• Kurzmeinung

    Emili
    Ein Drama, das unaufgeregt, unprätentiös erzählt wird. Stellenweise wirr.
  • Kurzmeinung

    SaintGermain
    emotional schockierend, aber der Erzählstil war nicht ganz meins
  • Kurzmeinung

    Sushan
    Schöne Sprache und ein emotionaler Plot, der sich durch wirre Erzählstruktur selbst torpediert.
  • Erschütterndes Drama

    Die Mutter der vor 15 Jahren aus dem „Horrorhaus“ geretteten Kinder ist im Gefängnis gestorben und bestimmt ihre älteste Tochter Alexandra (Lex) als Testamentsvollstreckerin. Lex beschließt nach Bedenkzeit und in Absprache mit ihrer Lieblingsschwester, das Elternhaus in eine Begegnungsstätte umzuwandeln und muss dazu die Zustimmung aller Geschwister einholen.

    In sieben unterschiedlich langen Kapiteln erzählt Lex von jeweils einem der Geschwister rückblickend als Kind, und – meist übergangslos, im nächsten Absatz - auch als Erwachsener. Sie schildert die grauenhaften Zustände im Horrorhaus, die Misshandlungen, Grausamkeiten, Entbehrungen, die Schmerzen, den Hunger, den Dreck, die Verwahrlosung, wie die übersteigerte Religiosität der Eltern allmählich zum Wahnsinn wird. Durch Alexandras Begegnung mit den Geschwistern erfährt der Leser, wie diese ihr Leben als Erwachsene bewältigen.


    Lex' emotionslose, eher Bericht-artige Schilderung schafft eine Distanz zum Leser, die mir in diesem Fall sehr willkommen war. Trotzdem wird das Leid der Geschwister und die angerichteten dauerhaften Schäden schmerzhaft deutlich. Der Roman ist zwar fiktiv, aber es gibt überall und immer wieder Kinder, denen derartige Gräuel angetan werden.


    Der Schreibstil der Autorin ist flüssig und angenehm zu lesen, die eher berichtende Erzählweise und die häufigen Zeitsprünge zwischen Vergangenheit und Gegenwart, die Konzentration auf den Roman erfordern, geschickt gewählte Stilmittel. Und es gibt auch einige überraschende, um nicht zu sagen schockierende, Wendungen.


    Der Roman ist ein sehr gelungenes Debüt und ich bin auf Abigail Deans nächstes Buch gespannt.


    :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5:

  • Nach dem Tod der Mutter soll Alexandra Gracie, genannt Lex, den Nachlass der Mutter ordnen. Viele Jahre hatte Lex alles verdrängt, was ihr Schreckliches in der Kindheit passiert ist, und nun bricht alles wieder auf. Sie und ihre Geschwister wurden von den fanatisch religiösen Eltern gefangen gehalten und misshandelt. Als Lex die Flucht gelang, war sie bis auf die Knochen abgemagert und total verdreckt. Ihr Vater nahm sich das Leben, ihre Mutter wurde verhaftet und verurteilt. Nun hat die Mutter ihren Kindern das Horrorhaus vermacht. Lex möchte eine Begegnungsstätte daraus machen, benötigt dazu aber die Einwilligung der Geschwister.


    Was geschehen ist, erleben wir durch die Erinnerungen der Geschwister. Dieser Roman ist sehr bedrückend, aber auch packend. Der Schreibstil ist sachlich. Die Autorin erzählt all das, aber wertet nicht. Inspiriert wurde Abigail Dean von einer wahren Geschichte. In jedem Kapitel kommt eines der Geschwister zu Wort, so dass man erfährt, wie es ihnen ergangen ist. Sie nehmen unterschiedliche Entwicklungen.


    Eigentlich war es einmal eine fast normale Familie, bis der Vater eine religiöse Erweckung erlebt. Danach beginnt das Leid für die Geschwister, das zunehmend schlimmer wird. Die Mutter ist ihm hörig und tut, was er sagt. Lex gelingt es zu flüchten und so können die Geschwister befreit werden. Um sie zu schützen werden ihnen Namen wie „Girl A“ gegeben. Man bringt sie in Familien unter und will ihnen ein normales Leben ermöglichen. Doch wie kann das Leben normal werden, wenn man so etwas erlebt hat? Die psychischen Schäden können nicht repariert werden. Mich hat es gewundert, dass Lex ihren Weg gegangen ist und nun als Anwältin tätig ist, denn auch sie lassen die Dämonen nicht los.


