Buch, bei dem euch die Bewertung sehr schwer fällt oder unmöglich ist

  • Für die Bücher, die uns ausgezeichnet gefallen, haben wir schon einen Fred, ebenso für diejenigen, die wir nicht so gern mögen. Doch es gibt auch Bücher, die sich einer eindeutigen Bewertung entziehen.


    Vielleicht weil es Passagen gibt, die gelungen sind, während andere nicht gefallen.

    Vielleicht weil die Handlung interessant, der Sprachstil aber dürftig ist.

    Vielleicht weil die Sprache lesenswert, die Handlung aber langweilig ist.

    Vielleicht weil ... :-k

    Vielleicht weil ... :scratch:


    Bei welchen Büchern war eine Bewertung für Euch schwierig oder ganz unmöglich und warum?

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


    Wenn du einen Garten und eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen. (Cicero)



  • Klar, es gibt einen konkreten Anlass, um diesen Fred zu eröffnen. Er heißt "Zimmer 622".


    Darum gehts:

    Eine dunkle Nacht im Dezember, ein Mord im vornehmen Hotel Palace de Verbier in den Schweizer Alpen. Doch der Fall wird nie aufgeklärt. – Einige Jahre später verbringt der bekannte Schriftsteller Joël Dicker seine Ferien im Palace. Während er die charmante Scarlett Leonas kennenlernt und sich mit ihr über die Kunst des Schreibens unterhält, ahnt er nicht, dass sie beide in den ungelösten Mordfall hineingezogen werden. Was geschah damals in Zimmer 622, das es offiziell gar nicht gibt in diesem Hotel. - Amazon


    Ich habe die ersten 400 Seiten in einer Nacht gelesen, aufgeputscht und wach gehalten von der Spannung. Während ich gestern Enkel 1 Homeschooling überwacht habe, lag das Buch neben mir, so dass ich zwischendurch immer ein paar Seiten lesen konnte. Und endlich - gestern Abend war es vollbracht.

    Während des Lesens hatte ich ständig das Gefühl, dass ich eigentlich kein gutes Buch lese (Einzelheiten werde ich im Rezi-Fred schreiben), trotzdem bin ich wie im Galopp durch die Handlung gejagt. Ich empfinde das Buch nicht als schlecht, aber vieles stört mich; ich wurde erstklassig, aber letztlich unbefriedigend unterhalten.

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


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  • Ja, sowas kenne ich durchaus. Ein Paradebeispiel für mich sind die Grado-Krimis von Andrea Nagele.


    Ich genieße es, mich von ihr nach Grado entführen zu lassen, die Geschichten sind meist spannend und doch stört es mich, dass sie sehr einfach geschrieben sind, die Charaktere sind viel zu schwarz-weiß gezeichnet und die privaten Hintergründe der Commissaria finde ich gekünstelt und klischeehaft.


    Meist vergebe ich :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5:, aber richtig überzeugt bin ich davon nicht.

  • Vielleicht weil es Passagen gibt, die gelungen sind, während andere nicht gefallen.

    Vielleicht weil die Handlung interessant, der Sprachstil aber dürftig ist.

    Vielleicht weil die Sprache lesenswert, die Handlung aber langweilig ist.

    Ja, solche Fälle gibt es immer mal wieder. Aber dann wähle ich in der Regel eine Bewertung im mittleren Bereich (2,5 - 3,5 Sterne ca., je nachdem wie stark das Positive oder Negative überwiegt).

    Aber dass ich etwas nicht bewerten oder ich mich nicht entscheiden konnte, ist mir noch nicht untergekommen. :-k Ich bin aber auch niemand, der das Gelesene seziert und analysiert, meistens hab ich während des Lesens schon ein Gefühl wie ich ein Buch bewerte.

  • Ich empfinde das Buch nicht als schlecht, aber vieles stört mich; ich wurde erstklassig, aber letztlich unbefriedigend unterhalten.

