Marcel Proust - Eine Liebe Swanns / Du côté de chez Swann

  • Kurzmeinung

    Farast
    Ist in "Swanns Welt " enthalten, Band 1
  • Kurzmeinung

    Aladin1k1
    Erschöpfende (und ermüdende) Gedanken über die Liebe eines Adeligen
  • ### Inhalt ###
    Paris, vermutlich im 19. Jh. Charles Swann ist ein Bohème und Lebemann und durch seine adelige Herkunft vom Zwang entbunden zu arbeiten. Er vertreibt sich seine Zeit mit halbherzigen Studien, mit Ausflügen und Soireen. Er ist diesem Leben schon fast überdrüssig und langweilt sich. Eines Tages lernt er eine junge Frau namens Odette kennen, eine Frau von eher zweifelhafter Herkunft. Sie macht ihm schöne Augen und versucht sein Herz zu erobern, was ihr auch gelingt. Er verliebt sich in sie. Sie distanziert sich immer mehr von ihm und nutzt ihn finanziell aus. Swann leidet, sieht am Ende aber ein, dass ihre Beziehung keine Zukunft hat.


    ### Meinung ###
    Tatsächlich kann man die 317 Seiten lange Geschichte mehr als ausreichend auf diese Weise zusammenfassen.


    Rudolf Hartung schreibt auf der Rückseite des Buches:
    "Was Proust hier bietet, ist die subtilste, die genaueste Beschreibung und Analyse der Liebe, welche wir aus der neueren Literatur kennen. So genau und erschöpfend, daß man sich mit Recht gefragt hat, ob der Literatur nach Proust in dieser Hinsicht überhaupt noch etwas zu tun übrigbleibt."


    Nun kann man dieses Zitat positiv wie auch negativ auffassen. Tatsache ist, dass die Beschreibung der Liebe, die sich aus der Darstellung eines allwissenden unbekannten Erzählers ergibt, der in die Köpfe der Protagonisten eintaucht und ihre Gedanken offen darlegt, so erschöpfend, dass vermutlich nichts mehr zu diesem Thema ungesagt bleibt. Die Sätze sind verschlungene Nebensatzmonster, in denen sich die Gedanken vom Hunderdsten ins Tausendste verästeln. Es kann in einem Satz schonmal vorkommen, dass man von der Beschreibung des Äußeren eines Menschen bis zur umfassenden Beschreibung eines antiken Bildwerkes gelangt. Hier mal eine Kostprobe (s. 199):

    Zitat

    Durch diese Liebe war Swann so sehr allen anderen Interessen entfremdet, dass er, wenn er zufällig einmal in die mondäne Gesellschaft zurückkehrte in der Vorstellung, seine Beziehungen würden etwa wie ein elegantes Gespann, das sie übrigens nicht sehr sachgemäß einzuschätzen gewusst hätte, seiner Person in den Augen Odettes einen gewissen Wert verleihen (was auch gestimmt hätte, wären sie nicht tatsächlich gerade durch seine Liebe im Wert gemindert worden, da diese für Odette alles, was sie berührte, billiger werden ließ allein durch die Tatsache, das sie ihr alles als weniger kostbar hinstellte), dass er dort neben der Qual, an einem Ort und in einem Milieu zu sein, die Odette nicht kannte, das selbstlose Vergnügen fand, das er an einem Roman oder einem Bild gehabt hätte, auf dem die Zerstreuungen der Welt der Müßiggänger dargestellt sind; wie er bei sich selbst zu Hause gern das reibungslose Funktionieren des Haushalts, die Eleganz seiner Garderobe und seiner Dienerschaft, die gute Anlage seiner Werte in der gleichen Weise betrachtete, wie er bei Saint-Simon, einem seiner Lieblingsschriftsteller, von dem "Mechanismus" des Tagesablaufes in Versailles, dem Menü der Mahlzeiten bei Madama de Maintenon oder dem schlauen Geiz und großen Lebenszuschnitt Lullis las.


    So richtig habe ich diesen Satz immer noch nicht verstanden 😄


    Ich würde mal sagen, so sind drei Viertel des Buches geschrieben. Ich habe viele Seiten nur halb verstanden, was unterm Strich nicht so schlimm war, da man schon immer genau weiß, was gerade grundsätzlich passiert. Aber es lässt doch ein unbefriedigendes Gefühl in einem zurück. Es machte mir auch nicht so viel Spaß, das zu lesen und hat mich gefühlt auch nicht klüger gemacht.


    Ich will jetzt nicht nur negativ sein. Das Buch hat auch interessante Seiten. Im letzten Drittel fragt Swann Odette in den süßesten Tönen nach Dingen der Vergangenheit aus. Darüber, was dann und dann damals wirklich passiert ist als er ganz andere Dinge geglaubt hatte, bei denen sich im Nachhinein aber ein Verdacht eingeschlichen hat. Satz für Satz zieht er Odette aus der Nase und seine Gefühle, die sich bei ihm aufgrund der aufgedeckten Wahrheiten ergeben, sind sehr gut beschrieben und ergreifend.


