Isabel Greenberg - Die Enzyklopädie der frühen Erde / The Encyclopedia of Early Earth

  • Die Autorin (Q: Insel): Isabel Greenberg ist Autorin und Zeichnerin und lebt in London. Sie hat Illustration an der Universität in Brighton studiert und unter anderem für Nobrow Press, Seven Stories Press, Solipsistic Pop und das Wrap Magazine gearbeitet. 2011 erhielt sie den Preis des „Observer“ für die beste Graphic Short Story („Love in a Very Cold Climate“).
    Diese Short Story fand später auch Eingang in den hier besprochenen Comicroman! [-X


    Comicromane als Autorin und Zeichnerin:

    • The Encyclopedia of Early Earth (2013, dt. Die Enzyklopädie der frühen Erde)
    • The One Hundred Nights of Hero (2016)
    • Glass Town: The Imaginary World of the Brontës (2020)

    Geschichtscomics als Zeichnerin mit wechselnden Autorinnen:

    • The Ancient Egyptians (2016, Szenario: Imogen Greenburg)
    • The Roman Empire (2016, Szenario: Imogen Greenburg)
    • The Ancient Greeks (2017, Szenario: Imogen Greenburg)
    • The Ancient Egyptians (2017, Szenario: Imogen Greenburg)
    • The Story of Tutankhamun (2018, Szenario: Patricia Cleveland-Peck)
    • Athena: The Story of a Goddess (2018, Szenario: Imogen Greenburg)
    • The Museum Makers: A Journey from the Boxes Under the Bed to a Golden Era of Museums (2020, Szenario: Rachel Morris)
    • Marie Curie and Her Daughters (2021, Szenario: Imogen Greenburg)


    Klappentext (Q: Insel): Leser! Dieses Buch ist keine richtige Enzyklopädie! Es berichtet von den Abenteuern eines Geschichtenerzählers, seiner Suche nach Erleuchtung und wahrer Liebe. Von Göttern, Riesen, verrückten Königen, weisen alten Schrullen, Schamanen und Medizinmännern, Brüdern und Schwestern, von Zwietracht, Mysterien, verkorkster Wissenschaft, noch schlechterer Geographie und – hatten wir es schon erwähnt? – von wahrer Liebe.


    Auszeichnungen und Nominierungen:

    Für „The Encyclopedia of Early Earth“ war sie 2014 für Will Eisner Comic Industry Awards in den in den Sparten „Best Graphic Album – New“ und „Best Writer/Artist“ nominiert. Im November 2014 erhielt sie für die Enzyklopädie einen British Comic Award in der Sparte Best Book.


    Englische, deutsche und französische Ausgaben:

    • Die englische Originalausgabe „The Encyclopedia of Early Earth“ erschien 2013 bei Jonathan Cape in London, Little Brown in New York und Bond Street Books in Toronto (176 Seiten).
    • Die deutsche Übersetzung aus dem Englischen besorgte Katharina Dittes. Sie erschien als „ Die Enzyklopädie der frühen Erde“ 2013 im Insel Verlag, Berlin.
    • Die französische Übersetzung besorgte Stéphane Michaka. Sie erschien als „L'encyclopédie des débuts de la terre“ 2014 bei Casterman in Paris.

    Meine Einschätzung:

