Klappentext
Linus Baker ist ein vorbildlicher Beamter. Seit Jahrzehnten arbeitet er in der Sonderabteilung des Jugendamtes, die für das Wohlergehen magisch begabter Kinder und Jugendlicher zuständig ist. Nie war er auch nur einen Tag krank, und das Regelwerk der Behörde ist seine Gute-Nacht-Lektüre.
Linus' eintöniges Dasein ändert sich schlagartig, als er auf eine geheime Mission geschickt wird. Er soll das Waisenhaus eines gewissen Mr. Parnassus', das sich auf einer abgelegenen Insel befindet, genauer unter die Lupe nehmen. Kaum dort angekommen, stellt Linus fest, dass Mr. Parnassus' Schützlinge eher etwas speziell sind – einer von ihnen ist möglicherweise sogar der Sohn des Teufels!
In diesem Heim kommt Linus mit seinem Regelwerk und seiner Vorliebe für Vorschriften nicht weit, das merkt er schnell. Eher widerwillig lässt er sich auf dieses magische Abenteuer ein, das ihn auf der Insel erwartet, und erfährt dabei die größte Überraschung seines Lebens ...
Meine Meinung
--> Absolute Leseempfehlung!
Das farbenfrohe und witzige Cover hat mich magisch angezogen - und auch der Inhalt klingt interessant. Auf den ersten Blick jetzt nicht großartig neu von der Handlung her; umso froher bin ich, dass ich nach diesem Buch gegriffen habe: ich fand es wundervoll!
Auf den ersten Seiten war das noch nicht so ... Während man Linus Baker in seiner tristen Lebensweise kennenlernt, wirkte der humorvolle Anteil etwas gezwungen und ich war mir nicht so ganz sicher, ob mir das so gefällt. Aber es ist wichtig, um seine Person näher kennenzulernen und ich war dann ganz schnell gefangen von dieser wunderbaren Geschichte <3
Linus ist 40, übergewichtig, pedantisch, lebt allein in einem kleinen Häuschen, einziger Freund seine Katze, die allerdings eher faucht als zutraulich wirkt und sein einziger Lebenszweck ist die monotone Arbeit. Er muss Waisenhäuser inspizieren, die magisch begabte Kinder beherbergen und seine Einschätzung abgeben, ob sie dort gut versorgt sind. Hierbei hat er objektiv und sachlich zu bleiben, streng nach den Regeln der BBMM, der Behörde für die Betreuung magischer Minderjähriger.
Nachdem er 17 Jahre in diesem Hamsterrad verbracht hat, sind all seine Träume und Empfindungen tief in ihm vergraben - bis dieser besondere Auftrag an ihn herangetragen wird. In Mr. Parnassus Heim auf einer abgelegenen Insel soll er nach dem rechten sehen, denn die Kinder, die hier betreut werden, sind nochmal spezieller als alle anderen und unterliegen der höchsten Geheimhaltungsstufe. Linus ist nicht gerade glücklich, aus seiner eintönigen Routine geholt zu werden und einen ganzen Monat auf fremdem Terrain zu verbringen - doch es wird sein Leben verändern!
"Arthur sagt, für die Dinge, die man gerne macht, sollte man sich immer Zeit nehmen", verkündete Talia. "Wenn wir das nicht tun, vergessen wir vielleicht, wie man glücklich ist."
Zitat Seite 125
Wenn ich auch anfangs noch nicht so ganz überzeugt war, hat sich das schnell gedreht. Ich bin regelrecht an den Seiten geklebt und hab mit viel Spaß verfolgt, wie Linus Mauer bröckelt, die er jahrelang um sich aufgebaut hat.
Die sechs Kinder in dem Heim sind wirklich außergewöhnlich, mehr mag ich hierzu nicht verraten, aber jeder von ihnen ist trotz oder gerade wegen seiner Eigenarten etwas ganz besonderes: schrullig, witzig, liebenswert und vor allem schutzbedürftig.
Magische Begabte Personen müssen in dieser Welt nämlich registriert werden und sind von den anderen Menschen mit Misstrauen und Ängsten behaftet, der sich oft in Hass umschlägt. Die Furcht vor dem Unbekannten oder dem Unverständnis ist ein zentrales Thema und der Autor hat das ganze mit so vielen wichtigen Botschaften gespickt, die mich immer wieder sehr bewegt und mein Herz gerührt haben.
"Es ist nur menschlich, vom Weg abzukommen, ob nun irrational oder nicht. Und auch wenn manche Fehler gravierender sind als andere: Solange wir aus ihnen lernen, werden wir durch sie zu besseren Menschen."
Zitat Seite 185
Mit der witzigen Note lockert T. J. Klune das ganze aber auf, zeigt aber sehr deutlich, wie wichtig es ist, Kindern eine Chance zu geben. Nicht die Herkunft ist wichtig, keine Stempel, die man ihnen aufdrückt, sondern jedes von ihnen verdient, wahr- und ernstgenommen zu werden und sie mit Liebe und Verständnis auf die Welt vorzubereiten.
Gerade Mr. Parnassus und seine Art, wie er mit den Kindern umgeht, ist ein leuchtendes Beispiel, dass recht schnell auch auf Linus abfärbt. Seine eintönige Welt wird plötzlich farbenfroh und bunt und bewirkt eine Veränderung, die endlich sein wahres Selbst zum Vorschein kommen lässt - und das zu verfolgen war so ein schönes, bewegendes Erlebnis, das mir sehr nahe gegangen ist!
Dazu kommt eine zaghafte Liebesgeschichte, die wunderschön in das ganze eingebettet ist und ohne Klischee oder große Dramatik auskommt.
Es liest sich sehr flüssig und der Autor schafft es gekonnt, dass man beim Lesen alles bildlich vor Augen hat. Dazu flechtet er viele philosophische Fragen und Metaphern ein, die einen zum nachdenken bewegen und uns die Probleme, die in unserer Gesellschaft sind, nahebringen. Ausgrenzung, Vorurteile und Intoleranz sind nur einige davon, aber der primäre Kern, den er mit viel Verständnis und Offenheit aufzeigt.
Ich bin absolut begeistert von dieser Geschichte, die mich zum Lachen und zum Weinen gebracht hat, die so viele Facetten zeigt an menschlichen Gefühlen und Erlebnissen, dass sie mir noch lange in Erinnerung bleiben wird.
Mein Fazit: 5 Sterne