    Auch wenn vieles von dem, was die Kinder ertragen mussten, nur angedeutet ist, so ist es dennoch erschreckend und schwer zu ertragen. Am Ende wird es dann noch überraschend.


    Es ist eine erschreckende Geschichte, die mich aber von Anfang an gepackt hat.

  • Außer Kontrolle


    Nun ist die letzte Seite von Girl A gelesen, inklusive Danksagung und die Rezension soll beginnen. Aber wie? Diesem besonderen Thriller von Abigail Dean gerecht zu werden, das ist eine Herausforderung, die wirklich selten vorkommt. An sich müsste ich fast alle anderen von mir rezensierten Bücher um einen Stern abwerten, damit die fünf Sterne für dieses ihre volle Berechtigung entfalten.


    Girl A ist das zweitälteste Kind der gesamt sieben Geschwister. Sie heißt Alexandra (Lex) Gracie und ist fünfzehn Jahre alt, als ihr ENDLICH die Flucht gelingt. Die so schwierige Flucht aus dem Haus des Grauens, Moor Woods Road 11. Als die Familie dies Haus erwirbt und dahin umzieht, gerät die vor dem Umzug schon grenzwertige Situation völlig außer Kontrolle. Grenzwertig heißt in diesem Fall: Es wurde nicht geputzt, nicht gewaschen und regelmäßiges Essen gab es nicht! Siehe Seite 198: „[…] die schlimmsten Leiden des Hauses. Der Teppich unter meinem Bett war weich und verfilzt, und Schimmelgeschwüre waren bis hoch zur Matratze gewuchert. Unter dem Kinderbett lagen angefaulte Strampler, die von jedem von uns getragen und nie gewaschen worden waren.“


    Dennoch war dieser Prozess schleichend. Richtig gut war sie nie, die Situation dieser Familie. Zu viele Kinder in zu kurzer Zeit, eine zutiefst unterwürfige Mutter und ein Vater, zunehmend durch Erfolglosigkeit vom Irrsinn gezeichnet. S. 241: „Im Lifehouse rackerte Vater sich vor leeren Bänken ab. Eine Gemeinde von Fliegen, unfähig, den Weg zur Tür zu finden, ging allmählich an den Fenstern zugrunde.“ Und S. 304: „Graue Haarbüschel klebten ihm an der Stirn. Die Mundwinkel sackten in die Hängebacken ab. Ein Geruch entströmte ihm, nicht bloß aus dem Mund, sondern von unter der Haut, als hätte sich dort etwas zum Sterben zurückgezogen.“


    Die Kapitel sind nach den Kindern unterteilt: Girl A ist Alexandra, genannt Lex. Boy A ist Ethan. Delilah, die Schöne, ist Girl B. Gabriel, der Kurzsichtige ist Boy B. Noah ist Boy D. Evie, Alexandras überaus geliebte Schwester und Zimmergenossin ist Girl C. Daniel hat kein eigenes Kapitel. Boy C scheint es nicht zu geben und Daniel, als der Nachfolger, käme nach Noah.


    Bevor der Roman fertig gelesen ist, kommt noch ein zusätzlicher Schock auf, lässt einem keine Ruhe und man liest ein bestimmtes Kapitel nochmal und wieder und wieder.


    Dieser Thriller hat es wirklich in sich und man fragt sich – relativ spät – warum lesen wir solche Bücher? Weil wir uns versichern wollen, dass es uns besser geht? Weil uns das Morbide fasziniert? Oder sind wir bloß Spanner, die durch Schlüssellöcher lugen? Das muss wohl ein jeder mit sich selbst abmachen. Mich jedenfalls wird dieser schleichende Prozess, dessen Zeuge ich nun wurde, lange Zeit nicht mehr loslassen.


    Wie reagieren wir wohl selbst bei absoluter Überforderung? Oder haben die meisten von uns nur schlicht das Glück, solches Unheil nicht anzuziehen?


    Mich würde noch interessieren, ob eine reale Geschichte als Vorlage gedient hat? Jedenfalls konnte ich nichts dergleichen entdecken. Für Hinweise wär ich dankbar.


    Fazit: Wer so viel allerfeinste Minuslektüre ertragen kann, dem sei dies Buch ans Herz gelegt. Hier passt einfach alles vom genialen Cover bis hin zur anspruchsvollen Übersetzung von Ulrike Wasel und Klaus Timmermann. Hochverdient hierfür die fünf Sterne. Mehr gibt’s ja leider nicht.

  • Anders als erwartet!


