Der Autor (Q: Eraserhead Press): Andersen Prunty lebt in Ohio. Er schreibt Romane und Kurzgeschichten. Seine Texte sind bereits in Magazinen wie „Space and Time Magazine“, „The Dream People“ und „Bust Down the Door and Eat All the Chickens“ erschienen.
Klappentext (Q: Eraserhead Press, meine Übersetzung): Nach zehn Jahren kehrt Hansel Nothing in das Haus seiner Kindheit zurück. Er hat keine Ahnung, was ihm in der Zeit seiner Abwesenheit widerfahren ist. Zuhause zieht er sich nach Zerostrata zurück, sein Baumhaus im Hinterhof. Die Nothings sind eine ausgesprochen dysfunktionale und depressive Familie. Sein Mutter hält sich eine Katze auf ihrem Kopf und futtert unablässig verschreibungspflichtige Medikamente. Sein Vater hat das Zuhause verlassen, um Karriere als Superheld zu machen. Sein Bruder brütet als Eremit im dunklen Keller vor sich hin. Nach einem Leben voller Traurigkeit, an das er sich nur halbwegs erinnern kann, erkennt Hansel, dass er sich für seine Familie und sich nichts anderes wünscht, als glücklich zu sein. Doch was für eine bizarre Welt muss er betreten, um das Glück auch zu finden?
Der Bizarro-Roman „Zerostrata“ erschien im amerikanischen Original im Jahr 2008 als Taschenbuch und E-Book bei Eraserhead Press in Portland, Oregon (128 Seiten).
Eine deutsche Übersetzung gibt es nicht!
Der junge Mann Hansel Nothing kehrt nach zehn tristen Jahren in das Haus seiner Familie zurück. Ob er hier bei seiner spleenigen Mutter, seinem Einsiedlerbruder und seinem alten Baumhaus glücklich werden kann? Tatsächlich scheint er seine Gretel zu finden, eine junge Frau, die als Freigeist nachts nackt durch die Wälder streift. Sie eröffnet ihm eine Welt der Magie ohne Grenzen, Normen und Einschränkungen. Auf einem geheimnisvollen Friedhof ist es möglich, die Träume der Toten zu betrachten. Gemeinsam müssen sie vor Gretels böser Großmutter fliehen. Sie begegnen einem Pogo-Stick-Mann, dem durchgedrehten Therapeuten Dr. Blast und Salatpiraten, klettern über eine Strickleiter zum Mond und fahren mit einem Ballon zur Erde zurück.
„Zerostrata“ ist ein sehr gut erzählter Bizarro-Roman mit einigen überzeugenden Szenen und Gesprächen, zum Glück nicht überbordend bizarr und auch nicht nur am Effekt interessiert: Der Irrsinn kommt schön schleichend ans Tageslicht! Der Weg aus dem Jammertal des Erwachsenseins scheint über das Reich der Fantasie zu führen, nicht beschränkt durch engmaschige Traditionen und Denkverbote, um mit der Kraft der Einbildung und Empfindsamkeit zu Glück und neuem Selbstvertrauen zu finden, was ganz anders ist als die läppische Weltflucht, die all die anderen Erwachsenen des Romans umtreibt. Ein traumgleicher Parforce-Ritt durch die Welt der Fantasie als alleiniger Beweis ihrer Schönheit.
Ungeachtet wie toll das alles ist, war ich irgendwie nicht besonders stark am Schicksal der Figuren interessiert. Prunty scheint mir ein ziemlich talentierter Autor zu sein, der sich vielleicht noch etwas stärker konzentrieren muss, um den Kern seiner Geschichte ganz unironisch zum Strahlen zu bringen, um mich völlig in sein Boot zu ziehen. Aber als Einstieg in die Welt der Bizarro-Literatur ist „Zerostrata“ meiner Meinung nach extrem gut geeignet: Ein fantasievolles dunkles Märchen ganz ohne zynische Ekligkeiten und täppisches Schockierenwollen. Und es ist fast schon herzwärmend!
Müsste ich für den Roman einen Klappentext schreiben, würde ich wahrscheinlich die Namen Terry Gilliam, Tim Burton oder Wes Anderson dezent unterbringen...