    Nach einem solchen Buch fühle ich mich immer wie nach einem Besuch bei McDonalds. Macht momentan Spaß, muss ab und zu mal sein, täte aber auf Dauer nicht gut :D


    Bei mir landen solche Bücher meistens auch bei einer mittelmäßigen Bewertung mit entsprechender erläuternder Rezension, die die guten und schlechten Seiten verdeutlicht. Das fällt mir sogar leichter, als ein durch und durch mittelprächtiges Buch zu besprechen.

  • Meist vergebe ich

    eine Bewertung im mittleren Bereich

    mittelmäßigen Bewertung

    Das mache ich zwar meistens auch, es ist aber für mich ein unbefriedigender Kompromiss.

    Genau an diese Bücher dachte ich bei der Eröffnung: Man bewertet sie zwar "irgendwie" mit 3 Sternchen plus / minus, aber so richtig zufrieden ist man damit nicht.

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  • Interessanter Thread.

    Ich bewerte eigentlich Bücher immer, auch wenn es schwer fällt. Auch abgebrochene Bücher, diese bekommen von mir generell einen halben Stern und einen Kommentar dahinter warum. Ausser wenn ich nur wenige Seiten gelesen oder nur kurz reingehört habe, dann bewerte ich nicht weil ich das als unfair empfinde.

    Aber ich verstehe was Marie meint. Ad hoc fällt mir da jetzt kein Buch ein aber falls das mal so ist dann nutze ich diesen Thread hier auch wie die anderen Threads zur Sternevergabe.

  • Bei welchen Büchern war eine Bewertung für Euch schwierig oder ganz unmöglich und warum?

    Bei den Büchern, die ich vollständig gelesen habe, komme ich immer zu einer Bewertung, manchmal errechne ich eine "Durchschnittsbewertung", bei 4 Sternen für den Inhalt / Aufbau und 2 Sternen für den Schreibstil käme ich auf 3 Sterne - mit Erklärung zu den Teilbewertungen.

    Bücher, die ich abbreche, bewerte ich gar nicht mit Sternen, sondern gebe nur einen Kommentar zu meinen Eindrücken ab. Eine Bewertung abgebrochener Bücher fände ich unfair, sofern ich diese Bücher nicht erst sehr spät abgebrochen habe.

    "Books are ships which pass through the vast sea of time."
    (Francis Bacon)
    :study:
    Paradise on earth: 51.509173, -0.135998

  • Manchmal finde ich das bewerten von Büchern schwierig. Ich kann jetzt gerade kein bestimmtes nennen. Es kommt vor, dass ich unsicher bin ob mir ein Buch nicht gefällt, weil es einfach nicht gut ist ( in meinen Augen) oder ob es an meiner Stimmung liegt.

    Wenn ich vor Sorgen und Problemen nicht gefangen werde vom Inhalt, liegt es dann am Buch oder an mir?

    Kann mich ein Buch fesseln und ablenken, obwohl es eigentlich recht einfach gestrickt ist, hat es dann die gute Bewertung wirklich verdient?


    Es kann aber auch sein, wie Marie es schreibt. Das Buch hat positive wie negative Elemente und man fragt sich manchmal, was denn nun eigentlich überwiegt. Eine mittlere Bewertung abzugeben, ist dann nicht immer befriedigend.


    Es ist ein ewiger Zwiespalt: arbeitet man am Abbau des SuB oder am Abbau der WL?




  • Solche Bücher kenne ich auch. Und wie €nigma bewerte ich nicht, wenn ich sie recht früh abgebrochen habe. Es könnte ja sein, dass es mit zunehmender Seitenzahl spannender wird bzw. die Mehrheit der Leser mit Feuereifer dabei ist. So ergangen ist es mir während der Leserunde zu "Der Weg" von William P. Young. Ich bin irgendwann schweren Herzens ausgestiegen, weil mir zu viele Klischees aufgefahren wurden, obwohl ich die Runde in guter und unterhaltsamer Erinnerung habe und das Buch sogar hier für die LR gewonnen hatte. Aber trotz guter Geschichte konnte es mich einfach nicht begeistern und war mir zu süßlich.