    Solche Passagen bildeten für mich aber eher den kleineren Teil, ansonsten ergießt sich der Erzähler in verschwurbelten, verästelten Gedankengängen.


    Ich hatte ursprünglich vor, diesen Roman als Einstieg in Prousts Gesamtwerk "Auf der Suche nach der verlorenen Zeit" zu lesen. Dieses Buch hat mir diesen Wunsch eher vergällt.


    ### Fazit ###
    :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5:


    Die Liebe eines Adeligen zu einer zweifelhaften Person. Es gibt wohl keinen Gedanken, der vom ersten Treffen bis zur Trennung auf 317 Seiten unausgesprochen bleibt. Für mich zu aufgebläht, oft auch schwer den Gedanken zu folgen.

    Der ideale Tag wird nie kommen. Der ideale Tag ist heute, wenn wir ihn dazu machen. -- Horaz


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  • Das müsste das Original sein. Aber bei den vielen Übersetzungen mit unterschiedlichen deutschen Titeln und auch in verschiedensten Unterteilungen in Bände bin ich nicht ganz sicher. :uups:

    viele Grüße vom Squirrel



    :study: Joseph Roth - Hiob

    :study: Mike Dash - Tulpenwahn


  • "Eine Liebe Swanns" ist ein ausgekoppelter Teil des ersten Teils der "Suche nach der verlorenen Zeit", nämlich "In Swanns Welt" und wurde als Teilausgabe veröffentlicht :wink: .

    Sie gehört zu den Teilen der "Suche", die Swann als erstes geschrieben hatte.


    Viele lesen "Eine Liebe Swanns" als Einstieg in die weitaus umfangreichere "Suche", meine Liebe zu Proust hat mit der "Liebe Swanns" begonnen. Und ich fand sie damals recht leicht verständlich und auch sehr spannend, wie z.B. die Schilderung, als Swann Odette in den Boulevards sucht.

    Lesen ist wie Reisen, ohne dass man dabei einen Zug oder ein Schiff besteigen müsste. Es eröffnet neue, unbekannte Welten. Es bedeutet, ein Leben zu führen, in das man nicht hineingeboren wurde, und alles mit den Augen eines anderen zu sehen. Es bedeutet, zu lernen, ohne mit den Konsequenzen der eigenen Fehler leben zu müssen.

    Madeline Martin, Der Buchladen von Primrose Hall

  • Castor hab ich nun das richtige Original genannt?

    Ich würde sagen, ja :thumleft: .

    Lesen ist wie Reisen, ohne dass man dabei einen Zug oder ein Schiff besteigen müsste. Es eröffnet neue, unbekannte Welten. Es bedeutet, ein Leben zu führen, in das man nicht hineingeboren wurde, und alles mit den Augen eines anderen zu sehen. Es bedeutet, zu lernen, ohne mit den Konsequenzen der eigenen Fehler leben zu müssen.

    Madeline Martin, Der Buchladen von Primrose Hall

  • Castor hab ich nun das richtige Original genannt?

    Ich würde sagen, ja :thumleft: .

    Danke :friends:

    Es gibt so unterschiedliche Ausgaben von Proust, von der (originalen?) 7bändigen bis hin zu 13teiligen Ausgaben und immer neuen deutschen Titeln, dass es echt schwierig war für mich.

    viele Grüße vom Squirrel



    :study: Joseph Roth - Hiob

    :study: Mike Dash - Tulpenwahn


  • meine Liebe zu Proust

    :pray: Es gibt ein paar Leser hier, die Proust lieben. Mir soll es nicht vergönnt sein, aber ich bewundere alle, die sich mit ihm anfreunden.

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


    Wenn du einen Garten und eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen. (Cicero)



  • Es gibt so unterschiedliche Ausgaben von Proust, von der (originalen?) 7bändigen bis hin zu 13teiligen Ausgaben und immer neuen deutschen Titeln, dass es echt schwierig war für mich.

    Frag mich einfach :lol: . Die "Suche" hat sieben Bände, und es gibt noch Teilausgaben, wie z.B. "Combray" oder "Eine Liebe Swanns".

    Es gibt ein paar Leser hier, die Proust lieben. Mir soll es nicht vergönnt sein, aber ich bewundere alle, die sich mit ihm anfreunden.

    :friends: Nicht nur anfreunden. "Seelenverwandtschaft" trifft es ziemlich gut.

    Lesen ist wie Reisen, ohne dass man dabei einen Zug oder ein Schiff besteigen müsste. Es eröffnet neue, unbekannte Welten. Es bedeutet, ein Leben zu führen, in das man nicht hineingeboren wurde, und alles mit den Augen eines anderen zu sehen. Es bedeutet, zu lernen, ohne mit den Konsequenzen der eigenen Fehler leben zu müssen.

    Madeline Martin, Der Buchladen von Primrose Hall

  • K.-G. Beck-Ewe

    Hat den Titel des Themas von „Marcel Proust - Eine Liebe Swanns“ zu „Marcel Proust - Eine Liebe Swanns / Du côté de chez Swann“ geändert.