Klappentext:
Mischa ist ratlos: Was hat es mit dem wertvollen Tizian-Gemälde auf sich, das seine Mutter kurz vor ihrem Tod unbedingt loswerden wollte? Und wieso taucht ihr ehemaliger Geliebter nach über 30 Jahren wie aus dem Nichts wieder auf? Mischa ist überzeugt, dass beide Ereignisse zusammenhängen, und begibt sich auf eine aufregende Spurensuche in die Vergangenheit. Er entschlüsselt dabei nicht nur das Rätsel um das mysteriöse Bild, sondern auch das Geheimnis seiner Herkunft. - Amazon
Zur Autorin:
Santa Montefiore, 1970 in England geboren, studierte an der Universität von Exeter Spanisch und Italienisch. Sie ist mit dem Schriftsteller Simon Sebag-Montefiore verheiratet und Mutter zweier Kinder. - Amazon
Allgemeine Informationen:
Originaltitel: The Gypsy Madonna
erstmals erschienen 2006 bei Hodder & Stoughton, London
aus dem Englischen übersetzt von Elisabeth Hartmann
Ich-Erzählung aus Mischas Sicht
36 Kapitel auf 439 Seiten
Vorbemerkung 1:
Es geht um das Tizian-Gemälde Die Zigeunermadonna, das man wegen der dunklen Gesichtsfarbe der Maria so genannt hat. Das Original hängt im Kunsthistorischen Museum in Wien.
Warum die deutsche Übersetzung des Buches nicht unter dem Originaltitel erschien, kann sich jeder denken, aber muss es so ein unsäglich flachsinniger sein???
Vorbemerkung 2:
Hätte ich mich vorher über die Autorin kundig gemacht, so hätte ich nicht zu diesem Buch gegriffen, aber „Geheimnis“ - „Gemälde“ - „Spuren in die Vergangenheit“ gehören zu den Schlüsselwörtern, die mich – Hirn abgeschaltet - auf ein Buch stürzen lassen.
Vorbemerkung 3:
Ein stummes BT-Mitglied warf mir vor, nicht nett zu Büchern zu sein, die meinen Gefallen nicht finden. Meine Verrisse seien böse.
Liebe Monika, ich kann auch anders, bitte sehr:
Meine wohlwollenden Gedanken:
Ein Buch, als Liebesroman deklariert und mit Liebe gefüllt. Die Figuren lieben sich also: Von Herzen, mit Schmerzen, klein wenig oder gar nicht. Alles da. Am stärksten die Liebe zwischen Mutter und Sohn. Die kann nicht häufig genug geschildert werden: Die Gefühle sind unendlich, erstrecken sich in langen Beschreibungen, finden nicht Worte genug für eine Innigkeit, wie sie sich in der Realität eher selten findet.
Am Anfang steht Mischa, der stumme Junge, 1942 im Bordeaux geboren als Sohn einer Französin und eines Deutschen – eines guten Deutschen -, der im Krieg fällt. In den Folgejahren sind Mutter und Sohn im Ort geächtet und verfemt. Ihr Leben ändert sich, als Coyote, ein charismatischer Amerikaner, dort Urlaub macht, sich in Mischas Mutter verliebt und sie beide nach Amerika mitnimmt.
Parallel erzählt Mischa von seinem erwachsenen Leben, dem kürzlichen Tod der Mutter, dem Tizian-Gemälde, von dem er bis dato nichts wusste, seiner Trauer und seinen Plänen, der Vergangenheit auf die Spur zu kommen. Der Leser erfährt, wie er zu dem wurde, der er heute ist, der erfolgreiche, aber unglückliche, weil beziehungsunfähige Antiquitätenhändler. Der sein Herz nicht mehr spürt, weil es 1. in Frankreich geblieben ist und 2. von Coyote gebrochen wurde.
Montefiores Bildsprache geht wunderbar eins ins andere über. Sie bleibt auch in erotischen Szenen den leiblichen Genüssen treu: „… ihr Blick war eine Liebkosung, die mein Blut in Honig verwandelte.“ (S. 351) „Meine Hände waren warm wie Teig, der aus dem Ofen kam.“ (S. 398) Ob die Autorin damit ausdrücken will, dass Sex unter Zuhilfenahme von Honigbrötchen besondere Lust bereitet?
Die Autorin nimmt sich die Freiheit, das katholische Recht so zu formen, dass es zu ihren Personen freundlich ist: Nach einer Scheidung darf ein zweites Mal kirchlich geheiratet werden.
Vielleicht könnten sich Katholiken auch an ihre Variante der Sonntagsmesse gewöhnen, die mit dem Vaterunser beginnt.
Einem verschwundenen Gemälde auf die Spur zu kommen, gehört zu meinen literarischen Lieblingsmotiven. Wenn es denn wirklich um die verschlungenen Pfade geht, die zu einem verloren geglaubten Bild führen.
Doch leider geht es in diesem Buch um Liebe Liebe Liebe, und der verschwundene Tizian ist Zugabe. Wäre es umgekehrt, hätte ich mehr Freude an dem Buch gehabt.