Donald E. Westlake - Kahawa

  • Der Autor (Q: Wikipedia): Der am 12. Juli 1933 in Brooklyn geborene Donald Edwin Westlake war ein US-amerikanischer Schriftsteller und Drehbuchautor, der besonders durch seine Kriminalromane bekannt wurde. Er wuchs in Yonkers und Albany auf. Von 1954 bis 1956 diente er bei der U.S. Air Force und studierte danach am Harpur College in Binghamton, New York, ohne jedoch einen Abschluss zu erlangen. 1958 zog Westlake nach New York City, wo er verschiedenen Jobs nachging. Bereits in den frühen 50er-Jahren fing er mit dem Schreiben an, veröffentlichte erste Science-Fiction- und Krimi-Storys und mehrere erotische Romane unter verschiedenen Pseudonymen. Über mehrere Jahre schrieb er 46 Kurzgeschichten für den schnellen, genre-orientierten Markt, von denen 27 veröffentlicht wurden. Mit Unterstützung der New Yorker Literaturagentur Scott Meredith veröffentlichte Westlake 1960 seinen ersten Kriminalroman „The Mercenaries“ (dt.: Das Gangstersyndikat).
    Danach veröffentlichte er über 100 Bücher – größtenteils Kriminal-, aber auch einige Science-Fiction-Romane. Westlake publizierte einige seiner Romane unter Künstlernamen wie John B. Allen, Curt Clark, Tucker Coe, Timothy J. Culver, Morgan J. Cunningham, Samuel Holt, Sheldon Lord (mit Lawrence Block), Allan Marshall, Richard Stark und Edwin West. Westlakes berühmteste Figur ist der knallharte Berufskriminelle Parker. Die Parker-Romane erschienen unter dem Pseudonym Richard Stark.
    Donald E. Westlake starb am 31. Dezember 2008 während eines Mexiko-Urlaubs in San Tancho an einem Herzinfarkt.


    Klappentext (Q: Ullstein): Im Jahr 1977 wurde die brasilianische Kaffee-Ernte durch katastrophale Frosteinbrüche vernichtet. Brasilien musste in anderen Ländern Kaffee (=Kahawa in Suaheli) einkaufen, um seine weltweiten Verpflichtungen erfüllen zu können. In Idi Amin fand man einen bereitwilligen Lieferanten – der gewalttätige Despot wollte sich die sechs Millionen Dollar in die eigene Tasche stecken. Aber noch andere gierige Augen ruhten auf dem meilenlangen Kaffee-Zug …
    Der faszinierend-böse Mittelpunkt in dem Netz der Verschwörung ist Idi Amin. Donald E. Westlake beschreibt ihn und die unvorstellbaren Grausamkeiten, die in Uganda während seiner Tyrannei begangen wurden, so realistisch, als wäre er selbst den Schrecken des State Research Bureau ausgesetzt gewesen.


    Englische, französische und deutsche Ausgaben:

    • Die amerikanische Originalausgabe „Kahawa“ erschien 1982 bei Viking Press, New York (429 Seiten), wiederaufgelegt u.a. 1988 bei W.H. Allen und 1996 bei der Mysterious Press in New York.
    • Die französische Übersetzung besorgte Jean-Patrick Manchette. Sie erschien 1983 als „Kahawa“ als Hardcover bei France loisirs in Paris und als Taschenbuch beim Verlag Presses de la Cité in Paris (369 Seiten). Eine zweite Auflage gab es 2000 bei Payot & Rivages, Paris.
    • Die deutsche Übersetzung besorgte Claus Fischer. Sie erschien 1984 unter dem Titel „Kahawa“ als Hardcover im Diana Verlag, Zürich. Im Februar 1987 erschien sie ungekürzt als Ullstein-Taschenbuch Nr. 20731 im Ullstein-Verlag, Frankfurt/Main und Berlin (422 Seiten).


    Ein ziemlich perfekter Thriller, gerade weil er so rumpelig eine Vielzahl von Personen, Nebenplots und Stimmungen in der Luft hält, angesiedelt in Uganda zur Zeit der Schreckensdiktatur des Schlächters Idi Amin. Es geht um den Raub eines Güterzuges, der Unmengen wertvollen Kaffees geladen hat. Ein Caper-Roman, in dem minutiös die Vorbereitung und Durchführung des Verbrechens geschildert werden. Sehr unterhaltsam, spannend und überlebensgroß, dabei immer wieder unterbrochen von afrikanischen Milieuschilderungen und Einblicken in den realen Terror des Regimes – mit Überwachung, Folter, Vertreibung und Speichelleckerei. Die Helden - Piloten, Söldner und andere zwielichtige Gestalten - sind vom alten Draufgänger-Schlag, weltgewandte, leicht angekratzte Abenteurer von der Art eines Indiana Jones oder Allan Quatermain.

    Gerade aus dem Aufeinanderprall eher leichtgewichtiger Krimi-Klischees und aus der Wirklichkeit entlehnter Brutalität der echten Menschenverächter schöpft der Roman eine fast ungehagliche Wucht, als würden fiktive Gewalt und reale Gewalt sich kommentierend gegenseitig verstärken: Wenn die Gräueltaten einer Diktatur den Scheitelpunkt des Irrsinns erreichen, dass sie plötzlich wie eine ausgedachte Schauergeschichte in Übertreibung wirken (oder man wollte, es wäre so), so unglaublich klingen sie. Und mitten hinein stolpern einige fröhlich-siegesgewisse Abenteuer-Pulp-Haudegen und zünden ihren großen Kaper-Plan, dem Tyrannen einen dicken Sack Staatsfinanzen unter dem Hintern weg zu klauen. :loool: Was für eine Wundertüte aus Cleverness, Politik, Spannung, Brutalität, lakonischem Humor, deftigen Sexszenen, unangenehmen Folterszenen und vielen moralisch geprüften Beziehungen zwischen den beteiligten Figuren!

    Ein grandioser, ruppig-dreckiger, befreiender Spannungsroman; befreiend, weil er alle Gefühle des Zuschauers auf kleinem Raum aus der Deckung holt. Ein richtig dicker Tipp! :love:

    White "Die Erkundung von Selborne" (103/397)

    Manner "Das Mädchen auf der Himmelsbrücke" (82/151)


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    O:-) Letzter Kauf: Kuhl "Helenes Familie" (23.04.)

  • Die amerikanische Originalausgabe „Kahawa“ erschien 1982 bei Viking Press, New York. Angehängt ist ein Reissue von 1996 bei der Mysterious Press in New York.

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  • Oder hier eine Neuauflage bei Star 1988, von der Einbandgestaltung eher in Richtung "Achtzigerjahre-Thriller". :wink:

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  • Die französische Übersetzung besorgte der großartige Noir-Schriftsteller Jean-Patrick Manchette. Sie erschien 1983 als „Kahawa“ als Hardcover bei France loisirs in Paris und - wie hier angehängt - als Taschenbuch beim Verlag Presses de la Cité, Paris (369 Seiten).

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