    🌟Eltern sollten ihre Kinder lieben und beschützen. Was, wenn sie das Gegenteil tun?🌟

    »Mein Name ist Alexandra Gracie, ich bin 15 Jahre alt. Bitte rufen Sie die Polizei.«


    Unzählige Male hat sich Lex Gracie vor ihrer Flucht aus dem Elternhaus diesen Satz vorgesprochen, angekettet an ihr Bett, vor Dreck starrend, bis auf die Knochen abgemagert. Mit ihrer Kindheit im Horrorhaus, wie die Presse das Elternhaus der sieben Geschwister bald nach Lex‘ Flucht taufen sollte, muss sich die mittlerweile erwachsene Anwältin konfrontieren, als ihre Mutter im Gefängnis stirbt und ihr das Elternhaus vermacht. Alles, was sie jahrelang verdrängt hat, bricht sich nun Bahn: der Hunger, die Angst – und ihre Identität als Girl A, das Mädchen, das entkam.



    "Girl A" von Abigail Dean und dem Verlag HarperCollins ist ein Psychothriller, der am 20. April 2021 erschienen ist. Hauptprotagonistin Alexandra Gracie versucht seit Jahren, ihre Identität als Girl A hinter sich zu lassen. Sie lebt in New York und ist dort eine erfolgreiche Anwältin. Während einige ihrer Geschwister das Licht der Öffentlichkeit suchen, verteidigt sie ihre Privatsphäre, so gut sie kann. Dieses Buch enthält keine Geschichte über Missbrauch und Leid, sondern sie soll Menschlichkeit und Hoffnung überbringen, selbst in dunkelsten Umständen.


    Ich habe von "Girl A" etwas anderes erwartet. Der Klappentext hat meiner Meinung nach nicht zum Inhalt gepasst, denn ich konnte mich in Lexs' Geschichte, auch wenn sie als Kind grausame Dinge erleben musste, emotional einfach nicht hineinversetzen. Ich habe sie zwar gut kennengelernt, jedoch waren mir ihre Erzählungen zu flach und teilweise gab es Längen, die ich unheimlich schwer zu lesen und verstehen fand. Im Mittelpunkt von GIRL A steht die Gracie-Familie, jedes Kapitel kündigt eins von Lexs Geschwistern an. Es wird von Anfang an komplett aus der Sicht von Lex geschrieben, die anderen Charaktere kamen nur kurz nebenbei vor. So habe ich nicht viel über jeden Einzelnen erfahren können, peu a peu gab es kleine Bruchstücke, mit denen ich im Endeffekt nichts anfangen konnte. Klare Bilder hatte ich leider von keinem. Dies fand ich sehr verwirrend, denn ich hätte gerne erfahren, wie es den Geschwistern ergangen ist, anstatt ständig nur von Lex unzufriedene Details und unvollständige Handlungen zu lesen. Jedes Kapitel war mir außerdem mir viel zu lang. Als E-Book las ich an einem Kapitel durchschnittlich eine Stunde lang.


    Handlungen aus der Gegenwart und der Vergangenheit waren schwer voneinander zu entscheiden. Manchmal hat es etwas gedauert, bis ich wieder in der richtigen Zeit angekommen bin. Dieser Wechsel hat für mich keine Spannung erzeugt, ständige Wiederholungen haben nicht zum schnellen weiterlesen angeregt. Klar, einiges wurde grausam geschildert, aber nach der Suche einer Antwort nach dem Warum, bekam ich bis zum Schluss keine zufrieden stellende Antworten. Ich hätte mir mehr Hintergründe der Eltern gewünscht.


    Das Schicksal der Kinder und dessen jetziges Leben haben bei mir so gut wie keine Emotionen hervorgerufen. Der Schreibstil ist zwar flüssig und detailliert, was mir den Inhalt trotzdem nicht schmackhaft machen konnte. Obwohl ich Lexs' jetzige Handlungen verstehen konnte, konnte ich keinen Draht zu ihr aufbauen. Immer wieder erzählt sie zum Beispiel von ihrem Ex-Freund, anstatt wie angekündigt auf ihre Geschwister einzugehen. Ich empfand eine Wendung zum Ende hin sehr gelungen, denn damit hätte ich nicht gerechnet.


    Ich konnte mir die hier genannten Orte besser vorstellen als die Protagonisten, denn sie waren detailliert und haben für eine bildliche Atmosphäre gesorgt. Die Autorin hat versucht, den Fokus auf die Auswirkungen von Traumata und medialer Aufmerksamkeit zu legen und weniger auf das Leid, das am Ursprung von beidem stehen kann. Bei mir ist diese Botschaft leider nicht wie erhofft rübergekommen.

