene Mädchen.

    Dann folgten zwei gänzlich andere Geschichten. Die Protagonistin - Oberkommissarin Fariza Nasri - bleibt dieselbe.

    Das Buch handelt also von drei Geschichten, die irgendwie zusammen gehören.

    Ab Teil zwei empfand ich es sehr anstrengend, dem jeweiligen Geschehen zu folgen. Auch der nun mehr im Vordergrund rückende Schreibstil und die Sprache des Autors fand ich als sehr gewöhnungsbedürftig. Dies hat mir nicht gefallen. Ich hatte den Eindruck, der Autor will „mit Gewalt“ mindestens in jedem Absatz etwas besonders geistreiches schreiben.

    Es gibt sicher Leser, die diesen Schreibstil des Autors mögen. Mich konnte dieser Roman nicht überzeugen.


    Fazit:

    Ich finde eine Bewertung recht schwierig.

    Aufgrund des guten ersten Teiles und dem interessanten Cover möchte ich :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: vergeben.

    Für Anhänger des Autors Friedrich Ani kann ich durchaus eine Leseempfehlung geben.


  • Wieder ein perfekter Ani!


    Wieder einmal habe ich mit großer Begeisterung ein Ani-Buch verschlungen...

    Finja, ein 17jähriges Mädchen, verschwindet nach einer kleineren Party. Fariza Nasri ermittelt in dem Fall, weil man davon ausgeht, dass das Mädel Opfer eines Gewaltverbrechens wurde. Nasri ist Verhör-Spezialistin, weil sie extrem gut zuhören und beobachten kann. Schon nach kurzer Zeit beschleicht sie das Gefühl, dass einer der Hauptzeugen nicht die Wahrheit spricht.


    Ani besitzt die Fähigkeit, tief in die Seele seiner Protagonisten blicken zu lassen. Fariza Nasri ist schon aus anderen Romanen als Ermittlerin bekannt und hat keine blütenweiße Weste. Gerade das macht diese Figur jedoch so unglaublich spannend.

    Beginnt dieser Roman mit der Aufklärung des Vermisstenfalles, so entstehen darüber hinaus weitere Fälle, mit denen Nasri sich beschäftigen muss.


    Wie gewohnt ist auch dieser Roman kein Thriller oder Krimi im herkömmlichen Sinne. Etwas schade finde ich, dass der Verlag den Fehler begeht, ihn auf dem Bucheinband als solchen anzupreisen. In diesem Buch gibt es weder einen Strudel der Gewalt, der Nasri mitzureißen droht, noch einen Horrortrip. Stattdessen gibt es eine kunstvoll gewobene Story, die auf höchst langsame und subtile Weise Stück für Stück menschliche Abgründe offenlegt.

    Ani ist in diesem Metier Meister seines Faches! Er schreibt ungeheuer sprachgewaltig und auch anspruchsvoll. Kein Buch, das man verschlingt wie einen 08/15-Thriller, den man jedoch genauso schnell auch wieder vergisst. Anis Bücher hallen lange nach.

    Das Buch wird aus Erzählersicht der Ermittlerin Nasri geschrieben und besteht zu einem großen Teil aus Verhörprotokollen. Das hört sich erstmal fade und spannungsarm an, aber genau das Gegenteil ist der Fall. Ich habe lediglich 2mal angesetzt um es auszulesen und hätte gerne noch 100 Seiten mehr gelesen.


    Fazit: Wer etwas anspruchsvollere Romane mit Krimi-Anklang sucht ist hier goldrichtig!


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  • Die Suche nach einer vermissten siebzehnjährigen Schülerin durch die Münchner KOK Fariza Nasri ist der Katalysator eines Horrortrips durch menschliche Abgründe: Kindesmissbrauch, männliche Gewalt und sexuelle Ausbeutung.


    Fariza Nasri, mit fast unfehlbarer Fähigkeit, Lügen ihrer Befragten zu erkennen, hat ein beinahe sadistisches Vergnügen diese in die Enge zu treiben; ein Geständnis reicht ihr nicht, sie will, dass ihre Opfer sich vor ihr entblößen. Jeden Morgen blickt sie in den Spiegel und spricht mit ihrem Spiegelbild und dieses spricht mit ihr.


    Mehrere Fälle sind in einander verwoben, wobei es nicht verwunderlich ist, dass der Täter eines bestialischen Frauenmordes, der … ist. Wieder ist es Nasri, der Ani DIE dominante Rolle in seinem Krimi zuschreibt, die zur Aufklärung essentiell beiträgt. Der Cliffhanger am Ende lässt auf einen nächsten Krimi mit KOK Fariza Nasri von Ani hoffen.

    Ani hat in seinem Krimi neben der Charakterzeichnung von Fariza Nasri und der sie betreffenden Geschichte wenig Platz für anderes gelassen. Dem Leser bleibt dadurch kaum Luft zum Durchatmen. Verstärkt durch den dichten und präzisen Erzählstil, der vollkommen auf Banalitäten und Plattitüden verzichtet.


    Großartiger Roman, der allerdings den Titel Krimi verdient.


    NB. Dass die türkische Spirituose nicht Raki geschrieben wird, geschweige so ausgesprochen wird, ist den Lektoren anzurechnen. Richtig geschrieben wird dieser Anisschnaps wie Rakı, dem ı ohne Punkt, ausgesprochen als ungerundeter geschlossener Hinterzungenvokal.

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