Jacques Tardi - Blei in den Knochen / Une gueule de bois en plomb

  • Der Autor (Quelle: Süddeutsche Zeitung Bibliothek): Jacques Tardi (*1946) zählt seit fast 35 Jahren zu den bekanntesten Vertretern des französischen Autoren-Comics. In mehreren Werken hat er sich intensiv mit den Schrecken des Ersten Weltkrieges auseinandergesetzt. Seine Abenteuer- und Kriminalgeschichten beschwören dagegen mit viel Liebe zum Detail das Paris vergangener Tage, zwischen Belle Époque und der Zeit des Existentialismus. Für sein Lebenswerk erhielt Tardi 2006 auf dem Erlanger Comic-Salon den „Max und Moritz-Sonderpreis“.


    Klappentext (Quelle: Süddeutsche Zeitung Bibliothek): Paris im Jahr 1957. Weil der Privatdetektiv Nestor Burma sich am Tod einer Frau, in die er verliebt war, die Schuld gibt, säuft er, so viel er nur kann. Aber dann wird in einer schäbigen Kneipe, die er zufällig besucht hat, die Kellnerin ermordet. Burma wird als Täter verdächtigt und gerät in eine düstere Geschichte, die bis in den Zweiten Weltkrieg zurückreicht. Die Figur des Nesto Burma wurde von dem französischen Kriminalschriftsteller Léo Malet (*1909, gestorben 1996) erfunden. Vier Burma-Romane Malets hat Jacques Tardi kongenial als Comics adaptiert; für „Blei in den Knochen“ hat er erstmals auch selbst das Szenario geschrieben.


    Französische, deutsche, niederländische und spanische Ausgaben:

    • Die französische Originalausgabe „Une gueule de bois en plomb“ erschien 1990 (wiederaufgelegt u.a. 2006) bei Casterman in Tournai & Paris als dritter Band von Tardis bis zum Jahr 2000 auf Bände angewachsenen Nestor-Burma-Reihe. Dieser Comic stellt keine Malet-Romanadaption dar, sondern wurde von Tardi „der Welt von Léo Malet nachempfunden“ bzw. nach eigenem Szenario auf Grundlage der Figuren Léo Malets geschaffen.
    • Die deutsche Übersetzung stammt von David Basler. Sie erschien 1989 als „Blei in den Knochen“ in der Edition Moderne in Zürich (94 Seiten), als Paperback im Format 17,2 mal 26,8 Zentimeter.
    • Im März 2011 erschien eine Lizenzausgabe der Süddeutschen Zeitung GmbH in München für die Süddeutsche Zeitung Bibliothek als Band 8 der Reihe „Graphic Novels“ (94 Seiten). Text und Lettering entsprechen der Ausgabe der Edition Moderne in Zürich. Es ist allerdings eine gebundene Ausgabe, doch das Format ist kleiner: 17 mal 24 Zentimeter. Das Papier erscheint mir recht rau, der Druck eher in gedeckten Farben und matt.
    • Die niederländische Übersetzung stammt von René van de Weijer. Sie erschien 2006 als „Een kater vol lood“ bei Casterman in Doornik (94 Seiten).
    • Die spanische Übersetzung stammt von Enrique Sánchez Abulí. Sie erschien im April 2007 als „Una resaca de cuidado“ bei Norma Editorial in Barcelona (96 Seiten).


    Meine Einschätzung:
    Der Comic basiert auf Motiven, Figuren und dem Stil der Romane um den harten Privatdetektiv Nestor Burma (erfunden von dem französischen Schriftsteller Léo Malet) – in dem von Tardi gewohnt wunderbarem Zeichenstil und sehr pointierter Erzählweise. Schön getuschte Farben und viele schwarze Flächen. Von sehr expressiver Eindrücklichkeit mit eindeutigen Gesten und einem düsteren, nächtlichen, verregneten Flair. Was wie mit leichter Hand gestaltet wirkt, ist bei genauerer Betrachtung sehr detailliert bzw. mit dem versierten Blick eines Karikaturisten stimmig verknappt abgebildet, gerade in puncto Waffen und Fahrzeugen. Nestor Burma trägt seine grimmig verkniffende Visage durch eine schön in der Wirklichkeit (und der französischen Résistance-Vergangenheit) verwurzelte Geschichte, auch wenn sie sich nicht als besonders vielschichtig und ausgefuchst erweist. Ich habe sehr bedauert wie kurz der Comic ist – was meinen Gesamteindruck tatsächlich etwas schmälert. Dennoch: In solche hartgesottenen Hintertreppengeschichten und die Zeichnungen Tardis könnte ich mich reinlegen! :thumleft:

    White "Die Erkundung von Selborne" (103/397)

    Manner "Das Mädchen auf der Himmelsbrücke" (82/151)


    :king: Jahresbeste: Gray (2024), Brookner (2023), Mizielińsky (2022), Lorenzen (2021), Jansson (2020), Lieberman (2019), Ferris (2018), Cather (2017), Tomine (2016), Raymond (2015)

    :study: Gelesen: 57 (2024), 138 (2023), 157 (2022), 185 (2021), 161 (2020), 127 (2019), 145 (2018), 119 (2017), 180 (2016), 156 (2015)70/365)
    O:-) Letzter Kauf: Kuhl "Helenes Familie" (23.04.)

  • Die französische Originalausgabe „Une gueule de bois en plomb“ erschien 1990 (wiederaufgelegt u.a. 1993 und 2006) bei Casterman in Tournai & Paris (94 Seiten).

    White "Die Erkundung von Selborne" (103/397)

    Manner "Das Mädchen auf der Himmelsbrücke" (82/151)


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  • Die spanische Übersetzung stammt von Enrique Sánchez Abulí. Sie erschien im April 2007 als „Una resaca de cuidado“ bei Norma Editorial in Barcelona (96 Seiten).

    White "Die Erkundung von Selborne" (103/397)

    Manner "Das Mädchen auf der Himmelsbrücke" (82/151)


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