    🌟🌟

  • Ein beklemmend, spannender Roman


    „Girl A“ ist der Debütroman von Abigail Dean, deren Namen ich mir sicherlich merken werde. Zum Glück schreibt sie schon an ihrem zweiten Buch.


    Mir ist sofort das Cover des Buches ins Auge gestochen, weswegen ich es dann genauer betrachtet habe. Mich spricht die Farbwahl des Covers besonders an. Das große gelbe A auf dem grauen Porträt spiegelt gut den Inhalt des Buches wider. Das „Horrorhaus“ auf der Rückseite zeigt einen Vorgeschmack auf die Tristesse des Romans.


    Wir begleiten Lex Gracie auf ihrem Weg ins Gefängnis, in welchem ihre Mutter gerade gestorben ist. Lex und ihre vielen Geschwister, mussten in ihrer Kindheit schreckliche Dinge durch ihre Eltern erleiden. Mit 15 Jahren schaffte Alexandra es, sich aus dem Haus zu befreien und rettete so sich und ihre Geschwister.


    Jedes Kapitel ist einem der Geschwister gewidmet. In diesen erfahren wir immer wieder Dinge über die Vergangenheit, wie sich die Kinder entwickelt haben und welches Verhältnis Lex jetzt zu ihren Schwestern und Brüdern hat. In der Gegenwart kämpft Lex mit den Schatten der Vergangenheit und hat nun auch noch mit dem Vermächtnis ihrer Eltern zu tun.


    Mir hat das Buch richtig gut gefallen – es ist spannend, düster, beklemmend, manchmal nur schwer aushaltbar, aber auch Hoffnung schenkend. Es konnte mich sofort nach den ersten paar Seiten einfangen. Das man Stück für Stück aus der Vergangenheit erfährt, konnte mich gut packen. Ich mag Rückblicke generell in Büchern und „Girl A“ hat es gut geschafft, durch dieses Mittel einen Spannungsbogen zu erzeugen. Das einzig Negative das mir einfällt ist, dass die Sprünge von Gegenwart und Vergangenheit oft nicht sichtbar sind und ich mich öfter einmal gewundert habe in welcher Zeit wir denn gerade sind.


    „Girl A“ ist für alle jene, die eine psychologisch spannende, aufwühlende Geschichte lesen wollen. Man muss aber auch Gewalt an Kinder „aushalten“ können.

  • Dieses Buch wirkt von Beginn an beklemmend und lässt die Leser_in auch im weiteren Verlauf nicht los. Das beginnt beim Cover, das einer_m als Leser_in direkt in die Augen springt, und endet erst lange nach dem Lesen der letzten Seite. Dieser Thriller von Abigail Dean ist definitiv nichts für Menschen mit starker Sensibilität, da er ein Grauen schildert, das mensch sich gar nicht wirklich vorstellen mag. Die Geschichte handelt von einer Frau, die nach dem Tod ihrer Mutter, von den Horrorerfahrungen der eigenen Kindheit wieder eingefangen wird. Damals musste sie schlimmsten Terror erleiden, Und heute? Wie kann sie das erlebte verarbeiten und zu einer stabilen Mitte finden?

    Als Leser_innen sind wir direkt dabei, fühlen mit und hoffen, das sie ihren Weg noch finden wird.

    Der Schreibstil der Autorin Abigail Dean geht unter die Haut und ermöglicht nicht wirklich ein Entkommen. Er ist lebendig, direkt und fordernd.

    "Girl A" ist der Debütroman der Autorin und verspricht eine vielversprechende weitere schriftstellerische Karriere.

  • Abgebrochen – weder fesselnd, noch sonderlich spannend und der Schreibstil nicht flüssig


    Lexie Gracie verlebte ihre Kindheit in einem schrecklichen Elternhaus mit ihren Geschwistern. Misshandlungen und eingesperrt zu sein waren an der Tagesordnung. Lediglich der älteste der Geschwister war zumindest nicht regelmäßig eingesperrt. Lexie träumte schon oft auf diesem Höllenhaus auszubrechen und mit 15 Jahren gelang es ihr endlich.

    Nun verstarb ihre Mutter und hinterließ ihr das Horrorhaus. Um mit dem Thema abzuschließen nimmt Lexie sich der Sache an, wird nochmals nach all den Jahren mit ihrer Kindheit konfrontiert und will aus dem Haus ggf. etwas Sinnvolles für die Nachwelt kreieren.


