José-Louis Bocquet - Die Frau ist frei geboren / Olympe de Gouges

  • Von Montauban 1748 bis zum Pariser Schafott 1793: Fünfundvierzig Jahre des außergewöhnlichen Lebens einer Frau und die Erfindung einer neuen Idee in Europa: der Kampf für die Rechte der Frauen. In einer bürgerlichen Familie in der Provinz geboren, vermutlich als uneheliches Kind eines Dramatikers, hat Marie Gouze, genannt Olympe de Gouges, die zweite Hälfte des 18. Jahrhunderts durchquert, wie es nur wenige Frauen taten. Als Schriftstellerin und engagierte Polemikerin grenzt sie sich durch ihren unabhängigen Geist und die mitunter radikale Originalität ihrer Standpunkte ab. Sie setzt sich für die Abschaffung der Sklaverei und insbesondere für die bürgerlichen und politischen Rechte der Frauen ein. Wegen ihrer Ablehnung von Robespierre und den Verfechtern der Revolution wird sie während der Terrorherrschaft guillotiniert. Catel und Bocquet schildern in romanhafter und doch historisch präziser Weise das Leben dieser besonderen Frau, deren Ideale ihrer Zeit voraus waren und die Kernwerte unserer heutigen Gesellschaft bilden. Ein wunderbares Frauenporträt und eine leidenschaftliche Hommage an eine der wichtigsten Figuren des Feminismus... (Klappentext)


    ❃❃❃❃❃

    ">>Dann ist unser Kampf noch längst nicht beendet. Die Frauen sind von Bildung und Macht ausgeschlossen. Bloß gut, dass man uns nicht verboten hat zu schreiben!<<

    >>Genau. Tauchen wir unsere Federn in das Tintenfass der Hoffnung!<<"

    (S. 334)


    Olympe de Gouges ist bei uns eher unbekannt und das obwohl sie eine der wichtigsten Vorreiterin der feministischen Bewegung war - das bereits schon im 18. Jahrhundert.

    Wenn, dann hört man eher als Kurtisane mit unangepasstem Lebensstil von ihr, wobei ihr politisches und feministisches Engagement völlig in den Hintergrund rückt oder gleich überhaupt nicht erwähnt wird. Das war jedoch zu ihren Lebzeiten schon der Fall.


    Dieser Comic wirkt dem entgegen und lässt die Erinnerung an sie aufleben, indem er sich ihrem Leben widmet und so auch der jüngere Generation zugänglicher und interessanter macht.

    Hier erfährt man alles Wesentliche von der Französin, begonnen bei ihrer Geburt, bis hin zu ihrem Gang zum Schafott.


    ">>Das Land muss wirklich begreifen, wie viel Unrecht den Frauen getan wird. Ich habe die Schwarzen verteidigt, und meine Schwestern werden nicht viel besser behandelt.

    Wenn eine untreue Ehefrau oder eine ungehorsame Tochter fürs ganze Leben in ein Kloster gesteckt werden kann, nur weil ein Ehemann oder Vater das will, ist das nicht ein Skandal?<<"

    (S. 320)


    Im Comic erfährt man, in Kombination mit fiktiven Elementen, das alles noch genauer und viel mehr. Obwohl ich das tragische Ende dieser starken Frau kannte, fieberte ich mit.


    Auch der sehr einfache zeichnerische Stil von Catel Muller in schwarz-weiß konnten überzeugen, wenn auch manchmal etwas zu dunkel schraffiert.

    Da es im Lebenslauf von Olympe de Gouges auch Lücken gibt, sind auch manchmal gewaltige Zeitsprünge vorhanden. Dies betrifft aber nur ihre früheren Jahre.


    Ich war jedoch vom darin enthaltenen Jargon nicht immer ganz so angetan, da dieser allzu hip und daher völlig deplatziert wirkt.


    Im Anschluß gibt es dann noch ein Literaturverzeichnis und ein Personenregister, inklusive Kurzbiographie der jeweiligen Personen.

    Die hochwertige HC-Ausgabe aus dem Splitter-Verlag mit Umschlag ist ein zusätzlicher Pluspunkt, der diesen Comic nicht nur im Regal gut aussehen lässt, sondern einem auch immer wieder zum Schmökern einlädt.


    ">>Hörst du denn gar nicht mehr auf zu schreiben, Olympe?<<

    >>Mein Körper ist gefangen, aber mein Geist ist frei. Und da unsere Kerkermeisterin das Geld liebt und meine treue Justine zu mir hält, finden meine Schriften ihren Weg zum Drucker und sodann an die Mauern in ganz Paris.<<"

    (S. 393)


    Fazit: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5:

    Mit dieser Comic-Biographie der Feministin und Revolutionärin Olympe de Gouges habe ich mir nicht nur ein wahres Comic-Schmankerl ins Regal geholt, sondern auch eine tolle und vor allem interessante und informative Biographie, welche die Erinnerung an diese faszinierende und mutige Frau wieder hochleben ließ.

    Für die jüngere Generation, Interessierte und vor allem für diejenigen, welche Olympe de Gouges noch nicht kennen, ein toller und leichter Einstieg.

    Und somit beende ich meine Rezension mit einem Zitat von Olympe de Gouges:


    "Mann, bist du fähig, gerecht zu sein? Es ist eine Frau, die dir diese Frage stellt, zumindest dieses Recht nimmst du ihr nicht. Sag mir, wer hat dir die unumschränkte Herrschaft verliehen, mein Geschlecht zu unterdrücken? Deine Kraft? Deine Begabungen? Beobachte den Schöpfer in seiner Weisheit; prüfe die Natur in ihrer ganzen Größe, der du dich annähern zu wollen scheinst, und gib mir, wenn du es wagst, ein Beispiel für diese Tyrannenherrschaft...."

    (Olympe de Gouges)


    © Pink Anemone (auf dem Blog mit vielen Bildern, einer Kurzbiographie, Leseprobe u.v.m.)

  • Mario

    Hat den Titel des Themas von „Catel Muller + José-Louis Bocquet - Die Frau ist frei geboren - Olympe de Gouges“ zu „José-Louis Bocquet - Die Frau ist frei geboren / Olympe de Gouges“ geändert.