Ekkehard Eickhoff - Theophanu und der König

  • Theophanu, Theophano oder Theofania, keine weibliche Herrschergestalt hat die Aura des Sagenhaften und Exotischen mehr verkörpert als die Nichte des oströmischen Kaisers Johannes I. Tzimiskes, Kaiser von Byzanz. Ihr genaues Geburtsjahr ist unbekannt, vermutlich um 955 - 960, prüfbaren Begebenheiten ihrer Vita nach, gestorben in der Pfalz zu Nimwegen im sechsten Monat 991.

    Otto II. Kaiser des Heiligen Römischen Reiches, wollte eigentlich eine Kaisertochter, um die Bindung der zwei europäischen Grossmächte und Reiche de Jure festzulegen und seine süditalischen Ansprüche mit Ostrom zu regeln.

    Da eine Tochter Tzimiskes nicht zur Verfügung stand, begnügte er sich zwangsweise mit der Nichte, Prinzessin war diese schliesslich auch.

    Diese außergewöhnliche Frau, die zwar das Griechische und Latein beherrschte aber kein Wort Deutsch, die kaum eine ungefähre Vorstellung davon hatte, wo ihr neues Heimatland lag, war für elf Jahre zunächst Mitkaiserin, dann sieben Jahre die alleinige Herrscherin des deutsch - römischen Reiches.

    Erst die dritte Gesandtschaft Ottos hatte schliesslich den gewünschten Erfolg und am 14. April 972 wurde die Hochzeit mit unerhörtem Prunk gefeiert, nachdem Theophanu von Papst Johannes XIII. zur Kaiserin gekrönt worden war.

    Für die in in einer hochdifferenzierten Kultur aufgewachsene Kaiserin muss das Leben im neuen Umfeld ein Schock gewesen sein, geht aus den wenigen erhaltenen Berichten hervor, sie musste sich in völlig neuer Umgebung behaupten.

    Dabei stand sie zunächst noch ganz im Schatten ihrer Schwiegermutter, Königin Adelheid, auf die Otto hörte. Erst ab 974 tauchen vermehrt Urkunden und Kanzleiniederschriften auf, in denen Theophanus Name erwähnt wird.

    Kraft ihrer schnellen Auffassungsgabe und hohen Intelligenz gelang es der Kaiserin zunehmend, das Vertrauen ihres Gatten in ihr Urteilsvermögen zu gewinnen.

    Zwischen 975 und 980 begleitete sie den Kaiser auf zahlreichen Reisen durch das Reich und verschaffte sich nach und nach einen guten Einblick in die politischen und sozialen Verhältnisse.

    Ottos überraschender Tod an Malaria in Rom 983 änderte die Situation von Grund auf.

    Der Thronfolger war zwar gekrönt, aber noch ein unmündiges Kleinkind.

    Der bayerische Herzog Heinrich ( Der Zänker) nutzte die Situation der Verwirrung, um sich des Kindes zu bemächtigen. Der Putschversuch scheiterte am Hochadel und dem Bischof von Mainz, der den Thronfolger zu dessen Mutter nach Frankfurt brachte.

    In der Folgezeit musste sich Theophanu, obwohl Kaiserin, gegen die Machtinteressen ihrer Schwiegermutter, der Königin Adelheid durchsetzen , was ihr nach vielen Kämpfen mit dem durchaus geteilten deutschen Adel gelang.

    Willigis von Mainz und Hildebrandt von Worms waren allerdings zwei mächtige Bischöfe, die Theophanu dabei zur Seite standen. Es spricht aber alles dafür, dass Theophanu eine außergewöhnlich charismatische Gestalt gewesen sein muss, solche Fürsprecher zu finden. Schliesslich nennt sie der Abt von Cluny noch 985 in einem Schreiben an den Papst " Diese Griechin", dieser Ansicht waren damals nicht wenige Adlige des Reiches.

    Theophanu zeigte nun ihre politische Intelligenz und kühle Entscheidungskraft.

    Durch das Annerkennen des neuen französischen Königs Hugo Capet, in dem sie mit klarem Urteil den kommenden Mann sah, sicherte sie sich Rückendeckung im Westen.

    Ihr strategisches Bündnis mit dem polnischen Grosskönig Mieszko sicherte Ruhe an der ewig brennenden ungarischen und slawischen Grenze.

    Am 1. April signierte sie die Urkunden des Reiches selbstbewusst als Kaiserin, nicht länger als Regentin. Wie bei einem byzantinischen Kaiser männlichen Geschlechts wurden auf ihre Anordnung nun die Jahre in den Urkunden nach ihr gezählt, beginnend mit dem Jahr 972.


    Durch ihre kluge Machtpolitik gelang es ihr, ihrem zwölfjährigen Sohn, der eine hervorragende Erziehung erhielt, die Herrschaft nicht nur in altem Rang und Umfang zu übergeben, sondern dazu ein weitgehend befriedetes und in seinen Grenzen gesichertes Reich. Damit war Theophanu erfolgreicher in ihrer Herrschaft, als die meisten ihrer männlichen Vorgänger.


    Fazit:

    Nur zehn Minuten von der belebten Kölner Südstadt, liegt das mächtige Kloster St. Pantaleon wie eine Insel im Meer. Im Westwerk der mittelalterlichen Klosterkirche liegt das Grab der Theophanu, der byzantinischen - römischen Kaiserin. Davor ist nur eine schmale Bank zur Absperrung. Die Kölner verehren ihre Kaiserin, die hier ihre Ruhe fand, sie war eine der ihren.

    So sieht auch Ekkehard Eickhoff in seiner sehr detaillierten Biografie die Leistung der Theophanu vor allem in der stupenden Adaptionsleistung, den die Prinzessin aus dem fernen Byzanz erbracht haben muss.

    Die menschliche Seite ist für uns kaum noch zu erahnen, fern vom nüchternen Kanzleistil in karolingischer Minuskel und von klerikaler Feder.

    Die historischen Eckdaten bereiten einige Probleme der genauen Zeitrechnung, wie wir es aber bei ottonischen Quellen häufig antreffen. Die Quellenarbeit weist Eckhoff als erfahrenen Mediävisten aus, der die Datierung souverän beherrscht.

    Insgesamt eine abgerundete,ausgewogene und klare Darstellung, die der außergewöhnlichen Persönlichkeit dieser Herrscherin gerecht wird.

    Somit in Anbetracht des komplexen Themas beste fünf Sterne.

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    Ekkehard Eickhoff ,geb.1927 in Berlin, habilitierte über Geschichte des frühen und Hochmittelalters 1977 in Stuttgart.

    In späteren Jahren wurde er Diplomat und leitete die deutsche Delegation bei den KSZE - Verträgen in Wien. Eickhoff arbeitete an den Botschaften in Kairo, Rom und Ankara.

  • Oh, ich wusste gar nicht, dass Eickhoff auch ein Buch über Theophanu geschrieben hat. Sein Werk über ihren Sohn liegt halb gelesen bei mir im Regal :uups:


    Ich hab ihn mal auf einem Vortrag erlebt - im Jahr 2000 über das Jahr 1000. Er ist ein fantastischer Redner, der die trockensten Zusammenhänge bildhaft rüberbringen kann. Da kommt der Diplomat zum Vorschein, neben dem Mediävisten. :wink:

    viele Grüße vom Squirrel



    :study: Kai Seyfarth - Entscheidung in Aleppo: Walter Rößler, Helfer der verfolgten Armenier