    Mich konnte das Buch und seine Handlung leider überhaupt nicht mitnehmen und fesseln. Ich habe das Buch abbrechen müssen, da es alles andere als spannend war. Auch der Schreibstil war eigenartig und manchmal konfus. Die Kapitel sind auf die verschiedenen Geschwister aufgeteilt, angefangen mit Lexie. Als ich z.B. mit dem zweiten Abschnitt anfing, war durch den Schreibstil erst überhaupt nicht klar, dass weiterhin aus der Sicht von Lexie geschrieben wurde. Aufgrund des neuen Abschnittes, eines ihrer Geschwister, ging ich zumindest zwangsläufig davon aus, dass der neue Abschnitt auch aus einer neuen Sicht geschrieben wurde. Dem war nicht so. Das löste sich dann zwar nach einigen Seiten auf, aber sollte bei einem guten Buch nicht so sein!

    Das tollste für mich war lediglich die Covergestaltung des Buches. Diese weckte, neben dem Klappentext und der kurzen Leseprobe meine Aufmerksamkeit, konnte mich aber leider gar nicht überzeugen.


    Zusammengefasst kann ich das Buch zwar trotzdem jedem Thriller- bzw. Krimifan empfehlen – Geschmäcker sind schließlich verschieden - aber man sollte seine Erwartungen nicht zu hoch ansetzen. Das macht man oft zwangläufig, wenn ein Buch bereits auf einer Bestsellerliste steht.


    :bewertung1von5: :bewertung1von5:

  • Lex ist fünfzehn Jahre alt, als sie es schafft, aus ihrem Elternhaus zu fliehen und Hilfe zu holen. Endlich soll es für sie und ihre Geschwister ein neues Leben geben, ohne Dreck, ohne Hunger, ohne Fesseln. Doch es ist nicht so einfach, die Vergangenheit mit ihren jahrelangen Qualen und Demütigungen hinter sich zu lassen. Selbst Jahre später, als ihre Mutter stirbt, hat Lex noch nicht alles aus der Zeit im Horrorhaus verarbeitet…

    Ich weiß nicht genau, wie ich dieses Buch einordnen soll. Dadurch, dass man weiß, dass Lex die Flucht gelungen ist, ist es nicht so spannend, wie andere Thriller es sein mögen, aber trotzdem kann man das Buch schwer aus der Hand legen, weil die Geschichte dorthin einfach fesselnd ist. Die Geschichte, wie aus einem zynischen Vater und Gläubigen immer mehr und mehr ein Monster wird, das ohne Sinn und Verstand seine Kinder quält und denkt, er täte damit das Richtige. Es ist einfach grausam, an manchen Stellen wollte ich das Buch am liebsten einfach nur weg legen. Selbst wenn es nicht so kranke Gewalttaten wie in anderen Thriller waren, so war es doch umso grausamer, weil der Täter ein Vater und die Opfer seine Kinder waren. Auch die Dynamik zwischen den Kindern war interessant und gar nicht so, wie ich es mir gedacht hatte. Allerdings hat mir die Geschichte im „Jetzt“ nicht so zugesagt - ich kann es schlecht erklären, aber diese Teile waren teilweise langweilig, merkwürdig und meistens war ich froh, die Seiten hinter mir lasse zu können. Auch der Schreibstil war gewöhnungsbedürftig und ich musste mich anfangs immer erst etwas daran gewöhnen.
    In Summe trotzdem ein interessantes und spannendes Buch!

  • Hat Potenzial!


    Alexandra ist 15 Jahre alt, als sie aus ihrem Elternhaus fliehen kann. Die Familie Gracie, zu der Vater Charles, Mutter Deborah und 7 Kinder gehören, ist völlig im religiösen Wahn des Vaters gefangen. Die Kinder leben in Schmutz und Elend, Hunger ist an der Tagesordnung und seelische und körperliche Misshandlungen sind Alltag. Nach Alexandras Flucht werden die Geschwister befreit und in Pflegefamilien gegeben. 18 Jahre später stirbt Mutter Deborah im Gefängnis und sie müssen entscheiden, was mit dem Elternhaus in der Moor Woods Road 11 geschehen soll. Alexandra, Evie, Noah, Gabriel, Dellilah und Ethan haben mit ihrer Kindheit abgeschlossen … mehr oder weniger.




    Der Klappentext und die Buchbeschreibung deuten auf harte Thrillerkost hin. Tatsächlich empfand ich das Buch jedoch als eher mittelmässig in der Beziehung. Ab und zu blitzten die seelischen und körperlichen Misshandlung, die die Eltern an den Kindern verübt haben, durch. Dies jedoch sehr subtil und zurückhaltend. Aufgrund des Klappentextes habe ich ganz etwas anderes erwartet.


