David Almond – Ein finsterheller Tag / The Colour of the Sun

  • Klappentext/Verlagstext

    An einem heißen Sommermorgen verlässt Davie sein Zuhause, nicht ahnend, dass dieser Tag alles verändern wird. Seine Welt ist ihm sehr vertraut – eine unbedeutende Kleinstadt, die er noch nie verlassen hat. Aber dieser Tag wird alles andere als alltäglich: Ein Junge wurde getötet, und Davie glaubt zu wissen, wer der Mörder ist. Auf der Suche nach ihm verschmelzen Realität und Phantasie, und bald merkt Davie, dass nichts so ist, wie es auf den ersten Blick zu sein scheint. Ein herausragender Roman voller Wärme und Licht von einem vielfach preisgekrönten Autor.


    Der Autor
    David Almond ist einer der bedeutendsten britischen Gegenwartsautoren für Kinder- und Jugendliteratur und vielfach preisgekrönt. Er wurde unter anderem mit der Carnegie Medal (1998), dem Hans Christian Andersen-Preis (2010) und dem Guardian Children's Fiction Prize (2015) ausgezeichnet.


    Inhalt
    Wenn Davies Mutter ihren Sohn an die frische Luft schickt, vermittelt sie dabei eine eigenartige Stimmung. Sie verhält sich, als würde sie ihren Sohn für längere Zeit nicht wiedersehen, zugleich sät sie bei mir als Leser Zweifel daran, dass sie ihren Sohn ernstnimmt. Davie ist in dem Alter, in dem Fußball für ihn noch interessanter ist als der Gedanke an Mädchen. Als in Davies Heimatort bei Newcastle die Nachricht die Runde macht, dass Jimmy Killen tot aufgefunden wurde und sein Freund Josh den Toten gesehen haben soll, bricht jedoch die Realität in Davies kindliche Idylle ein. Das düstere und zugleich strahlend helle Buchcover mit einem Kind vor dunkler, herbstlicher Szene bei Nacht und zwei Personen in einer gespiegelten farbigen Darstellung eines vor Leben strotzenden Baums lässt ahnen, dass Davies Welt aus Hell und Dunkel besteht, aus Geborgenheit und Trauer. Josh Todd ist offenbar bestens informiert und hat eine Theorie, wer der Täter gewesen sein könnte. Die Killens und die Craigs waren verfeindete Sippen, für Josh gibt es daher nur eine Erklärung, wie der Mann ums Leben gekommen sein muss.


    Davie wiederum träumt sich aus der Gegenwart fort zur Beerdigung seine Vaters, er schwebt förmlich aus der Realität heraus. Almonds Leser ahnen von dieser Szene an, dass der Junge noch einen langen Weg vor sich haben wird, bis er seine Trauer bewältigen kann. Davies Weg wirkt auf mich wie ein Pilgerweg zu sich und zur Person seines Vaters, den seine Mutter selbstverständlich mitvollzieht, so wie Eltern ein viel jüngeres Kind ernstnehmen würden, das zeitweise in einer Fantasiewelt lebt. Davie trifft auf Polizisten, Priester, den vertrauten Hausarzt, allesamt Figuren, die in einer Kleinstadt sicher von seinem Verlust wissen werden. Deutlich wird in Davies realen und fantastischen Erlebnissen eine Spaltung des Orts in verfeindete Wohnviertel, an der Religion und die Institution Kirche nicht unbeteiligt sind – und die an den Nordirland-Konflikt denken lässt. Ob man auf Davies Seite oder der von Jimmy Killen lebt, scheint reiner Zufall zu sein, ebenso, ob ein Kind von heute behütet aufwächst oder in einem anderen Jahrhundert zur Arbeit ins Bergwerk geschickt worden wäre.


    Davies ungewöhnlicher Pilger-Weg zu seiner Trauer um den verstorbenen Vater findet in einer vom Bergbau und unüberwindbaren Klassenschranken geprägten Region statt, in der Geschichte anhand von Kriegsverletzungen und von Arbeitsunfällen erzählt wird. Der Junge therapiert sich durch seinen Weg selbst, auf dem deutlich die Forderung an ihn hervortritt, ein ganzer Kerl zu werden. Für ganze Kerle gibt es offenbar kein Verhaltensmuster der Trauer.


    Fazit

    “Ein finsterheller Tag” zeigt den ungewöhnlichen Trauerprozess eines ungewöhnlichen Jungen. Davies Leben in verschiedenen Welten ist sicher eine Herausforderung für jugendliche Leser – die Zielgruppe ab 12 sollten Erwachsene jedoch nicht unterschätzen.


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    :study: -- Damasio - Gegenwind

    :study: -- Weber - Bannmeilen (Paris)

    :musik: -- Catton - Gestirne; Rehear


    "The three most important documents a free society gives are a birth certificate, a passport, and a library card!" E. L. Doctorow

  • Buchdoktor : und schon hast Du wieder meine Wunschliste gefüttert!


    "Skellig" von Almond steht schon länger auf meinem Wunschzettel. Kennst Du das auch?

  • Feuerschlucker kenne ich, das ist auch besonders in der Region Newcastle verwurzelt. Seitdem finde ich es selbstverständlich, dass in den 60ern dort am Strand "Kohle geklaubt" wurde.

    :study: -- Damasio - Gegenwind

    :study: -- Weber - Bannmeilen (Paris)

    :musik: -- Catton - Gestirne; Rehear


    "The three most important documents a free society gives are a birth certificate, a passport, and a library card!" E. L. Doctorow