William S. Burroughs - Die wilden Boys / The Wild Boys

  • Der Autor (Quelle: Wikipedia): William Seward Burroughs (* 5. Februar 1914 in St. Louis, Missouri; † 2. August 1997 in Lawrence, Kansas) war ein amerikanischer Schriftsteller, der der Beat Generation zugerechnet wird. Sein bekanntestes Werk ist der Roman "Naked Lunch".


    Englische, deutsche, italienische, französische und dänische Ausgaben:

    • Die amerikanische Originalausgabe erschien 1971 als „The Wild Boys: A Book of the Dead“ bei Grove Press in New York (184 Seiten), wiederaufgelegt u.a. 1992 ebendort und 2012 in der Reihe „Penguin Modern Classics“ bei Penguin in London (192 Seiten).
    • Die deutsche Übersetzung des Romans stammt von Carl Weissner. Sie erschien 1980 unter dem Titel „Die wilden Boys“ als Band 2 der Burroughs-Werkausgabe als gebundene Ausgabe bei Zweitausendeins in Frankfurt am Main, herausgegeben von Carl Weissner, mit Zeichnungen von S. Clay Wilson, zusammen mit „Port of Saints“, dem Arbeitsjournal zu „Die wilden Boys“ (378 Seiten). Der Roman erschien 1985 auch noch (ohne Illustrationen) in der Taschenbuch-Werkausgabe, die die alten Hardcover-Bände 2 und 3 in einem Band versammelt (enthält also auch noch den Roman „Die Städte der Roten Nacht“).
    • Die italienische Übersetzung stammt von Andrew Tanzi. Sie erschien bereits 1971 unter dem Titel „Ragazzi selvaggi: Un libro dei morti“ als Band 44 der Reihe „I giorni“ im Verlag „Sugar Editore“ in Mailand (171 Seiten), wiederaufgelegt u.a. 2015 als Band 290 der Reihe „Fabula“ bei Adelphi in Mailand (195 Seiten).
    • Die französische Übersetzung stammt von Mary Beach und Claude Pélieu. Sie erschien 1973 unter dem Titel „Les garçons sauvages: Un livre des morts“ bei C. Bourgois in Paris (213 Seiten), wiederaufgelegt u.a. im Jahr 1996 ebendort.
    • Die dänische Übersetzung stammt von Tobias R. Kirstein und Kasper Opstrup. Sie erschien 2017 (und in zweiter Auflage 2019) unter dem Titel „De vilde drenge: En dødebog“ mit einem Vorwort der Übersetzer und mit Zeichnungen von Erik Liljenberg bei Antipyrine in Aarhus (304 Seiten).

    Angedachte und verwirklichte Verfilmungen:

    • 1972 schrieb Burroughs auf Grundlage seines Romans das Drehbuch für einen Low-Budget-Pornofilm, über dessen Produktion bereits mit Gay-Porn-Produzent Fred Halsted gesprochen wurde, bis die Idee Ende des Jahres 1972 wieder fallengelassen wurde.
    • Russell Mulcahy, der Regisseur von "Highlander" und unzähligen Musikvideos, war interessiert daran, den Roman fürs Kino zu adaptieren. Die New-Wave-Band "Duran Duran" sollte den Soundtrack schreiben. Doch auch dieses Vorhaben zerschlug sich, als dessen einziges Überbleibsel der Song „The Wild Boys" zurückblieb.
    • Der französische Film „Les garçons sauvages“ (dt. „The Wild Boys“) von Bertrand Mandico bedient sich stark bei Burroughs' Roman, ohne sich direkt als Romanverfilmung zu verstehen. Vor allem setzt Mandico ganz andere Aspekte in Hinsicht auf die Verflüssigung althergebrachter Geschlechtergrenzen .