    Grosse Probleme hatte ich mit dem Aufbau der Geschichte. Die Autorin hat sich dazu entschieden, in langen Kapiteln, immer eines der Kinder in den Mittelpunkt zu stellen. Da liest man also Kapitel« Lex, Girl A» bis zu «Evie, Girl C». Das siebte Kapitel wird dann unter «Wir alle» geführt. Speziell ist jedoch, dass in jedem Kapitel Alexandra erzählt und das, bei Kapitelbeginn, aufgeführte Geschwisterkind nur am Rande und oft auch nur in der Gegenwart eine Rolle spielt. Zudem wird in den einzelnen Kapiteln der Fokus eher auf Nebenfiguren gelegt, die (zu) viel Platz einnehmen. Bei 7 Geschwistern und den Eltern, also 9 Protagonisten, der Handlung in der Vergangenheit, noch jede Menge Nebenfiguren einzubauen, empfand ich als unübersichtlich. Meiner Meinung nach hätte man da gleich die Zuweisung der Kapitel auf eine Figur weglassen können.


    Als ermüdend empfand ich die abrupten Wechsel von der Vergangenheit in die Gegenwart, die immer wieder meinen Lesefluss gestört haben. Die Vergangenheit ist zudem nicht chronologisch geordnet. Da hat die Autorin weder dem Leser noch der Geschichte einen Gefallen getan, denn das Ganze wird dadurch wirr und chaotisch.


    Da man von vornherein weiss, dass die Kinder aus dem Horrorhaus, das sich Elternhaus nennt, gerettet werden, nimmt das erst mal alle Spannung weg. Die Gegenwart ist eine Aufarbeitung der Geschehnisse in der Vergangenheit. Einzig die Frage, was aus den einzelnen Opfern geworden ist, hat mich durchhalten lassen. Da gibt es einige Ueberraschungen, die mich etwas mit den negativen Punkten versöhnt haben.


    Die Eltern sind sehr religiös und entwickeln einen regelrechten Wahn, der ein Martyrium für ihre sechs Kinder bedeutet. Ich hätte es begrüsst, wenn die Entwicklung zwischen Glaube zu Beginn, bis zu den Misshandlungen, unter dem Deckmantel Religion, besser ausgearbeitet worden wären. Denn so kommt das nicht ganz überzeugend rüber.



    «Girl A» ist das Debut der Autorin und ihr Schreibstil, der subtil Gewalt andeutet, hat durchaus Potenzial zu fesseln. Wenn sich die Autorin beim nächsten Thriller etwas mehr um eine logische und überblickbare Struktur bemüht, bin ich sofort dabei auch ihr nächstes Buch zu lesen.

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  • «Girl A» ist das Debut der Autorin und ihr Schreibstil, der subtil Gewalt andeutet, hat durchaus Potenzial zu fesseln. Wenn sich die Autorin beim nächsten Thriller etwas mehr um eine logische und überblickbare Struktur bemüht, bin ich sofort dabei auch ihr nächstes Buch zu lesen.

    Ich kann mich diesem Fazit nur anschließen und habe länger darüber nachgedacht, wie dieses Buch zu bewerten ist.

    Auf der Habenseite steht die berührende Geschichte, die an einigen Stellen kaum zu ertragen ist und die stellenweise wirklich brillanten Formulierungen, die das Potential der Autorin erahnen lassen.

    Hätte sie diese Stärken genutzt und dabei eine stringente Geschichte erzählt, hätte ich dieses Buch wirklich geliebt. Leider hatte ich oftmals den Eindruck, Abigail Dean stellt sich selbst ein Bein, indem sie mich immer wieder aus dem Erzählfluss herausreißt und ihren Plot durch Zeit,- und Gedankensprünge torpediert.

    Das hat mich beim Lesen extrem gestört, weil es dafür gesorgt hat, dass ich immer wieder aus den starken Emotionen gerissen werde, wenn sie wieder die Zeitebenen und Personen wechselt. Ich musste dabei unwillkürlich an Quentin Tarrantino denken, der seine Filme gern auf diese Art erzählt. Nur das er es eben sehr gut kann und Mrs Dean eher nicht.


    Es war nie so schlimm, dass ich dabei komplett den Überblick verloren habe, sorgte aber oftmals dafür, dass ich mich innerlich orientieren musste, um zu verstehen, in welchem Zeitabschnitt wir uns gerade befinden. Dean wechselt von der tragischen Familiengeschichte, zur näheren Vergangenheit, dem Hier und Jetzt und verschiedenen Personen - manchmal in drei Absätzen.