    Der Comicroman ist eine Sammlung lose miteinander verbundener Geschichten der 1989 geborenen britischen Comickünstlerin Greenberg, die auf verspielte Weise eine eigene mythologische Welt erschafft, zusammengesetzt aus Legenden und Mythen der Klassischen Antike, des Alten Testaments, Altnordischem Götterglauben und arktischen Innuit-Traditionen. Kern der Erzählung ist eine überlebensgroße Liebesgeschichte zweier Menschen, die die Götter erzürnt haben und als Strafe gewissermaßen durch den Erdmagnetismus getrennt nicht zueinander kommen können.
    Die vier Abschnitte des Comics folgen dem Weg der Liebenden, einander wiederzufinden: Vom „Nordland“ über „Britanitarka“ nach „Migdal Bavel“ bis zum „Südpol“. Dazwischen gibt es Abschweifungen über Götter, Krieger und Schamanen. Es geht um die Schöpfung und Kulturen, um Totenstädte, Geister und Seefahrer, um paradiesische Zustände und Intrigen, eine große Sintflut und den Hochmut der Menschen, der sich im Bau eines riesigen Turmes ausdrückt. Klingt bekannt? Meine Lieblingsfigur des Ensembles ist allerdings der Vogelmenschgott, der wie der strenge Vater ungebärdiger Kinder wirkt.


    Die Geschichten der „Frühen Erde“ sind nicht in einem auf altertümlich getrimmten Tonfall erzählt, kein Frühgeschichte-Nebelschwaden-Histo-Kitsch, sondern erstaunlich geradlinig und voller Witz und Späßchen. Man muss nie lange Seiten umblättern, um nicht wieder auf eine kleine Geschichte innerhalb einer Geschichte zu stoßen.
    Das Buch handelt gewissermaßen von der Kraft des Geschichtenerzählens, die Wunder einer unbekannten Welt zu erklären, so wie beispielsweise auch Wetterphänomene mit Götterwirken oder riesige Felsmassive durch das Dazutun von Riesen erklärt werden. Im Grunde eine Welt magischen Wirkens, so wie sich Kinder die Welt erobern. Greenberg scheint es nicht um eine Bebilderung der Vorstellungen „primitiver“ Naturvölker oder vorgeschichtlicher Menschenstämme zu gehen, sondern ganz grundsätzlich um einen naiven, magischen Zugang zur Welt, entkoppelt von Zeit und Ort der im Comic geschilderten Handlung. Der Ernst und die Würde, mittels derer – bei aller Komik – eine Mythologie aus bekannten Legenden und Traditionen ins Leben gesetzt wird, erinnert mich von der Haltung her an Luke Pearsons Hilda-Comics und (so wie auch schon „Hilda“) im Grunde an Tove Janssons Mumin-Welt. Der Zeichenstil ist zwar ein ganz anderer, aber die pastellige Kollerierung geht in eine ähnliche Richtung.


    Greenberg befleissigt sich eines wunderschönen, holzschnittartigen Zeichenstils mit deutlichen schwarzen Umrandungen und akzentuierenden Tuschfarben. Die Zeichnungen geben den Dingen eine rauhe, nicht abgeschliffene Oberfläche, die Umrandungen mit schwarzer Tinte schaffen einen recht klaren, aufgeräumten Eindruck. Ihr Einsatz von Schwärze als Spiel mit Dunkelheit und Helle durchzieht das ganze Buch und passt zu der Kühle und Farblosigkeit der arktischen Landschaften, in der sich diese große, weltumspannende Liebesgeschichte ereignet.

    White "Die Erkundung von Selborne" (103/397)

    Everett "Die Bäume" (214/365)


    :king: Jahresbeste: Gray (2024), Brookner (2023), Mizielińsky (2022), Lorenzen (2021), Jansson (2020), Lieberman (2019), Ferris (2018), Cather (2017), Tomine (2016), Raymond (2015)

    :study: Gelesen: 43 (2024), 138 (2023), 157 (2022), 185 (2021), 161 (2020), 127 (2019), 145 (2018), 119 (2017), 180 (2016), 156 (2015)70/365)
    O:-) Letzter Kauf: Esch "Supercool" (24.03.)

  • Die englische Originalausgabe „The Encyclopedia of Early Earth“ erschien 2013 bei Jonathan Cape in London, Little Brown in New York und Bond Street Books in Toronto (176 Seiten).

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  • Die französische Übersetzung besorgte Stéphane Michaka. Sie erschien als „L'encyclopédie des débuts de la terre“ 2014 bei Casterman in Paris.

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