Inhalt:
Ephron Vestrit war bis zu seinem Tod ein angesehener Händler, doch er hinterlässt seiner Familie hohe Schulden – und das Seelenschiff Viviace. Seelenschiffe sind empfindungsfähig, aber erst wenn sie zu vollem Bewusstsein erwachen, sind sie unschlagbar. Es war Ephrons Wunsch, dass seine Tochter Althea Kapitänin werden soll. Doch ihre Mutter übergibt das Schiff nicht ihr, sondern ihrem Schwiegersohn Kyle Haven. Zähneknirschend akzeptiert Althea diese Entscheidung. Bis sie erfährt, was Kyle ihrer geliebten Viviace antut. Und so entschließt sie sich, für ihr Seelenschiff zu kämpfen – und für ihr eigenes Schicksal.
Meine Meinung:
Ich muss leider gestehen, dass ich nach neun Weitseher Büchern etwas ermüdet gewesen bin.
Obwohl ich die Abenteuer des Fitz Chivalric sehr mochte, hatten sie doch auch ihre Längen und einige Probleme.
Deshalb war ich nicht richtig motiviert, nun mit den Seelenschiffen zu beginnen und sehr skeptisch.
Umso positiver wurde ich vom Buch überrascht, denn ich halte "Das Geheimnis der Seelenschiffe - Die Händlerin" für das beste Buch, welches ich bisher von Robin Hobb gelesen habe!
Das lag zum einen an den Seelenschiffen, einer Idee, an der ich schon in den Weitseher Büchern großen Gefallen gefunden habe.
Zum gefallen mir die wechselnden Protagonisten, denn mir ging Fitz Chivalric irgendwann gehörig auf die Nerven.
Hier erleben wir stattdessen die Abenteuer gleich mehrerer Figuren, bei denen schnell klar wird, dass ihre Schicksale eng miteinander verbunden sind.
Da ist zum einen Althea, die Tochter von Ephron Vestrit, die gehofft hatte, nach dem Tod ihres Vater zum Kapitän des Seelenschiffes "Viviace" gemacht zu werden, nur um dann feststellen zu müssen, dass der eingeheiratete Mann, ihrer älteren Schwester Keffria, den Vorzug erhält.
Der grausame Kapitän Kyle Haven bringt stattdessen seinen Sohn Wintrow an Bord des Seelenschiffes, obwohl dieser sich nichts sehnlicher wünscht als ein Priester des Gottes Sa` zu werden. Er hasst das brutale Leben an Bord und hält auch die tiefe Verbindung, die sich das Seelenschiff so sehr wünscht, für ein Werk des Bösen.
Außerdem begleiten wir den gewissenlosen Piraten Kennit, der sich zum König der Pirateninseln aufschwingen möchte und davon träumt, sich ein Seelenschiff unter den Nagel zu reißen´.
Zu Hause in Bingstadt haben die Vestrit Frauen unterdessen mit eigenen Problemen zu kämpfen, denn neue Händler drohen die alten Familien zu verdrängen, deren Vermögen stetig schwindet.
Sie bringen auch verbotene Sklaven in die Stadt und zerstören die Preise für Arbeitskraft und die Güter. Die alten Familien können kaum noch konkurrieren.
Obwohl die Sklaverei ist eigentlich verboten, doch der vergnügungssüchtige Satrape, scheint sich nicht mehr an die alten Verträge gebunden zu fühlen, solange die Kasse klingelt.
Und dann gibt es noch die Verwandten der Bingstädter Händler, die in der lebensfeindlichen Regenwildnis leben und den Händlern Kredite über Generationen gewähren, mit denen sie die Seelenschiffe finanzieren.
Sie nehmen Geld, aber gerne auch Blut, in Form von heiratsfähigen Söhnen und Töchtern, wie die junge Malta Vestrit bald feststellen muss, nachdem sie einen dummen Fehler begangen hat.
Das Buch ist ein einziges großes Abenteuer, sehr kurzweilig, schnell zu lesen, ohne irgendwelche Längen.
Nachdem ich die Weitseher Trilogien öfter erwähnt habe, werden sich auch einige fragen, ob man diese gelesen haben muss, um dieses Buch zu verstehen. Die Antwort lautet:
Nein. Allerdings ist es ganz wunderbar, wenn man die anderen Bände kennt und Kontext zu Figuren und späteren Ereignissen hat.
Wer beispielsweise weiß wer die Holzschnitzerin Amber in Wirklichkeit ist oder welche Abenteuer das Seelenschiff Paragon noch erleben wird, hat noch mehr Spaß!
Fazit:
Für mich mit Abstand das beste Buch in diesem Universum.
Schon weil es endlich verschiedene Protagonisten gibt, denen wir auf ihren Abenteuern folgen. Keiner dieser Erzählstränge hat Längen und ich fand auch keinen davon uninteressant oder langweilig.
Ein wenig vorhersehbar vielleicht, obwohl ich auch das genossen habe. Man kann sich voll ins Abenteuer stürzen und bekommt gute Unterhaltung, die leicht zu lesen ist. Es gibt praktisch keine Längen und keine überflüssigen Handlungsfäden.
Praktisch alles was mich noch an den Weitseher Büchern gestört hat, wurde hier weggelassen oder auf erträgliches Maß reduziert.
Als Bonus gibt es einigen Fan Service, denn wer den Abenteuern von Fitz Chivalric gefolgt ist, bekommt hier noch wunderbaren Kontext, zu einzelnen Figuren.
Ich vergebe 4,5 Sterne und habe mir den nächsten Band auch gleich gekauft.