    Das ging mir irgendwann so richtig auf die Nerven und ich dachte: "Ich will doch einfach nur wissen was damals passiert ist". Das ist gut, spannend, emotional - genau das möchte ich doch.

    Weiterhin übertreibt sie es irgendwann auch damit, uns die eigentliche Geschichte vorzuenthalten. Anfangs wirkt das noch sehr motivierend, doch irgendwann flacht der Spannungsbogen ab, weil ich erstmal wieder zurückdenken musste, was vor zehn/zwanzig Seiten passierte oder wer Person XY war. Ich finde auch, dass sie zu viel andeutet und an manchen Stellen der Mut fehlt, dass Grauen einfach mal auszuformulieren. Ich fand beispielsweise die Figur des Ethan sehr interessant, nur um irgendwann festzustellen, dass Dean mir die Interpretation weitgehend selbst überlässt. Was nicht schlimm wäre, hätte ich nicht den Eindruck, mir würden entscheidende Informationen fehlen, um mir ein Bild von ihm zu machen. Das ist fatal, gerade für eine Roman, der mit der Opfer/Täter frage spielt und einige ambivalente Szenarien aufmacht.


    Alles in allem wirkt das Buch sehr zerfahren und zusammengestückelt, obwohl man immer noch erkennen kann, was die Autorin eigentlich mitteilen wollte.

    Auch das Ende hat mir nicht so gut gefallen und mich etwas ratlos zurückgelassen - "Und nun?" war alles was ich dachte und es breitete sich ein gewisser Unwillen aus, alles nochmal zu rekapitulieren.

    Ich fühlte mich auch ein wenig betrogen, da ich es immer mag, wenn ich die Auflösung anhand von Hinweisen schon vorher erkennen kann, ob es mir nun gelingt oder nicht. Leider wurde mir das hier genommen, was einzig an der wirren Struktur zu liegen scheint.

    Für Abigail Dean hoffe ich nun, dass zukünftige Lektoren ein wenig besser hinschauen und sie ein wenig einbremsen. Vielleicht waren es auch einfach zu viele Figuren, für einen Debut Roman und sie hatte sich etwas übernommen. Das mir der Roman dennoch gut gefallen hat, spricht jedenfalls für die Autorin. Ich würde gerne mehr von ihr lesen.


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    "Ich bin eitel, hochmütig, tyrannisch, blasphemisch, stolz, undankbar, herablassend - bewahre aber das Aussehen einer Rose" Pita Amor

  • Alexandra "Lex" Gracie wird zusammen mit ihren 6 Geschwistern von ihren Eltern gefangen gehalten. Völlig abgemagert, schmutzig und angekettet an ihr Bett denkt die 15-jährige nur an Flucht. Diese gelingt ihr schließlich und die Kinder werden befreit. Als die Mutter im Gefängnis stirbt und Lex - bekannt als Girl A - das Horrorhaus vermacht und sie als Testamentsvollstreckerin ernennt, kommt Lex, die mittlerweile Anwältin geworden ist, aus Amerika zurück nach England. Sie muss sich nicht nur mit ihren Geschwistern beschäftigen, sondern auch mit ihrer eigenen Vergangenheit, die sie damals mit der Psychologin Dr. K aufgearbeitet hat.

    Das Buch ist bereits unter mehreren Covern erschienen. Das mit dem Familienfoto ist am passendsten, das gelbe am Schönsten. Ich habe die aktuelle Version in Schwarz, die gut gemacht ist, aber nicht so gut wie die vorhergehenden.

    Der Schreibstil der Autorin ist gut; Charaktere und Orte werden bildhaft dargestellt.

    Mit dem Erzählstil hatte ich allerdings so meine Probleme. Die Kapitel sind nach den Kindern benannt, allerdings springt die Geschichte innerhalb der Kapitel mehrmals in den Zeiten herum, was mich teilweise immer wieder verwirrte. Zu Beginn erleben wir Lex wie sie nach England zurückkommt, dann ihre Flucht und dann ist es in 3 Zeitebenen eingeteilt - ihre Kindheit, nach der Flucht und in der Jetzt-Zeit, allerdings eben ohne einen Anhaltspunkt oder irgendeine Stütze. Hier wären vielleicht Datumsangaben oder Überschriften innerhalb der Kapitel hilfreich gewesen.

    Vielfach wird das Buch auch als Thriller ausgewiesen, vom Verlag allerdings als Roman. Und als solches ist dieses Werk auch aufzufassen, denn ein Thriller ist es definitiv nicht, auch wenn der Plot emotional schockierend und verstörend ist und auch einige Überraschungs- und Spannungsmomente aufzubieten hat.

