Ludwig Fels - Kanakenfauna

  • Der Autor (Quelle: dtv): Ludwig Fels, am 27. Novemeber 1946 in Treuchtlingen geboren, war nach Volks- und Berufsschule als Brauereiarbeiter, Hilfsarbeiter, Maschinist und Stanzer tätig. 1970 Umzug nach Nürnberg, als Packer in einer Fabrik beschäftigt und seit 1973 freier Schriftsteller. Er lebte seit 1983 in Wien. Werke u.a.: die Gedichtbände „Anläufe“ (1973), „Ernüchterung“ (1975), „Alles geht weiter“ (1977) und „Ich war nicht in Amerika“ (1978), die Erzählungsbände „Platzangst“ (1974) und „Mein Land“ (1978), die Romane „Die Sünden der Armut“ (1975), „Ein Unding der Liebe“ (1981), „Mister Joe“ (1997), „Die Hottentottenwerft“ (2015) und „Mondbeben“ (2020) sowie Hörspiele und Theaterstücke. Er starb im Alter von 74 Jahren am 11. Januar 2021 in Wien.


    Klappentext (Quelle: dtv): „Eisträume, Betonmärchen nennt Ludwig Fels seine emotionsgeladenen und sprachmächtigen Prosastücke, mit denen er Wüt über die Kälte dieser Gesellschaft und Sehnsucht nach einer anderern Welt hinausschreit. Er berichtet von den alltäglichen Verwüstungen der Städte und ihrer Bewohner, der Beton- und Plastikwelt, in der das Leben nur noch mit lebenslanger Betäubung zu ertragen ist. Aber der Autor wehrt sich gegen diese Narkotisierung, bewahrt sich seinen Hass gegen eine Gesellschaft, die sich selbst zum Sterben verurteilt hat, versucht seine eigene Position in ihr zu bestimmen. Ludwig Fels – das macht mit die Faszination dieses Buches aus – flüchtet nicht in die Fiktion; er erfindet sich nicht eine literarische Figur, sondern formuliert seine subjektiven Erfahrungen, seinen Hass und seine Verzweiflung direkt.“ (Michael Töteberg in „Die Tat“, Frankfurt)


    Das Buch erschien zuerst im Jahr 1982 unter dem Titel „Kanakenfauna. Fünfzehn Berichte“ im Hermann Luchterhand Verlag, Darmstadt und Neuwied. Im Oktober 1984 wurde es in ungekürzter Ausgabe als dtv-Buch Nr. 6352 in der „neuen Reihe“ des Deutschen Taschenbuch Verlags in München veröffentlicht (181 Seiten). 1995 kam es zu einer Neuauflage als Bd. 1961 des Piper Verlags, München und Zürich.


    Inhalt:

    1. Jemand aus der Familie (15 Seiten, erschien zuerst in „Kindheitsgeschichten, hg. v. Uwe Friesel u. Hannelies Taschau, VerlagAutorenEdition, Königstein/Ts., 1979)
    2. Heimatfront (13 Seiten)
    3. Arbeitsalltag (12 Seiten, auszugsweise unter dem Titel „Was tun mit dem Kopf, hier am Arsch der Welt“, in „... und ruhig fließet der Rhein. 30 Jahre BRD: Geschichten, Berichte, Gedichte“, hg. v. J.-P. Stössel, Damnitz Verlag, München, 1979)
    4. Mitteilungen aus dem Landleben (34 Seiten)
    5. Schwarzer Schlaf (24 Seiten)
    6. Anschläge (5 Seiten)
    7. Zwangsurlaub (11 Seiten)
    8. Traum Nr. 190 (5 Seiten)
    9. Eisträume (9 Seiten, erschien zuerst in: Kürbiskern Nr. 3/81)
    10. Wahngeschichte (8 Seiten)
    11. Sportspot (3 Seiten, erschien zuerst in: konkret, Sonderheft Sport, 1982)
    12. Ayatollah Efjotes oder Die Weißblaue Dampfnudel (6 Seiten, erschien zuerst in: „Aus Liebe zu Deutschland. Satiren auf Franz Josef Strauß“, hg. v. Heinar Kipphardt, Verlag AutorenEdition, Königstein/Ts., 1980)
    13. Die Erprobung des Herzstichs (17 Seiten)
    14. Abschiedsbrief (2 Seiten)
    15. 273 Grad Celsius unter Null, im Schatten noch kälter (8 Seiten, erschien zuerst in: „Reise ans Ende der Angst. Erlebnisse mit der Todesangst“, hg. v. W. Christian Schmitt, C. Bertelsmann Verlag, München, 1980)
    16. Schlußsatz (1 Seite)

    Meine Einschätzung:
    Fünfzehn „Berichte“ genannte Prosastücke, in denen der Schriftsteller Ludwig Fels aus seinem Alltag berichtet. Erinnerungen an sein Leben, über ein Leben ohne Geld und ohne Karriereabsichten, über Arbeit und über das Unbehagen mit den Umständen. Er schont sich selbst überhaupt nicht und haut dem Leser jede Fröhlichkeit aus dem Gesicht. Ist mir stellenweise schon fast zu negativ. Aber gedankenreich! Man merkt, dass Fels als Lyriker angefangen hat: Er kann die Dinge knapp auf den Punkt bringen. Zum Ende hin kommen einige Stücke, die auf eher essayistische Weise Themen abhandeln, die mir nicht so gut gefallen und mich eher mit einem Schulterzucken zurückließen, zum Beispiel über den Tarzan-Mythos oder das "Franz-Josef-Strauß-Land" Bayern. Ansonsten: Einige schöne Ansichten von den Versuchen, dem mühseligen Dasein etwas Gutes abzuringen. Wie man ein gutes Leben in trübseligen Umständen zu führen versucht. Und Wut über das Scheitern und die Chancenlosigkeit. :rambo:

    White "Die Erkundung von Selborne" (103/397)

    Everett "God's Country" (126/223)


    :king: Jahresbeste: Gray (2024), Brookner (2023), Mizielińsky (2022), Lorenzen (2021), Jansson (2020), Lieberman (2019), Ferris (2018), Cather (2017), Tomine (2016), Raymond (2015)

    :study: Gelesen: 55 (2024), 138 (2023), 157 (2022), 185 (2021), 161 (2020), 127 (2019), 145 (2018), 119 (2017), 180 (2016), 156 (2015)70/365)
    O:-) Letzter Kauf: Martinson "Schwärmer und Schnaken" (15.04.)