    Prinzipiell habe ich keine Schwierigkeiten mit Bewertungen. Ich vergebe gerne fünf Sterne, wenn ich das Buch toll fand (und nicht befürchte, dass irgendwann noch ein besseres kommt, dem ich dann fünfeinhalb Sterne geben müsste :wink: ), und scheue mich auch nicht, eine schlechte Rezension abzugeben. Die muss allerdings gut begründet sein und Punkte aufführen, die mich wirklich total gestört haben. In den seltensten Fällen ist das die Orthografie oder der Aufbau, sondern eine unpassende Sprache, die (abwertende) Meinung des Autors zu einem bestimmten Thema durch seine Protagonisten oder schlicht und ergreifend eine fade Story, die man schon hundertmal gelesen hat.

  • Genau an diese Bücher dachte ich bei der Eröffnung: Man bewertet sie zwar "irgendwie" mit 3 Sternchen plus / minus, aber so richtig zufrieden ist man damit nicht.

    Da haben wir dann wohl ein unterschiedliches Empfinden - für mich passt es bei solchen Büchern von gemischter Qualität eigentlich gut, eine durchschnittliche Bewertung zu geben.

  • Mir ging es so bei Timur Vermes' "Er ist wieder da". Ich hatte damals nicht gewusst, wie ich da eine vernünftige und ausgewogene Rezension schreiben sollen, da ich das Buch als sehr zwiespältig empfunden habe. Ich müsste einmal genauer schauen, wie viele Sterne ich dem letztendlich gegeben habe, aber ich glaube nicht, dass ich dem gerecht geworden bin, im guten, wie im schlechten Sinne.


    Und ich weiß jetzt schon das nächste Buch, was mir ebenfalls schwer fallen wird, zu bewerten. Ich habe ja die damals sehr umstrittene, wissenschaftlich kommentierte Ausgabe von "Mein Kampf" zu Hause. Wie der Inhalt zu bewerten ist, ist klar, die Wertung kann sich also nur auf die wissenschaftliche Ausarbeitung, das Kommentar beziehen. Könnte sehr anstrengend werden.


    Dann Bücher, wo mir die Vergleichsgrundlagen fehlen.


    Gebt mir mal einen Manga-Comic. Ich habe bisher einen Vierbänder durchgelesen, ansonsten habe ich derzeit eine Reihe am Wickel. Ich bin nicht die Zielgruppe, habe keine Ahnung vom zeichenstil und weiß auch nicht, warum ich da eigentlich hängen geblieben bin. Wie also werten, wo sonst eher Comics bei mir in Richtung Asterix, Entenhausen oder bestimmte Graphic Novels gehen.

  • Vielleicht weil es Passagen gibt, die gelungen sind, während andere nicht gefallen.

    Vielleicht weil die Handlung interessant, der Sprachstil aber dürftig ist.

    Vielleicht weil die Sprache lesenswert, die Handlung aber langweilig ist.

    Das wäre für mich "Kein Top, kein Flop", also zwischen 2 und 3. Ich lasse solche Bücher immer erst ein paar Tage sacken, ehe ich bewerte.


    Es kommt immer auf die subjektiven Prioritäten an. Bei dem Dicker-Buch haben mir auch nach zwei Tagen die Klischees nicht gefallen, nicht nur bei den Figuren, sondern auch bei den Handlungsteilen. Das können andere natürlich anders sehen.


    Aber ich habe momentan auch so einen Kandidaten.