    Das Buch ist das Debüt der Autorin und dürfte wohl den Fall der Familie Turpin aus den USA als Vorbild gehabt haben, auch wenn es in anderen Ländern (z.B. Österreich mit der Familie Fritzl) ähnliche Schicksale gab.

    Was die Handlung gut aufzeigt ist die verschiedenen Schicksale der ehemaligen Kinder und wie sie als Erwachsener damit umgehen bzw. auch deren Adoptiveltern. So kann man, auch wenn nicht alle Protagonisten sympathisch sind, doch auch mit ihnen mitfühlen. Dies gelang mir sogar bei der Mutter an einigen Stellen. Nur ihr Vater und ihre Tante Peggy blieben das ganze Buch unsympathisch, was aber auch Emotionen beim Leser auslöst.

    Dass die Story ausschließlich aus der Sicht von Lex erzählt wird, hat definitiv seine Vorteile, allerdings hätten andere Sichtweisen das Buch sicher besser gemacht, da an manchen Stellen "Girl A" doch sehr nüchtern erzählt.

    Insgesamt war das Buch aber doch interessant, auch wenn teilweise ein paar Längen eingebaut waren.

    Fazit: Emotional schockierend, aber im Erzählstil ausbaufähig. 4 von 5 Sternen

  • Meine Gedanken zu dem Roman:


    Alexandra Gracie ist eine erfolgreiche Anwältin. Als sie die Nachricht bekommt, dass ihre Mutter im Gefängnis verstorben ist und ihr Geld und das Haus hinterlassen hat, beginnt für Lexa die Zeit der Erinnerung. Da sie den Nachlass in Absprache mit anderen Geschwistern regeln muss, wird sie gezwungenermaßen mit ihrer Vergangenheit konfrontiert. Sie trifft sich mit ihren Geschwistern und unweigerlich kommen auch die Erinnerungen an die trostlose Kindheit, voller Gewalt und Entbehrungen hoch. Der Vater von Lexa war ein im Leben gescheiterte Mann, der dem religiösen Wahn verfallen war. Die Mutter, eine schwache Natur, die ihr Leben lang damit beschäftigt war, Kinder zu bekommen, die sie allerdings nicht beschützen konnte. Als der 15-jährigen Alexandra endlich die Flucht gelingt, rettet sie somit die Kinder aus dem desolaten Zustand. Ausgehungert, abgemagert, dreckig und angekettet - so findet die Polizei die Kinder der Familie.


    Der Roman ist in mehreren Kapiteln unterteilt, jeder davon ist einem der Geschwister gewidmet. Die Geschichte wird in zwei Ebenen erzählt: die aktuelle Zeit und die Vergangenheit. In dem Vergangenheitspart entstand die Geschichte der Kinder und deren Martyrium nach und nach, wie Mosaiksteinchen. Je weiter in dem Roman, desto mehr weiß der Leser über die schreckliche Vergangenheit der Kinder Gracie.


    Die dramatische Geschichte hat mich von Anfang an gefangen genommen. Doch leider, war es nicht immer einfach der Story zu folgen. Die Unterscheidung zwischen der Handlungszeiten war nicht deutlich kennzeichnet, und während der Erzählung manchmal schwer nachvollziehbar, zu welcher Zeit jetzt das Gesagte gehört. Eine deutlichere, klare Linie täte dem Roman gut. Die Zeitsprünge ohne Vorwarnung haben den Lesefluss ungünstig beeinflusst. Außerdem fehlte dem Roman ein tieferes Gefühl. Die Handlung bliebt teilweise oberflächlich. Besonders die Geschwister blieben als Personagen unklar definiert und diffus. Die Erzählung wirkte stellenweise monoton und nicht von Gefühlen, die man bei so einem Drama erwartet, beherrscht.


    Dennoch fand ich das Buch interessant. Mich hat der Wunsch mehr über die Familie zu erfahren zum Weiterlesen angespornt. "Girl A" ist eher ein ruhig erzählter Roman, der nicht von der Handlungsvielfalt und Tempo beherrscht wird. Eine beklemmende Geschichte, die ich trotz der kleinen Kritikpunkte gern gelesen habe. Von mir gibt es 4 Sterne.

    2024: Bücher: 90/Seiten: 39 866

    2023: Bücher: 189/Seiten: 73 404

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    Mein Blog: Zauberwelt des Lesens
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    Scalzi, John - Die Gesellschaft zur Erhaltung der Kaiju-Monster