Ljudmila Ulitzkaja – Ein Seuche in der Stadt : Szenario/Просто чума

  • Original : Russisch, 1988 geschrieben, 2020 veröffentlicht


    INHALT :

    Moskau 1939. Rudolf Iwanowitsch Mayer kommt aus einem Institut in der Provinz und berichtet über den Stand der Entwicklung eines Impfstoffs gegen die Pest. Niemand ahnt, dass der Forscher selbst infiziert ist. Aber am Abend wird er ins Krankenhaus gebracht. Diagnose: Lungenpest. Das Krankenhaus wird unter Quarantäne gestellt, wer mit ihm Kontakt hatte, zu Hause abgeholt. In der Zeit des Großen Terrors fürchtet jeder, in Stalins Folterkeller zu kommen. Oberst Pawljuk erschießt sich, als der schwarze Wagen vor seiner Tür hält, eine Frau verrät ihren Mann an den Geheimdienst … Was geschieht, wenn eine Epidemie auf eine paralysierte Gesellschaft trifft? Scharfsichtig und mit großer Empathie beobachtet Ljudmila Ulitzkaja die Reaktionen der Menschen.

    (Quelle : amaz.de)


    BEMERKUNGEN :

    In der Auflistung der Personen werden 40 erwähnt ! Für ein kleines Buch eine Menge, doch früher oder später tauchen sie auf, sind wie Facetten des Handelns in jener Zeit und angesichts der Umstände. Die jeweils kurzen Szenen geben Einblicke in den Alltag.


    Als Mayer krank wird und die Lungenpest diagnostiziert wird geht man eigentlich rational und gut organisiert an Gegenmaßnahmen an. Und zur Verfügung stehen die Mittel eines repressiven Kontrollsystems, « Grüne Minnen » etc. Man versucht, die Mitarbeiter des Instituts zu isolieren, wie auch die Mitreisenden im Zug, die Leute der Kommission (inder Mayer konferierte) und die Angestellten des Hotels. Wie werden jedoch diese Maßnahmen im Rahmen des herrschenden politischen Klimas von den Betroffenen aufgefasst ?


    Makaber, dass diese harten Mittel ausreichen, und hier zum Guten angewendet werden. Makabrer noch die Frage, ob es – wie Ulitzkaja im Nachwort ausdrückt – es neben den bevorstehenden wissenschaftlichen Antworten und Lösungen andere Formen der von Menschen ausgelösten Krankheit des Terrors und der Unmenschlichkeit gibt, gegen die es andere Mittel anzuwenden gilt… Antworten der Menschlichkeit, nicht allein des Fortschritts, an den sie als Biologin doch glaubt. Denn hier handelte es sich "nur um die Pest", wie der russische Titel sagt.


    Unglaublich, dass dieses Buch schon 1988 geschrieben wurde, und sich an eine tatsächliche historische Gegebenheit anzulehnen scheint ! Und vielleicht sehr treffend manche Fragen in die derzeitige Situation hinein stellt.


    ZUR AUTORIN :

    Ljudmila Ulitzkaja, geboren 1943 bei Jekaterinburg, wuchs in Moskau auf, studierte an der Lomonossow-Universität Biologie und arbeitete ab 1967 als Genetikerin am Akademie-Institut . Sie wurde aber wegen der illegalen Abschrift und Verbreitung von Samisdat-Literatur entlassen. Zwei Jahre verbrachte sie am Jüdischen Kammermusiktheater, bevor sie sich als freischaffende Autorin und Publizistin etablieren konnte. 1983 wurde ihr erster Erzählungsband im Staatlichen Kinderbuchverlag veröffentlicht. Mit der Veröffentlichung von Sonetschka (1992) wurde Ljudmila Ulizkaja als Prosaautorin entdeckt; im selben Jahr erschien auch ihre erste Erzählung in Deutschland.


    Ljudmila Ulizkajas Bücher sind in 17 Sprachen übersetzt worden. Sie lebt und arbeitet in Moskau.Sie schreibt Drehbücher, Hörspiele, Theaterstücke und erzählende Prosa. 1996 erhielt sie den Prix Médicis, 2001 den russischen Booker Prize. 2008 wurde ihr der Aleksandr-Men-Preis für die interkulturelle Vermittlung zwischen Russland und Deutschland verliehen, 2014 der Österreichischen Staatspreis für Europäische Literatur sowie 2020 der Siegfried Lenz Preis.

    (Quelle : amazon und wikipedia)



    Herausgeber : Carl Hanser Verlag GmbH & Co. KG; 4. Edition (25. Januar 2021)

    Sprache : Deutsch

    Gebundene Ausgabe : 112 Seiten

    ISBN-10 : 3446269665

    ISBN-13 : 978-3446269668

    Originaltitel :

    Abmessungen : 13.2 x 1.4 x 20.8 cm