    Den Plot finde ich gut, aber die Begründungen im Handlungsablauf sind immer wieder an den Haaren herbeigezogen und überzeugen nicht; Paradebeispiele für deus ex machina. Und manches wirkt auf mich überzogen wie z. B. die Studentin, die eine "europäische Geistesgröße" des Plagiats überführt, schnell mal so nebenbei. Und Wendungen wie "er zog seine Brille an" und "er hatte den Kopf gewogen und dann gesagt..." - also die lassen mich zusammenzucken, da hat das Lektorat versagt.


    Und "staubige Fairtrade-Schokolade aus dem Bioladen" ? Lass uns ihr ein paar Tafeln schicken. Da wird Alena Schröder staunen, wie gut die schmeckt. Nix mit staubig.

    :study: Joseph Roth, Hiob. MLR.

    :musik: Leonie Schöler, Beklaute Frauen.


    "Der echte Bibliophile liebt mehr als Form und Inhalt eines Buches seine Existenz; er muss es erst gar nicht lesen" (Werfel, Die vierzig Tage des Musa Dagh, S. 49).

  • sacken, ehe ich bewerte

    Gut, dass Du mich an das Buch erinnerst. Bewertet ist es schon, an der Rezension hänge ich. Die "staubige Schokolade" ist mir natürlich auch ins Auge gefallen, aber ich werde der Autorin keine Schokolade schicken, sondern einen Link zu einem Bericht über die Kinderarbeit im konventionellen Kakaoanbau

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


    Wenn du einen Garten und eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen. (Cicero)



  • aber ich werde der Autorin keine Schokolade schicken, sondern einen Link zu einem Bericht über die Kinderarbeit im konventionellen Kakaoanbau

    :shock:


    Aber leg ihr bitte eine Tafel bei. Wenn die Schokolade nicht schmecken würde, würde auch ich sie nicht essen und mich weiter bei der "bösen" Schokolade versündigen.

    Du willst sie bekehren - und ich will sie nur belehren. :)

    Mir gefällt es nicht, wenn jemand auf diese Weise versucht, die Lacher auf seine Seite zu ziehen.

    :study: Joseph Roth, Hiob. MLR.

    :musik: Leonie Schöler, Beklaute Frauen.


    "Der echte Bibliophile liebt mehr als Form und Inhalt eines Buches seine Existenz; er muss es erst gar nicht lesen" (Werfel, Die vierzig Tage des Musa Dagh, S. 49).

  • Aber ich habe momentan auch so einen Kandidaten.

    Ich war enttäuscht von diesem Buch, Klischees ohne Ende. Hatte zwischendrin immer wieder überlegt es abzubrechen.

  • Klischees ohne Ende. Hatte zwischendrin immer wieder überlegt es abzubrechen.

    Das ging mir auch so. Ich hatte das Hörbuch und habe nebenher gestrickt - der Verlust an Lebenszeit hält sich also in Grenzen :) .

    Aber mir hat der Schluss wiederum gut gefallen, mal abgesehen von diesem esoterischen Ritual.

    :study: Joseph Roth, Hiob. MLR.

    :musik: Leonie Schöler, Beklaute Frauen.


    "Der echte Bibliophile liebt mehr als Form und Inhalt eines Buches seine Existenz; er muss es erst gar nicht lesen" (Werfel, Die vierzig Tage des Musa Dagh, S. 49).

  • So, gesackt, entschieden:


    :bewertung1von5: 2,5

    Ui, da warst Du aber streng 8-[ Ich hatte für das Hörbuch 3,5 Sterne vergeben. Da hatte ich wohl einen guten Tag :lol: Obwohl mir eigentlich kein Charakter so wirklich gefiel bzw. mir alle sehr farblos und auch fremd blieben bis zum Schluss. Irgendwie kamen sie mir alle so autistisch vor.

    Das war wahrscheinlich so gewollt aber somit konnte ich mich nur schlecht in sie hineinversetzen. Da bin ich wohl einfach ein zu emotionaler Mensch.