    Meine Einschätzung:
    Ich mag den Burroughs-Sound ja sehr gerne. Trockener Hardboiled-Tonfall mit ins Schwarze treffenden Charakterisierungen. Aber dieser Roman ist schon sehr ungreifbar. Er erzeugt (auch durch die vielen Wiederholungen ähnlicher Szenen) eher ein starkes Gefühl von Freiheitsdrang und Ungebundenheit, als dass er eine echte Geschichte erzählte. Wer kein Fan ist, wird in dieses Buch wahrscheinlich kaum hineinfinden. Sehr viel Rumgemache diesmal. Fast jede Figur hat ein Döschen mit Vaseline in der Gesäßtasche. :-, Diese Jugendbewegung bzw. lose terroristische Vereinigung der „Wilden Boys“, lauter sexuell experimentierfreudige junge Männer, die weltweit Verwirrung und Zerstörung anrichten, um die westliche Zivilisation in den Untergang zu treiben, hat mir natürlich als literarisches Agens sehr gut gefallen. Burroughs lässt einige gewaltige Bilder auf den Leser los: Eine düstere homosexuelle Utopie voller lustvoll erlebter Gewalt, in der eine „biosemiotische“ Guerilla westliche Zivilisationsstandards auflösen will, in der selbst der Tod mit Erotik aufgeladen scheint und die Wilden Boys voller Lebenslust und Grenzverletzungen die Türen zu einer schranken- und klassenlosen Gesellschaft gleichwürdiger Individuen aufstoßen. Im Grunde ein immer wieder vor dem inneren Auge ablaufender Strom wohligen Erinnerns von Begegnungen und Verschmelzungen.

    Eine hierarchielose queere Peter-Pan-Terrormiliz in einem magischen Universum, in dem sich die Hoffnung der Wilden Boys darauf kapriziert, sich mittels einer magischen Apparatur unabhängig von dem auf weibliche Körper angewiesen Reproduktionskreislauf zu machen: Reinkarnation durch Wiedererweckung der Toten. Junge Männer in einer Male-Only-Utopie, die sich vollständig von jeder sozialen und biologischen Kontrolle freimachen wollen.
    Hier mag dem alten Frauenfeind Burroughs die Fantasie etwas durchgegangen sein. Da scheint mir der sich bei Burroughs bedienende Film von Bertrand Mandico einen großen Schritt voranzugehen, wenn er das Erkennen und Erwecken der „weiblichen“ Seiten in Männern und der „männlichen“ Seiten in Frauen propagiert, was den Menschen in vollständigere Individuen verwandeln helfen könnte, anstatt dass das Weibliche von Grund auf ausgeschlossen werden solle.

    Trotz solcher Einwände ist „Die wilden Boys“ ein wilder, transgressiver Trip ohne kognitiv erfahrbare Logik und sinnstiftende Handlung, der völlig über Affekte, Enthemmungen, Synästhesien, Stimmungen und Erinnerungen auf den Leser einprasselt. Man muss das Buch einfach über sich kommen lassen und den Kontrollverlust genießen lernen! :drunken:

    White "Die Erkundung von Selborne" (103/397)

    Manner "Das Mädchen auf der Himmelsbrücke" (82/151)


    :king: Jahresbeste: Gray (2024), Brookner (2023), Mizielińsky (2022), Lorenzen (2021), Jansson (2020), Lieberman (2019), Ferris (2018), Cather (2017), Tomine (2016), Raymond (2015)

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    O:-) Letzter Kauf: Kuhl "Helenes Familie" (23.04.)

  • Die amerikanische Originalausgabe erschien 1971 als „The Wild Boys: A Book of the Dead“ bei Grove Press in New York (184 Seiten), wiederaufgelegt u.a. 1992 ebendort und 2012 in der Reihe „Penguin Modern Classics“ bei Penguin in London (192 Seiten).

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  • Die französische Übersetzung stammt von Mary Beach und Claude Pélieu. Sie erschien 1973 unter dem Titel „Les garçons sauvages: Un livre des morts“ bei C. Bourgois in Paris (213 Seiten), wiederaufgelegt u.a. im Jahr 1996 ebenda.

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  • Die deutsche Übersetzung von Carl Weissner findet sich auch noch im Jahr 1985 in der Burroughs-Werkausgabe im Taschenbuch bei Zweitausendeins, die die alten Hardcover-Bände 2 und 3 in einem Band versammelt. Der 757 Seiten dicke Sammelband enthält also neben "Die wilden Boys" und dem Arbeitsjournal "Port of Saint" auch noch den Roman „Die Städte der Roten Nacht“.

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